Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Entwicklung von Handel und Gewerbe entscheidend mitgeprägt

04.05.02 (Handel & Handwerk)

Ein Blick in die Geschichte des Gewerbevereins Hockenheim
Betrachtet man die Geschichte des Hockenheimer Gewerbevereins und vergleicht diese mit der nun 1230-jährigen Entwicklung
der nordbadischen Stadt am unteren Kraichbach, dann stellt man fest, daß dieser Verein sehr jung ist, aber die Entwicklung des Handels in den letzten 100 Jahren entscheidend mitgeprägt hat. Weiterlesen »

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Als de Gaulle den Rhein bei Hockenheim überquerte

08.04.02 (Geschichte allg.)

Noch immer ist es schwierig, das Geschehen während der NS-Diktatur in der Rennstadt aufzuarbeiten. Die, die diese Zeit miterlebten – und das sind altersbedingt nicht mehr viele -, wollen über diese Zeit nicht mehr sprechen. Oder Angehörige verbieten es immer wieder, über die Aktivitäten ihrer Familienmitglieder “Etwas” zu veröffentlichen. Selbst vor rechtlichen Schritten wird nicht zurückgeschreckt, in einzelnen Fällen sogar “Hieb” (Schläge) angedroht. Weiterlesen »

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Von Jagdbombern wie die Hasen gejagt

08.04.02 (Geschichte allg.)

Ein herrlicher Frühlingstag war angebrochen. Die Bewohner der Rennstadt  hockten aber vorwiegend in ihren Häusern, denn außerhalb wurden sie von den allgegenwärtigen Jagdbombern wie die Hasen gejagt. Bei helllichtem Tag war es so gut wie unmöglich, draußen in der Gemarkung das Feld zu bestellen oder im Garten der gewohnten Arbeit nachzugehen. Obwohl der zweite Weltkrieg in der Karwoche 1945 für Hockenheim und die umliegenden Gemeinden so langsam zu Ende gehen sollte, war ein von den Kriegsereignissen zwar geprägtes, aber dennoch relativ geordnetes Leben nicht mehr möglich. Weiterlesen »

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Gerichtsbräuche vor über dreihundert Jahren

18.03.02 (Recht & Ordnung)

Wieviel Menschen nehmen unbedacht das Wort von der „guten alten Zeit“ in den Mund, ohne sich darüber im Klaren zu sein, was in früheren Zeiten nun wirklich „besser“ war. Genau genommen war gar nichts besser, denn bereits damals machten sich die Menschen einander das Leben schwer. Und von Übelständen war auch in Hockenheim kein Jahrhundert frei. Weiterlesen »

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Raufereien waren an der Tagesordnung

17.03.02 (Arbeit & Soziales, Handel & Handwerk, Recht & Ordnung)

Die Straßen waren unsicher. Gewalt und Diebstahl hatten zugenommen. „Damit das im Lande sich häufende ruchlose Raub- und Diebsmäßige Gesindel nicht weiter überhand nehme“, ließ auch der pfälzische Kurfürst Zuchthäuser einrichten. Er beabsichtigte auf diese Weise, wie es in einem Edikt von 1747 heißt, „bessere Sicherheit und Bequemlichkeit sämtlicher Einwohner“ herzustellen. Weiterlesen »

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Inflation machte Hockenheimer zu Milliardären

03.03.02 (Arbeit & Soziales, Geschichte allg., Handel & Handwerk)

Das Leben wurde immer teuerer. Wer ein Ei kaufen wollte, musste im Jahr 1922 dafür im Februar 2.50 Mark bezahlen. Das war noch günstig, denn ein halbes Jahr später kostete ein Ei bereits 7.50 Mark. Bis November stieg der Milchpreis für einen Liter von 4.60 auf 75 Mark.  Zum Jahresende kostete ein Pfund Schweinefleisch 800 und ein Pfund Butter zwischen 1.800 und 2.000 Mark. Ein Kilo Brot gab’s schon für 140 Mark und ein Pfund Kristallzucker für 200 Mark, Würfelzucker kostete zehn Mark mehr. Wer Arbeit hatte, verdiente eine Menge Geld, konnte sich aber wenig dafür leisten. Weiterlesen »

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Hockenheim und die Zigarrenindustrie

24.02.02 (Arbeit & Soziales, Handel & Handwerk)

Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert führte auch in der badischen Rheinebene zu einem Strukturwandel im Wirtschaftsleben. Der französische Einfluss machte sich bemerkbar – nicht nur auf politischer Ebene. Französische Soldaten hatten auf ihren Feldzügen die ersten Zigarren mitgebracht, das Rauchen kam mit den Jahren auch in Deutschland in Mode. Noch mußte der Tabak teuer aus Übersee importiert werden. In Hamburg entstand 1788 die erste Zigarrenfabrik. Die gewaltige Nachfrage nach den gerollten Tabakblättern ließ relativ rasch einen neuen Industriezweig entstehen: die Zigarrenproduktion. Weiterlesen »

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Eine Frage des Wassers

23.02.02 (* Lokalreporter-Archiv)

„Da trinke ich schon mal ein Glas Wasser – und dann ist es verseucht“, berichtete FWV-Stadtrat Toni Völker am Ende der jüngsten Gemeinderatssitzung seinen Kolleginnen und Kollegen am Ratstisch im Schwetzinger Rathaus. Die Information im Zusammenhang mit der bakteriellen Verunreinigung des Trinkwassers habe ihn erschrecken lassen, denn bisher habe er nichts davon gewusst, dass weite Teile des Hirschackers und auch des Bereichs „Langer Sand“ ihr Trinkwasser aus dem Wasserwerk Rheinau erhalten. „Ich dachte die ganze Zeit, bei mir und meinen Nachbarn läuft das gute Wasser aus der Schwetzinger Hardt aus dem Hahn.“ Weiterlesen »

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Rund um die Nikolausbrücke

06.12.01 (Straßen, Fähren & Verkehr)

Nikolauskirche Der heilige Nikolaus hinterließ auch in Speyer seine Spuren
Rund um die Nikolaus- oder Sonnenbrücke und unterhalb des Heidentürmchens herrschte einst das geschäftige Treiben der Schiffsbauer, Schiffer, Hafenarbeiter und Rheinkaufleute. Wer heute im „Hasepuhl“ wohnt, lebt in einem ehemaligen Flußlauf und mittelalterlichem Hafengelände. Wer im unteren Domgarten zum Rhein hinausgeht, schlendert durch ein altes Hafenbecken. Auf der Sonnenbrücke befindet man sich mitten im „Nikolausviertel“. Darauf verweist der moderne Brückenheilige Nikolaus von Myra von Wolf Spitzer.
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O Tannenbaum, o Tannenbaum …

05.12.01 (Brauchtum & Tradition, Geschichten & Erzählungen)

„O Tannenbaum, o Tannenbaum“ – ein beliebtes Volkslied – erinnert mich besonders an meine Kindheit, die ich bei meinen Großeltern in Speyer verbrachte. Am Weihnachtsabend versammelte sich die gesamte Familie in der kleinen, bescheidenen Wohnung, wo aber immer ein mit Kerzen, Naschwerk, Glaskugeln und Lametta festlich geschmückter Tannenbaum stand. Weiterlesen »

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Rheinzabern und die römische Tonverarbeitung

20.11.01 (Geschichte allg., Handel & Handwerk, Museen & Archive, Städte & Gemeinden)

Rheinzabern, das römische Tabernae, war im 2. und 3. Jahrhundert nach Christus das bedeutendste Töpferzentrum nördlich der Alpen. Von hier aus exportierten die großen Manufakturen in die römischen Provinzen von Britannien bis zum Schwarzen Meer. Die hervorragende Tonqualität, die reichen Vorräte an Holz und Wasser und die sehr günstige Verkehrslage an den Ufern des Rheins bildeten die Grundlage für die marktbeherrschende Stellung Rheinzaberns.
Bei den Käufern war vor allem die Terra Sigillata, die flammend rote Feinkeramik, begehrt. Moderne Berechnungen ergeben für Rheinzabern eine jährliche Produktion von über einer Million Gefäßen. Die Manufakturen stellten in erster Linie Gefäße ohne Dekor in einer Vielzahl von Formen her. Berühmt ist Rheinzabern aber auch für seine Bilderschüsseln.
Diese erforderten vom Töpfer ein besonderes handwerkliches und künstlerisches Können.
Die Germaneneinfälle von 259/260 nach Christus setzten der Entwicklung Rheinzaberns ein jähes Ende. Die Manufakturen erlitten dabei so großen Schaden, dass seit dieser Zeit keine Bilderschüsseln mehr produziert wurden. Das endgültige Ende kam für die Töpfereien im Jahre 352 nach Christus. Bei einem erneuten Germaneneinfall, der die gesamte Rheinebene schwer verwüstete, wurde auch Rheinzabern zerstört.
Der Ziegelfabrikant Wilhelm Ludovici war der erste, der systematische Ausgrabungen in Rheinzabern durchführte. Er veröffentlichte die Ergebnisse und vermachte zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Sammlung dem Museum. Sie bildet heute den Grundstock der Terra Sigillata-Sammlung des Historischen Museums der Pfalz Speyer.

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Die Ungarn kämpften in der Kurpfalz gegen Frankreich

05.06.01 (Geschichte allg.)

Ab 1792 griff der französische Revolutionskrieg auch auf das Gebiet der grenznahen Kurpfalz über. Eine scheinbar nicht mehr abreißen wollende Folge kriegerischer Auseinandersetzungen vernichtete Hab und Gut der friedlich lebenden Menschen. Weiterlesen »

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Fördermittel auch für private Investitionen im Sanierungsgebiet

23.02.01 (* Lokalreporter-Archiv)

Ab sofort dürfen sich die Eigentümer von Wohnungen und Häuser im Viertel zwischen der Dreikönigs- und Wildemannstraße sowie Mannheimer- und Hebelstraße bei Gebäudemodernisierungen und –instandsetzungen auf öffentliche Fördergelder freuen. Einstimmig beschloss der Schwetzinger Gemeinderat während seiner Sitzung am Donnerstagabend, die vom Land Baden-Württemberg bewilligten Fördermittel für das Sanierungsgebiet Quartier II nicht nur für die anstehenden Neuordnungsmaßnahmen im öffentlichen Bereich, sondern auch für Zuschüsse an modernisierungswillige private Gebäudeeigentümer zu verwenden. Weiterlesen »

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* Einzug der Gladiatoren mit den “Hewwelguggler”

31.10.00 (* Lokalreporter-Archiv)

Zum Abschluss der Motorsportsaison auf dem Hockenheimring ging es noch einmal rund. Die DTM-Finalläufe lockten am vergangenen Wochenende wieder mehr als 50 000 Zuschauer ins Motodrom. Bereits die Vorstellung der Fahrer und der Einzug der Rennwagen wurde zu einem stimmungsvollen Ereignis, das die Besucher auf den Tribünen begeisterte. Weiterlesen »

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* Faszination Backfischfest

10.08.00 (* Lokalreporter-Archiv)

Das Ketscher Backfischfest gehört nicht nur zu den größten Volksfesten dieser Art, es steht auch auf der Beliebtheitsskala ganz oben. Längst kommen die Besucher nicht nur aus der engeren Umgebung auf den Festplatz im “Bruch” sondern aus einem Umkreis von mehr als 100 Kilometer. Dies macht ein Gang über die Parkplätze deutlich, wo Autokennzeichen wie HN (Heilbronn), PF (Pforzheim), KA (Karlsruhe) oder TBB (Main-Tauber-Kreis) keine Seltenheit mehr sind. Weiterlesen »

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Der Eremit mit dem falschen Wanderstab

27.07.00 (Geschichten & Erzählungen, Glaube & Religion, Landschaft & Orte)

Schon manchem Wanderer ist in einem Weinberg auf der Forster Gemarkung „Kirchenstück“ ein hübscher barocker Bildstock aufgefallen. Wer sich damit beschäftigt hat, kommt unumwunden mit dem Heiligen Cyriakus in Kontakt. Er gilt als einer der wichtigsten Weinheiligen der Pfalz. Traditionell bringen ihm am 8. August die Weinbauern der Pfalz während einer Wallfahrt zur Stätte seines Wirkens, der Cyriakuskapelle bei Lindenberg, die ersten reifen Trauben zum Opfer dar. Weiterlesen »

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Der Hortfund von Hagenbach

09.07.00 (Forschung & Archäologie, Geschichte allg.)

Im Jahr 213 nach Christus trat der germanische Stammesverbund der Alamannen zum ersten Mal in Erscheinung. Im Laufe der nächsten beiden Jahrhunderte entwickelte er sich zu einer permanenten Bedrohung für die Bewohner der germanischen und gallischen Provinzen. Nach dem Tode des römischen Kaisers Aurelian im Jahre 275 nach Christus kam es zu Einfällen mit flächendeckenden Plünderungen und Zerstörungen. Die germanischen Scharen drangen dabei bis in die römischen Provinzen im Süden des heutigen Frankreichs vor.
Da die Plünderer unerwartet und in meist großer Zahl erschienen, waren die Grenztruppen und die nur schwach besetzten Militärposten im Hinterland meist nicht in der Lage, sie aufzuhalten. Einzig die Rheinüberquerung der schwer mit Beute beladenen Trupps auf dem Heimweg bot den römischen Soldaten die Gelegenheit zum Gegenschlag. Der eindrucksvolle Hortfund von Hagenbach gilt als packendes Zeugnis diese dramatischen Ereignisse.
Mehr als 390 Objekte konnten wieder geborgen werden. Darunter befinden sich auch 130 silberne Votivbleche, die aus einem Marstempel stammen  die größte Ansammlung von Votivblechen, die je gefunden wurde! Viele Votivbleche tragen eine Inschrift mit dem Namen des Stifters. Eine Inschrift enthält den Namen Obbelexxus - den Namen des Asterixgefährten gab es also wirklich! Das Silbergeschirr aus dem Hort ist größtenteils zerschnitten, bzw. zerhackt  die Beute wurde unter den Plünderern nach Gewicht aufgeteilt. Daneben raubten die Germanen reichlich Bronzegefäße sowie zahlreiche Äxte und Beile. Diese Waffen waren dem Gott des Heiligtums geweiht. Um sie vor Raub zu schützen, wurden sie unbrauchbar gemacht.
Der Hortfund von Hagenbach verdeutlicht die Vorgehensweise der Germanen bei ihren Plünderungszügen und birgt wertvolle, zum Teil einzigartige Fundstücke der römischen Zeit.

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Apotheke als Drogerie und Süßwarenhandlung

21.01.00 (Arbeit & Soziales, Handel & Handwerk, Recht & Ordnung)

Der Begriff Apotheke entstammt der griechischen Sprache und kann mit Speicher oder Vorratskammer übersetzt werden. Die Idee, ein Depot für Drogen, Gewürze, Spezereien  aber auch Arzneimittel  einzurichten, entstammt dem arabischen Raum. Im Abendland entstanden im 9. Jahrhundert Kloster und Hospitalapotheken. Seit dem 13. Jahrhundert bildeten sich die Vorformen der heutigen öffentlichen Apotheken aus.
Der Speyerer Stadtrat bestimmte am 12. Juli 1553 in einer Ordnung der Handwerke und des Handels: „Apotecker haben feil allerhand Specerey/ auch zucker eyngebeißt Confect/ und gemeinlich alles was inn ein Apotecken und zur Artzney gehörig ist/und nit weiters.“ Die Apotheke wurde hier also eher als eine Einrichtung des Handel betrachtet, die auch dem Gesundheitswesen diente; sie war Drogerie und Süßwarenhandlung, aber mehr zu verkaufen war den Apothekern verboten  wohl um zu verhindern, dass aus der Apotheke ein Kramladen wurde.
Im Jahr 1578 erließ der Rat eine Apothekenordnung, in der die Bedeutung für das Gesundheitswesen deutlich zum Ausdruck kam und die recht modern erscheint. Die Apotheker mussten schwören, dass ihr Gewerbe nur von ihnen selbst oder ihren vereidigten Gesellen ausgeübt wurde. Lehrjungen und Gesellen war es allerdings verboten, Medikamente selbständig herzustellen oder auszugeben. Der Apotheker war verpflichtet, alles vorrätig zu halten, was in eine „redtliche Apoteck“ gehörte, und die Vorräte richtig zu lagern, so dass sie nicht vorzeitig verderben konnten. Er musste sie in jedem Quartal auf ihre Brauchbarkeit überprüfen, und ihm war bei schwerer Strafe verboten, alte Heilmittel unter neue zu mischen.
Den Patienten durfte nur die ihnen vom Arzt verordnete Arznei verkauft werden und kein anderes Mittel, auch wenn es die gleiche Wirkung hatte. Die Rezepte durften nur genau nach Vorschrift frisch hergestellt und nur nach Rücksprache mit dem Arzt geändert werden. Jedes Medikament wurde mit dem Namen des Patienten, Herstellungsdatum und Preis versehen.
Wollte der Apotheker größere Mengen eines Arzneimittels auf Vorrat anfertigen, dann musste ein vereidigter Arzt die Zutaten kontrollieren, die Zubereitung überwachen und das fertige Mittel mit dem Herstellungsdatum versehen. Der Rat konnte die Apotheken jederzeit kontrollieren lassen. Gifte und andere gefährliche Stoffe durften nur an Ärzte und an andere Personen nur gegen Rezept abgegeben werden. Diese Substanzen durften nur so aufbewahrt werden, dass sie nicht mit anderen verwechselt oder vermischt werden konnten. Der Apotheker konnte dem Patienten den Preis für ein Medikament stunden, den Armen musste er es für höchstens die Hälfte des Preises überlassen. Weiterhin durfte kein Arzt am Verkauf der Medikamente beteiligt werden.
Eine umfangreiche Ordnung aus dem Jahr 1614 regelt unter anderem, dass die Apotheken in jedem Herbst nach der Frankfurter Messe, einer hauptsächlichen Bezugsquelle der Speyerer Apotheker für seltene Substanzen, von Ärzten und einer Kommission des Rates visitiert wurden um sicherzustellen, dass ausreichende Vorräte in guter Qualität vorhanden waren. Die Visitatoren konnten alles, was ihnen untauglich erschien, sofort wegwerfen, wozu der Apotheker eigens einen Zuber bereitstellen musste. Weiterhin konnten die Ärzte jederzeit eine Visitation durchführen, wenn sie den Verdacht hatten, dass Medikamente falsch oder aus verdorbenen Zutaten bereitet wurden.
In der beigefügten Preisordnung sind die Substanzen aufgeführt, denen man damals eine heilende Wirkung zuschrieb. Die Kamille ist immer noch als Heilmittel bekannt, dagegen finden Endivie und Brunnenkresse heute eher als Salat Verwendung. Auch andere damalige Heilmittel wie Lorbeerblätter, Liebstöckel, Petersilie, Majoran oder Salbei sind uns aus der Küche vertraut. Ziemlich exotisch erscheinen allerdings Zutaten wie: “ Eines Menschen Hirnschahl gebrant und bereit …; Geschabener oder gefeilter wilder Schweinszan …; getrucknete oder gebrante Regenwurm …; Mumich (Mumie) …; Menschenschmaltz…”

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Einkaufserinnerungen von anno dazumal

17.11.99 (Museen & Archive)

Deutsches Verpackungsmuseum Heidelberg
Es gibt viele Museen in der Kurpfalz, die bekannt und bei den Besuchern beliebt sind. Es gibt aber Museen, die kennt fast niemand oder werden oft nur durch Zufall entdeckt. Das gilt für viele Heimatmuseen und Ausstellungen in der Region – und auch für das Deutsche Verpackungsmuseum. Weiterlesen »

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Der Eremit mit dem falschen Wanderstab

07.10.99 (Brauchtum & Tradition, Geschichten & Erzählungen, Landschaft & Orte)

Schon manchem Wanderer ist in einem Weinberg auf der Forster Gemarkung „Kirchenstück“ ein hübscher barocker Bildstock aufgefallen. Wer sich damit beschäftigt hat, kommt unumwunden mit dem Heiligen Cyriakus in Kontakt. Er gilt als einer der wichtigsten Weinheiligen der Pfalz. Traditionell bringen ihm am 8. August die Weinbauern der Pfalz während einer Wallfahrt zur Stätte seines Wirkens, der Cyriakuskapelle bei Lindenberg, die ersten reifen Trauben zum Opfer dar. Schon die römischen Winzer opferten ihre ersten reifen Trauben dem Weingott Bacchus. Heute gehen die Volkskundler davon aus, daß die frühen christlichen Winzer der gallo-romanischen Pfalz diese Tradition fortsetzten und ihren Heiligen opferten.
Immerhin ist Speyer seit der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts ständig der Sitz eines Bischofs. Cyriakus lebte, so die Legende, als Einsiedler in der Nähe der erwähnten Kapelle. Sie ersetzte ab 1550 im Halsgraben der zerstörten Lindenburg einen älteren Vorgängerbau. Die Überlieferung berichtet, daß das Glöckchen der älteren Kapelle von Cyriakus stets solange geputzt wurde, bis es silbern glänzte. Und zum Dank habe es dann regelmäßig von alleine geläutet, wenn der Einsiedler von seinen weiten Wanderungen zurückkehrte. Die Pfälzer Winzer und Bauern liebten und verehrten den Mann sehr. Er fand überall offene Tore, Hände und Herzen. Er war schließlich auch eine besondere Gestalt in seiner verwitterten Kutte mit seinem langen silbernen Bart und seiner im Mondlicht glänzenden Glatze.
Am meisten soll es ihn nach Deidesheim gezogen haben, wo die alte Verbindung nach Lambrecht zutage tritt, die über die Waldweiderechte der Talgemeinde und den jährlich dafür fälligen Tributbock bestand. Die Legende berichtet weiter, daß Cyriakus auf dem Heimweg von einer langen Wanderung eine Einkehr suchte. Seine Beine waren so müde, daß er einen Wanderstab benutzte. Nachdem er am Ende eines Weinberges unterhalb des Wachenheimer Schloßberges bei der Wachtenburg etwas geruht hatte, nahm er nach dem Aufstehen noch etwas verschlafen vom Kammert-Wingert einen Lännerichbalken fort, der mit Weidenruten an die Stiffel gebunden war. Ganz in der Meinung, sich wieder auf seinen Wanderstock zu stützen, nahte er sich dem Wachenheimer Südtor, der Kirchpforte. Verdutzt blieb er stehen, denn das Tor tat sich nicht wie gewohnt von alleine auf. Er konnte rufen, klopfen, schreien, das gewaltige Tor blieb verschlossen.
Da kam, hundemüde, verschwitzt und staubbedeckt, den breiten Karst mit dem leeren Krug geschultert, ein alter Wachenheimer Winzer aus dem Feld heim. Der alten Überlieferung nach hatte der gute Mann nach getanem Tagwerk „Dorscht, Hunger, Schloof und einen Ekel vor de Erwet“.Er erblickte den heiligen Mann, der vergeblich versuchte, in die Stadt zu gelangen. Der Winzer war zugleich hellwach und seine Augen verzogen sich zu einem verschmitzten Lächeln. Woher er denn den Wingertsbalken habe, den er als Wanderstecken benutzte? Und da fiel es Cyriakus wie Schuppen von den Augen: Entwendet hatte er ihn, abgerissen vom Kammert-Wingert eines Winzers, zu dessen Schaden und zum Schaden des Weines.
Ohne auf seine Müdigkeit zu achten, ging der Eremit zurück an den Ort seiner Missetat und band den Balken wieder sorgfältig dort an, wo er ihn im Halbschlaf weggerissen hatte. Schnell waren die biegsamen Weidenruten, die er geschnitten hatte, wieder geknüpft und fast der alte Zustand wieder hergestellt. Cyriakus schleppte sich zurück an die Kirchpforte, die sofort aufsprang, als er wie immer noch fast hundert Schritte davor entfernt war. Wenn Heilige etwas wünschen, so ahnen sie den göttlichen Willen.
Der Heimatdichter Leopold Reitz beschrieb 1937 diese Szene des Heiligen Cyriakus folgendermaßen: „Ich möchte an einem schönen Herbsttag sterben. Gegen Abend, wenn der himmlische Weinherr seinen Knecht mit der Hippe in die Lese schickt. Dann will ich ihm mit Heiterkeit und Milde mein Herz hinhalten wie eine goldene Traube. Dann wird ein Bauer vorüberkommen, sein Käppchen abnehmen und sagen: Schade, er hat uns viel geholfen.“ Die Legende wird auf dem besagten Bildstock wieder lebendig. Betrachtet man die Steintafeln näher, sieht man unten rechts den Heiligen Cyriakus, der sich müde ausruht. Links entdeckt man den Kammert-Wingert, oben links wartet der Einsiedler auf Einlaß in die Stadt und rechts oben ist die alte Cyriakus-Kapelle aus dem 13. Jahrhundert oberhalb von Lindenberg zu erkennen. Der Bildstock dokumentiert aber zugleich auch den Erwerb eines Weinberges in der Lage „Kirchenstück“ durch Wilhelm Spindler im Jahre 1656.
Sowohl der Bildstock als auch die Kaufurkunde sind noch im Familienbesitz des noch heute bestehenden Weingutes. Was aber macht das „Forster Kirchenstück“ zu einem solch wertvollen und geschichtsträchtigen Weinberg? In alten Dokumenten ist zu lesen, daß er der wohl einzigste Wingert der Welt ist, an dem ein ganzes Regiment Soldaten im Parademarsch vorbeidefilierte. Dies geschah 1652, als das Königreich Spanien seine Besatzung nach Ende des Dreißigjährigen Krieges aus Frankenthal abzog. Unter dem Kommando des Oberst Julio Antonio Frangipani, er war ein Liebhaber der Weine vom „Forster Kirchenstück“, geschah dann das Unglaubliche: Die 800 Mann der Fußtruppen präsentierten ihre Musketen, 200 Reiter zogen die Säbel blank. Frangipani ließ sein Pferd niederknien und salutierte selbst mit dem Degen. Und dann erst der Vorbeimarsch der Spanier – das ist wiederum eine andere Legende der Kurpfälzer Geschichte(n).

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Wo Ella einst fast hängen blieb

30.09.99 (Musik, Kunst & Kultur)

Nicht jeder kommt rein: „Es kommt auf den Menschen an, nicht nur darauf, ob er den Eintritt bezahlen kann, oder auf sein Aussehen“, sagt Timy, der eigentlich Bernd Fraats heißt, und seit 1978 im „Cave 54“, Deutschlands ältestem Studenten-Jazzclub in der Heidelberger Altstadt, arbeitet. Wie ein Torwächter sitzt er, mittlerweile als Geschäftsführer, hinter einer Luke. Wer betrunken oder randalierend erscheint, hat keine Chance. Und auch bei einer Ingrid Steeger blieb er unerbittlich, weil sei keinen Eintritt bezahlen wollte. Weiterlesen »

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Von Kerweborscht und Kerweschlumpel

15.09.99 (Brauchtum & Tradition, Geschichte allg.)

Wird in der Kurpfalz von der “Kerwe” gesprochen, huscht zumeist ein Strahlen über die Gesichter. “Ja, Kerwe ist bei uns noch immer einer der höchsten Feiertage im Jahr”, berichten die Menschen rechts und links des Rheines und sehen in diesem volkstümlichen Fest eine jener Traditionen, die noch heute eine Gemeinsamkeit der Menschen in der Kurpfalz darstellen.
Dabei gibt es “die Kerwe” eigentlich gar nicht. Sie ist vielmehr ein Zusammenschluß der verschiedensten Dorffeste aus den letzten Jahrhunderten. Weiterlesen »

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Technische Denkmäler mit neuem Reiz

05.09.99 (Landschaft & Orte)

Es gibt immer wieder verborgene Schätze, die in privaten Sammlungen in den Jahren zusammen getragen wurden und in der Zwischenzeit die Kulturlandschaft bereichern. So hat beispielsweise in Reilingen ein technikbegeisterter Landwirt mit seiner Sammelleidenschaft bäuerliche Gerätschaften zusammengetragen, die jedes Museum bereichern würden und die niemand in dieser Qualität und Quantität in der Spargelgemeinde vermutet hätte. Weiterlesen »

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Das Leben der Vorfahren wird wieder lebendig

14.06.99 (Museen & Archive)

Winzermuseum der Weinstadt Rauenberg
Bereits beim Betreten des Winzermuseums im Landfried’schen Anwesen, dem früheren Schloß, in Rauenberg wird der Besucher mit einem Blick auf ein über einhundert Jahre alte Turmuhrwerk an den Lauf der Geschichte erinnert. Das ständige Ticken läßt spüren, wie schnell doch die Zeit vergeht. Und es ist aber gerade die Vergangenheit, die bei einem Gang durch das Museum wieder lebendig wird. Weiterlesen »

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Dem Rheingold auf der Spur

09.06.99 (Handel & Handwerk)

Bereits in der Kelten und Römerzeit wurde entlang des Rheins einem Handwerk nachgegangen, das man zunächst sich nicht vorstellen konnte: die Goldwäscherei. Das Gold stammte aus alpinem Gestein, das überwiegend von schweizerischen Gewässern mitgeschleppt und vom Wasser des Rheins in feinsten Körnchen und Flitterstaub ausgewaschen wurde. Vor der
Rheinregulierung kam es ab Basel zur stärksten Ablagerung durch die Bildung zahlreicher Sandbänke. Weiterlesen »

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