Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Handwerkliche Eistradition seit 1925

09.06.99 (Personalia, Speisen & Getränke)

Das Eiscafé Bertolini in Speyer
Zu einem Besuch im sommerlichen Speyer gehört auch seit Generationen, sich ein köstliches Eis zu gönnen. Bereits Opa und Oma holten ihr Eis „beim Bertolini“, heute ist es nicht anders. Weiterlesen »

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Stafettenläufer rasten mit Eis von den Alpen bis nach Rom

09.06.99 (Geschichte allg., Speisen & Getränke)

Ein Blick in die Speiseeis-Geschichte
„Ein Sommer ohne Eis ist wie Weihnachten ohne Christollen“, pflegte Altbundeskanzler Helmut Kohl immer zu sagen, wenn er nach dem Besuch des Gottesdienstes im Speyerer Dom sich ein leckeres Eis in der Waffeltüte leistete. Ein Blick in die Geschichte des Speiseeises zeigt, daß bereits vor 5.000 Jahren viele Chinesen davon träumten. Denn nur wenige von ihnen bekamen mitten im Sommer kühle Köstlichkeiten, die aus Milch, Fruchtsäften, Gewürzen und gefrorenem Wasser zubereitet wurden. Weiterlesen »

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Wo Graf Boppo einst regierte

23.05.99 (Burgen & Schlösser, Geschichte allg., Städte & Gemeinden)

Beeindruckend erhebt sich neckaraufwärts kurz hinter Heidelberg das Festungsstädtchen Dilsberg, 323 Meter hoch über dem Fluß gelegen. Wer es sich leisten kann und etwas Kondition mitbringt, sollte den Berg zu Fuß erklimmen. Am schönsten ist noch immer die Anreise mit dem Schiff. Weiterlesen »

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Schon im Mittelalter ein Wirtschaftsfaktor

18.05.99 (Brauchtum & Tradition, Handel & Handwerk)

Herbstmesse seit 1245 in Speyer: Zuerst Warenmessen, dann Jahrmarkt
Messen gibt es schon seit dem Mittelalter – damals freilich nicht mit Fahrgeschäften mit waghalsigen Überschlägen und Drehungen, sondern als Jahrmärkte mit Vorführungen und außergewöhnlichen Darbietungen. Und noch früher waren es reine Waren- und Verkaufsmessen. Seit jeher ist damit die Messe auch mit dem Handel verbunden. Für die ländliche Bevölkerung waren die städtischen Märkte einst die einzige Gelegenheit, sich mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. In den wenigsten Dörfern gab es einen Kaufmannsstand, so sind die Menschen aus der Umgebung zur Herbstmesse in die Städte gekommen, um dort ihre Besorgungen für den Winter zu machen. Der Messe-Sonntag ist schon traditionell der Einkaufssonntag in Speyer. Auch der Mantelsonntag hat damit genau wie die Speyerer Herbstmesse eine jahrhundertelange Tradition.
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* Gemeinsam Stärke beweisen

17.03.99 (Reilingen)

Volksbank Schwetzingen und Raiffeisenbank Reilingen beschließen Kooperationsvertrag
Der härtere Wettbewerb und die sich immer rascher ändernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben in den letzten Jahren die Notwendigkeit unterstrichen, auch im Bankenbereich zu leistungsstärkeren Einheiten zu kommen. Weiterlesen »

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Wo der Fürst das Glück des Tages genoss

23.02.99 (* Lokalreporter-Archiv, Burgen & Schlösser, Landschaft & Orte)

Wohl versteckt hinter Bäumen, Spalieren und Hecken liegt im Schwetzinger Schloßgarten die kleine, eher bescheiden wirkende Gartenanlage des „kurfürstlichen Badhauses“. In einem in sich geschlossenen Areal ließ Kurfürst Carl Theodor durch seinen Hofbaumeister Nicolas de Pigage in den Jahren 1769 bis 1775 eine entzückende Villa errichten. Der Fürst hielt sich gerne in dem bewußt dem Schloß entrückten Lust  und Ruhehaus, einem stillen Ort, auf. Hier war er ungestört vom offiziellen Hofgetriebe. Das intime Schlößchen im Park, gleich neben dem Apollohain, wurde bis zum Weggang nach München am Jahreswechsel 1777/78 zu seinem bevorzugten Aufenthaltsort. Weiterlesen »

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Ein Dichter namens Müller

30.12.98 (Personalia)

 Goethes kostbare Freundschaft
An den 250. Geburtstag von Friedrich Müller, den alle Maler Müller nennen, zu erinnern, ist keine trockene Chronistenpflicht. Er ist der bedeutendste Dichter des pfälzischen Raums aus dem 18. Jahrhundert. Johannes Friedrich Müller wurde am 13. Januar 1749 im kurpfälzischen Kreuznach geboren. In Zweibrücken erhielt er seine Ausbildung zum Maler. Seine ausgezeichneten Tierradierungen sind noch heute sehr begehrt. Rasch wurde er mit dem Hofleben vertraut und entwickelte im Freundeskreis sein literarisches Talent.
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Heldentat oder historische Legende?

30.12.98 (Geschichte allg.)

MordSeparatistenführer 1924 in Speyer erschossen
Historische Ereignisse können zu Legenden werden. Das Attentat auf den selbsternannten Präsidenten der Autonomen Pfalz am 9. Januar 1924 im „Wittelsbacher Hof“ in Speyer ist in diesem Sinne geradezu modellhaft. Das Deutsche Reich stand im Herbst 1923 am Abgrund. In der Pfalz beschritt eine von der französischen Besatzungsmacht geförderte Autonomiebewegung unter Führung des Bauernführers Franz-Josef Heinz aus Orbis einen Sonderweg: Anfang November besetzte sie pfälzische Bezirksämter und vertrieb die bayerische Kreisregierung aus Speyer.
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Sankt Wendelin und die Bruderschaft von Reilingen

12.12.98 (Brauchtum & Tradition, Geschichten & Erzählungen, Glaube & Religion)

Der Heilige Wendelin zählt zu den ersten Missionaren im Frankenreich des sechsten Jahrhunderts. Er lebte zur Zeit des Trierer Bischofs Magnerich (um 570) als Mönch oder Einsiedler in den Vogesen. Spuren oder gar sichere Quellen über seine Tätigkeit in unserem Raum gibt es nicht. Glaubt man alten Überlieferungen, soll der Missionar um 617 gestorben
sein. Sein Grab befindet sich seit dem elften Jahrhundert im saarländischen Sankt Wendel.
Der Mönch Wendelin  sein Name bedeutet im Alhochdeutschen „Wanderer oder Pilger“  wurde schnell zu einem bedeutenden Kapellen und Wallfahrtsheiligen. Vor allem im alemannischfränkischen Raum stieg er zum Volksheiligen auf und galt sehr früh als Patron der Landleute sowie für Flur und Vieh. Deswegen wird Wendelin stets dargestellt als Hirte
mit Stab und Tasche. Ein Gemälde im erzbischöflichen Museum von Utrecht zeigt ihn vor einer Klause sitzend umgeben von Lämmer, Rinder und Schweinen, im Hintergrund die Türme von Tholey oder Sankt Wendel. Grund für diese Darstellung ist die aus dem 14. Jahrhundert stammende legendäre Vita, die Wendelin zu einem iroschottischen Königssohn und Abt von Tholey machte.
Standesgemäß erzogen, verließ er seine Heimat im ärmlichen Pilgerkleid, um die heiligen Stätten in Rom aufzusuchen. Auf seinem Weg zurück kam er auch durch die Vogesen, wo er in der Stille der Wälder eine Klause gründete. Als Schweine und Kuhhirt verdiente er sich sein täglich Brot. Als er eines Tages kein Wasser mehr für die Tiere fand, stieß er, so die
Legende, voll Gottvertrauen mit dem Stab in die Erde, wo sich plötzlich eine Quelle auftat. Noch heute trägt diese Stelle den Namen Wendelinsbrunnen und wird von Menschen fleißig besucht, da das Wasser Krankheiten von Mensch und Tier abwenden soll.
Jahre später lebte Wendelin dann als Einsiedlerbruder des Klosters Tholey. Da er viel von Tieren verstand, kamen die Bauern zu ihm, wenn sie wegen ihres Viehs in Nöten waren oder Viehseuchen drohten. Bereits zu Lebzeiten wurde er ob seiner Wundertaten als Heiliger verehrt. Die Mönche des Kloster Tholey wählten ihn schließlich zum Abt, ein Amt, das
er noch 20 Jahre innehatte.
Nach seinem Tod wurde Wendelin in seiner alten Klause begraben, die schnell zu einem Pilgerziel wurde. Die Kapelle wurde durch fromme Schenkungen erweitert, um sie herum entstanden Pilgerhäuser. Immer mehr Menschen siedelten sich an, sodaß der Ort im 14. Jahrhundert mit den Stadtrechten und dem Namen Sankt Wendel ausgestattet wurde.
Längst galt Wendelin auch in der Kurpfalz als Schutzheiliger. Wie in vielen Orten entstand auch in Reilingen eine Bruderschaft zum Heiligen Wendelin. Die am 10. Juni 1451 gegründete Bruderschaft zählte zu den bedeutendsten ihrer Art. Wieder einmal wurde die besondere Stellung des kleinen Dorfes an der Kraich in der Nähe der Burg Wersau besonders
hervorgehoben, wie ein Kirchenbucheintrag von diesem Tag bezeugt. Auffallend ist nämlich, daß einzig allein in der Reilinger Bruderschaft das gesamte kurfürstliche Herrscherhaus aufgeführt wurde: „Hiernach volgen Bruder und Schwester, so sich in die löbliche Bruderschaft sant Wendels zu Reutlingen (Reilingen) verbrudert haben … des durchlauchtigsten, hochgeborenen fürsten und herrn, herrn pfaltzgraven Philippen, pfaltzgraven bey Reyn samt Margret, Philipps Gemahlin …“.
Aufgeführt sind weiter Pfalzgraf Ludwig und seine Frau Sybilla sowie die Pfalzgräfinnen Elisabeth, Markgräfin von Baden, Amalia, Herzogin in Bayern, und Helena, Herzogin zu Meckelberg. Es folgen dann die Namen der Pfarrer „zu Lossen (Lußheim), hockenheym, Rutlingen (Reilingen) und Ketsch“. Unter den insgesamt 40 Namen der Mitglieder der Bruderschaft sind abschließend auch sechs Familien aus Hockenheim, drei aus Reilingen, drei aus Lußheim und je eine aus
Insultheim und Bruchsal aufgeführt.
Dieser Eintrag ist auch der letzte in den Reilinger Kirchenbücher. Aus anderen Quellen ist nur noch zu erfahren, daß „Jost messerschmiydt, pferrer zu hockenheym“ für die Wendelinsbruderschaft „ein ied monat eine heiligmess in der Capellen zu Wersau“ zu lesen hatte. Diese Gottesdienste galten in der kurfürstlichen Familie als Pflich und Pilgertermin und mußten von wenigstem einem Familienmitglied wahrgenommen werden. Später schien man dies nicht mehr so ernst zu nehmen, denn ein späterer Vermerk berichtet, daß der „Keller zu Wersawe an herrenstatt“ an den Gottesdiensten teilnahm.
Wie lange nun diese Bruderschaft bestand, welche Aufgaben und Ziele sie hatte, liegt im Dunkel der Geschichte verborgen und bedarf noch einer gründlichen Aufarbeitung.                         og

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Unübersehbare Spuren hinterlassen

29.11.98 (Geschichte allg., Personalia)

200. Todestag von Kurfürst Carl Theodor / Mannheim und Schwetzingen von dem kurpfälzischen Regenten geprägt
Unübersehbare Spuren hinterlassen das kommende Jahr beschert der Kurpfalz einen ganz besonderen Denktag. Am 16. Februar 1999 jährt sich der Todestag von Kurfürst Carl Theodor zum 200. Mal. Wie kaum ein anderer hinterließ er seine Spuren in der Geschichte der Kurpfalz, bis er 1777 nach München umzog. Carl Theodor, am 11. Dezember 1724 geboren, entstammt der pfalzgräflichen Linie in Neuburg an der Donau, der Wittelsbacher Nebenlinie Pfalz-Neuburg-Sulzbach. Der Knabe, Sohn des späteren Herzogs Johann Christian Joseph von Pfalz-Sulzbach und von Maria Henriette Leopoldine, Tochter des Franz Egon de la Tour, Marquis zu Bergen op Zoom und Prinzen von Auvergne, war erst vier Jahre, als er die Mutter verlor. So lebte er bei seiner Urgroßmutter in Drogenbush bei Brüssel. Das dortige Schloss und dessen Umgebung wurden für den späteren Kurfürsten die Heimat seiner Kindheit.
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„Der Faule von der Pfalz"

29.11.98 (Burgen & Schlösser, Personalia)

Der Alte Fritz über Kurfürst Carl Theodor / Friedrich II. von Preußen neidete dem Kurpfälzer dessen kometenhaften Aufstieg
Carl Theodor, der pfälzische Kurfürst, überstrahlte sein Zeitalter wie kaum ein anderer. Er beeinflusste Kunst und Kultur, Politik und Wirtschaft in seinen Landen. Aber auch über die Grenzen seines gewaltigen Machtbereichs hinaus, nahm er als einer der Kurfürsten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen, besondere Macht ein. Doch er führte nie einen Krieg. Und das macht ihm vielfach einen Platz im Geschichtsbuch streitig, das scheinbar nur die Fürsten würdigt, deren Untertanen auf dem Schlachtfeld starben. So entstand um den Kurfürsten des Goldenen Zeitalters in der Pfalz, um sein Leben und um seine Politik einiges an Mythen aufzukommen.
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Das Kastell von Altrip

19.11.98 (Burgen & Schlösser, Landschaft & Orte)

Die verheerenden Einfälle der Germanen und der Fall des Limes zwangen die Römer zu einer neuen Art der Grenzverteidigung. Das alte Konzept mit der Konzentration der Legionen an den Grenzen konnte dem Druck der Barbaren auf das römische Reich nicht standhalten. Im 4. Jahrhundert übernahmen daher schnelle berittene Eingreiftruppen und starke Flottenverbände den Schutz der römischen Provinzen. Daneben sicherten neue Wehrbauten strategisch wichtige Punkte, im Hinterland wurden Wehrtürme und Höhenbefestigungen neu angelegt.
Das Kastell Altrip, unter Kaiser Valentinian errichtet, ist ein beeindruckendes Beispiel einer neuen Befestigungsanlage. Es kontrollierte gemeinsam mit verschiedenen kleineren Befestigungen und rechtsrheinischen Brückenköpfen den Zusammenfluss von Rhein und Neckar. Das Kastell war im Grundriss trapezförmig, die zum Rhein gelegene Seite der Befestigung hatte die stattliche Länge von 141 Metern. Im Erdgeschoss konnten durch Ausgrabungen 40 Räume nachgewiesen werden, neben Mannschaftsunterkünften gab es Verwaltungs und Vorratsräume sowie Speicher. Die Zimmer waren recht komfortabel ausgestattet, die Fußböden zum Teil mit Ziegelplatten belegt. Auch Fußbodenheizungen und Wandmalereien haben sich erhalten. Der Innenhof blieb frei von Bebauung, die Trinkwasserversorgung wurde durch Brunnen gesichert. In der Festungsanlage sind Steine mit Inschriften und bildlichen Darstellungen früherer Bauten verarbeitet.
Das Ende des Kastells kam zur Neujahrsnacht 406/407 nach Christus. Krieger der Sueben, Alanen und Vandalen setzten über den zugefrorenen Rhein bei Mainz und vernichteten den gesamten römischen Grenzschutz zwischen Bingen und Selz, bevor sie weiter nach Gallien vorstießen. Die Festung wurde aber auch nach der Zerstörung als Wohnraum benutzt. Im 5. Jahrhundert siedelten neben der einheimischen Bevölkerung nachweislich auch Germanen in Altrip. Ab dem 8./9. Jahrhundert wurden die Mauern jedoch abgetragen und die Steine für andere Bauwerke benutzt.

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Ein ständiger Wechsel der Religionen

17.11.98 (Glaube & Religion)

„Bevor wir abreisten, ließ uns der Magistrat sein Beileid
ausdrücken und dankte für den Unterricht, den wir der Jugend
erteilt hätten, und für die Unterweisung des Volkes in der
Predigt. … Bei den Protestanten sah man kein Zeichen von Freude
und Jubel, wohl aber des Bedauerns.“ So erlebten die Jesuiten
ihren Abschied 1649 von Heidelberg nachdem der Westfälische
Frieden zu Münster dem unheilvollen Dreißigjährigen Krieg
zwischen den Protestanten und Katholiken ein Ende gesetzt hatte.

Bereits 1622 hatte die katholische „Liga“ unter Tilly die
kurpfälzische Residenzstadt erobert. In dem Sieg über die
Kurpfälzer sahen Kaiser Ferdinand, die Spanier und Bayern ein
Zeichen Gottes zur Wiedereinführung der katholischen Religion an
Rhein und Neckar. Konsequenz wurde die Gegenreformation
vorangetrieben. Da Bevölkerung aber nur widerwillig der
religiösen Umerziehung folgte, mußten 1629 rigorose Maßnahmen
ergriffen werden: die Menschen wurden zum katholischen
Gottesdienstbesuch gezwungen.

Mit der Rekatholisierung wurden die Jesuiten betraut. Bereits
1624 hatten sie eine kleine Privatschule für zunächst 25 Kinder
eingerichtet. Bereits vier Jahre später hatte sich daraus ein
Vollgymnasium entwickelt. 1629 konnte auch der Lehrbetrieb der
Universität wieder in Betrieb genommen werden. Die Jesuiten
bekamen die theologische und philosophische Fakultät übertragen.
Trotzdem konnte der Lehrbetrieb nicht vollständig aufgebaut
werden, denn 1633 eroberten die Schweden die Kurpfalz mit
Heidelberg für die protestantische „Union“ zurück.

Nach der Rückeroberung durch bayerische Truppen setzten die
Jesuiten 1635 ihre Arbeit fort. Wegen der dauernden Kriegsunruhen
gelang es nicht mehr, den Universitätsbetrieb vollständig
aufzubauen. Lediglich das Gymnasium konnte bis 1640 wieder mit
den üblichen fünf Klassen aufgebaut werden. Im gleichen Jahr ging
an Maximilian von Bayern die Nachricht, daß sich „kaum der dritte
Theil realiter und im Herzen katholisch befindet“.

Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Pfalz 1649 dem
calvinistischen Pfalzgrafen Karl Ludwig wieder übergeben. Die
Jesuiten verließen wieder Heidelberg und ließen eine nicht
unbedeutende katholische Minderheit zurück. Ihre Gottesdienste
durften sie in Privatwohnungen feiern, auch der Besuch eines
öffentlichen Gottesdienstes in Handschuhsheim wurde erlaubt.
Dennoch nahm die Zahl der Katholiken ständig weiter ab.

Mit Kurfürst Karl II. (16801685) starb die reformierte Linie
PfalzSimmern aus. Dieser folgte die katholische Linie
PfalzNeuburg mit dem Kurfürsten Philipp Wilhelm (16851690).
Dieser rekatholisierte die Kurpfalz erneut, jedoch ohne Nachteile
für die Reformierten und Lutheraner. Der Herrscher rief 1686 die
Jesuiten nach Heidelberg zurück und erregte die Gemüter, als er
eine feierliche Fronleichnamsprozession genehmigte und daran
sogar noch selbst teilnahm. Der neue Landesherr war um religiösen
Ausgleich und Gewissensfreiheit bemüht, aber seine Gunst galt
klar den Katholiken.

Als 1693 die Kurpfalz und Heidelberg im Pfälzischen Erbfolgekrieg
von den Truppen Ludwig XIV. besetzt und zerstört wurden, mußten
die Jesuiten erneut aus der Residenzstadt fliehen. Erst nach dem
Frieden von Rijswijk konnten sie 1697 in die Stadt zurückkehren.
In den folgenden Jahren kamen immer mehr Katholiken zurück in die
Kurpfalz und siedelten so auch in Heidelberg. 1700 kamen der
kurpfälzische Hof und die Regierung wieder von Düsseldorf zurück
an den Neckar. Kurfürst Johann Wilhelm öffnete alle Kirchen in
der Pfalz zum gemeinsamen Gebrauch durch Katholiken, Reformierte
und Lutheraner. Nach dem Einrichten der Simultankirchen
verkündete er 1701 erstmals im deutschen Reichsgebiet
Gewissensfreiheit und öffentliche Religionsausübung für alle
Konfessionen und gewährte damit volle Freiheit der
konfessionellen Entscheidung.

In der Pfälzischen Religionsdeklaration von 1705 teilte der
Kurfürst die Kirchen und das Kirchenvermögen im Verhältnis 5:2
zwischen Reformierten und Katholiken. Die Heiliggeistkirche in
Heidelberg wurde wie viele andere Kirchen in der Kurpfalz durch
eine Scheidemauer geteilt. Der konfessionelle Gegensatz war in
der Kurpfalz nahezu identisch mit dem sozialen Gegensatz zwischen
besitzenden und auch besser gebildeten Reformierten und den armen
ungebildeten Katholiken. Ihnen wandte sich nun die alle Formen
der Volksfrömmigkeit fördernde Seelsorge der Orden und die Gunst
des Kurfürsten zu.

Neben den Jesuiten kamen die Franziskaner, Kapuziner, Karmeliter,
Dominikaner, AugustinerChorfrauen und Dominikanerinnen nach
Heidelberg, wo um 1720 unter 400 reformierten und 200
lutherischen auch 180 katholische Familien lebten.

Quelle: unbekannt

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Wo war König Löwenherz wirklich?

01.11.98 (Burgen & Schlösser, Forschung & Archäologie, Personalia)

Im bekannten Geschichtsbild der Kurpfalz gibt es keinen Zweifel daran: Richard Löwenherz, König von England und Herr über Aquitanien, mußte 1193/94 fast ein Jahr als politische Geisel des deutschen Kaisers Heinrich VI. auf der Festung Burg Trifels bei Annweiler im Pfälzer Wald zubringen. Was seit Jahrhunderten jedes Kind an Rhein und Neckar weiß, soll jetzt plötzlich ein Märchen, eine Sage sein? Dann jedenfalls, wenn es nach dem renomierten britischen Historiker John Gillingham ginge.
Unstrittig und gesichert sind zwei wichtige Eckdaten: Am 25. März 1193 hielt Richard Löwenherz auf dem Reichstag in Speyer vor den versammelten Fürsten eine glänzende Rede und verteidigte sich gegen die Vorwürfe des deutschen Kaisers. Und am 5. Februar 1194 weilte der englische König in Mainz, von wo er mit einem Schiff die Heimreise antrat, die ihn über Köln, Brüssel und Antwerpen führen sollte.
Zahlreiche Urkunden und Briefe, die Richard Löwenherz während dieses Zeitraumes ausfertige, belegen aber noch mehr: Der König hatte sich während seiner Geiselhaft nicht nur auf dem Trifels, sondern in der ganzen Pfalz, im Elsaß und in den Städten Hagenau, Speyer, Worms und Mainz aufgehalten.
Interessant ist bei der ganzen Diskussion, daß diese gesicherten Daten in England seit 1935 bekannt sind. In jüngster Zeit wurden die genannten Quellen von deutschen Historikern gesichtet und ausgewertet. Und in der Tat: Die Geschichte um Richard Löwenherz und seine Gefangenenzeit auf dem Trifels muß umgeschrieben werden. Richard hatte sich nicht ununterbrochen auf dem Trifels aufgehalten, sondern reiste zeitweise mit dem Kaiser im Land umher, der damals ohne feste Residenz regierte.
Und während dieser Zeit kümmerte sich der englische König weiter um seine Staatsgeschäfte, schrieb Briefe und fertigte Urkunden aus. Dies tat er vor allem in Worms und Speyer, wo vor allem der kirchliche Verwaltungsapparat ihm hilfreich zur Seite stand.
Trotz allen Forschungen weiß man noch immer nicht genau, wo Richard während der von Urkunden nicht bezeugten Zeit seinen Aufenthalt hatte. Die chronikalischen Berichte sind alle viel zu vage. So ist es möglich, daß der König die ganze Zeit von Mai bis Oktober 1193 in Worms verbrachte und von November bis Ende Januar 1194 wieder in Speyer war. Genauso könnte er diese Zeit aber auch in anderen kaiserlichen Pfalzen und Burgen verbacht haben. Der englische Historiker Lionel Landon geht sogar davon aus, daß Richard nur am 1. April 1193 auf dem Trifels weilte.
Soweit wollen alle anderen Wissenschaftler doch nicht gehen. Daß Löwenherz aber wirklich nur sehr kurze Zeit auf der pfälzischen Burg blieb, wissen auch der Volkskundler Helmut Seebach aus Annweiler und der Burgwart Hans Reither zu berichten. In einem jüngst veröffentlichten Werk, das die ganze Löwenherz-Diskussion in der Kurpfalz erst richtig auslöste, schreiben beide: „Als Hauptaufenthaltsort während Richards etwa einjähriger Gefangenschaft vom 23./24. März 1193 bis zu seiner Befreiung am 4. Februar 1194 kann die Festung Trifels angesehen werden, wenngleich er nur knapp drei Wochen hier weilte.“
Der britische Wissenschaftler John Gillingham von der „London School of Economics and Political Science“ jedoch möchte diese These so nicht unterstützen. Denn die durch Urkundenausfertigung verbrieften Aufenthaltsorte Richards weisen zu große Lücken auf. Und wo sich der König in dieser Zeit aufhielt, das weiß, wie gesagt, noch heute niemand.
Nicht erklären kann sich der Forscher auch die Tatsache, daß die englischen Forschungsergebnisse von 1935 erst jetzt in der Kurpfalz bekannt wurden. Er vermutet, daß die englischen Publikationen in der Zeit des Dritten Reiches nicht nach Deutschland kamen und dann in Vergessenheit gerieten.
Trotz aller Diskussionen bleibt eines sicher: Die auf dem Trifels heute verwahrten Reichskleinodien sind Kopien der Originale in Wien. Verliert die Kurpfalz jetzt vielleicht einen Mythos?

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Brot für die "Armen Seelen"

31.10.98 (Brauchtum & Tradition)

Bereits in vorchristlicher Zeit waren zahlreiche Totenkulte und verehrungen bekannt. Nach der Christianisierung der Franken und Alemannen, der Neckarsueben und Merowinger machte es die Vielzahl der verehrungswürdigen Heiligen der Kirche notwendig, einen gemeinsamen Gedenktag für diejenigen einzurichten, für die im Jahreslauf kein Tag mehr zur Verfügung stand. In einem aus dem 6. Jahrhundert noch erhaltenen Heiligenverzeichnis künden noch heute über 5.000 Märtyrer und knapp 9.000 Heilige von der Vielzahl der zu Ehrenden.
Papst Gregor IV. legte selbst im Jahre 835 den Termin für das „Fest aller Heiligen“  also Allerheiligen  fest: den 1. November. Noch im gleichen Jahr wurde dieses hohe Kirchenfest auch vom deutschen Kaiser Ludwig dem Frommen in seinem Reichsgebiet eingeführt. Der Gedenktag für die Toten wurde erst später eingeführt und von der Kirche anno 998 auf den 2. November gelegt.
Vor allem mit dem „Fest aller Seelen“ knüpfte man an eine vorchristliche Tradition an, um den zum Teil immer noch religiös schwankenden Volksstämmen entgegenzukommen. Vor allem im nördlichen Europa hatte sich der Brauch erhalten, ein Totenfest gleich im Anschluß an das Erntefest zu feiern. Symbolisch hatte man damals den Termin auf die Wende vom
Herbst zum Winter gelegt. Dies hatte auch seinen Grund, denn diese Zeit galt in der Mythologie als der Moment der Öffnung der Unterwelt. Eng verbunden war damit auch das Ritual des Speiseopfers. Beides ging auf die Vorstellung zurück, daß sich die Verstorbenen in einem immerwährenden Kreislauf befänden, jedes Jahr aber an der Wende vom Herbst zum Winter aus ihren Gräbern kämen und von den Lebenden ihr Speiseopfer verlangten. Kam man diesem Wünschen der Ahnengeister nach, sollte es den Hinterbliebenen Erntesegen und Gesundheit für das kommende Jahr bringen.
Die Bewirtung der „armen Seelen“ spielte auch in verschiedenen Landesteilen der Kurpfalz eine Rolle. Vor allem das Brot als Grundnahrungsmittel galt als Symbol des Lebens schlechthin. So wurden, und das ist unter anderem auch für (Alt)Lußheim, Rheinhausen und Waghäusel überliefert, Brote an Allerseelen auf die Gräber gelegt. Aus dem Odenwald bekannt ist die Tradition des Aufhängens von „Kreuz oder Seelenbrezeln“ an Grabsteinen, Wegkreuzen und Votivtafeln. Diese „Seelenbrezeln“ werden noch heute in Bereich Buchen, Mudau und Boxberg gebacken.
Lange Zeit wurden die alten Totenkulte und speisungen von der Kirche verboten oder mit Argwohn betrachtet. Nach und nach trat aber an die Stelle der Totenopfer ein symbolisches Opfer für die Toten. Arme, Dienstboten und Kinder bedachte man mit Allerseelenbroten. Das konnten, wie im Kraichgau, „Heiligenstriezel“ als Beigabe zu Geld und Kleidern sein. „Seelbrote“, Zöpfe oder Brezeln  die Backwerke hatte je nach Landstrich und Tradition sehr unterschiedliche Formen. Überall aber waren es „Gebildbrote“, die frei mit der Hand figürlich oder geometrisch geformt wurden. Dadurch sollten sie sich vom Alltagsgebäck in den Bäckereien abheben.
Auch Klöster, Städte und Zünfte stellten für die Armen „Seelengebäcke“ bereit. Im Raum Hockenheim/Reilingen war es damals üblich, daß auch der Pate an Allerseelen seinem Patenkind ein Allerseelengebäck schenkte. Ein Brauch, der in der Kurpfalz längst vergessen ist, in Österreich aber noch immer aufrecht gehalten wird. Ebenso sind für unsere Region die „Armen-Seelen-Geher“ überliefert, die von Haus zu Haus zogen, um für die Toten Speisen zu sammeln. An den Häusern wurde die Gruppen nie abgewiesen, denn man versprach sich von der Spende ein glückbringendes und ertragsreiches kommendes Jahr. Ein Brauch, der heute im Dreikönigssingen der Sternsinger weiterlebt.
Wenn es also bei Ihnen an Allerheiligen oder Allerseelen an die Tür klopfen sollte, und „arme Seelen“ um eine milde Gaben bitten, sollte man sich immer an die alte Tradition erinnern. Es könnte ja immer sein …                                   og

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Die amtlichen Bekanntmachungen früher und heute

18.10.98 (Allgemein)

Auch in Reilingen informierte der Rats- oder Polizeidiener die Bevölkerung
Über viele, viele Jahrzehnte hinweg wurden die notwendigen Bekanntmachungen der Gemeindeverwaltung an die Einwohnerschaft durch das Ausschellen und durch das Anschlagen der entsprechenden Schriftstücke an die Verkündungs- oder Anschlagtafel vorgenommen. Ob diese beiden sich ergänzenden Bekanntmachungsarten zeitgleich oder zu verschiedenen Zeiten hier praktiziert wurden, ist nicht mehr auszumachen und auch nicht von Bedeutung.
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Verdienten Bürgern ein Denkmal gesetzt

12.10.98 (Personalia, Städte & Gemeinden, Straßen, Fähren & Verkehr)

Es gehört schon seit vielen Jahren zum Vorrecht einer Gemeinde, verdiente Frauen und Männer besonders zu würdigen. Neben der Ehrenbürgerwürde oder Verleihung eines Ordens gilt die Benennung einer Straße nach dem Geehrten als eine der höchsten Auszeichnung. Gleich fünf Straßen wurden bisher in Reilingen nach Personen benannt, die sich um die Spargelgemeinde verdient gemacht haben.
Da ist zunächst der erste Ehrenbürger der Gemeinde, Adolf Ritzhaupt. Im Neubaugebiet Holzrott hat man nach ihm eine Wohnstraße benannt. Der gebürtige Heidelberger hatte 1860 auf dem Wersauer Hof eine Zigarrenfabrik eröffnet und bot damit vielen Menschen in Reilingen die Möglichkeit, den Lebensstandard  der zahlreichen Klein- und Nebenerwerbslandwirten durch den Hinzuverdienst zu verbessern. In den Jahren wurde er zu einer führenden, ja sogar bestimmenden Persönlichkeit im Ort. Viele Jahre gehörte Adolf Ritzhaupt dem Gemeinderat an. Als Sprecher der Verhandlungsabordnung in Sachen Eisenbahnbau setzte er sich intensiv für den Bau der Rheintalbahn und eines Bahnhofes auf Reilinger Gemarkung ein. Zu seinem Leidwesen konnte er es nicht verhindern, daß der Bahnhof nach Neulußheim gelegt wurde. Seine wichtigste Aufgabe war es aber, bei vaterländischen Veranstaltungen die „Hochs“ auf Kaiser, Reich und Großherzog auszurufen. Zur damaligen Zeit eine ganz besondere Ehre. 1907 verkaufte Ritzhaupt seine Fabrik und verließ Reilingen. In Heidelberg verbrachte er dann seinen Lebensabend.
Noch vielen Menschen in Reilingen ist die Ärztin Dr. Lea Ueltzhöffer in Erinnerung. Unermüdlich, bei Wind und Wetter, Tag und Nacht, war sie für „ihre“ Reilinger Patienten unterwegs. Im April 1946 war die gebürtige Jugoslawin in den Ort gekommen und eröffnete in der schwierigen Nachkriegszeit im Lutherhaus eine Praxis. Auf der „Insel“ erbaute sie mit ihrem Mann ein Haus und führte dort eine gemeinsame Arztpraxis. Ständig konnte man sie mit dem Fahrrad von Patient zu Patient radeln sehen. Die überaus große Beanspruchung blieb nicht folgenlos: Bis zu ihrem Lebensende litt sie selbst an schweren gesundheitlichen Schäden. Das hinderte sie aber nicht, ihrer Arbeit so gut wie möglich nachzugehen. Der Gemeinderat zeichnete diese Leistung mit der Ehrenbürgerwürde aus und benannte nach ihr im Neubaugebiet „Viehtrieb“ eine Straße.
Geprägt von zwei verlorenen Weltkriegen waren die Amtszeiten von Bürgermeister Ludwig Römpert. Bereits von 1919 bis 1928 Gemeindeoberhaupt, wurde er am 2. April 1945, einen Tag nach dem Einmarsch der US-Streitkräfte, von der Militärregierung kommissarisch als Bürgermeister von Reilingen eingesetzt. Er galt als besonnener und erfahrener Mann. Er organisierte die Gemeindeverwaltung neu und benannte einen neuen Gemeinderat. Die schwierigste Aufgabe aber war es, die vielschichtige Not der damaligen Zeit zu lindern. Wie bereits während seiner ersten Amtszeit prägten Inflation und Massenarbeitslosigkeit sein Wirken. Ludwig Römpert prägte durch seinen selbstlosen Einsatz den Aufbau eines demokratischen Staatswesens in seiner Heimatgemeinde entscheidend mit. Er meisterte aber auch die Herausforderung, rund 600 Heimatvertriebene und Flüchtlinge in Reilingen anzusiedeln. Tag und Nacht war der Mann unterwegs, um diesen Menschen Unterkunft und Wohnung zu besorgen. Dieses Engagement verschaffte ihm aber nicht nur Freunde. Zum Gedenken an den SPD-Bürgermeister benannte der Gemeinderat eine Straße im „Viehtrieb“ nach ihm.
Einem weiteren Bürgermeister wurde im gleichen Ortsteil ebenfalls eine Straße gewidmet: Hermann Kief. Der erste Christdemokrat auf dem Stuhl des Gemeindeoberhauptes versah von 1971 bis 1981 seinen Dienst im Reilinger Rathaus. Seine Amtszeit fiel in die Zeit des örtlichen Aufschwungs. Überall im Ort wurde gebaut, zahlreiche Gewerbebetriebe
siedelten sich an. Kurz nach seiner Wiederwahl verstarb Hermann Kief 54jährig nach kurzer Krankheit am 7. März 1981.
Schließlich gibt es im „Viehtrieb“ noch die Professor Krämer-Straße. Sie erinnert an den Reilinger Gymnasialprofessor Hermann Krämer, der sich intensiv mit der Heimatgeschichte beschäftigte und 1912 die erste „Reilinger Ortschronik“ veröffentlichte. Dieses Werk ist heute längst zur Historie geworden und bildete die Grundlage zur gesamten Heimatforschung in der Spargelgemeinde. Dem Altphilologen Krämer ist es zu verdanken, daß viele Urkunden und Dokumente aus längst vergangenen Tagen übersetzt werden konnten und so die Reilinger Geschichte lebendig und nachvollziehbar wurde.

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* Ketscher Kerwe-Erinnerungen

11.10.98 (* Lokalreporter-Archiv)

Erinnerungen an die Kerwe sind auch in Ketsch vor allem die Erinnerungen an die eigene Kindheit. Je älter man wird, um so verklärter denkt man zurück an eine Zeit, die geprägt war von den letzten Arbeiten im Garten und auf den Feldern, dem unvergleichlichen Duft von feuchten Blättern, modernden Pilzen und langsam vor sich hinfaulenden Äpfeln oder Birnen. Kam das Kirchweihfest näher, stiegen einem die Rauchschwaden von frisch gebackenem Kuchen in die Nase, die Zwiebeln für den “Plootz” trieben die Tränen in die Augen und der noch junge Wein oder Apfelmost verursachte hie und da ein gewisses Unbehagen in den Därmen. Weiterlesen »

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Als Speyer noch Briefmarken herausgab

23.09.98 (Geschichte allg.)

„Verehrlichte Lokalschulinspektion. Beehre mich ergebenst mitzuteilen, dass mein Sohn Gottfried (4. Klasse) infolge einer Mandelentzündung verhindert ist, die Schule zu besuchen. Achtungsvollst  Wörner“. Dies schrieb der Major und Bataillonskommandeur am 26. November 1902 in einem Ortsbrief, der Zweibrücken eigentlich nicht verlassen sollte. Doch das Kuvert samt Inhalt landete in Speyer. Dort befand sich, gerade ein Jahr nach dem Umzug von der Alten Münz in das Gebäude der Oberpostdirektion, die „Rückbrief-Kommission“, zuständig für nicht zustellbare Briefe und Postkarten.
Um einen solchen „Irrläufer“ handelte es sich nämlich bei dem Brief des Zweibrücker Majors und Vaters, hatte doch ein Briefträger namens Hermann handschriftlich auf dem Kuvert vermerkt: „Welche von den zwei (Lokalschulinspektionen), katholisch oder evangelisch?“ Erkundigungen vor Ort anzustellen, in diesem Fall also in Zweibrücken, waren „amtlich“ offenbar nicht vorgesehen.
Ob der Brief an den Absender zurück ging oder die Schule doch noch erreichte, ist ebenso unbekannt wie die Frage ungeklärt, ob Schüler Gottfried inzwischen schon längst wieder im Unterricht saß. Der Brief aber ist im Besitz des Speyerer Briefmarken-Experten Georg Kapp. Dessen besondere Spezialität  neben einigen anderen aus dem großen „postalischen Erlebnisraum“  ist in dem Band „Heimatsammlung der Königlich Bayerischen Post in Speyer“ geordnet, einer der interessantesten Abschnitte in der Historie der deutschen Philatelie.
In diesem Kapp’schen Sammelband befindet sich, quasi als Prunkstück, ein am 29. November 1816 von Speyer aus an den „Herrn Inspektor Klodtmann, Gesamt-Generalkonsistorium“ nach Zweibrücken geschickter (portofreier) Dienstbrief. Seine Besonderheit: Als einer der ersten Briefe der am 18. August 1816 konstituierten „Königlichen Regierung der Bayerischen Lande am Rhein“ trägt er den Stempel „Speier“.
Eine Briefmarke trug dieser Brief nicht, die Gebühren waren handschriftlich vermerkt. Briefmarken wurden erst 33 Jahre später eingeführt. In der Zeit davor wurden Briefe nur mit Stempeln versehen. 1786 zum Beispiel trug ein Brief aus Speyer den Stempel „de Spire“. In der napoleonischen Zeit wurden Briefe hier zu Lande mit französischen Departementsstempeln entwertet. Der für die Pfalz trug die Ziffer 100, der für Landau und Bergzabern die 67.
Am 24. Oktober 1849 verfügte die Generalverwaltung der Königlichen Posten und Eisenbahnen in München, dass „vom 1. November d. J. die Frankierung nur mittels gestempelter Marken bewirkt“ werden muss. Dazu hatte sich Bayern als erstes deutsches Land entschlossen. Vorbild war England. Speier oder Speyer stand nun an vorderster (Post)Front. Denn die bayerische Verwaltungshauptstadt gehörte zu den Städten, in denen am 1. November 1849 die ersten drei deutschen Briefmarken ausgegeben wurden. Das „kgl. bayerische Oberpostamt“ Speyer bot wie überall in Bayern drei Werte an  1, 3 und 6 Kreuzer. Die Sache ging nach Gewicht, nach Loth (entsprach heutigen 16 2/3 Gramm) und  außerhalb der Pfalz , nach Meilen (eine Meile etwa 1,6 Kilometer).
Die 1-Kreuzer-Marke war grauschwarz oder tiefschwarz, galt als Einzelfrankatur für Ortsbriefe, Drucksachen oder Streifband (gab es damals schon!); es gab auch Mehrfachfrankatur, zwei 1 Kreuzer etwa, wenn ein Ortsbrief über ein bis vier Loth wog.
Die 3-Kreuzer-Marke war blau bis schwarzblau, galt als Einzelfrankatur für Briefe in die gesamte bayerische Pfalz; was als Privileg galt, das außerhalb der Pfalz für Unmut sorgte, ging es doch anderwärts wie folgt: drei Kreuzer nur bis ein Loth Gewicht und zwölf Meilen Entfernung.
Die 6-Kreuzer-Marke war braun; galt als Einzelfrankatur bei einem Gewicht von über einem bis vier Loth und bei größerer Entfernung; Briefe aus der Pfalz nach Bayern bis 14 Loth kosteten doppelte Gebühr.
Entwertet wurden die Briefmarken entweder durch Federzug (Federstrich, per Hand also), mit Segmentstempeln und ab 1. August 1850 mit dem so genannten Mühlradstempel, von dem es eine „geschlossene“ und später eine „offene“ Version gab. Diese Stempel hatten in ihrer Mitte Nummern, die den Postämtern zugeteilt waren. Speyer hatte zunächst 325. Bei der zweiten Verteilung erhielt München diese Zahl, Speyer dafür 493.
Die offenen Mühlradstempel lösten die geschlossenen aus einem banalen Grund ab: Den Bogen, wie mit der geschlossenen Version Missbrauch zu treiben und sie zwei Mal zu benutzen waren, hatten „Schlaumeier“ alsbald heraus. Mühlradstempel gab es bis zum 9. März 1869. Einen Tag darauf hatten die Postämter dann eigene Ortsstempel.
Die erste Postkarte in der „Speyerer Postgeschichte“ schickte 1873 der Kaiserslauterer Heinrich Ney an Jakob Mack in Neustadt a. d. Haardt.
Der Sammelband von Georg Kapp endet 1920. Da wurde die Königlich Bayerische Post an die Reichspost verkauft. Für 620 Millionen Mark. Worauf wenig später (1923) fürwahr „die Post abging“: Die Inflation ließ davon kaum was übrig.

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Aufschlussreiches Protokollbuch gefunden

18.09.98 (Allgemein, Arbeit & Soziales)

Geschichte der Sozialdemokratie in Hockenheim aufgearbeitet
Das genaue Gründungsjahr des SPD-Ortsvereins Hockenheim war bis vor zwei Jahren (1996) durch fehlende Dokumente und Unterlagen nicht eindeutig belegbar. Untersuchungen früherer Jahre sowie Befragungen älterer SPD-Mitglieder ergaben die Annahme eines vagen Bezuges zum Gründungsjahr des Arbeitergesangvereins Hockenheim von 1906. Ein Parteiverbot von 1933 bis 1945 durch das Naziregime, verbunden mit lebensbedrohlichen Gewaltanwendungen und Verfolgungen von Sozialdemokraten führten sicherlich dazu, dass wichtige Parteidokumente inklusive Vereinsfahne wahrscheinlich vernichtet, oder aus Angst vor Repressalien anderweitig der Öffentlichkeit entzogen wurden.
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Edigheim wechselte oft den Besitzer

09.09.98 (Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden)

In einer Schenkung an das Reichskloster Lorsch wurde das heutige Edigheim als „Ottincheim“ erstmals urkundlich erwähnt. Es war am 29. Mai 772, als der freie Bauer Theutduld eine Wiese dem Kloster vermachte. Weiterlesen »

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Für ein paar Pfennige nach Speyer

06.09.98 (Geschichte allg., Straßen, Fähren & Verkehr)

SchiffbrückeErinnerungen an die Bahnlinie Talhaus-Altlußheim-Speyer / Eine Schiffsbrücke über den Rhein
Seiner ursprünglichen Funktion weitestgehend beraubt und etwas einsam steht inmitten von Feldern am Rande der B 39-Kreuzung zur Rheinbrücke bei Speyer am Lußhof der Altlußheimer Lokomotivschuppen. Das Gehöft gehörte einst, wie auch die Wagenremise, zu der längst vergessenen Bahnlinie zwischen der Rheintalbahn, Hockenheim-Talhaus, Altlußheim-Lußhof und Speyer (einem Teilstücke der Gesamtnebenbahn Heidelberg-Schwetzingen-Speyer. Während der Streckenabschnitt zwischen der alten Universitätsstadt und Schwetzingen noch bis 1967 von der Bundesbahn betrieben wurde, so war der Strecke zwischen Talhaus und der Domstadt ein ungleich kürzeres Dasein vergönnt.
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Straßen- und Flurnamen in Reilingen

04.09.98 (Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden, Straßen, Fähren & Verkehr)

Noch vor etwas mehr als 200 Jahren gab es in Reilingen, wie auch in den meisten kleineren Städten und ländlichen Dörfern, keine amtlich festgelegten Namen für die Straßen und Gassen. Die Gemeinde war klein und überschaubar, die Menschen kannten sich untereinander. Brachte die Postkutsche aus Speyer oder der Kurierbote aus Hockenheim einmal einen Brief, was für die normale Bürgerschaft so gut wie nie geschah, dann konnte der Empfänger durch einfaches Fragen sofort ermittelt werden. Als Reilingen im ausgehenden 18. Jahrhundert größer wurde, führte das Dorfgericht (Gemeinderat) zunächst eine Numerierung der Häuser und Höfe ein, was das Finden und Aufsuchen erleichtern sollte.
Schwierig wurde es aber erst mit der Zeit, als immer mehr neue Häuser gebaut wurden. Um den Zahlenwirrwarr zu entflechten, entschloß man sich im Reilinger Rathaus, dem Beispiel der umliegenden Dörfer zu folgen und führte Straßennamen ein und numerierte die Häuser neu. Anfänglich war es ein leichtes, den wenigen Straßen einen Namen zu geben. Die wichtigste Dorfdurchgangsstraße wurde zur Hauptstraße, die Straßen in die Nachbarorte wurden nach denen bezeichnet: Walldorfer, Hockenheimer und Speyerer Straße oder Heidelberger Weg.
Vor allem der Letztgenannte hatte eine besondere Bedeutung, denn er führte quer durch die Obere Schwetzinger Hardt als direkte Verbindung in die Universitätsstadt am Neckar. Die Straße traf in der Höhe von Sandhausen auf die Alte Speyerer
Straße, die nach Hockenheim und von dort weiter in die Domstadt führte. Auf dieser Trasse wurde später dann übrigens ein Teil des Hockenheimringes gebaut.
Die Reilinger Bevölkerung nahm weiter zu, neue Häuser wurden gebaut, neue Straßen und Wohngebiete erschlossen. Längst hatte man sich über den bisherigen Ortskern hinaus ausgedehnt. Was lag also nähe, als den neu entstandenen Straßen und Wohnbereiche die Namen der historischen Flure und Gewanne zu geben.
So erinnert der Alte Rottweg noch heute daran, daß hier früher einmal sumpfiges Gelände lag und der Biblisweg führte bis 1818 in den Bibliswald zwischen Hockenheim und Reilingen. Aus dem Wort „Biblis“ selbst ist zu erkennen, daß dieser Bereich früher einmal als eine Insel im östlichen Urstrombett des urzeitlichen KinzigMurrFlusses gelegen haben muß.
Noch viele AltReilinger können sich daran erinnern, daß die „Fröschau“ noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg von tausenden von Fröschen bevölkert war. Daß sich der Ursprung der Hägebüchstraße im Reilinger Industriegebiet aber von einem ehemaligen Hainbuchenwald (Hagebuchen) und einer dort befindlichen Baumschule (Häge) ableitet, wissen nur noch
die wenigsten.
Geschichtlich weitaus interessanter aber dürfte die Vergangenheit des Herrenbuckels östlich von Reilingen sein. Der Fund von Gräbern läßt auf eine keltische Siedlung schließen. Manche Archäologen und Heimatforscher gehen sogar soweit, um von einem Fürstensitz zu sprechen. Weiteren Funden nach befand sich dort später auf jeden Fall eine römische villa rustica. Die Bedeutung des Herrenbuckels wird noch durch die Tatsache Unterstrichen, daß dieser Siedlungsbereich schon immer an einer der wichtigsten Straßenverbindungen der Geschichte lag. Noch nicht sicher geklärt ist auch der Ursprung des Hertenweges. Zum einen könnte der Begriff an die „hart“ gepflasterte Römerstraße erinnern, die einst durch die Reilinger Gemarkung führte. Andere wiederum vermuten, daß es sich dabei um Wiesengelände handelte, auf dem die „Herten“ der Reilinger Bevölkerung weiden durften.
Im Bereich des Nachtwaidweges stand bis 1806 eine kleines Wäldchen, in dessen Schutz sich die Reilinger Nachtweide befand. Dort wurden vor allem die Pferde und Kühe der besseren Überwachung wegen zusammengetrieben. Die wenigsten Neubürger im Ortsteil „Viehtrieb“ wissen, daß sich hier bis 1915 noch ein geschlossenes Waldgebiet gefand, das zur Unteren Lußhardt gehörte. In Akten von 1682 wird dieser Bereich auch „Kellerwald“ genannt, denn der Reilinger Keller, also der Verwalter der Reste der Burg Wersau und der Schloßmühle, durfte hierher sein Vieh auf die Weide treiben. Zwischen 1900 und 1930 wurde der „Viehtrieb“ zeitweise noch als Schweineweide genutzt.
Die Wörschgasse und der Wörschweg schließlich erinnern an ein „Land zwischen Fluß und stehendem Gewässer“. Aus dem selben althochdeutschen Wortstamm wird übrigens auch der Begriff „Wersau“, also die „Flußinsel“, abgeleitet. Die „Werschau“ selbst galt um 1650 als ein wunderschöner Wald mit einem für die damalige Zeit ungewöhnlich vielfältigen Bewuchs. In alten Dokumenten ist die Rede von „einem Gewäld“ aus Eichen, Rot und Weißbuchen, Eschen, Erlen, Espen, Haseln und Kirschbäumen. 1818 wurde der Wald abgeholzt und das Land zukünftig als Ackerland genutzt.

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Königliches Geschenk für Werinbold

29.08.98 (Forschung & Archäologie, Geschichte allg.)

UrkundeDie älteste Urkunde im Landesarchiv Speyer dokumentiert eine Schenkung König Ludwigs des Jüngeren aus demm Jahre 878
Im Frühjahr vergangenen Jahres ist es dem Landesarchiv in Speyer gelungen, den bis dahin im Staatsarchiv Luzern lagernden Gatterer-Apparat zu erwerben. Innerhalb eines Jahres konnte dieser Bestand von etwa 4.500 Originalurkunden und einer Sammlung zur Urkundenlehre (Diplomatik) von etwa 8.000 Kupferstichen, Originalsiegeln, Siegelabgüssen, wertvollen Handschriften und Frühdrucken so aufgearbeitet werden, daß er der Öffentlichkeit vorgestellt werden konnte. Seitdem erfreut sich diese vor allem Rheinhessen-Pfalz berücksichtigende Urkundensammlung, die im Wesentlichen aus der kurpfälzischen Verwaltung der in der Reformation säkularisierten Klöster erwachsen ist, immer größerer Beliebtheit.
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Die Ritter ohne Burg

23.08.98 (Geschichte allg.)

Für knapp vier Jahrhunderte gab es in der heutigen Pfalz ein
Rittergeschlecht, das als die „Ritter von Friesenheim“ in die
Geschichte der Kurpfalz einging. Die Wurzeln dieser Familie sind
im Worms des 12. Jahrhunderts zu finden, wo sie als Ratsherren
wichtige Posten in der bischöflichen Stadtherrschaft einnahmen.
Als Ministeriale gehörten sie zum Niederadel, der vor allem zu
dieser Zeit versuchte, dem Geburtsadel ebenbürtig zu werden.

Um 1200 übertrugen die Grafen von Lauffen, die ihren Sitz auf dem
Dilsberg am Neckar hatten, ihren linksrheinischen Besitz als
Lehen den Wormser Adeligen. Da diese noch keinen herrschaftlichen
Familiennamen hatten, nannten sie sich nach ihrem Lehensbesitz
„Ritter von Friesenheim“. Da sie im Ort selbst keinen Wohnsitz
hatten, blieben sie weiter Bürger von Worms. Die Stadt aber
mußten sie 1233 nach einem heftigen Streit zwischen Bischof und
Bürgerschaft mit diesem als dessen Gefolgsleute verlassen. Sie
verdingten sich als Burgsmannen des Bischofs von Speyer und
bewohnten die Kropsburg auf den Höhen der Haardt zwischen St.
Martin und Edenkoben.

Dieses „Asyl“ schien aber nur von kurzer Dauer gewesen zu sein,
denn bereits ein Teil der nächste Generation der „Ritter von
Friesenheim“ tauchte wieder in alten Wormser Urkunden auf, wo sie
ihre alten Stellungen in der städtischen Verwaltung wieder
eingenommen hatten. Der Frieden dauerte bis 1340: Erneut kam es
zu Auseinandersetzungen zwischen Bischof und Stadt. Die
Streitereien hatten zur Folge, daß Johannes von Friesenheim vom
Papst in den Bann gesetzt wurde. Der Familie blieb nichts anderes
übrig, als Worms wieder zu verlassen. Johannes, Ritter von
Friesenheim, trat in den Dienst des Kurfürsten von der Pfalz und
wurde zum Burgmann in Wachenheim bestellt.

Die einst in Worms ansässige Familie hatte sich so in den Jahren
auf drei Linien aufgeteilt, die in Worms, Wachenheim und auf der
Kropsburg wohnten. Nur noch die Wormser Linie nannte sich „von
Friesenheim“, die anderen hatten längst den Namen ihres neuen
Wohnortes angenommen.

Das Friesenheimer Lehen gehörte inzwischen der Kropsburger Linie
der Familie. Da sich diese intensiv um ihren südpfälzischen
Besitz kümmerte, verkaufte man um 1280 den für sie entfernt
gelegenen Besitz in Friesenheim, der so an die Grafen von Dürn
fiel. Diese hatten die Dilsberger Grafschaft geerbt. Den Besitz
in Friesenheim verkauften sie an König Rudolf von Habsburg
weiter, der ihn dann 1288 den Pfalzgrafen bei Rhein weitergab.

Das Geschlecht der „Ritter von Friesenheim“, die dort nie eine
Burg hatten oder residierten, starb 1532 mit dem Tod der letzten
Familienangehörigen, der Elsa von Wachenheim, aus.
Das Erbe einer Nonne

Lange Zeit bevor es die Stadt Ludwigshafen gab, gab es den
heutigen Stadtteil Friesenheim als selbständige Gemeinde. Das
Dorf scheint während der fränkischen Landnahme um 500 gegründet
worden zu sein, denn der Name der Siedlung deutet auf einen
fränkischen Sippenführer namens Friso hin, der in der Nähe des
Rheins einen Gutssitz, also das „Heim des Friso“ anlegte.

Zur gleichen Zeit kamen auch andere Adelsfamilien in die Region
und siedelten sich zusammen mit ihren Leibeigenen an. Aus einer
dieser Familien entstammte eine Nonne namens Hitta, die der
Siedlung zur ersten urkundlichen Erwähnung verhalf. Am 17. März
771 vermachte Hitta nämlich ihren gesamten Besitz, den sie von
ihrem Vater geerbt hatte, dem Kloster Lorsch.

Im Urkunden und Besitzbuch des Reichsklosters, dem „Codex
Laureshamensis“ ist die Schenkung wie folgt beschrieben: „Meine
Schenkungen befinden sich im Wormsgau und zwar in den Gemarkungen
Friesenheim, Mundenheim, Hemshof und in Karlbach. Ich übergebe
alles, was mir rechtlich aus der väterlichen Erbschaft
zugeflossen ist, nämlich Hofstätten, Felder, Wiesen, Weiden,
Wege, Wälder, Weinberge, Wohnhäuser und sieben Hörige …“

Die eigentliche Besitzgeschichte Friesenheims bleibt für
Jahrhunderte kompliziert, denn teilweise gehörten Güter dem
Kloster Lorsch, aber auch Besitzungen des elsässischen Klosters
Murbach, des Bistums Worms, der Salier und der Grafen von Lauffen
sind nachweisbar. Sicher ist nur, daß der Ort im 13. Jahrhundert
an die Pfalzgrafen fiel, als der linksrheinische
Herrschaftsbesitz vergrößert wurde. Bereits durch Kaiser
Friedrich Barbarossa hatten die Pfalzgrafen einen Teil des
salischen Erbes erhalten, darunter auch die Herrschaftsrechte und
Güter in Friesenheim. Überhaupt kam dem Dorf eine besondere
Bedeutung zu, denn es lag nahe am Rheinübergang, der besonders
gesichert war.

Pfalzgraf Ludwig II. übernahm 1288 den ehemaligen Lehnsbesitz der
Ritter von Friesenheim, zu dem 1291 auch noch die Gerichtsbarkeit
über das Dorf hinzu kam. Friesenheim gehört damit zum
eigentlichen Grundbesitz der Pfalzgrafen und späteren Kurfürsten
in der Pfalz, der auch kontinuierlich in deren Eigentum blieb.

Quelle: unbekannt

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