Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Das Jagdschloß Hirschbühl im Auwald

23.08.98 (Burgen & Schlösser)

Die Rheinuferlandschaft des 16. Jahrhunderts ist mit dem
Rheinufer von heute nicht mehr zu vergleichen. Dichte Auenwälder
bildeten einen nahezu undurchdringlichen Grüngürtel. Lediglich zu
Jagdzwecken wurde der wildreiche Auwald genutzt. Vor allem die
Kurfürsten schätzten diese Gebiete ob der Artenvielfalt und der
damit verbundenen Jagderfolge.

In einer Flußschlinge nordöstlich des Dorfes Friesenheim (heute
ein Stadtteil von Ludwigshafen), die später durch die
Rheinbegradigung durchschnitten wurde, erbaute man 1556 das
Jagdschloß Hirschbühl. Von diesem Gebäudekomplex gibt es heute
nur noch eine skizzenhafte Darstellung auf einer Rheinkarte von
1580, denn das Schloß wurde 1622 während des Dreißigjährigen
Krieges zerstört und im 19. Jahrhundert führte das neue Rheinbett
über die Ruinen oder knapp daran vorbei. Die wenigen Überreste
wurden dann beim Bau der BASF endgültig abgetragen und aus dem
einst artenreichen Auwald wurde eine Industrielandschaft.

Erhalten aber ist eine ausführliche Inventarliste und
Beschreibung des Jagdschlosses Hirschbühl, so daß man sich noch
heute ein recht gutes Bild von der Anlage nahe des Rheines machen
kann. Das Hauptgebäude war dreistöckig errichtet worden und
erhielt weitere Neben und Wirtschaftsgebäude. In jedem Stockwerk
gab es sieben Räume, die Gemächer des kurfürstlichen
Herrscherpaares lagen im Mittelgeschoß. Die Räume der Angehörigen
und der persönlichen Diener konnten über einen langen Gang
erreicht werden.

Das Erdgeschoß war den Jäger und Fischern vorbehalten, aber auch
die Silberkammer war dort untergebracht. Darin wurde das
wertvolle Geschirr aufbewahrt, das von einem eigenen
„Silberknecht“ bewacht wurde. Im Obergeschoß waren die Diener und
die Jagdgesellschaft untergebracht. Dazu hatte man 15 Betten
aufgestellt. Die Einrichtung war einfach und wenig bequem. Von
Luxus keine Spur. Selbst im Zimmer des Kurfürsten gab es
lediglich einen Kachelofen, einen Tisch mit Bank und ein
Himmelbett als äußeres Zeichen seiner Würde. An den Wänden hingen
zehn Hirschgeweihe. Die Schloßküche war auf größere Gelage
vorbereitet, denn die Jagdbeute wurde zu dieser Zeit meist
gleich an Ort und Stelle verzehrt.

Für seine Jagdleidenschaft besonders bekannt war Pfalzgraf Johann
Casimir. Der „Jäger aus Kurpfalz“ war im Schloß Hirschbühl ein
häufiger Gast. Aus den Jahren 1582, 1585 bis 1589 sind seine
Schießregister noch erhalten. Der Pfalzgraf führte über seine
Jagden und die Jagdergebnisse genau Buch. So ist unter dem
Eintrag vom 11. September 1585 zu lesen, daß er an diesem Tag
sechs Hirsche erlegte: zwei in der Nähe des Jagdschlosses, vier
während einer anschließenden Treibjagd in der weiter nördlich
gelegenen Petersau.

Die Jagdsaison um das Schloß Hirschbühl war kurz und dauerte nur
von Ende August bis Mitte September. Aber diese knapp drei Wochen
nutzten die Jagdgesellschaften ausgiebigst. Immerhin galt der
Auwald als eines der besten Jagdreviere in der ganzen Kurpfalz.

Quelle: unbekannt

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Jesuiten prägten die Entwicklung der Kurpfalz

21.08.98 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Der Seelsorger (Operarius) des Kurfürsten Carl Philipp (1661 – 1742), Franz Seedorff, der Seelsorger Matthäus Vogel, der Fabeldichter und Bibliophile Francois Joseph Terrasse Desbillons und der in der Mannheimer Sternwarte forschende Hofastronom, Landvermesser und Kartograph Christian Mayer trugen alle ein „SJ“ hinter ihrem Namen. Damit bekannten sie sich zum Jesuitenorden, der 1534 von Ignatius von Loyola gegründet worden war. Weiterlesen »

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Das Maß war voll bis oben hin

19.08.98 (Handel & Handwerk, Speisen & Getränke)

Zu einem Biergarten in der Kurpfalz gehören sie einfach dazu: knackige Brezel und schäumendes Bier. Während die Brezel erst spät hier heimisch wurde, galt die Region zwischen Rhein und Neckar schon immer als typisches Bierland. Urkundlich gesichert sind die ersten Biersieder in Speyer bereits im Jahre 1438, als sich ein Mann aus Bamberg in der Reichsstadt niederließ. Weiterlesen »

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"Ecclesia parochialis in Hochekein"

18.08.98 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Mit eine der Keinzellen von Hockenheim ist die katholische Pfarrei, deren erste Erwähnung bereits aus dem Jahre 1364 stammt. Heute sind sich die Geschichtswissenschaftler aber fast sicher, daß dies auf keinen Fall das Entstehungsjahr der ersten Kirche in der Stadt war. In einem alten Rechnungsbuch, in dem die Pfarrgemeinde zum ersten Mal genannt wurde,
ist folgender Eintrag zu lesen: „… ecclesia parochialis in Hochkein Spirensis diocesis, cuius fructus 12 march. argenti fuit …“
(Pfarrkirche in Hockenheim, Speyerer Diözese, deren Früchte 12 Mark Silber gewesen sind). Für die damalige Zeit war dieser Betrag recht enorm. Ihn konnte nur eine Gemeinde mit einer gewissen Größe und einem entsprechenden, in den Jahren gewachsenen Wohlstand abführen. Als Kirchenpatron wurde schon damals der Heilige Georg erwähnt.
Diese erste, 1364 genannte Pfarrkirche, deren Ursprung noch immer im Dunkel der Geschichte verborgen liegt, wurde bereits 1490 durch einen gotischen Neubau abgelöst. Über den Zustand dieser Kirche gibt es einen Vermerk aus dem Jahre 1650. Darin ist zu lesen, daß die obere Hälfte des Turmes eingestürzt und das Langhaus dadurch zerschmettert worden sei. Nach einer Besetzung durch französische Truppen waren 1736 die Kirchenstühle „totaliter ruiniret“. Trotz der Wiederherstellung war das Schicksal der alten Kirche besiegelt. Sie wurde Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen, denn sie war erneut zu klein, aber auch wiederum baufällig geworden. Eine Erinnerung an diese alte Kirche ist noch heute der gotische Turm mit dem Grundstein von 1490 über der Festhalle.
An der selben Stelle entstand 1814 bis 1819 eine neue Kirche, die vom großherzoglichen Baumeister Weinbrenner entworfen worden war. Die darin untergebrachten 500 Kirchenplätze reichten trotz des Einbaus einer Empore nur bis 1911. Für die immer weiter wachsende katholische Pfarrgemeinde mußte ein neues Gotteshaus erstellt werden. Da bereits
zwischen 1894 und 1896 an der Oberen Hauptstraße, Ecke Heidelberger Straße, also am Fortuna-Eck, das Pfarrhaus errichtet worden war, bestimmte der katholische Stiftungsrat nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung das Gelände des ehemaligen Brauerei-Gasthauses „Zum Schwarzen Lamm“ zum neuen Standort. 1911 konnte die im reinen Jugendstil
errichtete Georgskirche schließlich nach nur zweijähriger Bauzeit eingeweiht werden.
Nach diesem kurzen Rückblick auf die Geschichte der vier katholischen Kirchen sollte noch kurz auf die Besetzungspraxis der Pfarreien eingegangen werden. Zur Zeit der ersten Erwähnung hatte das Bistum Speyer, also der Bischof, das Recht, den Pfarrer einzusetzen. Dies blieb so bis ins 18. Jahrhundert, als es zwischen dem Fürstbistum und der Kurpfalz zu einem Streit über dieses Recht kam. Die Hintergründe dazu waren in dem ständigen hin und her nach der Reformation zu suchen. Nach langen Verhandlungen einigte man sich darauf, in Zukunft nach einem Dreierrhythmus den jeweiligen Pfarrer einzusetzen: zweimal der Kurfürst von der Pfalz und einmal der Bischof von Speyer.
Nach der Gründung Badens ging 1805 das Patronatsrecht an den Großherzog über. Und erst sei der Abschaffung der Monarchie nach dem 1. Weltkrieg setzt der Erzbischof von Freiburg den neuen Pfarrer in Hockenheim ein. So war der 1917 seine Amtszeit beginnende Stadtpfarrer Josef Englert der letzte Pfarrer, der durch den Großherzog berufen wurde. Der spätere Ehrenbürger der Rennstadt, Dekan Johannes Beykirch, war der erste katholische Pfarrer von Sankt Georg, der vom Freiburger Erzbischof eingesetzt wurde.
Auch wenn sich das Stadtbild in den vergangenen Jahrhunderten geändert hat  der gotische Festhallenturm und noch mehr aber der weithin sichbare Jugendstilturm der Georgskirche sind und bleiben ein Symbol einer lebhaften Vergangenheit. (og)

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Die Raugräfinnen von Heidelberg

05.08.98 (Geschichten & Erzählungen, Personalia)

Zu den bekanntesten Kirchen in der Heidelberger Altstadt gehört auch die Peterskirche. Hier begegnet man einem prächtigen Grabmal, das für zwei Frauen errichtet wurde, die im Leben der berühmten Liselotte von der Pfalz eine bedeutende Rolle spielten. Die beiden Damen sind ihre Halbschwestern, die Raugräfinnen Amalie Elisabeth und Louise von Degenfeld. Beide erhielten von Liselotte, eigentlich Elisabeth Charlotte Herzogin von Orléans, unzählige Briefe aus Frankreich, denn als Schwägerin des Sonnenkönigs Ludwig XIV. lebte Versailles.sie seit ihrer Heirat am Hofe von Versailles.
„Unter den Kirchen ist die älteste jene zu St. Peter, ursprünglich Kapelle zur heiligen Jungfrau in der Einöde“, ist in einem bereits 1834 erschienenen Fremdenführer über die Peterskirche zu lesen, die für den Autor K.C. von Leonhard „sehenswerth bleibt, um der Denksteine willen, denen man zahllose im innern und auf dem umgebenden Gottesacker findet.“
In der ersten urkundlichen Erwähnung Heidelbergs (1196) in einer Urkunde des Klosters Schönau wird ein „Leutpriester“ genannt, der „zu Sancta Petri“ Gottesdienste für das einfache Volk hielt. Daß die Peterskirche im Laufe der Jahrhunderte viele Veränderungen erfuhr, daß der Gottesacker (Friedhof), der sie umgab, dem Eisenbahntunnel weichen mußte, der in unserer Zeit zu einem Straßentunnel umgebaut wurde, sei nur am Rande erwähnt.
Im Mittelpunkt soll vielmehr das Marmordenkmal an der Stirnwand des Chores stehen, das einmal den beiden Raugräfinnen, den Halbschwestern der Liselotte von der Pfalz gewidmet ist, zum anderen ihrem Großneffen Friedrich Wilhelm Christoph von Degenfeld-Schomburg, der bereits elfjährig gestorben war. Eigentlich wurde das Denkmal von dessen Eltern errichtet, aber gleichzeitig auch dazu genutzt, die in der Peterskirche begrabenen Großtanten des Jungen zu würdigen.
Zu dem recht unbekannten Titel einer „Raugräfin“ kamen Louise und Amalie Elisabeth durch ihre Mutter. Sie hatte mit Kurfürst Carl Ludwig bereits während seiner Ehe mit der Mutter von Liselotte von der Pfalz, Charlotte, ein Verhältnis. Der Regent war also, wie man damals zu sagen pflegte, „zur linken Hand“ verheiratet. Nach seiner Trennung von Kurfürstin Charlotte suchte er für seine zweite Frau, die Freiin von Degenfeld, einen passenden Titel. Carl Ludwig entschied sich für den Titel eines längst ausgestorbenen Adelsgeschlecht der Raugrafen.
Liselotte selbst hatte ein ganz besonders herzliches Verhältnis zu ihren beiden Halbschwestern. So schrieb die Herzogin von Orléans aus Paris am 15. Dezember 1708 an die Raugräfin Amalie Elisabeth folgende Zeilen: „Liebe Amelie, wir sind einander zu nahe, umb uns, wie wir auch sein mögen, nicht von weitem oder nahe lieb zu haben. Es ist kein mensch in der welt perfect und ohne fehler, eines muß des anderen seine entschuldigen, aber wo gute gemüter sein, als wie bei Louise, ihr und die zeitung, so ich Euch heut von meiner gesundheit zu sagen habe, ich, da kompt man als wohl zu recht, das geblüt leßt sich fühlen.“
Nur wenige Tage vor ihrem Tod schrieb Liselotte von der Pfalz im Dezember 1722 ihrer Halbschwester Louise, ihr waren die meisten Briefe die zeitung, so ich Euch heut von meiner gesundheit zu sagen habe, überhaupt gewidmet: „Herzallerliebste Louise, die zeitung, so ich Euch heut von meiner gesundheit zu sagen habe, werden Euch wohl gar nicht gefallen. Ich werde täglich elender, möchte wohl ein schlimm end nehmen, aber ich bin gottlob zu allem bereit, bitte nur den Allmächtigen, mir geduld zu verleihen in meinen großen Schmerzen, so ich nach und tag ausstehen muß, sowohl durch meine erschreckliche schwachheit, als auch sonsten mein elender leben.“
Daß die beiden Raugräfinnen nicht in der Heiliggeistkirche, der Grablege der kurfürstlichen Familie, beigesetzt wurden sondern in der Peterskirche, lag daran, daß die beiden Töchter aus der morganatischen (nicht standesgemäßen) Ehe des Kurfürsten Carl Ludwig durch den damals in Düsseldorf befindlichen Hof gesellschaftlich nicht anerkannt waren.
Die beiden Raugräfinnen Amalie Elisabeth, sie starb 1709, und Louise von Degenfeld, sie starb 1733 in Frankfurt, wurden, was auch in alten Dokumenten nachzulesen ist, unterhalb des Marmordenkmals im Kirchenboden in einer Gruft bestattet. Bis heute fanden aber noch keine ar chäologischen Ausgrabungen statt, die diese Grablege auch belegen könnten. So zeugen allein das Marmordenkmal und die Grabplatte der Amalie Elisabeth, die jetzt in einer Seitenwand eingelassen ist, von der letzten Ruhestätte der beiden Raugräfinnen.                              og

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Ein Abschied mit Erinnerungen

21.07.98 (Geschichte allg.)

„Schau mal, mit dieser Nähmaschine habe ich meine erste Bluse genäht“, stellt eine flotte Fünfzigerin mit einem sentimentalen Blick fest. Ihre 17-jährige Tochter kann es kaum nachvollziehen, was in ihrer Mutter in diesem Moment vorgeht. Sie schwelgt in Erinnerungen an eine Zeit, in der die Festhalle zum Leben der Georgsgemeinde genauso gehörte wie zum öffentlichen Leben in der Rennstadt. Abschied nehmen ist angesagt. Die alterwürdige Festhalle soll zu einem modernen Gemeindezentrum der katholischen Kirchengemeinde umgebaut werden. Aber wohin mit der bisherigen Einrichtung? Für Pfarrer Jürgen Grabetz und den Pfarrgemeinderat kein Problem: „Wir führen einen Räumungsverkauf durch!“
Im großen Saal der Festhalle stapeln sich Tische und Stühle, Gläser, Geschirr und viele Küchenutensilien. Auch Großgeräte und Einrichtungsgegenstände stehen zum Verkauf. Die ersten Interessenten gehen durch die langen Reihen, notieren sich ihre Wünsche oder greifen gleich zu. Es sind vor allem die Suppenterrinen und Sammeltassen, die schnellentschlossene Käufer finden. Das Partygeschirr wird aufgestockt oder man deckt sich für den nächsten Polterabend ein. Bei Ilse Herold,
der langjährige Wirtin im ehemaligen Restaurant der Festhalle, werden beim Anblick der Verkaufsgegenstände Erinnerungen wach. Es sind vor allem die gepolsterten Festhallenstühle, für die sie sich interessiert. „Die lassen sich so schön stapeln“, meint sie und schiebt mit ihrer Tochter Silke eine weitere Ladung hinaus zum Auto. Silke Herold, zusammen mit ihrem Bruder Marco eines der besten karnevalistischen Tanzpaare in Deutschland, denkt zurück an ihre Kindheit, als sie ihre
Karriere hier auf der Festhallenbühne bei der HCG begannen.
Überhaupt werden bei den meisten Besuchern des Räumungsverkaufs, dessen Erlös dem Umbau zu Gute kommt, Erinnerungen wach an eine Zeit, die längst zur Geschichte geworden ist. Da wird die Rutschbahn von der Empore herab in
den Saal beim Bazar ebenso erwähnt wie die Schießbude im ehemaligen Turnhallenanbau. Man denkt an die vielen Theateraufführungen und Konzerte, an die Prunksitzungen und Winterbälle, an die Empfänge und Feierstunden, an die Boxveranstaltung um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft oder die Siegerehrungen nach den BMC-Motorradrennen.
Schnell steht man in Gruppen zusammen, erzählt sich Anekdoten, die sich vor allem um die Festhalle und ihren wohl bekanntesten Wirt, den unvergessenen Dekan Johannes Beykirch ranken. Man erinnert sich an den ehemaligen Mesner Theodor Hoffmann, der einst hinter dem Tresen im Saal den berühmten Weißherbst ausschenkte, und vor allem an Therese Diller, die als „Fräulein Theres“ über viele Jahre hinweg das Zepter in der Küche schwang.
Daß alles längst Vergangenheit ist, merkt man wieder in dem Augenblick, als ein Reiterverein aus Wiesloch das komplette Restaurant mit seinen Tischen, Stühlen und Lampen ersteht und die Küche en bloc nach Waghäusel an ein Kaffeehaus verkauft wird. Raritäten wie die alte Nähmaschine oder eine nostalgische Kaffeemaschine werden in einer Versteigerung
angeboten. Immer wieder kommen Interessenten, die einfach alles kaufen. Einer ersteht sogar die hölzerne Wandvertäfelung aus dem Cäciliensaal, ein anderer interessiert sich für das Parkett. Und als bereits fast alles verkauft ist und selbst Pfarrer Grabetz nichts mehr zu verkaufen weiß, findet doch tatsächlich einer am Feuerlöscher in der Küche
Gefallen und kauft diesen.
Nach dem zweitägigen Verkaufsmarathon bleiben nur noch Gläser, Teller, Kaffeekannen und verschiedene andere Utensilien übrig. „Da haben wir wenigstens etwas für die kommenden Flohmärkte übrig“, freut sich der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Rolf Schmelcher über das gute Verkaufsergebnis, das ihm Lioba Scheurer schnell zuflüstert. „Es herrscht schon so etwas wie eine Abschiedsstimmung“, stellt sie fest und erinnert sich an die umjubelten Auftritte ihrer Mutter Maria Kneis als „Putzfrau vom Rathaus“ in der Festhalle, als diese noch der gesellschaftliche und kulturelle Mittelpunkt der Rennstadt war. Und daran werden zukünftig noch viele der Stücke erinnern, die von vielen Hockenheimer Familien beim Räumungsverkauf gekauft wurden.
In den nächsten Wochen wird die Festhalle dann endgültig in Eigenarbeit entkernt werden, ehe im Oktober mit den eigentlichen Umbauarbeiten begonnen werden soll.

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Altlußheim im Wandel der Zeit

20.07.98 (Kirchen & Klöster, Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden)

Altlußheim ist eine Gemeinde mit relativ langer und zum Teil auch sehr bewegter Geschichte. Erster amtlicher Nachweis über das Bestehen ist eine Urkunde vom 13. März 946, in der die Schenkung von Gelände in dem Dorf, „“das man Lußheim nennt“, an das Domkapitel in Speyer festgehalten wurde. Ausgesprochen wurde diese Schenkung durch den rheinfränkischen Herzog Konrad der Rote, um „ewiges Seelenheil“ zu erlangen.
Historische Funde und Ausgrabungen belegen jedoch, daß unser Raum schon viel früher besiedelt war. Die ersten Hütten und Häuser einer urzeitlichen Fischersiedlung entstanden am Rande des Hochgestades des noch ungezähmten Rheins. In der Römerzeit wuchs die Siedlung im Bereich der durch die Lußhardt führenden Römerstraße ständig an. 120 Reihengräber aus der Merowinger und Karolingerzeit lassen auf eine fränkische Geschichtsperiode schließen. Ein weiterer Beweis dafür ist das 1932 entdeckte „Fürstengrab von Altlußheim“, dessen wertvollste Grabbeilage ein Schwert mit Stilelementen des persischen Krönungsornates war.
Die Namensendung „-heim“ weist ebenfalls auf eine fränkische Siedlung hin. An diese Zeit erinnern noch heute rein fränkische Gehöfte (Rheinhäuser Straße 8 und Hauptstraße 74). Durch die Schenkung aller Besitztümer des Herzogs Konrad an das Hochstift Speyer konnte das Zisterzienserkloster Maulbronn errichtet werden, das bis 1138 alle Rechte über die Bestellung von Schultheiß, Bürgern und Leibeigenen ausübte und aus Pfarreinkünften und Ortserträgnissen den „Großen Zehnten“ erhielt. Schutz, Schirm und Vogtsgerechtigkeit blieben bei den Bischöfen von Speyer.
1353 kam das Kloster Maulbronn mit Lußheim unter pfälzische Hoheit und geriet damit später auch in den anhaltenden Fehdehändel zwischen dem Pfalzgrafen Friedrich I. und Herzog Ulrich von Württemberg. Als es 1460 bis 1462 zum offenen Krieg zwischen beiden kam, wurde das Dorf völlig zerstört. 1504 fiel das Kloster Maulbronn, und somit auch Lußheim, an Württemberg. Zu dieser Zeit war ein großer Teil der Bevölkerung noch immer Leibeigene des Klosters im Kraichgau.
Beteiligt am Bauernkrieg 1524/25, mußten die Lußheimer Bauern 40.000 Gulden Strafgeld aufbringen. Die Reformation wurde durch das protestantische Württemberg 1567 in Lußheim eingeführt. Infolge der Grenzlage zum katholischen Hochstift Speyer und der relativen Nähe Frankreichs kam es im Dreißigjährigen Krieg und während der Reunionskriege während des Pfälzischen Erbfolgekrieges des französischen Königs Ludwig XIV. zu leidvollen Zeiten für den kleinen Ort, der mehrmals geplündert und niedergebrannt wurde. 1692 zählte Lußheim gerade noch 18 Bürger, 13 Witwen und 28 Waisen. Zwei Drittel der Bevölkerung waren während des Krieges getötet worden.
Bis 1806 blieb man unter württembergischer Hoheit und wurde dann (mit 689 Einwohnern) durch die napoleonische Rheinbundakte dem neugebildeten Großherzogtum Baden zugesprochen. Von einer reinen Fischersiedlung wandelte sich Altlußheim über ein Bauerndorf zu einer ländlichen Wohngemeinde.
Von großer wirtschaftlicher Bedeutung war der Fährbetrieb der „Lossemer Fahr“ über den Rhein. Dieses Recht war damals damit verbunden, den Fährmann, damals „Fergenmeister“ genannt, für Lußheim und Ketsch zu stellen. Diese Fähre war über Jahrhunderte hinweg in Betrieb und die einzige Übergangsmöglichkeit nach Speyer. Im Jahre 1840 wurde eine erste Schiffsbrücke errichtet, die später für die Eisenbahnverbindung Heidelberg  Speyer, mit dem Bahnhof Lußhof auf Altlußheimer Gemarkung, erweitert wurde. Diese wurde erst 1938 von einer festen Eisenbahn und Straßenbrücke abgelöst, die aber bereits kurz vor dem Ende des 2. Weltkrieges von deutschen Pionieren auf dem Rückzug gesprengt wurde. Die noch heute bestehende Rheinbrücke nach Speyer wurde 1955 erbaut.
Die Gemarkung Altlußheim hatte (nach Abtrennung Neulußheims im Jahre 1821) eine Größe von 2.133 Morgen, davon 903 Morgen Acker, 205 Morgen Gemeindewald, 100 Morgen Rheinwald und den 925 Morgen großen privaten Hubwald. Nach Ende des 2. Weltkrieges gab es viele landwirtschaftliche Klein und Nebenerwerbsbetriebe. Sie reduzierten sich inzwischen auf 18 lebensfähige größere Betriebe. Von den noch in früheren Jahren vorherrschenden Sonderkulturen wie Tabak und Spargel ist man zwischenzeitlich abgekommen. Tabak wird nicht mehr angebaut und auch der Spargelanbau ist stark rückläufig. Heute überwiegen der Getreide und Zuckerrübenanbau, aber auch die Sonnenblumenfelder prägen im Sommer das Bild der Gemeinde.
Altlußheim ist mit seinen rund 5.500 Einwohnern eine liebens-, lebens- und wohnenswerte Gemeinde mit reizvollem Rheinpanorama, idyllischen Altrheinarmen und erholsamen Auwäldern. Ein moderner Schulhausneubau mit Turnhalle und Lehrschwimmbecken, sowie die Aufstockung der alten Schule beseitigte 1966 die durch den Bevölkerungszuwachs entstandene Schulraumnot. Die Errichtung der „Rheinfranken-Halle“ als Sport- und Mehrzweckhalle stellte 1982 wohl das größte (und auch teuerste) Bauwerk in der Geschichte der Gemeinde dar. Den Sporttreibenden stehen zahlreiche Sportstätten, den Kindern ein großer Abenteuerspielplatz und mehrere kleinere Kinderspielplätze als Tummelplätze zur Verfügung. Außerdem erfreut sich der Blausee mit seinen riesigen Liege- und Spielflächen großer Beliebtheit.

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Die größte Gußstahlglocke der Welt hängt in Neustadt

19.07.98 (Brauchtum & Tradition, Kirchen & Klöster)

Tiefe, wuchtige Töne schallen vom Turm der Stiftskirche in Neustadt herab über die ganze Stadt ins Land. Die Menschen in der Altstadt recken die Köpfe empor: Die „Kaiserglocke“ hat ihre Stimme erhoben und läutet damit ein besonderes Ereignis ein. Nicht oft ist sie zu hören, denn wenn das Gewicht von rund 350 Zentnern mit dem großen Klöppel in Schwingung gerät, hat das Gemäuer des Turmes schon einiges auszuhalten. Weiterlesen »

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Der Landesherr bestimmte die Religion

15.07.98 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Schnell faßten die reformatorischen Gedanken durch den Einfluß der Universität Heidelberg auch Fuß in den Dörfern der Kurpfalz. So wurde bereits 1556 die alte katholische Georgskirche (heutiger Festhallenturm) durch Regierungsentscheid den Reformierten zugesprochen, die die Kirche gemeinsam mit den Lutheranern nutzten. Der Sitz des reformierten
Pfarrers war Reilingen. Von dort aus mußte er zudem noch Walldorf und Nußloch versorgen. Das älteste Kirchenbuch, das heute noch vorhanden ist, stammt aus der Zeit des Pfälzischen Erbfolgekrieges. Alle früheren Bücher wurden während des Krieges mit Frankreich zerstört.
Zu den Herrschaftsregeln in der Kurpfalz gehörte auch der Grundsatz, daß der Landesherr zu bestimmen hatte, welcher Religion seine Untertanen anzugehören hatten. So machten auch die Hockenheimer viele Bekenntniswechsel in ihrer mehr als 1.200jährigen Geschichte mit  je nachdem, zu welchem Glauben sich eben der gerade regierende Herrscher bekannte.
Die Gleichberechtigung in Glaubensdingen kam erst mit Ende des Dreißigjährigen Krieges. Den Landesherren wurde verboten, die Untertanen zu einer bestimmten Religion zu zwingen. Um 1700 begann eine groß angelegte Rekatholisierung in der reformierten Kurpfalz. Auch die Katholiken in Hockenheim bekamen ihre Besitzungen zurück.
Die Christen evangelischen Glaubens mußte aber wieder nach Reilingen zur Kirche gehen. Nachdem man 1722 eine Notkirche auf dem freien Gelände im Bereich des heutigen Lutherhauses errichtet hatte, war 1750 der Bau einer festen
Kirche fällig. Als kleinen Seitenhieb auf die Katholiken im Dorf bauten die Evangelischen 1757 ihren Kirchturm als genaue Kopie des Glockenturms der Georgskirche.
Die evangelische Kirchengemeinde wurde immer größer und 1846 war man schließlich gezwungen, eine Empore in der Kirche einzuziehen. Diese wurde übrigens auch von den anderen Konfessionen benutzt. Als frühestes Zeichen der Ökumene in Hockenheim hielten zwischen 1814 und 1819 die Katholiken während der Bauphase an ihrer neuen Kirche (die heutige Festhalle) dort ihre Gottesdienste ab. 1823 entstand dann das evangelische Schulhaus (Gebäude hinter dem
Lutherhaus), da zur damaligen Zeit das Schulwesen noch Sache der Kirche war. 44 Jahre später wurde das Schulhaus zum Pfarrhaus umgebaut, nachdem jahrelang das Geld dafür gesammelt worden war. 1869 wurde die evangelische Kirchengemeinde in Hockenheim unabhängig von Reilingen.
Mit dem Einsetzen der Industrialisierung und der Entwicklung der Zigarrenfabriken ging es auch den Menschen in der größten Arbeiterwohngemeinde in Baden immer besser. Dies hatte natürlich auch seine Auswirkungen auf das Gemeindeleben der Protestanten. Längst war eine neue Kirche notwendig geworden und im Oktober 1905 wurde
schließlich der Grundstein hierzu gelegt. Zwei Jahre später folgte die Einweihung. Als Kirchplatz hatte die Stadt Hockenheim für den neubarocken Bau den alten Friedhof zur Verfügung gestellt. Mit der neuen Stadtkirche baute
man zugleich ein Pfarrhaus. Das bisherige Dienstgebäude der evangelischen Pfarrherrn hinter dem Lutherhaus diente später zuerst als Schwesternhaus und und bis zum Neubau des zweiten Pfarrhauses in der Kirchenstraße als Vikarswohnung.
Das Langhaus der alten Kirche an der Oberen Hauptstraße, ein Saal zu vier Fensterachsen mit dreiseitigem Chorschluß, wurde 1927/29 zum Lutherhaus umgebaut. Von der alten Kirche ist heute im wesentlichen nur noch der Grundriß erhalten.
Als besondere Zeugnisse der Vergangenheit hat man noch heute in der evangelischen Kirchengemeinde zwei gleiche Abendmahlskelche, die aus Silber gefertigt und anschließend vergoldet wurden. Einer alte lateinische Inschrift ist zu entnehmen, daß Pastor J.W. Radau-Hashus den Auftrag für diese handgearbeitete Kelche gegeben hatte.

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Madame am Hofe des Sonnenkönigs

09.07.98 (Personalia)

Noch heute ist die Liselotte von der Pfalz überall in der weiten Kurpfalz ein Begriff und vor allem durch ihre über 50.000 Briefe nach deren Veröffentlichung populär geworden. Selbst in Frankreich kennt man Elisabeth Charlotte, Prinzessin von der Pfalz, spätere Herzogin von Orléans, unter „La Palatine  Duchesse D’Orléans“.
Als Tochter des Kurfürsten Carl Ludwig erblickte sie im Heidelberger Schloß das Licht der Welt. Ihr Vater war mit der kurfürstlichen Familie erst 1649 aus dem Exil in Holland in seine Herrschaft an Rhein und Neckar zurückgekehrt, wohin er mit seinen Eltern, dem unglücklichen „Winterkönig“ Friedrich V. und Prinzessin Elisabeth Stuart, hatte fliehen müssen.
Zurückgekehrt nach Heidelberg heiratete Carl Ludwig 1650 Charlotte, die Tochter des Landgrafen von Hessen-Kassel. Die Ehe stand von Anfang an unter einem unglücklichen Stern. Zwar wurde am 27. Mai 1652 ihre Tochter Elisabeth Charlotte geboren, aber bereits wenig später wandte sich der Kurfürst der jungen Hofdame Louise von Degenfeld zu. Nach fünf Jahren „Ehe über die linke Hand“ heiratete Carl Ludwig 1657 seine große Liebe nach seiner umstrittenen, selbst erklärten Scheidung von seiner Frau.
Louise von Degenfeld schenkte ihm 14 Kinder, die nach einem längst ausgestorbenen pfälzischen Adelsgeschlecht die Titel Raugrafen und Raugräfinnen erhielten. Damit die kleine Liselotte nicht den ständigen Streitereien ihrer leiblichen Eltern ausgesetzt war, schickte sie ihr Vater im Juni 1659 zu seiner Schwester Sophie nach Hannover, die dort mit Herzog Ernst August von Braunschweig-Lüneburg vermählt war. Bei ihrer „ma tante Sophie“ blieb die pfälzische Prinzessin vier Jahre lang. Mit ihr unternahm sie mehrere Reisen nach Den Haag und übersiedelte mit ihr 1662 auf die Iburg bei Osnabrück. Ob der innigen Verbindung stürzte ihr Tod 1714 Liselotte in tiefe Verzweiflung.
Im Juli 1663 kehrte Liselotte auf Wunsch ihres Vaters in das heimatliche Schloß nach Heidelberg zurück, wo sie die folgenden acht Jahre im Kreise ihrer Halbgeschwister verbrachte.
Im Jahre 1671 wurde die 19jährige Liselotte aus politischem Kalkül ihres Vaters mit dem Bruder des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV., dem Herzog von Orléans, verheiratet. Am 20. Oktober 1671 verließ sie mit ihrem Gefolge das Heidelberger Schloß und die heimatliche Kurpfalz, die sie nie wieder sehen sollte.
Nach ihrer Heirat lebte sie als Herzogin von Orléans im Schloß von Versailles in einer gänzlich anderen Welt als im ländlich geprägten Heidelberg. In Frankreich erlebte Elisabeth Charlotte die Welt voller Glanz und Pracht eines absolutistischen Hofes. Sie erhielt den offiziellen Titel „Madame“, der ihres Mannes war „Monsieur“. Aus ihrer Ehe, die sie als heilige Pflicht betrachtete, gingen drei Kinder hervor, von denen zwei überlebten. Durch ihren Sohn und ihre Tochter wurde sie zur Stammutter vieler europäischer Könige und Fürsten. Nachfahren Liselottes sind beispielsweise König Juan Charlos von Spanien, König Albert von Belgien, der Graf von Paris, Otto von Habsburg, die Prinzen von Bayern sowie die Nachfahren der Könige von Italien, Portugal, Bulgarien und Sachsen  um nur die direkten verwandschaftlichen Verbindungslinien zu nennen.
Als eifrige Briefeschreiberin wurde Liselotte zu eine der berühmtesten Chronistinnen ihrer Zeit. Rund 60.000 Briefe sollen es gewesen sein, von denen die meisten verloren gegangen sind. Aber die noch erhaltenen mehr als 4.000 Briefe zeigen, daß Liselotte mit einer scharfen Beobachtungsgabe, aber auch mit Witz und Ironie ausgestattet war. In zuweilen kräftiger und deutlicher Sprache berichtete sie über das Leben am Hof von Versailles. Sie schrieb über den König und die Mitglieder
des Hofes, über Tagespolitik, Religion und Konfession, Theater und „Amusements“, über Skandale und Intrigen, aber auch über Krankheiten, Ärzte, Medizin und Tod, sowie über alltägliche Dinge wie Essen und Trinken  kurzum, über alles, was das Leben am glänzendsten Hof Europas mit sich brachte.
Immer wieder tauchen in ihren Briefen aber auch die Erinnerungen an ihre pfälzische Heimat auf, der sie zeitlebens mit ihrem Herzen verbunden blieb. Hilflos mußte sie von ferne mit ansehen, wie ihre geliebte „Churpfalz“, die Residenzstadt Heidelberg und das Schloß der Familie über dem Neckar im Pfälzischen Erbfolgekrieg, den Ludwig XIV. wegen der Erbansprüche Liselottes gegenüber ihrem kinderlos verstorbenen Bruder ihres Vaters in ihrem Namen führte, 1693 zerstört
wurden.
Liselotte überlebte viele ihrer engsten Verwandten („mey bagage“) und die meisten ihrer Widersacher, wie auch den König (gestorben 1715) und ihren Mann, der schon 1701 gestorben war. In ihren letzten Lebensjahren weilte sie oft im Schloß von St. Cloud. Dort starb sie auch am 8. Dezember 1722. Zwei Tage später wurde ihr Leichnam in die Königsgruft
nach St. Denis überführt.
Saint-Simon, ein kritischer zeitgenössischer Beobachter am französischen Hof, schrieb über sie einmal: „Madame war eine Prinzessin nach altem  Stil. Sie hielt auf Ehre, Tugend, Rang, Rang Größe und war unerbittlich in Hinsicht auf Schicklichkeit. Sie war nicht ohne Geist, und alles, was sie sah, sah sie sehr richtig. Eine gute und treue Freundin, zuverlässig, wahrhaftig, aufrichtig, leicht einnehmbar und verletzlich und sehr schwer eines Besseren zu überzeugen; grob, gefährlich wegen ihrer Vorliebe für Auftritte in der Öffentlichkeit, sehr deutsch in all ihren Lebensgewohnheiten, dabei freimütig, ohne Rücksicht auf Bequemlichkeiten für sich und andere, mäßig, schroff und voll eigener, wunderlicher Grillen“.                         og

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Im Kaufhaus wurde getanz und gefeiert

07.07.98 (Landschaft & Orte, Musik, Kunst & Kultur)

Eines der ältesten mittelalterlichen Steinhäuser der Kurpfalz steht in Landau / Das „Alte Kaufhaus“ bereits seit Jahrhunderten bekannt
Das Gebäude war nie ein Waren- und Verkaufshaus im modernen Sinne. Es war vielmehr eine Einrichtung, in der laut Stadtverordnung alle einheinmischen und auswärtigen Verbrauchs- und Handelsgüter gelagert und präsentiert werden mußten. Darüber wachte der Kaufhausmeister als städtischer Beamter. Seine Aufgabe war es, das Haus zu öffnen und zu schließen und alle Käufe und Verkäufe zwischen Erzeugern und Händlern zu überwachen. Weiterlesen »

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Alt Heidelberg du feine …

21.06.98 (Brauchtum & Tradition, Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden)

„Alt Heidelberg du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine,
Keine andere kommt dir gleich!“
(J. V. v. Scheffel)
Wem schlägt nicht das Herz höher beim Worte „Heidelberg“, wen zieht’s nicht hin mit allen Mächten der Sehnsucht zu der Königin deutscher Musenstädte, die residiert in der schönsten der schönen Landschaften Germaniens? Von Jahr zu Jahr huldigen ihr Hunderttausende aus aller Herren Länder in unversieglicher Begeisterung. Heidelberg ist das Mekka der Schönheitssucher in Gottes weitem Garten. Berg und Tal, Wald und Feld, Strom und Bach, Paläste und heimelige Häuslein, stolze Plätze, schmale, lauschige Gassen, unvergleichliche Denkmäler der Vergangenheit und neuzeitliche, bedeutungsvolle Schöpfungen, überwältigende Romantik und zarteste Lyrik, hohe Kunst und hehre Wissenschaft, geistvoller Ernst und ausgelassenste Fröhlichkeit, traute Schenken, würziger Wein und schäumendes Bier, herzliebe Mädel, lustige Kumpane sind hier vereinigt zu einem köstlichen Gemisch.
„Stadt fröhlicher Gesellen,
An Weisheit schwer und Wein,
Klar ziehn des Stromes Wellen,
Blauäuglein blitzen drein.“
(Scheffel)
Schaue an der Brüstung der Molkenkur auf dies wunderbare Stück Erde. Zwischen zwei dichtbewaldeten Bergkuppen ruht ein lachendes Tal. Drin wälzt der Neckar seine grüne Flut. Auf dem leichten Wellengekräusel hüpft das Spiegelbild einer einzigartigen Stadt. Am linken Ufer reiht sich, eng und schmal, zwischen Fluß und Berg, das Dächergewirr der Altstadt in langer, langer Strecke aneinander. Machtvoll streben Halle und Turm der Heiliggeistkirche in formenschön Spätgotik darüber hinweg. Am andern Ufer folgen dem Wasserlaufe, hart an den Fuß des Heiligenberges geschmiegt, prächtige Villen, vornehme Wohngebäude. Über den Neckar schreiten die gleichmäßigen steinernen Bogen der alten Brücke, die Goethe eine der schönsten nannte. Aus dem in die Altstadt hineindringenden Blättermeer des Schloßberges ragt in den blauen Aether gigantisch auf die deutsche Alhambra: das majestätische Heidelberger Schloß.
Nur schwer scheidet der Blick und schweift nach Westen, dahin, wo das Tal geweitet, wo in der breit gelagerten Rheinebene des Neckars geschlängelter Lauf in der Ferne verloren geht. Einem überquellenden Füllhorne gleich ergießen sich neue Stadtteile vereint durch die Friedrichsbrücke aus dem engen Flußtale hinaus in die Ebene und entlang der Bergstraße. Ganz draußen am Rheinstrom schimmern aus sonnig zarten Schleiern die Riesenschlote der Rheinau, flimmern die ernsten Umrisse des Kaiserdomes zu Speyer, leuchten die violetten Kuppen der Hardt.
Reich, wie die Schönheiten der Natur, sind die denkwürdigen Erinnerungen Heidelbergs. Im 12. Jahrhundert errichtete ein unbekannt Gebliebener die erste Burg auf dem Jettenbühl und ein Vorwerk auf dem Gaisberg. Im Schutze der Burg vergrößerte und entwickelte sich die spärliche Ansiedelung im Tal zu einem ordentlichen Gemeinwesen, das dem Bistum Worms gehört haben muß, denn 1225 gab Bischof Heinrich von Worms die Feste Heidelberg mitsamt der Ortschaft dem Pfalzgrafen Ludwig I. von Bayern als Leben, der sie zu seiner Residenz erkor.
Anfangs des 14. Jahrhunderts wurde die Pfalz von Bayern getrennt. Der erste Kurfürst der Kurpfalz, Ruprecht I., wählte Heidelberg wiederum zur Residenz. Dieser geistvolle Herrscher gründete 1386 die Universität, die nach Prag und Wien die älteste deutsche Hochschule war und bald zu hoher Berühmtheit gelangte.
Glanzvolle Tage rauschten über Alt -Heidelberg dahin. Zur Zeit der Renaissance wetteiferten Kurfürsten und Bürgerschaft in der Entfaltung fleißiger Bautätigkeit. 1550 – 1610 entstanden unter den Kurfürsten Friedrich II., Otto Heinrich und Friedrich IV. die wunderbaren Renaissancepaläste: der gläserne Saalbau, der Ott -Heinrichsbau und der Friedrichsbau. Um 1610 stand das Schloß in vollstem Glanz inmitten feenhafter Luxusgärten, die der „Winterkönig“, Friedrich V., seiner Gemahlin zu Ehren hatte anlegen lassen. Die pfälzische Residenz zählte ungefähr 6.000 Einwohner und war das Muster einer schmucken, mittelalterlichen Stadt mit prächtigen öffentlichen und privaten Bauten.
Da nahten die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges. Tilly, der schon nahezu die ganze Pfalz erobert hatte, trat 1622 mit Feuer und Schwert auf. Trotz tapferer Gegenwehr war nach einigen Monaten Belagerung Stadt und Schloß in seiner Macht. Die protestantischen Universitätslehrer wurden vertrieben, die berühmte Universitätsbibliothek wanderte zur größten Betrübnis der Heidelberger nach Rom.
Nur zehn Jahre lang besaßen die Kaiserlichen Heidelberg, dann eroberten die Schweden Schloß und Stadt. Zwei Jahre später, 1635, gelang den Kaiserlichen die Rückeroberung. Des Winterkönigs Sohn Karl Ludwig, der 1649 zur Regierung gelangte, richtete die Universität wieder ein und suchte nach besten Kräften Wunden, die der Krieg geschlagen, zu heilen. Aber noch hatte die Stadt das schlimmste nicht überstanden: den Befehl Ludwigs XIV.: “Brûlez le Palatinat!“ An den wunderbar ornamentierten Fassaden des Schlosses schlugen 1689 die Flammen empor. Kräftige Minen zerrissen das Mauerwerk. Der rote Hahn hüpfte von Haus zu Haus. Heidelberg und die Pfalz waren eine Wüste. Ludwig XIV. aber ließ ein feierliches Tedeum halten und eine Denkmünze prägte er: „Heidelberga deleta“, sein Bild und “Ludovicus Magnus, rex Christianissimus“!
An der Schwelle des 17. Jahrhunderte zog wohltätiger Friede durch die Lande, den die Bürgerschaft, immerwährender Religionszwiste wegen, jedoch nicht vollkommen genießen konnte. Zwar wurde die Stadt nach dem alten Lageplan wieder aufgebaut, Herrscher besserten an den Schloßüberresten dies und das aber der Glanz der Kurfürstenresidenz war und blieb verblichen. Der katholische Kurfürst Karl Philipp verlegte, des Streites der protestantischen Bürgerschaft müde, 1720 den Hof und gesamte Regierung nach Mannheim. Die Universität, die unter mißlichen Verhältnissen schwer gelitten hatte, sank fast zur Bedeutungslosigkeit herab.
Der gute Wille des nächsten Kurfürsten Karl Theodor, der Stadt zu helfen, Handel und Wandel zu heben, Industrie einzuführen, hatte geringen Erfolg. Seine Absicht, dem von ihm wiederhergestellten Teile des Schlosses dann und wo zu residieren, durchkreuzten des Himmels Mächte. Ein Blitzstrahl schlug 1764 zu Trümmern, was Ludwigs XIV. General Melac übrig gelassen und die Kurfürsten nach dessen Schreckenstaten wieder geschaffen hatten. Vernichtet waren die Hoffnungen der Heidelberger. Zähneknirschende Unzufriedenheit, Sorge, revolutionäre Gesinnung schritten durch die freudenleeren Straßen der vom Schicksal den Staub gepeitschten Stadt. Jeder neunzehnte Pfälzer soll damals ein Bettler gewesen sein.
Da trat das 19. Jahrhundert durch die verlotterten Tore, gefolgt von der segenspendenden Glücksgöttin. Heidelberg und die rechtsrheinische Kurpfalz fielen 1803 an Baden, dessen Herrscher Karl Friedrich schon im gleichen Jahre der verwahrlosten Universität durch fürstliche Dotation neues Leben gab. Und neues Leben sproß allüberall auf. Die Hochschule gewann bald den ehemaligen Ruhm, weit über Deutschland, zurück. Ueber 170 Dozenten und mehr als 2500 Studenten gehören gegenwärtig der „Ruperto Carola“ an.
Ansichten und Neigungen ändern sich. Fand man in launigen Zopfzeit die gleichmäßige Ebene und zierlich zugestutzte Gartenkunstwerke lieblich und schön, so hatten die Romantiker mehr Sinn für die Natur in ihrer reinen Ursprünglichkeit. Heidelberg mit den grünumrankten Burgtrümmern galt jetzt als Ideal landschaftlicher Schönheit. Tausende und Abertausende suchten dieses Ideal. Seit es Eisenbahnen und Dampfboote gibt, seit das Reisen Mode geworden, wälzt sich jahraus, jahrein ein ungeheurer Fremdenstrom zur Stadt am Neckar und am Rheine. Nahezu 200 000 Reisende werden alljährlich in den Fremdenlisten aufgezeichnet. Viele lassen sich zu dauerndem Aufenthalt nieder.
Eine weitere Anziehungskraft erhält Heidelberg durch seine von der Bad  Heidelberg A. G. neu erbohrte, stark radiumhaltige Thermalsolquelle. Die in Verbindung damit zu schaffenden Einrichtungen bringen die Stadt in die Reihe der hervorragenden Kur – und Badeorte Deutschlands. Heidelberg hat heute über 70.000 Einwohner. Diese kraftvolle Entwicklung des Gemeinwesens ist aber nicht allein der Universität und dem Fremdenverkehr zu verdanken. Ein gut Teil dazu hat die Industrie beigetragen. Die großgewerblichen Bauten liegen aber vor dem Bahnhofsviertel an der Bergheimerstraße und beeinträchtigen so den Charakter Heidelbergs als vornehme Fremdenstadt durchaus nicht.
Imposante neuzeitliche Bauten, zahlreiche großstädtische Kaufläden haben das Anheimelnde der Altstadt nicht zu verwischen vermocht. Jeder Stadtteil hat seine eigenen Reize. Still, vornehm, beschaulich ist’s in der Sofienstraße und in den Anlagen, heiter und genußvoll am Neckar entlang, kleinstädtisch in den schmalen Gäßlein Alt Heidelbergs, prachtvoll im Rohrbacher und besonders im Neuenheimer Villenviertel, romantisch an den Bergstraßen beiderseits des Flusses.
Geistige Genüsse bietet Heidelberg in Hülle und Fülle. In erster Reihe gewährt sie die Universität mit ihren wissenschaftlichen und populären Veranstaltungen. Die riesengroße Universitätsbibliothek, die archäologische Sammlung, die Anatomie, die städtische Kunst  und Altertümersammlung, die Gemäldeausstellung des Kunstvereins, die Landessternwarte, die zoologische Sammlung, der botanische Garten verdienen hier erwähnt zu werden.
Berühmt ist das Musikleben Heidelbergs. Die Konzerte des Bachvereins unter Dr. Wolfrums Leitung hatten Weltruf. Eines guten Ansehens erfreut sich auch das Stadttheater. An Unterhaltung und Vergnügen mangelt es nicht. Wenn die ersten Frühlingsboten, Schlüsselblumen und Veilchen, sprießen, wenn der Mandeln Blüte der Berge Rand in jungfräuliches Weiß hüllt, an Lätare, zieht die Jugend in hell Scharen in unendlich langer Kette mit blumen  und bändergeschmückten, brezel- und äpfelbesteckten Sommerstäben, mit mächtigen Strohmännern, durch die Straßen. Dann schallt’s aus tausend Kehlen unermüdlich: „Strih, strah, stroh, der Summerdag ist do.”
Das Sommersemester beschert eine Reihe pompöser studentischer Feste mit Wagenkorso und Schloßbeleuchtung, Neckarfahrt und prunkhaftem Bankett. Jetzt ist die Zeit der Kongresse und Versammlungen. Es ist die Zeit der Regatten der Ruderklubs, der Schwimmwettkämpfe im Hallenbad und im Neckar. Alltäglich spielt das städtische Orchester im Schloßpark und im Stadtgarten. Und auf den Herbst voller Farbenpracht und prickelnden Bergsträßlerweine locken zuguterletzt des Winters Freuden droben auf den Rodelbahnen des Königsstuhls, zu denen die Drahtseilbahn bequem hinaufbefördert.
Das Herrlichste aber sind und bleiben die Schloßbeleuchtungen. Tausende und Abertausende streben diesen zu. Von Mannheim bringt Extrazug um Extrazug immer neue Schaulustige. Der langen Neuenheimer Landstraße ganze Breite ist besetzt, Kopf an Kopf. Die Nacht ist dunkel. Kleine Fünklein weisen nach dem Himmelsgewölbe, leuchtende Pünktchen lassen ahnen, wo Berge schlummern, leise Ruderschläge deuten hin auf die Nähe des Wassers. Sonst Stille ringsum. Die Zeit ist da. Donner rollt vom Königsstuhl zum Heiligenberg. Die Köpfe recken sieh.
Drüben lodert ein feuriger Brand. Von der Bergwand steigt’s herauf, blutigrot. Jetzt steht’s vor uns: das Schloß mit seinen Mauern und Zinne Türmen und Bastionen, mit seinen unheilbaren Wunden, und dennoch in unendlicher Pracht, in gewaltiger Erhabenheit. Alles ist dunkel. Nur das Schloß ist da, feenhaft, wundersam. Und wer die, Flammen träumerisch verglühen, dann ist’s, als ob ein verwehter Funke zu uns herübergeflogen. Die alte Brücke brennt. In Glut getaucht enthüllt sie ihre edlen Formen. Im dunklen Schoß des Neckars aber rasselt’s und prasselt’s. Ein Heer von Feuerkugeln steigt auf und sinkt in die Flut. Von fernher kommt ein Schiff. Aus dem Geheul des Pulvers treten harmonische Klänge immer deutlicher hervor. Das singt und klingt:
„Gaudeamus igitur
Juvenes dum sumus“,
und tausend hochgestimmte Herzen klingen und singen nach.
Quelle: Aus dem Badischens Verkehrsbuch 1898

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Alte Kraichbach soll wieder lebendig werden

21.05.98 (Hockenheim, Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden, Straßen, Fähren & Verkehr)

Bereits vor einigen Wochen hatte der Hockenheimer Diplom-Biologe Uwe Heidenreich im Gemeinderat seinen Vorschlag näher erläutert, den Alten Kraichbach zwischen den Breitwiesen und dem Oberbruch zu reaktivieren. Um die verschiedenen Varianten eines möglichen Bachlaufes der Öffentlichkeit vorzustellen, lud jetzt der Arbeitskreis „Umwelt und Verkehr“ der CDU Hockenheim zu einer Informationsveranstaltung im Stadthallenrestaurant „Rondeau“ ein. Wie groß das Interesse in der Bevölkerung an einer möglichen Reaktivierung der Alten Kraichbach ist, zeigte die große Schar von Natur- und Heimatfreunden, die sich bereits vor der Veranstaltung zu einem Ortstermin an der Schließe am Abzweig des alten Bachbettes vom heutigen Kraichbachbett trafen.
Als Vorsitzender des Arbeitskreises „Umwelt und Verkehr“ zeigte sich Hockenheims Förster Martin Geißler beeindruckt vom unerwarteten Andrang, wobei vor allem ältere Hockenheimer gekommen waren, um sich die Pläne von Uwe Heidenreich direkt vor Ort erklären zu lassen. Ebenfalls gekommen waren auch die CDU-Stadträte Alfred Rupp,
Bernhard Fuchs und Dieter Klaus, die sich ebenfalls ein Bild von den geplanten Veränderungen in der Hockenheimer Gemarkung machen wollten.
Zu Fuß und auf Fahrrädern wurde dem alten Bachlauf gefolgt, der sich noch immer auf einer Strecke von 1.072 Metern durch die Streuobstwiesen, Felder und Kleingärten südlich der Stadtbebauung windet. Die Teilnehmer der Exkursion zeigten sich überrascht über das ausgeklügelte System von Bewässerungsgräben in diesem Bereich und das Vorhandensein der ehemaligen Wässerwieseneinrichtungen. Die Breit und Oberbruchwiesen wurden früher als Wässerwiesen genutzt. Dazu wurden sie mehrmals im Jahr nach genau festgelegten Zeiten mit dem Kraichbachwasser gewässert. Ein Netz von Be- und Entwässerungsgräben sorgte für die den Zu und Ablauf des Wassers.
Mit der Aufgabe der Wiesenwässerung verlor das Grabensystem seine Funktion. Während der Begehung erinnerten sich
vor allem die älteren Hockenheimer an viele Dinge aus ihrer Jugendzeit und konnten so im Gespräch mit dem Planverfasser Uwe Heidenreich  zur Klärung manch offener Frage beitragen. War zu Beginn des Rundganges der alte Bachverlauf noch sehr deutlich im Gelände zu erkennen, veränderte sich die Situation im Bereich der Kleingartenparzellen doch sehr deutlich. Teilweise wurden hier die Gräben aufgefüllt und teilweise wuchsen sie unter den aufkommenden Gehölzen zu. Insbesondere nach dem Südring in Richtung Mühlkanal konnten manche Grabenabschnitte nur noch erahnt werden. Die Zäune der
Kleingärten stehen manchmal sogar direkt in der Böschung des ehemaligen Bachbettes.
Die ehemaligen Wasserläufe im Oberbruch wurden im Laufe der Jahre verdolt, verfüllt oder sind zugewachsen. Lediglich im Stöcketgraben östlich des „aquadroms“ war an verschiedenen Stellen noch etwas Wasser auszumachen. Dies führten Martin Geißler, wie auch Uwe Heidenreich auf die noch bestehende Verbindung zum fließenden Wasser des Kraichbaches über seine Einmündung in den Mühlkanal zurück. Vor allem der Diplom-Biologe machte den Teilnehmern der
CDU-Veranstaltung deutlich, daß die Grabenläufe „durchaus biotopvernetzende Funktionen erfüllen können“. Voraussetzung sei aber, daß sie nicht weiter verfüllt und eingeengt würden.
An verschiedenen Standorten stellte Uwe Heidenreich seine beiden Varianten einer möglichen Reaktivierung vor. Die erste Variante beginnt demnach am Abzweig des alten Grabens an der ersten Schließe von Reilingen kommend. Es handelt sich hierbei um den historischen Verlauf des Alten Kraichbaches vor der Begradigung vor 200 Jahren, wo er noch bis in die 60er Jahre Wasser führte. Da im untersten Drittel bei der Mündung in den heutigen Kraichbach kein Grabenverlauf mehr erkennbar ist und eine Wiederaufnahme dieses Bachverlaufes recht kostenintensiv sein dürfte, hatte Heidenreich dem
Gemeinderat eine weitere Variante vorgeschlagen.
Vor Ort wurde nun dieser Vorschlag im Gelände genauer dargestellt. Auf den ersten zwei Drittel des alten Bachverlaufes würde sich nichts ändern. Dann aber sollte durch ein neues Grabenprofil der Bach in den Stöcketgraben geleitet werden und von dort bis zum Mühlkanal. Da dieser tiefer liegt als der Kraichbach, würden sich, so der Referent, zudem günstige
Gefällsverhältnisse ergeben.
Am Ende der Vor-Ort-Besichtigung hatte Uwe Heidenreich schließlich noch einen Vorschlag besonderer Art parat. Er schlug vor, den Mühlkanal vom Abzweig aus dem heutigen Kraichbachbett bis zum Stöcketgraben zuzuschütten und in ein neues Bachbett zu verlegen. Als wichtigsten Grund nannte der Biologe die renovierungsbedürftige Betonrinne, in der der Kanal zur Zeit fließt, die demnächst für viel Geld saniert werden müßte. Er schlug vor, den neuen Bachverlauf rund 25 Meter in südliche Richtung auf das ohnehin der Stadt Hockenheim gehörende, aber brachliegende Gelände zu verlegen. Leicht mäandernd könnte der Graben dann in den reaktivierten Kraichbachlauf im Stöcketgraben münden.
Dieser Vorschlag stieß nicht nur bei den anwesenden CDU-Gemeinderäten auf viel Interesse. Übereinstimmend sahen die Anwesenden in dem gemachten Vorschlag eine Möglichkeit, diesen Bereich noch attraktiver zu gestalten.
Im Stadthallenrestaurant erläuterte Uwe Heidenreich dann noch einmal ausführlich die verschiedenen Varianten, zeigte Vor- und Nachteile auf. Von Seiten der interessierten Zuhörer wurde vor allem die Gefahr der Druckwasserbildung in Richtung „aquadrom“ und die Neubaugebiete im Biblis angesprochen. Man war sich einig, daß diese Gefährung noch genauer untersucht werden müßte, sollte die Reaktivierung im Gemeinderat beschlossen werden.
Angesprochen auf die Finanzierung einer solchen Maßnahme stellte Bürgermeisterstellvertreter Alfred Rupp fest, daß man zunächst einmal die Zuschußsituation abklären müsse. In der heutigen Zeit seien Reaktivierungskosten von rund 840.000 Mark nicht mehr so einfach zu finanzieren. Sollten die Zuschüsse in den kommenden Jahren noch so fließen wie bisher, könne man sich für diese „positive Maßnahme“ nur aussprechen. Martin Geißler verdeutlichte, daß sich durch die geplanten
Maßnahmen die ökologische Situation in diesem Gebiet eindeutig verbessern würde. Die Anwesenden sprachen sich, ebenso wie die CDUArbeitskreismitglieder für eine Reaktivierung des Alten Kraichbaches aus und gaben den Kommunalpolitikern der Christdemokraten mit auf den Weg, daß es sich dabei um ein wichtiges Zukunftsziel für die Rennstadt handeln müsse. (og)

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Wo Graf Boppo einst regierte

17.05.98 (Burgen & Schlösser, Geschichte allg., Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden)

Beeindruckend erhebt sich neckaraufwärts kurz hinter Heidelberg das Festungsstädtchen Dilsberg, 323 Meter hoch über dem Fluß gelegen. Wer es sich leisten kann und etwas Kondition mitbringt, sollte den Berg zu Fuß erklimmen. Am schönsten ist noch immer die Anreise mit dem Schiff. Ausgestiegen in der hessischen Vier-Burgen-Stadt Neckarsteinach. Der anstrengende Aufstieg aber wird belohnt von einer baugeschichtlichen Kostbarkeit der Kurpfalz – und einer herrlichen Aussicht weit über die Region. Der Blick reicht weit hinunter ins Neckartal, das im Westen in die Rheinebene ausläuft. In südöstlicher Richtung ist der Steinsberg („Kompaß des Kraichgaues“) mit seiner Burg bei Sinsheim zu erkennen. Und dann natürlich die weiten Wälder des sagenumwobenen Odenwaldes.
Graf Boppo von Dilsberg, der im 13. Jahrhundert die 1150 erbaute Burg und den dazugehörigen Besitz übernahm, sorgte ungewollt dafür, daß die Festung zu einem Außenposten der Kurpfälzer wurde. Als Burgmann stand er im Dienst des Pfalzgrafen Ludwig bei Rhein. Als Vasall des mächtigen Nachbarn war er der Wächter an der Eingangspforte zum Odenwald. Seit 1368 gehörte der Dilsberg dann endgültig zur Kurpfalz. Die Heidelberger Herrscher gestalteten die Burg zu einer Stadtfestung um. Die dort wohnenden Leibeigenen wurden zwar in die Freiheit entlassen, mußten aber beim Ausbau des Dilsberg mithelfen. Außerdem wurde ihnen auferlegt, alljährlich fünf Heller in den Hausbau zu investieren. Es entstand eine in der ganzen Kurpfalz einzigartige städtebauliche Rarität. Aus der Burg Dilsberg wurde eine Festungskleinstadt, deren neuerbauten Häuser von einer starken, rund um die Bergspitze laufende Ringmauer geschützt wurden. Noch heute prägt diese Bauform das Bild der Stadt, deren Erscheinungsbild die Besucher immer wieder aufs neue verwundert.
Im Krisenfall sollte die als uneinnehmbar geltende Festung als Rückzugsmöglichkeit für den Heidelberger Hof dienen. Da die Kurpfalz in ihrer Geschichte ständig militärischen Bedrohungen ausgesetzt war, mußten die Kurfürsten mehr als einmal von der rettenden Möglichkeit gebrauch machen. Als aber die kaiserlichen Truppen unter Tilly 1622 die Festung belagerten, mußte der Dilsberg zum ersten Mal aufgeben. Es folgten mehrere Besatzungswechsel, ehe die Burg 1648 am Ende des Dreißigjährigen Krieges wieder an die Kurpfalz zurückkam. Die Eroberung durch die Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg fügte der Stadt selbst keine größeren Schäden zu. Selbst das französische Revolutionsheer mußte 1799 unverrichteter Dinge wieder abziehen. Eine Invalidenbesatzung unter einem 95jährigen Kommandanten hatte den Dilsberg verteidigt.
Mit dem Ende der Kurpfalz – 1803 teilte Napoleon ganz Europa nach seinem Gutdünken auf – wurde der Dilsberg badisch. Die großherzoglich-badische Armee ließ zeitweise auf der Festung ein berüchtigtes Militärgefängnis errichten. Was aber Kriege nicht erreicht hatten, verordnete die badische Verwaltung: Ab 1822 wurde die Burg zum Abbruch freigegeben. Erst der Jugendbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es zu verdanken, daß der noch erhaltene Teil der Burg, und damit der einzigartige Zauber der Festungsstadt über dem Neckar gerettet wurde.
Zu den wieder renovierten Gebäuden der Anlage gehört auch das Kommandantenhaus, dessen baugeschichtlichen Anfänge und die ursprüngliche Nutzung noch immer im Dunkel der Geschichte verborgen liegen. Sicher ist nur, daß ein „Ambtmann“ als Verwaltungsbeamter ab dem späten Mittelalter auf der Burg regierte. Im Oblag im Kriegsfalle auch die militärische Aufsicht. Zu Beginn des 14. und mitte des 16. Jahrhunderts wurden kleinere Umbaumaßnahmen durchgeführt. Um dem militärischen Kommandanten das Leben in der Burg etwas bequemer zu machen, wurde der kurpfälzische Baumeister Rabaliatti (er ging vor allem als Erbauer des Schwetzinger Sommerschlosses in die Geschichte ein) Mitte des 18. Jahrhunderts mit einem weiteren Umbau beauftragt. Im 19. Jahrhundert schließlich wurde das Kommandantenhaus zur Schule und zum Rathaus für die Gemeinde umgebaut. Die letzte Umbaumaßnahme liegt noch gar nicht weit zurück: 1997 ließ der Rhein-Neckar-Kreis das Gebäude zum Kulturzentrum umbauen. Seitdem beziehen für jeweils drei Monate internationale Nachwuchskünstler als Stipendiaten des Landkreises das Kommandatenhaus, in dem auch die Junge Philharmonie Rhein-Neckar eine ständige Heimstatt gefunden hat.

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„Sein Diplomatisches Cabinett brauchbar machen“

17.05.98 (Forschung & Archäologie, Museen & Archive)

Werk einer Gelehrtenfamilie: Was Vater Johann Christoph Gatterer begonnen hat, setzte Sohn Christoph Wilhelm fort
Das 18. Jahrhundert, in dem Johann Christoph Gatterer den Grundstein für seine Sammlung legte, war vom Geist der großen wissenschaftlichen Enzyklo­pädien geprägt. Es war die Zeit von Di­derot und d’Alembert in Frankreich, der Encyclopaedia Britannica oder Zed­lers großem vollständigen Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Kün­ste in 68 Bänden. Eine Leidenschaft zum Sammeln und Systematisieren hatte die Gelehrten erfasst. Diesem Denken verpflichtet war auch der be­deutende Wissenschaftssystematiker und -organisator Johann Christoph Gat­terer, geboren 1727 in Lichtenau bei Ansbach, gestorben 1799 in Göttingen.
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Knochenarbeit in der Wersauer Schloßmühle

08.05.98 (Geschichten & Erzählungen, Handel & Handwerk, Landwirtschaft & Forsten)

Wir schreiben das Jahr 1777:  Caspar Zahn betreibt zusammen mit seiner Frau Barbara, verwitwete Fessler, und deren Sohn Heinrich Fessler die Schloßmühle in Reilingen, die sie von der Kurfürstlichen Domänenverwaltung des Kirchheimer Zehnt gepachtet haben. Es ist 5.30 Uhr als Müller Zahn die Verankerung des gewaltigen Wasserrades löst und die
Antriebswelle für den Schrot und Mahlgang in Bewegung setzt.
Normalerweise läuft die Schloßmühle nahe der Ruine des Wersauer Schlosses zu dieser Zeit bei Tag und Nacht, aber in dieser Nacht waren die Mahlsteine neu geschärft worden. Überall liegen noch Werkzeuge wie Mühlpicke, Bille und Kraushammer um die Schrot und Mahlgänge herum. Heinrich Fessler füllt den Trichter über dem Schrotgang. Der 100 Kilogramm schwere Weizensack scheint morgens um halb sechs fast doppelt so schwer zu wiegen, als Müller Fessler ihn die kleine hölzerne Treppe hochträgt, die bei jedem Schritt ächzt und stöhnt. Mit einem Rauschen gleiten die Weizenkörner in den Trichter. Schnell werden noch die Mahlsteine für das Mahlgut eingestellt  und schon beginnt die Mühle zu klappern.
Inzwischen ist der Mühlbauer, ein Bauer aus Reilingen, eingetroffen. Er ist für das Aus und Einfahren des Mehles bzw. des Getreides zu den umliegenden Ortschaften zuständig. Um halb sieben ist der Leiterwagen bereits beladen, und die zwei schweren Kaltblüter der Schloßmühle werden vorgespannt. Der Mühlbauer macht sich auf den Weg nach Schwetzingen, um im kurfürstlichen Schloß das gemahlene Mehl abzuliefern und um auf dem Rückweg in Oftersheim und Hockenheim noch zu mahlendes Getreide aufzuladen.
Caspar Zahn holt eilig seine Sense und den Holzkarren, um Futter für die Kühe an der nahegelegenen Wiese entlang der Kraichbach zu mähen. Auf dem kleinen Holzsteg über die Bach, die sich vor der Mühle teilt, um das Wasser der Mühle zuzuführen, kommt ihm Johann Jacob Riedel entgegen und fragt nach, wann er sein Getreide nun mahlen könne?  Schnell ist ein Termin für 11 Uhr vereinbart. Auch Tobias Kölble steht bald neben Zahn und möchte mahlen. Auch er bekommt einen Termin vom stets freundlichen Müllermeister.
Es ist bereits 7 Uhr durch, als Zahn das Vieh im Stall hinter der Schloßmühle füttern kann. Kühe, Schweine, Ziegen und vier Pferde zählen zur Landwirtschaft. Ein Dutzend Gänse, einige Enten und jede Menge Hühner tummeln sich auf dem Mühlenhof. Die Mühle läuft in der Zwischenzeit auf Hochtouren, und Zahn muß seinem Stiefsohn unbedingt bei der Arbeit helfen. Ununterbrochen wird der Trichter des Mahlwerkes gefüllt, geschrotet und gemahlen.
Barbara Zahn hat in der Zwischenzeit die Stallarbeit beendet und bringt den Müllern das erste Vesper in die Mühle. Als es vom Reilinger Kirchturm 11 Uhr schlägt, steht pünktlich der Bauer Riedel mit dem Pferdefuhrwerk vor der Tür. Die Säcke werden abgeladen, gewogen und schon kann es losgehen. Da die Müller zu zweit in der Mühle sind, schickt Caspar Zahn den Riedelbauer in den Stall, um nach dem Rechten zu sehen, wieder Futter nachzulegen und, wenn noch Zeit bleibt, etwas Holz für den Herd zu hacken. Riedel darf dafür zum Mittagessen bleiben.
Nach etwa zwei Stunden ist es soweit: die sechs Zentner Weizen von Bauer Riedel sind gemahlen. Riedel bezahlt seine Schulden durch „Mildern“, dies bedeutet, daß etwa 1/14 vom zu mahlenden Weizen vom Müller als Lohn einbehalten wird.
Es ist nun höchste Zeit für Zahn, um nach den Bienen zu sehen, denn die Bienenzucht wurde schon immer von den Müllern der Schloßmühle betrieben. Auch in der Landwirtschaft muß dies und jenes noch erledigt werden. Außerdem müßte dringenst noch ein neuer Eisenreifen auf das hölzerne Ersatzrad des Leiterwagens vom Schmied aufgezogen werden. Per
Hand wird das wuchtige Rad in die Schmiede nach Reilingen gerollt. In der Zwischenzeit ist es Spätnachmittag geworden und damit etwas Zeit zum Ausspannen. Deshalb läßt sich Caspar Zahn etwas mehr Zeit als sonst und kehrt auf dem Rückweg zur Schloßmühle noch schnell in die überfüllte Gaststube des „Löwen“ ein. Es ist die Zeit der Stammtische der Bauern und Handwerker. Es wird heftig debattiert und  auf die neuen Steuerpläne der kurfürstlichen Regierung gescholten.
Zu Hause ist Heinrich Fessler allein bei der Arbeit, und jetzt ist auch noch Tobias Kölble eingetroffen. Da Zahn nicht in der Mühle ist, muß der Bauer selbst mit Hand anlegen. Die Dämmerung bricht herein und taucht die Mühle in das gespenstische Licht der kerzenbestückten Sturmlaternen. Müllermeister Zahn, zwischenzeitlich vom Stammtisch zurückgekehrt, steht
bis zum Bauch im Mühlgraben, um den Rechen zu reinigen, der vor dem Wasserrad grobe Teile im Wasser abhält.
Draußen ist es längst dunkel geworden und die beiden Müller fragen sich immer wieder, wo denn nur der Mühlenbauer geblieben sei? Immerhin stellt das Aus und Einfahren des Mehles und des Getreides eine Knochenarbeit dar. Der Lohnbauer muß die oft über 100 Kilogramm schweren Säcke zuerst vom Speicher des Kunden holen und dann das Mehl im Gegenzug wieder hinauftragen. Dafür gibt es da und dort ein Vesper und etwas zu trinken. Meist reicht man Wein oder
Bier  und es ist auch am heutigen Tag so. Gegen 22 Uhr klappern plötzlich die Hufeisen auf dem gepflasterten Mühlenhof und wie aus dem nichts steht das beladene Fuhrwerk auf dem Hof der Schloßmühle. Der Mühlenbauer schläft selig auf den Säcken seinen Rausch aus. Nur gut, daß die Pferde den Weg fast alleine finden.
Die Schloßmühle läuft auch in dieser Nacht durch auf vollen Touren. Zum einen wird die Tageseinfuhr verarbeitet, zum anderen kommen nachts Landwirte zum Mahlen. In dieser Nacht legt sich Zahn etwas aufs Ohr, und Fessler mahlt durch. Kurz vor Mitternacht kommt der Müllermeister zurück, in der Hand einen großen Krug mit frischem Most. Doch ganz auf
den Beinen können sich die zwei nicht halten, so daß beide in den frühen Morgenstunden im Mahlstüble friedlich vor sich hinschlummern.
Plötzlich: Es klingelt! Der Schrotgang ist leer. Beide, insbesonders Heinrich Fessler, schrecken auf und sind sofort hellwach. Es muß schnellstens Weizen nachgeschüttet werden, damit sich die schweren Mahlsteine nicht gegenseitig zerreiben. Jeder Schrot und Mahlgang hat eine Glocke, die meldet, wenn das Mahlgut durchgelaufen ist und die Steine aufeinanderlaufen. Die Brandgefahr ist durch Funkenflug in einem solchen Fall besonders hoch. Doch bald ziehen sich die beiden wieder in
die warme Mahlstube zurück. Ehe Heinrich Fessler wieder einnickt, hört man ihn murmeln: „Jetzt fehlt nur noch, daß die Kuh kalbt …“ (og)

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Die den Besen verlor

30.04.98 (Brauchtum & Tradition, Geschichten & Erzählungen)

Schon bei unseren Vorfahren galt die Nacht zum 1. Mai als die Walpurgisnacht, in der sich die Hexen zum Tanze trafen. Hie und da in der Kurpfalz lebt seit einigen Jahren die alte Tradition des Mummenschanzes wieder auf. Fast in Vergessenheit geraten ist auch eine Sage rund um das Heidelberger Schloß, die der Volksbrauch der Walpurgisnacht zuschlägt.
So soll einst in dieser Nacht eine noch junge Hexe mit Namen Vitzlibutzlia auf ihrem Besen rund um den Königstuhl unterwegs gewesen sein, um sich zusammen mit einer Hexenschar im Odenwald am Hexentanzplatz zu treffen. Neugierig schaute sie hinunter auf die alte Stadt und das gewaltige Schloß der pfälzischen Kurfürsten. Die Hexe schien richtig gedankenverloren gewesen sein, denn sie verlor einfach ihren Besen, der polternd in den Schloßhof fiel. Sie selbst landete
unsanft in den Bäumen. Über sich selbst schimpfend machte sich Vitzlibutzlia zu Fuß auf den Weg zum Schloßeingang, um wieder ihren Besen zu holen. Die kleine Pforte im großen Tor, im Volksmund als „Nadelöhr“ bekannt, trug damals wie heute einen dicken großen Eisenring, „harter Anklopfer“ genannt. Die Hexe war so erregt, daß sie damit so heftig klopfte, daß selbst die Schloßwache erschrocken zusammenfuhr.
Beim Anblick der Hexe dachte man natürlich nicht darain, sie in das kurfürstliche Schloß einzulassen. Vitzlibutzlia schien vor Wut zu explodieren und biß so heftig in den Klopfring, daß noch heute die Spuren davon zu sehen sind. Als Ersatz für den Besen nahm sie dann einen alten Rechen, der an einer Ecke der Schloßmauer stand. Auf ihm ritt die Hexe dann unter dem Spott der Schloßwache und unter dem Gelächter der anderen Hexen zum Tanzplatz im Odenwald.
Betrachtet man den „Hexenbiß“ im Ring eher nüchtern, kann man auch zu dem Ergebnis kommen, daß dieser bereits beim Schmieden vor einigen hundert Jahren entstanden sein kann. Egal, ob nun der Biß einer Hexe oder eine abgebrochene Stabzunge  die Geschichte um den geheimnisumwitterten Klopfring fesselt noch heute die Schloßbesucher aus aller Welt.
Dies gilt natürlich auch für die Sage vom Rittersprung auf dem Schloßaltan. Als vor langer Zeit im Friedrichsbau des Schlosses ein Feuer ausgebrochen war, setzte einer der anwesenden Ritter alles daran, die Gäste in Sicherheit zu bringen. Als er endlich dem Feuer entrinnen wollte, war es zu spät: er war von den Flammen rundum eingeschlossen. In seiner Not sprang er von hoch oben aus dem Fenster. Im Himmel hatte man sein Tun beobachtet und dankte ihm damit, den Sprung auf den Schloßaltan unverletzt zu überstehen. Die Wucht beim Auftreffen war so groß, daß der Fuß tief in die Sandsteinplatte eindrang ohne daß diese platzte. So ist noch immer der Eindruck des ritterlichen Fusses zu sehen, der vor allem von den Schloßbesuchern aus Übersee und Fernost aus allen Perspektiven fotografiert wird.
Für den unromantischen Betrachter ist dies alles eine Naturerscheinung im Sandstein. Aber diese Version möchte keiner droben auf dem Schloßaltan hören. Lieber träumt man ein wenig und läßt seine Phantasie spielen.

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Armut machte auch vor Kirche nicht halt

25.04.98 (Kirchen & Klöster, Landschaft & Orte)

Ein Blick zurück in der Geschichte der Region zeigt, daß Wiesental mit Sicherheit zu den ärmsten Dörfern gehörte. Was selten war: in diesem kleinen Ort in der Lußhardt waren wirklich alle arm. Sogar die Pfarrei St. Jodokus und Nikolaus war mittellos und teilte damit das Schicksal der Menschen, die um 1750 in 139 Häusern mehr schlecht als recht lebten. Weiterlesen »

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Ortsgeschichte in den Straßen noch lebendig

21.04.98 (Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden, Straßen, Fähren & Verkehr)

Viele Dinge der Geschichte von Reilingen sind längst Vergangenheit oder gehören in das Reich der Mysthen und Erzählungen. Anders ist es jedoch mit noch erhaltenen Bauwerken wie zum Beispiel dem Wersauer Hof oder den
historischen Wirtshäusern „Löwen“, „Engel“ oder „Hirsch“. Wer aber genau hinschaut, wird weitere, manchmal auch unscheinbare Stücke aus der Vergangenheit der Spargelgemeinde entdecken. Und dort, wo es längst nichts mehr zu sehen gibt, erinnern Straßennamen an längst vergangene Zeiten.
So trägt beispielsweise eine kleine Nebenstraße der verkehrsberuhigten Hauptstraße im Unterdorf den Namen „Am Dorfgraben“, obwohl weit und breit kein Graben zu erkennen ist. Vor rund 350 Jahren aber wurde der älteste Teil von Reilingen zwischen der Kraichbach und der Straßenabzweigung nach Hockenheim durch einen Graben deutlich vom übrigen Gemeindebesitz abgegrenzt. Der Dorfgraben schloß die Siedlung vollkommen ein und zog von der Kraichbach bis zum Gasthaus „Hirsch“, weiter durch die „Herten“ und schloß mit dem erneuten Treffen auf den Kraichbach den Kreis. Der mit Wasser gefüllte Graben war ein Teil der dörflichen Schutzeinrichtungen. Ein weiterer Schutz wurde auf der Dorfseite des Grabens durch Zaunbegrenzungen und Dornenhecken hinter den Hausgärten gebildet. Die Scheunen und Ställe wurden zudem, wie es noch heute teilweise zu sehen ist, Wand an Wand gebaut. Diese Art der Dorfbebauung schützte so die Einwohner und deren Höfe vor Gefahren von außen.
Bis 1650 entwickelte sich Reilingen noch innerhalb des Dorfgrabens weiter. Dann aber wurde mit der Bebauung in Richtung Westen und Norden der bisher schützende Dorfgraben überschritten. An die, durch zahlreiche Funde immer wahrscheinlichere, mittelalterliche Hochblüte Reilingens erinnern heute nur noch die Straßenbezeichnungen „Burgweg“, „Hofweg“, „Mühlweg“, „Schloßmühle“ oder „Wersauer Hof“. Sie erinnern letztendlich aber alle an die früher östlich von Reilingen gelegene Burg Wersau, Sitz eines einflußreichen Adels oder Rittergeschlechts in den Diensten der Pfalzgrafen, der späteren Kurfürsten.
Unter dem Schutz dieser Burg standen nicht nur die beiden zur Wersauer Herrschaft gehörenden Dörfer Hockenheim und Reilingen, sondern auch die von Speyer kommende Königsstraße, einer der wichtigsten Verkehrsverbindung im damaligen Reich. So weiß man heute, daß über 20 Mal gekrönte Häupter in der Burg bei Reilingen übernachteten. Und 1385 kam der päpstliche Gesandte in die Burg Wersau, um die Genehmigung zur Gründung der Universität Heidelberg zu überreichen. In den Jahrhunderten wurde die Burg zerstört, auf den Überresten eine Mühle errichtet, die das Mehl in die kurfürstliche Sommerresidenz nach Schwetzingen zu liefern hatte. Ein Stückchen weiter östlich wurde für die herrschaftliche Schäferei ein barockes Hofgut erbaut. Auch wenn nur noch der ehemalige Schäferhof etwas Glanz der Geschichte ausstrahlt und
lediglich einige Gewölbeteile und ein alter Brunnenschacht an die Burg Wersau erinnern, halten doch die Straßennamen die immer spannender werdende Geschichte Reilingens lebendig.
Im Ort gibt es aber auch noch ein paar weitere Straßenbezeichnungen, die auf die Dorfgeschichte hinweisen. Die „Alte Friedhofsstraße“ zeugt noch heute davon, daß früher einmal in diesem Bereich der Friedhof der frühen Reilinger lag. Und dank der „Bierkellergasse“ weiß man, daß hier früher auch einmal Bier gebraut wurde. Um das Gebräu in den Holzfässern frisch zu halten, wurde es vom Hirsch und Engelwirt am Ortsrand in einem Naturkeller unter alten Laubbäumen gelagert.
Daß die Friedrich und Hildastraße an das beliebte großherzogliche Herrscherpaar aus Karlsruhe erinneren, sei ebenso nur am Rande des Rückblicks auf die Reilinger Straßen und Flurnamen erwähnt wie der Hinweis auf die Wilhemstraße, die nach dem letzten deutschen Kaiser benannt wurde.

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Mannheim wurde kampflos per Telefon übergeben

19.04.98 (Städte & Gemeinden)

Der 29. März 1945 ist für Mannheim ein besonderes Datum, denn an diesem Tag endete für die Quadratestadt nicht nur der 2. Weltkrieg sondern auch die nationalsozialistische Diktatur. Noch wenige Tage zuvor war es zum Beschuß durch die amerikanische Artillerie auf die bereits in Schutt und Asche liegende Stadt gekommen. Am 26. März 1945 stießen US Panzer in den Käfertaler Wald vor und besetzten das noch intakte Wasserwerk. Von hier aus erfolgte erstmals in der Kriegsgeschichte die kampflose Übergabe einer Stadt auf telefonischem Wege. Weiterlesen »

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Mannheimer Helden am Kriegsende in der US-Presse

29.03.98 (Städte & Gemeinden)

Die Tageszeitung der US-Streitkräfte, „The Stars and Stripes“, berichtete am 30. März 1945 ausführlich über die Kapitulation Mannheims. Die Quadratestadt ging in die Kriegsgeschichte ein, denn zum ersten Mal in der Geschichte wurde eine Stadt am Telefon übergeben. Nach dem Einmarsch in Mannheim sollte noch Heidelberg folgen, denn die US-Streitkräfte nahmen über die noch intakte Telefonleitung Kontakt mit der unzerstört gebliebenen Universitätsstadt am Neckar auf. Weiterlesen »

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Das Kriegsende in Mannheim aus amerikanischer Sicht

29.03.98 (Städte & Gemeinden)

Die Übergabe Mannheims an die US-Streitkräfte wurde von einem Regimentsschreiber minutiös festgehalten. Dieses Zeugnis der Geschichte, das die Erinnerungen des Mannheimers Nikolaus Quintus ergänzt, wurde 1996 im US Militärarchiv in Washington nach intensiven Recherchen des Mannheimer Stadtarchivs wiederentdeckt. Weiterlesen »

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Tragödie im Regen

20.03.98 (Hockenheim)

Der 7. April 1968 hätte als Höhepunkt in die Geschichte des noch jungen Hockenheimrings eingehen sollen: Kein Geringerer als der zweifache Automobilweltmeister Jim Clark ging beim Formel 2
Europameisterschaftslauf an den Start.
Zum ersten Mal überhaupt konnte der damals beste Rennfahrer der Welt für ein Rennen in Hockenheim gewonnen werden. Eine Anerkennung ganz besonderer Art für das 1966 offiziell eingeweihte Motodrom: Die Anwesenheit des schottischen Grand Prix-Champions, der gerade zu Beginn der Rennsaison 1968 souverän den „Großen Preis von Südafrika“ gewonnen hatte, bedeutete unendlich viel, unterstrich sie doch den Anspruch, dass der Hockenheimring nicht nur im Motorradsport, sondern auch bei Autorennen einmal Schauplatz für den deutschen Grand Prix werden sollte.
Am Rennsonntag öffnete der Himmel seine Schleusen über dem Hockenheimring. JeanPierre Beltoise schoss mit seinem blauen Matra sofort in Front, wurde später auch als Sieger dieses traurigen Rennens abgewunken. Jim Clark lag auf dem siebten Platz, fiel jedoch bald zurück. In der fünften Runde lag Jim Clark allein fahrend an achter Stelle. Er verschwand beschleunigend in den Wald und der Wagen erreichte auf der langen Geraden vor der Ostkurve beinahe seine Höchstgeschwindigkeit. Ein Streckenposten hörte das Näherkommen seines Wagens, nachdem die führende Gruppe vorbeigefahren war. Und dann erschien die rotweißgoldene Maschine. Sie schoss von Seite zu Seite und der Fahrer rang mit dem Lenkrad. Der Wagen verließ mit ca. 225 km/h die Straße, schlitterte über den Grasstreifen, überfuhr einige junge Bäume und schlug auf der Höhe des Cockpits auf einen größeren Baum. Die Wucht des Aufpralls bog den Lotus um das hölzerne Hindernis, Jim Clark war auf der Stelle tot.
Der Hockenheimring trug noch geraume Zeit den makabren Ruf, die Rennstrecke zu sein, auf der Jim Clark sein Leben ließ. Für die Saison 1969 investierte die Hockenheim-Ring GmbH 1,5 Millionen Mark, ließ die Bäume in direkter Nähe der Rennstrecke abholzen, um die beiderseitigen Sicherheitsstreifen auf jeweils sieben Meter zu verbreitern und den gesamten Kurs mit Zäunen und Leitplanken auszustatten. Ein Jahr darauf wurden nach Rücksprache mit den Spitzenrennfahrern die beiden Schikanen auf den langen Waldgeraden eingebaut, um die Spitzengeschwindigkeiten zu reduzieren und die spektakulären Windschattenrennen zu entschärfen.
Der Hockenheimring galt fortan als eine der sichersten Rennstrecken der Welt. Daran hat sich auch bis heute nichts geändert: Auch nicht nach den tödlichen Unfällen der Formel 2-Piloten Bert Hawthorne (1972) und Markus Höttinger (1980), von Formel 1-Rennfahrer Patrick Depailler (1980) und den Motorrad-Rennfahrern Yvan Palazzese (1989) und Simon Prior (1994).
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Ein Mann verschönte das Ansehen der Kurpfalz

09.03.98 (Burgen & Schlösser, Landschaft & Orte)

Nicolas de Pigage Architekt und Gartenkünstler des 18. Jahrhunderts
Nicolas de Pigage zählt längst zu den bedeutendsten Architekten und Gartenkünstlern des 18. Jahrhunderts – auch wenn sich die internationalen Forschung mit dem gebürtigen Lothringer noch nicht so intensiv beschäftigt hat. Dies liegt vielleicht auch daran, dass die von ihm geschaffenen Werke in der Regionalität der alten Kurpfalz und des Herrschaftsbereiches um Düsseldorf stecken blieb. Außerdem darf man nicht vergessen, dass allzu viele Werke seiner gut fünfzigjährigen Achitektenkarriere nur Stückwerk blieben oder gar zerstört wurden: Der Ostflügel des Mannheimer Residenzschlosses brannte völlig ab, das Schloss in Oggersheim wurde geschleift und der Traum vom Bau eines neuen Prunkschlosses in Schwetzingen platzte wie eine Seifenblase.
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Langer Weg einer Sammlung

17.02.98 (Forschung & Archäologie, Museen & Archive)

Gatterer-Apparat im Speyerer Landesarchiv vorgestellt
Die Präsentation des Gatterer-Apparats im Landesarchiv Speyer ist der Schlußpunkt der Bemühungen von Archivdirektor Karl-Heinz Debus, diese einmalige Samm­lung von unschätzbarem Wert für die hes­sisch-pfälzische und die gesamtdeutsche Ge­schichtsforschung aus Luzern nach Speyer ins Landesarchiv zu holen. Die Verhandlungen reichen zurück bis ins Jahr 1986. Damals bekam er ein „Signal“ von seinem Kollegen aus dem Staatsarchiv in Luzern, Anton Gössi, daß die Sammlung zum Verkauf stün­de. Weitere Gespräche wurden im No­vember 1993 geführt, wieder in Lu­zern, als dort das Staatsarchiv seinen Neubau einweihte. Damals waren sich die Schweizer bereits einig, daß „der Gatterer-Apparat als ureigenes pfälzisch-hessisches Material wieder nach Deutschland verkauft werden soll.“
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