* Neue Töne machen gute Laune und begeistern
17.03.09 (Reilingen)
Erstes Konzert des MGV 1902 nach über zwei Jahren / Gelungene Umstellung des bisherigen Liedgutes und Präsentationsstils / Fast 400 Zuhörer füllen Fritz-Mannherz-Halle / Chorleiter Bernhard Bentgens motiviert Aktive wie Zuhörer
Sorgen neue Töne wirklich für gute Laune, oder wollen sie vielleicht nur den Zuhörer blenden? Eigentlich weiß man dies nie so genau – vor allem dann, wenn es darum geht, einem in die Jahre gekommenem Gesangverein einen frischen Anstrich zu verpassen. Dass neue Töne aber wirklich auch gute Laune bringen können, beweist seit einigen Jahren in Hockenheim der frühere Arbeitergesangverein, heute der AGV Belcanto. Aber auch der Reilinger MGV 1902 scheint auf dem richtigen Weg zu sein, mit Schwung, Elan und vielen neuen Ideen dem Traditionsverein nicht nur eine andere Fassade zu verpassen, sondern wirklich neue Töne erklingen zu lassen. Und dass diese auch gute Laune versprühen, erlebten am Sonntag fast 400 Zuhörer in der nahezu auf den letzten Platz besetzten Mehrzweckhalle der Fritz-Mannherz-Hallen. Das erste öffentliche Konzert nach mehr als zwei Jahren begeisterte das Publikum, das teilweise stehend den Sängerinnen und Sänger, vor allem aber auch Chorleiter Bernhard Bentgens, applaudierte. Ganz weit weg von den bisher gekannten und in der Art der Durchführung eigentlich immer gleichen Chorkonzerten bewiesen die MGV-Verantwortlichen Mut, neue Schritte zu wagen. „Heute singen wir andere Lieder – mit neuen Tönen, die gute Laune machen“, versprach Bernhard Bentgens, der an diesem Nachmittag nicht nur als Dirigent und Pianist sein Können bewies, sondern sich auch als charmanter Plauderer – und diers stets mit einem Augenzwinkern – immer wieder in den Programmablauf mit einbrachte. In zweijähriger Vorarbeit habe man für die „Stadt“ Reilingen eine „Hitparade der guten Laune“ zusammengestellt. Mit Musik, wie sie im Gegensatz zu den benachbarten „Dörfern“ Hockenheim und Speyer eben nur in der Spargelgemeinde gerne gehört werde. Ehe es aber dann soweit war, um mit „Wochenend und Sonnenschein“ in den vom MGV 1902 versprochenen „Gute-Laune-Abend“ einzutauchen, wurden schnell noch all die Lieder angesungen, die eigentlich gar nicht zu singen sind – weil zu ernst oder gar zu bekannt! Um die Sängerinnen und Sänger nicht mit einem solchen Liedgut zu strapazieren, hatte diese Aufgabe die Solistin Dr. Barbara Knerr übernommen, die ihre wunderbare Stimme zum Klang der von ihr selbst gespielten Minigitarre erklingen ließ. Dann war der Moment gekommen, dass auch die Chöre und Ensembles des MGV 1902 zu hören waren – und wie! Melodien von Udo Jürgens, Reinhard Mey oder den Comedian Harmonists füllten den Raum, Lieder, einst von Frank Sinatra, ABBA oder Tom Jones „verhunzt“ (so Bernhard Bentgens vielsagend lächenlnd) mit neuen Texten versehen neu interpretiert. Das Publikum war so nie vor Überraschungen sicher, Wandlungen oder gar „Sprünge“ wurden als bewusste Stilmittel eines etwas anderen gesanglichen Arrangements als Mittel zum Zweck eingesetzt. Aber nicht einfach so – oder gar ohne Hintergedanken: Auch wenn die Auftritte bei der Premiere des neuen, des anderen MGV 1902 locker und leicht, zuweilen gar (gewollt) komisch wirkten: Es muss harte Arbeit für alle Aktiven gewesen sein, sich auf diese Bentgens’sche Art einzulassen. Da die Sängerinnen und Sänger über ein breites, sicheres und gutes Angebot an Stimmen verfügen, wurden trotz der anfänglichen und überaus verständlichen Nervosität die verschiedenen Programmpunkte nicht einfach abgespult, sondern regelrecht inszeniert. Für den Anfang sicher nicht schlecht, aber, und da darf auch Kritik erlaubt sein, noch verbesserungswürdig. So wird man nicht nur an den lockeren Körperbewegungen zu beschwingten Liedern arbeiten müssen, sondern vor allem die Frauenstimmen auch noch etwas an der Sprachgenauigkeit besonders bei den Texten schnellerer Stücke. Grundsätzlich, und das muss als Fazit für das erste MGV-Konzert nach über zwei Jahren festgehalten werden, sind der Männerchor, die „Chory Feen“ (Frauenchor), der kleine gemischte Chor, das Doppelsextett als auch das MGV-Quartett auf dem besten Weg, ihr gestecktes Ziel zu erreichen: Mit neuen Tönen gute Laune zu vermitteln. Dies natürlich auch Dank vieler bewährter Einzelkräfte wie Dr. Klaus Geng am Piano, oder den beiden Moderatoren Thomas Müller und Andrea Kief.
Nachdem zuvor viel gelacht, mitgesungen und mitgeklatscht werden durfte, klang das Konzerterlebnis mit dem eher beruhigenden „Gute Nacht Freunde“ und zweier Zugaben aus. „Die haben Sie verdient, es war so schön mit Euch!“ Das Fazit von Chorleiter Bernhard Bentgens kam von Herzen und galt für die Sängerinnen und Sänger, als auch das begeisterte Publikum zugleich. (og)