Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

  • Museen + Ausstellugen

    … in Bearbeitung

  • Kategorien

  • Tagesarchiv

    Januar 2025
    M D M D F S S
     12345
    6789101112
    13141516171819
    20212223242526
    2728293031  
  • Monatsarchive

  • Admin

Und eine Stimme sprach: "Wag's"

21.01.98 (Geschichten & Erzählungen, Glaube & Religion, Kirchen & Klöster, Landschaft & Orte, Region, Städte & Gemeinden)

Gleich hinter Neulußheim und Reilingen beginnt in Richtung Süden das große Waldgebiet der Lußhardt. Quasi als südliche Nachbarn liegen dort die Gemeinden der Stadt Waghäusel, der nördlichsten Großgemeinde des Landkreises Karlsruhe. Ihr Entstehen verdankt die Stadt dem Zusammenschluß der drei ehemals selbständigen Gemeinden Kirrlach, Waghäusel und Wiesental.
Die geschichtlichen Ursprünge der einzelnen Stadtteile reichen zurück bis weit ins 13. Jahrhundert. So wurde Kirrlach erstmals 1234 urkundlich in einem Vertrag des Domkapitels Speyer erwähnt. Fundgegenstände wie Tongefäße und Münzen lassen jedoch darauf schließen, daß auf Kirrlacher Gemarkung im 2. Jahrhundert n. Chr. ein römischer Gutshof bestanden haben muß. In der Nähe davon führte eine Römerstraße vorbei, deren Reste noch heute sichtbar sind. Die Entfaltung der Orte wurde durch Hungersnöte, Epidemien, Zerstörungen und ständige Kriegseinwirkungen immer wieder gestört.
Die  fürstbischöflichspeyerische Festung in Philippsburg, die eigentlich ein Schutzwall für das ganze Umland sein sollte, brachte die Region aber immer wieder in Bedrängnis durch Belagerungen und Einquartierungen. Der „Badischen Spargelstraße“ folgend kommt man in den zweiten Stadtteil, nach Wiesental. Der Ort wurde 1297 vom damaligen Speyerer
Bischof Friedrich von Bolanden gegründet. Auch im Raum Wiesental hinterließen bereits die Römer ihre Spuren. Gerätschaften aller Art und die Überreste eines Kastells sind recht eindrucksvolle Zeugen dieser frühen Epoche.
Vom Namen her am bekanntesten aber ist der Wallfahrtsort Waghäusel, dritter Ort im Städtebund. Der Ursprung der Siedlung geht auf die Kapelle „Zum Waghus“ zurück. Die Überlieferung berichtet, daß um das Jahr 1435 beim Wagbach ein Schäfer im Lußhardtwald ein etwa zwei Spannen hohes steinernes Marienbildnis gefunden habe. Freudig nahm der Schäfer seinen Fund als kostbaren Schatz mit nach Hause. Aber am nächsten Morgen war das Bildnis verschwunden. Er fand es dort wieder, wo er es entdeckt hatte. Nachdem sich dieser Vorfall einige Male wiederholte, errichtete der fromme Schäfer in einem großen Eichenhain eine Nische, in der er das Bild zur Verehrung durch Vorüberziehende aufstellte.
Eines Tages führte der Wagbach reißendes Hochwasser. Als der Schäfer sich nicht traute, seine auf dem gegenüberliegenden Ufer grasenden Schafe mit einem Nachen in Sicherheit zu bringen, rief ihm eine geheimnisvolle Stimme aus der Mariennische im Eichenstamm zu : „Wag’s, wag’s!“ Darauf setzte der Schäfer über und verlor keines der ihm
anvertrauten Tiere. Durch dieses Wunder und weitere Gnadenerweise verbreitete sich der Ruf des Bildnisses schnell.
Um 1470 ließ der Speyerer Fürstbischof Mathias von Rammung an dem Platz eine Kapelle mit dem Namen „Zum Waghus“ bauen. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts ließen sich in Waghäusel Kapuziner nieder und es entstand 1616 das heute noch existierende Kloster mit Wallfahrtskirche.
1724 errichtete der Rastatter Baumeister Michael Ludwig Rohrer für Fürstbischof Hugo von Schönborn ein Jagd und Lustschloß. Diese 16-eckige Eremitage diente den hohen Herren nach der Säkularisation bis 1810 als Wohnhaus und wird ob ihres Baustils noch heute in Fachkreises als Kleinod gehandelt.
Mit dem gesamten rechtsrheinischen Gebiet Speyers fiel das Schlößchen an die Badische Domäne und wurde 1837 an die Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation (die heutige Südzucker AG) veräußert, die dort noch bis vor Kurzem eine bedeutende Zuckerfabrik unterhielt.
Der Ort wurde aber auch bekannt durch die „Schlacht bei Waghäusel“ im Jahr 1849, als dort am 21. Juni die Badische Revolutionsarmee unter General Mieroslawsk von den Preußen besiegt wurde. (og)

Kommentare deaktiviert für Und eine Stimme sprach: "Wag's"

Obstbäume wurden bei Nacht gefällt

21.01.98 (Geschichten & Erzählungen, Landschaft & Orte, Recht & Ordnung, Städte & Gemeinden)

Reilingens nördlichstes Baugebiet ist der „Holzrott“ mit den Straßen In der Holzrott, Adolph-Ritzhaupt-Straße und dem Jargeauring. Während die beiden letzten an den ersten Ehrenbürger der Gemeinde und die französische Partnergemeinde an der Loire erinnern, verweist die erstgenannte Straße nochmals auf das frühere Gewann „Holzrott“.
Bis 1819 stand hier ein Eichen und Forlenwald, den sich Hockenheim und Reilingen miteinander teilten. Obwohl zwei Drittel des Waldes den nördlichen Nachbarn gehörte, war der Boden klar in Reilinger Besitz. Der Wald erstreckte sich auf rund 32 Hektar beiderseits der heutigen L 599 bis hin zum Kraichbach. Noch 1779 hatte das Churfürstliche Hofgericht Hockenheim das Recht bestätigt, seinen Anteil „durch einen Schützen begehen zu lassen, aber die Strafen sind vom
Gericht in Reilingen zu decredieren“. Kurze Zeit später wurde das Recht dahingehend erweitert, auch Feldfrevler aus Reilingen zu bestrafen und die Strafen einzuziehen. Um den Besitz und die Rechte zu dokumentieren, setzte Hockenheim zahlreiche Grenzsteine.
Der schwehlende Streit wurde dann 1818 akut, denn beide Gemeinden wollten ihren Holzrottwald fällen und in Ackerland umwandeln. Hockenheim ging dabei sogar noch ein Stück weiter und beantragte beim Großherzoglichen Amt in Schwetzingen, den eigenen Waldteil auch in die Gemarkung „einzuverleiben“. Im Juni 1818 versuchte der Oberamtmann aus Schwetzingen eine Einigung herbeizuführen und ludt die Kontrahenten zu einem Ortstermin in den Holzrottwald ein. Trotz intensiver Bemühungen kam es zu keinem Ergebnis. In Reilinger Gerichts(Gemeinderats)protokollen ist zu lesen, daß man werde „nie einwilligen, weil es gerade wäre, als wollte man ihnen das Herz nehmen“.
Die Angelegenheit wurde dem Directorium des Neckarkreises zur Entscheidung vorgelegt. Trotz der Fürsprache durch den Oberamtmann in Schwetzingen wurde der Hockenheimer Antrag von der Mannheimer Behörde abgelehnt. Gegen diese Entscheidung erhob Hockenheim dann 1819 Widerspruch beim „Großherzoglichen Höchstpreißlichen Ministerium des Innern“ in Karlsruhe. Aber auch hier versagte man „einer Losreißung aus der Gemarkung Reilingen und Einverleibung in die Gemarkung Hockenheim“ die Genehmigung.
In der Zwischenzeit waren mehr als 80 Jahre vergangen, doch an den Stammtischen beider Gemeinden blieb der Holzrottstreit lebendig. Und nicht selten sorgte der Streit um dieses Thema für Schlägereien auf den Kerwen in Hockenheim und Reilingen. Über Nacht wurde die Angelegenheit aber plötzlich wieder aktuell. Mit einem „Geheimkommando“ rückte Reilingens Bürgermeister Bernhard Eichhorn in einer Nacht des Jahres 1901 aus und ließ alle Bäume rechts und links der Straße nach Hockenheim bis zur Gemarkungsgrenze fällen. Die Obstbäume entlang der Straße mußten von der Gemeinde Reilingen unterhalten und geerntet werden, der Ertrag aber mußte nach Hockenheim abgeliefert werden.
Im Rathaus der jungen Stadt war man empört und erhob vor der Vierten Civilkammer des Civilgerichts Mannheim Klage gegen die Nachbargemeinde. Das Gericht verurteilte Reilingen zum Schadensersatz. Für die gefällten acht Obstbäume mußten 549 Mark an die Stadtkasse Hockenheim als Entschädigung bezahlt werden. Zur Schadenfreude der Reilinger mußte aber Hockenheim 84 Prozent der Kosten des Rechtsstreites übernehmen.
Noch heute ist die Stadt Hockenheim Eigentümer des Zwei-Drittel-Anteils und zahlt dafür Grundsteuer nach Reilingen. An den Stammtischen wird immer wieder mal dieses Thema aufgegriffen, denn „die Reilinger hatten“, so steht es im aktuellen Heimatbuch zu lesen,  „stets das Gefühl, daß sie in der Holzrottsache übervorteilt und hereingelegt wurden.“

Kommentare deaktiviert für Obstbäume wurden bei Nacht gefällt

Ein New Yorker Kaufhauskönig aus der Pfalz

21.01.98 (Handel & Handwerk, Personalia)

Der Untergang der Titanic in der Nacht vom 14. auf 15. April 1912 ging als eine der schlimmsten Katastrophen der zivilen Schiffahrt in die Geschichte ein. Auf seiner Jungfernreise vom englischen Southhampton nach New York rammte der 50 Millionen Mark teure Luxusliner einen Eisberg und riß bei seinem Untergang am 15. April 1912 um 2.20 Uhr rund 1.600 Menschen mit in die Tiefe. 700 Passagiere konnten von den zu Hilfe geeilten Schiffen „Carpatia“, „Prinz Adalbert“ und „Friedrich Wilhelm“ gerettet werden.
Was aber macht den Untergang der Titanic auch interessant für die regionale Geschichte der Kurpfalz? Grund dafür ist das auf dem Schiff ums Leben gekommene Milliardärsehepaar  Isidor und Ida Straus aus New York. Gebürtig waren beide aber in der linksrheinischen Pfalz: Isidor Straus stammte aus Otterberg, seine Frau Ida wurde in Worms geboren. Isidor wurde am 6. Februar 1845 in Otterberg bei Kaiserslautern als Sohn des jüdischen Handelsmannes Lazarus Straus und dessen Ehefrau Sara geboren. Die Eltern von Lazarus waren zwischen 1800 und 1803 von Niederkirchen nach Otterberg gezogen, wo sie 1808 den Familiennamen Straus annahmen. Zuvor hatten sie den Familiennamen Löser getragen.
Folgt man den alten Unterlagen und Dokumenten, müssen sich Lazarus und sein Bruder Emmanuel sowie sein Vetter Moritz aktiv an der Revolution von 1848 beteiligt haben. In Folge dieser Ereignisse wanderten die Verwandte bis 1850 nach Amerika aus und boten Lazarus an, ebenfalls in die Neue Welt nachzukommen. Streitereien in der pfälzischen Verwandtschaft waren schließlich ausschlaggebend, daß auch Lazarus im Mai 1852 die Pfalz verließ. Zwei Jahre später ließ er schließlich seine Frau mit den vier Kindern Isidor, Nathan, Hermine und Oskar Salomon nachkommen.
Zunächst siedelte sich Lazarus Straus in Talboton in Georgia an. Als Hausierer, in den USA ein geachteter Beruf, war er unterwegs und erwarb sich in den Jahren einen guten Ruf als fairer und ehrlicher Handelsmann. Isidor besuchte in der Zeit von 1856 bis 1861 tagsüber die Highschool, abends mußte er mit elterlichen Geschäft mitarbeiten. Sein Vater hatte sich in der Zwischenzeit mit einem Partner niedergelassen und betrieb ein Handelsgeschäft. Isidor selbst strebte eine militärische Karriere an. Als ihm aber Kameraden der Georgia Military Academie einen Streich spielte war der junge Mann derart erbost, daß er die Militärakademie verließ. Er beschloß, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, und Kaufmann zu
werden.
Seine erste Anstellung fand Isidor Straus als Sekretär bei einem leitenden Agenten einer Handelsgesellschaft, die Schiffe kaufen sollte, um die Blockade der Häfen der Südstaaten zu brechen. Um Waren aus England kaufen zu können, wurde mit einer abenteuerlichen Fahrt die Blockade gebrochen und über New York erreichte man nach Wochen England. Unterdessen hatte sich die ProStimmung für England wieder geändert und die Handelsdelegation reiste in die USA zurück. Isidor wurde empfohlen, die Großeltern in Otterberg aufzusuchen und dort die Entwicklung abzuwarten. Der junge Mann blieb einige Monate in seiner pfälzischen Heimat. Dort langweilte er sich aber so sehr, daß er zurück nach London ging, um bei seinem ebenfalls aus Otterberg stammenden Onkel Jacob in dessen Geschäft zu arbeiten.
Geschäftsreisen führen Isidor immer wieder in die USA und quer durch ganz Europa. Erst nach Ende des amerikanischen Bürgerkrieges kehrte er zu seinen Eltern zurück, deren Haus in Columbus während des Krieges zerstört worden war. Der mittlerweile 57jährige Lazarus fing noch einmal von vorne an und eröffnete in New York einen Geschirrgroßhandel. Nach einer schwierigen Anfangsphase entwickelte sich das Geschäft gut und Isidor investierte seinen in England erzielten Gewinn von 10.000 Golddollar in den Kauf eines Geschäftshauses in New York. 1869 wurde von ihm dort die Niederlassung der Firma Helbing & Straus (ein Bruder seines Vaters) aus San Francisco übernommen.
Isidors Bruder Nathan, der auch am Geschäft beteiligt war, nahm Verbindung zum größten amerikanischen Kaufhaus R.H. Macy auf. Nach dem Tod des Besitzers wurden sie dort Teilhaber. Bereits seit 1882 engagierte sich Isidor auch politisch und wurde schließlich 1894 für die Demokraten ins Repräsentantenhaus gewählt. Auch wirtschaftlich blieb er auf der Straße des Erfolges. Seine Beteiligung am Warenhausunternehmen Abraham & Straus in New York machte sich bezahlt, denn um die Jahrhundertwende galt Isidor Straus bereits als fünfzigfacher Millionär.
1871 hatte Isidor seine Frau Ida Blün geheiratet, deren Eltern aus Worms kommend in die USA eingewandert waren. Am 6. Januar 1912 trat das Ehepaar eine mehrmonatige Europareise an, die sie zunächst über Gibraltar, Cap Martin, Cannes und Paris nach London brachte. Die Geburtsorte Otterberg und Worms besuchten die beiden jedoch nicht. In
Southhampton bestiegen sie die Titanic, um an der Jungfernreise teilzunehmen, für die ein zigfaches der Passagen hätte verkauft werden können.
Ein letztes Lebenszeichen ging am 14. April 1912 an Sohn Jesse. Die glücklichen Eltern kabelten an ihn: „Fine voyage, fine ship, feeling fine, what news“ (Schöne Reise, schönes Schiff, fühlen uns wohl, gibts was Neues). Wenige Stunden später hat die Schiffskatastrophe ein erfolgreiches Leben ausgelöscht. Die Leiche von Isidor Straus wurde gefunden, die seiner Frau blieb für immer verschwunden. Bestattet wurde er auf dem Beth El-Cemetery auf Long Island, 1928 in das Familienmausoleum auf dem Woodlawn-Friedhof umgebettet. Am Trauergottesdienst in der Carnegie Hall am 12. Mai 1912 nahmen über 6.000 Menschen teil, Tausende standen währenddessen draußen im Regen. 1915 wurde in Erinnerung an das Unternehmerehepaar der „Straus Park“ eingeweiht, der noch heute an das schillernde und eerfolgreiche Wirken
des Isidor Straus aus Otterberg in der Pfalz erinnert.

Kommentare deaktiviert für Ein New Yorker Kaufhauskönig aus der Pfalz

Eine lange Reise in die Ungewissheit

02.01.98 (Brauchtum & Tradition, Kirchen & Klöster)

Über die Wallfahrt zum Apostel Jakobus, oder: Was hat Santiago de Compostela mit Speyer gemeinsam?
„Jakobspilger“ heißt die Figur, die in hü­nenhafter Größe schon von weitem den Pro­spekt von der Maximilianstraße zum Dom be­herrscht. Er ist unterwegs nach Santiago de Compostela, dem Grab des Apostels Jakobus. Dorthin, in eine der wichtigsten Wallfahrts­orte der Römisch-Katholischen Christenheit seit dem Mittelalter, zog es jahrhundertelang die Scharen der Pilger. „Jakobs-“ oder „Ster­nenweg“ hieß die Straße, deren einzelne Ver­ästelungen sich im Nordosten Spaniens tra­fen. Seit dem 10. Jahrhundert war die Wall­fahrt nach Santiago de Compostela im­mer beliebter geworden. Eine wesent­liche Motivation bezog sie aus den Auseinandersetzungen, die die spani­schen Lokalherren gegen die Araber führten, die seit dem 8. Jahrhundert den größten Teil der iberischen Halb­insel beherrschten. Wer gegen diese „Ungläubigen“ kämpfte, konnte sich Verdienste für sein Seelenheil erwer­ben. Später trat an die Stelle des wirk­lichen Kampfes die Wallfahrt. Außer in Rom gab es sonst nirgendwo im abendländischen Kulturkreis ein Apo­stelgrab, und Jerusalem blieb für die meisten unerreichbar. So erklärt sich die große Beliebtheit des Ortes bei den Pilgern.
Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Eine lange Reise in die Ungewissheit

Die Jesuiten als Theologen und Baumeister

15.12.97 (Glaube & Religion)

Nur wenige Jahre nach der Zerstörung Heidelbergs und der Kurpfalz
durch die Truppen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. im
Pfälzischen Erbfolgekrieg beauftragte Kurfürst Johann Wilhelm den
katholischen Jesuitenorden, in Heidelberg ein Kollegium zu
errichten. Da gerade zu dieser Zeit das Baumaterial knapp war,
stellte die kurfürstliche Verwaltung Steine vom zerstörten Dicken
Turm des Heidelberger Schlosses ebenso zu Verfügung wie Bauholz
aus der Schwetzinger Hardt. Der Sand kam aus dem Stadtgraben und
zahlreiche Bauern der Region mußten zur Beförderung des Materials
Frondienst leisten.

Um die wirtschaftliche Unabhängigkeit der neuen
Bildungseinrichtung zu sichern, sprach der Kurfürst den Jesuiten
das frühere Kloster Neuburg mitsamt seinen Besitztümern und
Einkünften zu. Stadtbaumeister Johann Adam Breunig hatte die
Bauleitung übernommen und konnte 1711 das Ende der Bauarbeiten
vermelden. Rund 40 Priester lebten in den Jahren bis 1773 in dem
neuen Gebäude zusammen. Ihre Aufgabengebiete erstreckten sich vom
Universitätsgelehrten, über den Seelsorger und Schullehrer bis
hin zum Studenten und Laienbruder für die Arbeit im Hause.

Die Zusammenarbeit mit dem Heidelberger Architekten und
Stadtbaumeister wurde auch beim Bau der Jesuitenkirche (Beginn
1712) fortgesetzt. Die Arbeiten zogen sich über Jahre dahin und
konnten erst 1759 mit der Unterstützung des Kurfürsten Carl
Theodor und dessen Baumeister Franz Wilhelm Rabaliatti
fertiggestellt werden. Nach Ende der Bauarbeiten galt die
Begeisterung uneingeschränkt dem gelungenen Bauwerk mit seinen
zehn Altäre und dem Ausdruck der barocken Frömmigkeit im Innern
der Kirche. Das Erlöserbild über dem Hochaltar und die große
Erlöserstatue erinnerten daran, daß auch die Heidelberger nach
dem Vorbild der Hauptkirche des Ordens „Il Gesù“ in Rom zu Ehren
Gottes errichtet wurde.

Bereits 1706 hatten die Jesuiten nach einer Entscheidung des
Kurfürsten die Vorlesungen für Philosophie, Theologie und
Kirchenrecht an der Universität übernommen. Dazu wurden sieben
Jesuitenprofessoren angestellt. Einer der berühmtesten Jesuiten
an der Heidelberger Universität war der Astronom Christian Mayer,
der 1752 den neu gestifteten Lehrstuhl für Mathematik und
Experimentalphysik erhielt und im Dachgeschoß des Schwetzinger
Schlosses und hinter der Mannheimer Jesuitenkirche beim
Residenzschloß Sternwarten errichtete.

Für die jüngeren Schüler wurde 1715 bis 1717 das
Jesuitengymnasium in Heidelberg errichtet. Hier wurden
hauptsächlich geistes und naturwissenschaftliche Fächer gelehrt.
Bekannt waren zu jener Zeit aber vor allem die zahlreichen
Theateraufführungen, die selbst bei den Protestanten immer wieder
auf großen Beifall stießen. Auch die kurfürstliche Hofhaltung
erfreute sich an den kreativen Kräften der Schüler, von denen
nicht wenige auch aus protestantischen Familien stammten. Diese
hatten den Jesuiten ihre Kinder mit der Vorgabe anvertraut, daß
sie wegen ihrer Religion keinen Schaden erleiden sollten, was
auch über alle Jahre hinweg eingehalten wurde.

Die Jesuiten erwiesen sich auch als geschickte Baumeister, denn
1728 wurde für die Studenten aller Fakultäten auf Wunsch des
Kurfürsten Karl Philipp ein Wohnheim erstellt, in dem um 1770
über 130 junge Männer wohnten. In der Zeit zwischen 1750 und 1765
wurde durch den kurpfälzischen Landbaumeister Rabaliatti das
Seminarium Carolinum errichtet.

Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten Heidelbergs zählt noch heute
die Madonna auf dem Kornmarkt unterhalb des Schlosses. Diese
wurde vom Kurfürsten beim Bildhauer Peter van den Branden 1718 auf
Anregung der 1713 von den Jesuiten gegründeten Marianischen
Bürgersolidarität in Auftrag gegeben. 1717 wurde von den Jesuiten
eine erste große Volksmission mit über 4.000 Teilnehmern
abgehalten. 1748 und 1750 kam eigens der Kurfürst Carl Theodor
mit seinem Hof zur Passionsprozession der Jesuiten am Palmsonntag
von Mannheim herübergeritten.

Der Kurfürst legte großen Wert auf die religiöse Bildungsarbeit
der Jesuiten und anderen Orden, um so dem katholischen Glauben
neue Ausstrahlung und Attraktivität zu verleihen. Die vielen
Madonnen und Heiligenfiguren an den Fassaden des barocken
Heidelbergs zeugen noch heute vom wiedergekehrten Volksglauben,
wie auch das Standbild des Heiligen Nepomuks, das 1738 auf der
Alten Brücke aufgestellt wurde.

Zu Beginn der 70er Jahre des 18. Jahrhunderts wurde der Druck der
absolutistischen Herrscherhöfe Europas auf Papst Klemens XIV.
immer stärker, denen die Macht und der Einfluß der Jesuiten auf
die Menschen in den Staaten zu groß geworden war. Der schwache
Kirchenfürst hob 1773 den Jesuitenorden auf. Kurfürst Carl
Theodor reagierte nur zögernd und widerwillig. Seine ganze Sorge
galt den ehemaligen Ordensangehörigen, für die er bestens sorgte.
Das Ordensvermögen der kurpfälzischen Jesuiten überschrieb er der
aus Frankreich kommenden Priesterkongregation der Lazaristen. Bis
1794 führten diese die Aufgaben der Jesuiten in Seelsorge,
Schule und Universität fort.

Quelle: unbekannt

Kommentare deaktiviert für Die Jesuiten als Theologen und Baumeister

Die Mannheimer Hofkapelle im Zeitalter Carl Theodors

02.11.97 (Musik, Kunst & Kultur, Personalia)

„Kein Orchester der Welt hat es je in der Ausführung dem Mannheimer zuvorgethan. Sein Forte ist ein Donner, sein Crescendo ein Catarakt, sein Diminuendo  ein in die Ferne hinplätschernder Krystallfluss, sein Piano ein Frühlingshauch“, urteilte der Literat Christian Daniel Friedrich Schubart, während sich Friedrich Klopstock durch die Mannheimer Hofkapelle gar in die „Wollüste der Musik“ gehoben sah.
Nüchterner dagegen die Einschätzung eines Fachmannes in Sachen Musik: Der fürstbischöfliche Hofkapellmeister Leopold Mozart berichtete 1763 nach einem Konzert in der Schwetzinger Sommerresidenz nach Salzburg: „… das Orchester ist ohne widerspruch das beste in Teutschland.“
Überhaupt blickte das musische Europa bewundernd an den kurpfälzischen Hof, wo Kurfürst Carl Theodor die besten Instrumentalvirtuosen und Komponisten für sein Orchester verpflichtet hatte. Die Ansammlung von außerordenlichen Talenten war so groß, daß der englische Musikgelehrte Charles Burney nach einem Besuch am Mannheimer Hof von einer „Armee von Generälen der Musica“ sprechen konnte  ein Ensemble voller Virtuosität und kompositorischer Kompetenz.
Schon unter Carl Theodors Vorgänger Carl Philipp waren Musiker aus der schlesischen Residenz Breslau und Innsbruck, wo Carl Philipp als kaiserlicher Statthalter residiert hatte, in die kurfürstliche Kapelle gekommen. Zudem fanden die Düsseldorfer Instrumentalisten, darunter zahlreiche Holländer, nach dem Tod des kurfürstlichen Bruders Johann Wilhelm Brot und Arbeit am kurpfälzischen Hof. Zudem verdeutlichten französische und elsässische Namen die enge Verbindung nach Zweibrücken und zu dessen Herzog Christian IV..
Der Glanz der kurfürstlichen Residenzen Mannheim und Schwetzingen verblaßte jäh, als in der Silvesternacht 1777 ein reitender Bote aus München die Nachricht vom Tod des Kurfürsten Maximilian III. Joseph von Bayern überbrachte. Noch im Morgengrauen des neuen Jahres brach Carl Theodor nach München auf, um das Erbe seines Vetters anzutreten. Der Hof und mit ihm das Orchester folgten bald darauf.
Für 35 Jahre war die Kurpfalz ein musikalischer Mittelpunkt Europas gewesen. Die „Mannheimer Schule“ wurde zu einem Begriff in der Musikgeschichte. Einzigartig für diese Zeit waren Organisation und Disziplin des Orchesters. Ein Nicken des Kopfes, ein Zucken des Ellenbogens des „Instrumentalmusicdirectors“ Christian Cannabich reichte aus, um eine präzise Ausführung der Kompositionen zu gewährleisten.
Wie er war auch der böhmische Konzertmeister Johann Stamitz ein Violinvirtuose ersten Ranges. Er führte  was heute selbstverständlich ist  einen einheitlichen Bogenstrich und das gleichzeitige Einsetzen des Orchesters ein. Virtuosen und Komponisten waren auch unter den ungewöhnlich stark besetzten Bläsern, wo von 1758 an (in der allgemeinen
Orchestergeschichte sehr früh) auch Klarinetten zu finden waren, für die sich der junge Mozart bei seinen Schwetzinger (1763) und Mannheimer Aufenthalten (1777/78) besonders interessierte.
Als einer der bedeutendsten Oboenvirtuosen seines Jahrhunderts komponierte der bereits zur zweiten Generation der Hofmusiker gehörende Ludwig August Lebrun, Sohn eines aus Brüssel zugewanderten Oboisten, fast ausschließlich Konzerte für dieses Instrument und konnte diese durch die Gunst des Kurfürsten in ganz Europa zur Aufführung bringen.
Carl Theodor liebte sein Orchester und ließ sich diese Liebe auch etwas kosten. Als 1778 die Hofkapellen von Mannheim und München zusammengeführt wurden, lagen die Einnahmen der Kurpfälzer um etwa ein Drittel höher als die ihrer bayerischen Kollegen . . .                                   og

Kommentare deaktiviert für Die Mannheimer Hofkapelle im Zeitalter Carl Theodors

Sankt Wendelin zu Reilingen

18.10.97 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Kirchen prägen bereits seit vielen Jahrhunderten die Ansichten von Städten und Dörfern. Ihre Türme sind weithin sichtbar und dienten einst Reisenden als Orientierungshilfe. Nicht selten wachte ein Türmer von oben herab über die Geschicke der Stadt. Von hier aus konnten anrückende Truppen ebenso früh ausgemacht wie ein beginnendes Feuer erkannt werden.
Das Morgen und Abendläuten kündete die Arbeitszeit an, die nur vom Angelusläuten zur Mittagszeit für eine kurze Pause unterbrochen werden durfte. Dinge, die damals praktisch und notwendig waren, sind heute längst zur Tradition geworden.
Auch in Reilingen prägen seit Jahrhunderten die Kirchtürme das Ortsbild. Seit 1905 ist es vor allem der Turm der neugotischen katholischen Kirche, der weithin in die Rheinebene ragt. Am kommenden Montag feiert ihr Schutzheilige, der Heilige Wendelin, seinen Namenstag. Grund genug für die Pfarrgemeinde, an diesem Wochenende ihr traditionelles
Wendelinsfest zu feiern.
Wer aber zur Zeit einen Blick zur Turmspitze hinauf wirft , stellt fest, daß diese eingerüstet wurde. Dringende Instandsetzungsarbeiten machten dies erforderlich. Die acht offenen Ornamentfenster des Glockenturmes müssen erneuert werden, da die Teile aus gelbem Sandstein durch Umwelteinflüsse stark verwittert sind und erst jüngst drohten, herabzustürzen. Nach den Sanierungsarbeiten soll zudem die Gelegenheit genutzt werden, Schallrolläden in die Fenster der Glockenstube einzubauen. Diese sollen die für manchen Zeitgenossen störenden Schallspitzen schlucken und dem Geläut einen gedämpften, volleren Klang geben. Für das Glockengestühl ist die neue Ausstattung zudem aber auch ein dringend notwendiger Witterungsschutz. Die Instandsetzungsarbeiten sind mit 120.000 Mark veranschlagt und werden sich noch einige Zeit hinziehen.
Fast den gleichen Geldbetrag mußte die katholische Kirchengemeinde übrigens zu Beginn dieses Jahrhunderts aufbringen, um den Neubau der Kirche zu finanzieren. Die Baukosten beliefen sich damals auf 142.076,76 Mark. Ein Betrag, der aber aufgrund der Wertschöpfung nicht mit einem gleichen Betrag von heute verglichen werden kann. So kostete um 1900 ein
Glas Bier im „Hirsch“ zwölf Pfennig und der Arbeiter verdiente beim Kirchenbau in der Stunde noch nicht einmal eine Mark. Als im Juni 1905 der Hauptaltar der neuen Kirche zu Ehren des Heiligen Wendelins geweiht wurde, übernahm man einfach den Namen des Kirchenpatrons von der alten Vorgängerkirche.
Diese hatte seit 1788 bis zur Weihe der neuen Kirche an der Ecke Haupt und Hockenheimer Straße neben dem Rathaus gestanden. Um damals den Kirchenbau zu ermöglichen, verpflichteten sich 29 Reilinger Familien am 12. Oktober 1788, „was zur Unterhaltung und Herstellung derselben mangelt, jedesmal aus ihrem eigenen Vermögen, in solang obgemelter Fundus abgehet, beizuschießen“.  Grund dafür war die Finanznot der katholischen Kirchengemeinde, die um 1740 aus gerade mal 40 Haushaltungen bestand. Die Katholiken feierten seit dem 17. Oktober 1743 ihre Gottesdienste in einer „Capell unter dem Rathaus“ ihre Gottesdienste. Zu den Gottesdiensten kam regelmäßig ein Kapuzinerpater aus Waghäusel, da man seit der Reformation keinen eigenen Pfarrherrn mehr hatte und das Verhältnis zur Hockenheimer Muttergemeinde nicht gerade bestens war.
Die Wendelinskirche hatte man mit der zweiten kurpfälzischen Kirchenteilung (1707) an die Reformierten abgeben müssen. Seitdem mußten die Reilinger zu den Gottesdiensten in die gotische Georgskirche nach Hockenheim laufen. Bereits 1726 wurde daher an das Landkapitel St. Leon der Speyerer Diözese die Bitte gerichtet, „under dem Ratshauß“ ihre Gottesdienste abhalten zu dürfen. Erst 17 Jahre später genehmigte das „hochwürdigste Vikariat Speier“ diese Bitte.
Die Geschichte der katholischen Kirche in Reilingen ist aber viel älter. Den schriftlichen Quellen nach gehörte Reilingen zunächst zur Pfarrei in Hockenheim. 1364 wurde der Ort im Zusammenhang mit der „ecclesia parochialis in Hochekein, Spirensis diocesis“ erwähnt. Erst 1446 konnte in Reilingen eine eigene Kapelle gebaut werden. Diese wurde bereits vor
551 Jahren dem Heiligen Wendelin geweiht. Dies bezeugt ein Aktenvermerk von 1451: „… ecclesia parochialis Sancti Wendalini connfessoris in Ruttlingen Spirensis dyocsis“. Man blieb Filialort von Hockenheim, dessen Pfarrer in Reilingen nur dann die Messe las, wenn er keine Verpflichtung in der Nachbargemeinde hatte. Dafür bekam er von den Gläubigen jährlich vier Gulden und zudem auf Geheiß von Pfalzgraf Otto nach jedem Gottesdienst ein Mittagessen im Wersauer Schloß.
In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Spannungen mit dem Hockenheimer Pfarrer, da beide Seiten das Recht am Opferstockgeld der Kapelle für sich in Anspruch nahmen. Erst 1473 schlichtete Pfalzgraf Otto den Streit. Die Reilinger verpflichteten sich „die obgenannt Capellen zu ewigen Tagen in guten Bau zu halten“. In einem Vertrag wurde außerdem das Gehalt und die Aufteilung des Opferstockes geregelt.
Es war dann Pfalzgraf Philipp, der sich dafür einsetzte, daß die Reilinger Katholiken im kommenden Jahr ihr 500. Pfarrjubiläum feiern dürfen: 1498 wurde eine selbständige „Pfarre“ eingerichtet und das Dorf dazu verpflichtet, „die neue Pfarrkirche an Bau und sonst mit allen geistlichen Gezierden ewiglich zu handhaben“. Im heutigen Unterdorf wurde sofort mit dem Bau einer Kirche begonnen und wiederum dem beliebten Volksheiligen geweiht. Was aus der alten Kapelle wurde, ist nicht überliefert. Die Heimatforschung geht aber davon aus, daß sie abgerissen wurde. Der verbliebene Schlußstein wurde in der Erdgeschoßkapelle des Turmes der evangelischen Kirche eingemauert und ist dort noch heute an dem kurpfälzischen Wappen zu erkennen.
Mit der Reformation war auch in Reilingen, je nach Bekenntnis des regierenden Kurfürsten, mal die calvinistische, lutherische oder katholische Religion bestimmend. Zeitweise fanden in der Wendelinskirche sogar Gottesdienste aller drei Konfessionen statt. Die Katholiken wurden wieder von Hockenheim aus betreut. Ihre Kirche war, wie bereits erwähnt,
durch die beiden Kirchenteilungen in der Kurpfalz letztendlich den Reformierten zugesprochen worden.
Heute ist dies längst alles Geschichte, die Ökumene wird auch in der Spargelgemeinde praktiziert. Und wer die Geschichte von Sankt Wendelin zu Reilingen betrachtet, stellt fest, daß es da mehr gibt als nur einen eingerüsteten Glockenturm im Herzen der Gemeinde. Auf jeden Fall ist für genügend Gesprächsstoff beim Wendelinfest im Josefshaus gesorgt  und
dies über alle Konfessionsgrenzen hinweg.                                        og

Kommentare deaktiviert für Sankt Wendelin zu Reilingen

Geschichte des Gatterer-Apparates

17.10.97 (Forschung & Archäologie, Museen & Archive)

Mit der Erwerbung des Gatterer-Apparates für das Landesarchiv Speyer kehrt ein Stück Kulturgut an den Oberrhein zurück, dem hinsicht­lich seiner historischen Bedeutung für diesen Landstrich kaum etwas an die Seite gestellt werden kann
Bereits aus der Zeit vor dem Tod Christoph Wilhelm Jakob Gatterers (1838) gibt es Hinweise auf Pläne zum Verkauf der Sammlung. Allem An­schein nach ist noch zu seinen Lebzeiten oder unmittelbar nach seinem Tod ein Teil davon an den mit ihm befreundeten Grafen Carl von Graim­berg veräußert worden, der seine Sammlung testamentarisch der Stadt Heidelberg vermachte. Ein Teil der heutigen Urkundenbestände im Heidel­berger Stadtarchiv könnte demzufolge ursprünglich aus dem Besitz Gatte­rers stammen, doch sind zur endgültigen Klärung dieser Frage noch wei­tere Forschungen nötig.
Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Geschichte des Gatterer-Apparates

Hildegard von Bingen: Eine Frau mit einem beeindruckenden Lebenswerk

05.09.97 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Hildegard von Bingen gilt als eine der bedeutendsten Frauen des deutschen Mittelalters und ist heute weit über die Grenzen ihrer
rheinhessischen Heimat hinaus bekannt. Ihre Zeitgenossen zog sie ebenso in ihren Bann wie die Menschen, die heute nach Sinn, Orientierung, Ganzheit und Heil suchen. Alles, Himmel und Erde, Glaube, Natur und Heilkunde, das menschliche Dasein in all seinen Facetten, war für sie ein Spiegel der göttlichen Liebe, Geschenk und Aufgabe zugleich. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Hildegard von Bingen: Eine Frau mit einem beeindruckenden Lebenswerk

Das weiße Gold der Kurfürsten

21.08.97 (Arbeit & Soziales, Handel & Handwerk, Musik, Kunst & Kultur)

Am 20. Januar 1745 wurde Max III. Joseph im Alter von 18 Jahren  am Todestag seines Vaters Karl Albrecht im Schloß Nymphenburg in München zum neuen bayerischen Kurfürsten ausgerufen. Der junge Regent trat ein schwieriges Erbe an, denn Bayern hatte schwer unter dem österreichischen Erbfolgekrieg zu leiden. Eine gewaltige Schuldenlast von über 30
Millionen Gulden lastete auf dem Kurstaat. Kein Wunder also, daß die Sanierung der Staatsfinanzen zu den wichtigsten Aufgaben des jungen Kurfürsten gehörte.
Der Regent gründete im ganzen Land Textilmanufakturen zur Belebung der ausgebluteten Wirtschaft. Dem Vorbild anderer Staaten folgend, wollte sich Max III. Joseph auch dem „weißen Gold“ bedienen, um die Staatskasse wieder zu füllen. Ausschlaggebend für diesen Schritt war vor allem seine Heirat mit der sächsischen Prinzessin Maria Anna Sophie. Sie war eine Enkelin des porzellanbegeisterten August des Starken. Während dessen Regentschaft hatte Friedrich Boettger 1710, er wollte Gold für seinen Landesherrn herstellen, durch Zufall das Arkanum, also das Wissen um die Zusammensetzung und Herstellung von Prozellan, entdeckt. So gründete der bayerische Kurfürst am 1. November 1747 eine „Churfürstliche
PorcelaineFabrique“, die er im Münchner Vorstadtschlößchen Neudeck am Auer Mühlbach ansiedelte. Diese Lage hatte auch den Vorteil, daß über die nahe Isar genügend Holz für die Brennöfen zur Porzellanherstellung herantransportiert werden konnte. Im Mai 1761 mußte die immer größer werdende Porzellanmanufaktur umziehen. Sie bekam das Gelände jener Pavillons am nördlichen Schloßrondell in Nymphenburg zugewiesen, wo sie sich noch heute befindet.
Nach dem Tode des Kurfürsten Max III. im Jahre 1777 trat der pfälzische Kurfürst Carl Theodor nach den Wittelsbacher Hausverträgen das Erbe in München an. Dieser hatte 1755, acht Jahre nach der Münchner Gründung, in Frankenthal das Privileg für eine PorzellanManufaktur an den Straßburger Paul Anton Hannong erteilt, bevor er 1762 selbst in den Besitz der Manufaktur kam. Kunsthistoriker bescheinigen den figürlichen Porzellane aus Frankenthal, zu den hervorragendsten Arbeit des 18. Jahrhunderts zu gehören.
Die Verbindung nach Frankenthal ließ Carl Theodor indes nie ganz abreißen. 1797 befahl er den Bildhauer Johann Peter Melchior von der Pfalz nach Bayern. Drei Jahre später erließ der pfalzbayerische Kurfürst Carl Theodor ein Dekret, die Manufakturen in Frankenthal und Nymphenburg zu vereinen. Melchior, der auch wegen der französischen Besetzung der Pfalz gerne dem Ruf nach München gefolgt war, wurde als „PorcellanfabrickInspector“ zu einem der erfolgreichsten Porzellanplastiker in ganz Europa.
Zu den bekanntesten Modellmeistern der Frankenthaler Manufaktur gehörte Franz Konrad Linck. Der einer alten Speyerer Bildhauerfamilie entstammende Porzellankünstler war 1762 durch Carl Theodor an die Manufaktur berufen worden. Zuvor hatte er eine umfassende Bildhauerausbildung in Speyer, Würzburg, Wien und Berlin absolviert. Bereits nach einem Jahr in Frankenthal wurde Linck zum „churfürstlichen Hofstatuarius“ ernannt. In dieser Eigenschaft schuf er Großplastiken vor
allem für den Schwetzinger Schloßgarten, aber auch für die Residenzstädte Mannheim und Heidelberg.

Kommentare deaktiviert für Das weiße Gold der Kurfürsten

Vom Frankenthaler Kanal blieb nichts übrig

02.08.97 (Landschaft & Orte, Museen & Archive)

Nur wenig bekannt in der Kurpfalz ist die Geschichte des Frankenthaler Kanals, mit dessen Bau 1773 begonnen wurde. Mit dieser Wasserstraße wollte Kurfürst Carl Theodor der Porzellan Manufaktur sowie weiteren Unternehmen und den Landwirten den Weg zum Rhein, der damals wichtigsten Handelswasserstraße bahnen. Die Verwirklichung dieses ehrgeizigen Projekts, das vom Kurfürst mit aller Kraft vorangetrieben wurde, dauerte bis 1787. Nur mit einem immensen Einsatz von Arbeitskräften war der Bau der 4,4 Kilometer langen künstlichen Wasserstraße zu schaffen.
Da in der Kurpfalz die benötigten Hilfskräfte nicht zur Verfügung standen, wurden Arbeiter aus vielen Ländern angeheuert. Sie kamen aus Italien, Böhmen, Mähren, Kroatien, Slowenien und der Slowakei. Sie kamen in großen Scharen mitsamt ihren Familien und ließen sich im sogenannten „Welschdorf“ am Rande der Kanalbaustelle nieder.
Der Frankenthaler Kanal aber sollte die Zeiten nicht überdauern. Zunächst wurde er zwar rege genutzt. Es konnten zwar nur kleine Schiffe die Wasserstraße benutzen, und dann immer nur in einer Richtung. Die Boote wurden von Treidler auf den Leinpfaden rechts und links des Kanals gezogen. Obwohl die Höhendifferenz gering war, mußten drei Schleusen passiert werden.
In den französischen Revolutionskriegen wurde der Kanal 1794 beschädigt. Die königlich pfalzbaierische Regierung in Speyer ließ den Kanal zwar von 1821 bis 1839 wieder herstellen, aber mit dem Bau der Eisenbahn verlor diese Transportstrecke ihre Bedeutung. Bereits ab 1870 fand kein regelmäßiger Verkehr mehr statt. Die Menschen eroberten den Kanal als Ausflugsziel und Wassersportgebiet. Die Wasserstraße versandete in den folgenden Jahren immer mehr und mußte nach dem 2. Weltkrieg endgültig weichen, als in Ludwigshafen der Landeshafen/Nord gebaut wurde.
Heute erinnern nur noch der alte Kanaldeich an den Frankenthaler Kanal und das Freilichtmuseum beim Gewerbegebiet Ludwigshafen-Nachtweide zeichnet die Geschichte des Kanals anschaulich nach.

Kommentare deaktiviert für Vom Frankenthaler Kanal blieb nichts übrig

Wo der Fürst das Glück des Tages genoss

30.07.97 (Landschaft & Orte, Musik, Kunst & Kultur)

Wohl versteckt hinter Bäumen, Spalieren und Hecken liegt im Schwetzinger Schloßgarten die kleine, eher bescheiden wirkende Gartenanlage des „kurfürstlichen Badhauses“. In einem in sich geschlossenen Areal ließ Kurfürst Carl Theodor durch seinen Hofbaumeister Nicolas de Pigage in den Jahren 1769 bis 1775 eine entzückende Villa errichten. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Wo der Fürst das Glück des Tages genoss

Wie die Eisenbahn in die Pfalz kam

10.06.97 (Straßen, Fähren & Verkehr)

Der 10. Juni 1847 war ein großer Tag: Überall in den Städten der Rheinebene wurde gefeiert und gejubelt, denn an diesem Tag nahm die erste pfälzische Eisenbahn ihren Betrieb auf und dampfte erstmals auf der Strecke von Ludwigshafen nach Schifferstadt und von dort nach Neustadt oder Speyer. Bereits in aller Herrgottsfrühe, um 7 Uhr morgens, hatten sich Beamte, Stadträte, Geistliche und andere Ehrengäste am Bahnhof in Speyer versammelt, um bei der feierlichen Eröffnungsfahrt dabei zu sein. Das Musikkorps spielte, Böllerschüsse ertönten, Reden wurden gehalten. Als der Zug, gezogen von der Dampflok „Haardt“, in Ludwigshafen eintraf, bot sich den Festgästen ein ähnliches Bild: Die Hafengeschütze feuerten Salut, Schiffe und Hafengebäude waren mit bunten Flaggen geschmückt.
Um 10 Uhr ging es weiter nach Neustadt, auch dort wurde der Zug feierlich empfangen. Der Regierungspräsident hatte eine Rede über die Bedeutung der neueröffneten Strecke vorbereitet und erklärte schließlich die Bahn im Namen Seiner Majestät, König Ludwig I. von Bayern, für eröffnet.Um 13 Uhr dampfte der Zug zurück nach Speyer. Überall an der Strecke grüßten Schulklassen mit Fähnchen. In Speyer kehrten die hungrigen Zugreisenden im „Wittelsbacher Hof“ zu einem Mittagessen ein und konnten so gestärkt abends beim Festball noch eine gute Figur beim Tanzen abgeben. Drei Tage wurde noch gefeiert, die Hälfte der Einnahmen des Eröffnungstages wurde großzügig der Armenfürsorge gespendet.
Finanziert und realisiert hatte das Bauprojekt die eigens zu diesem Zweck gegründete Aktiengesellschaft „Pfälzische Ludwigsbahn“ mit Sitz in Speyer. Ihrem Direktor, dem Ingenieur Paul von Denis, muß damals ein Stein vom Herzen gefallen sein: Die zermürbenden Diskussionen um Trassenführung und Finanzierung waren vorbei, jetzt konnte ein neues Zeitalter beginnen und die ganze Pfalz ans Schienennetz angeschlossen werden. Paul von Denis hatte sich bereits durch den Bau der ersten deutschen Eisenbahnstrecke von Nürnberg nach Fürth 1835 einen Namen gemacht.
Bereits um 1830 wurden Pläne zum Bau einer Eisenbahn durch die bayerische Pfalz entworfen. Erfolgreiche Unternehmer wie Ludwig von Gienanth aus Hochstein, Philipp Lichtenberger aus Speyer oder Johann Heinrich Scharpf von der Rheinschanze machten der bayerischen Regierung nach Jahren der fruchtlosen Diskussion schließlich Druck. Den Strategen in München bereitete insbesondere die Nähe zum ehemaligen Kriegsgegner Frankreich Bauchweh. Depeschen eilten zwischen Berlin (das Saarland war seit dem Wiener Kongreß unter preußischer Herrschaft), Paris (das Elsaß gehörte seit der Französischen Revolution zu Frankreich) und München hin und her. Es wurde verhandelt, begutachtet und abgewogen.
Am 26. Dezember 1837 hatte sich Ludwig I., kein großer Anhänger der Eisenbahnidee, zu einem Entschluß durchgerungen. Seine Majestät der König verfügte hoheitsvoll den Bau zweier Eisenbahnen ausgehend von der Rheinschanze, dem späteren Ludwigshafen. Zum einen sollte die Strecke ins saarländische Bexbach führen, zum anderen ins elsässische Lauterburg. Wichtiger Passus der Anordnung: „Das Privilegium zur Errichtung einer jeden dieser Bahnen soll auf eine bestimmte Zeitdauer und zwar höchstens von 99 Jahren beschränkt … werden.“
Der damals neugegründeten Aktiengesellschaft gewährte der Staat schließlich anno 1841 einen jährlichen Zinsertrag von vier Prozent aus dem Bau und Einrichtungskapital  begrenzt auf 25 Jahre. Heftige Diskussionen über die Streckenführung folgten. Am 7. Februar 1841 entschieden sich die rund 250 Bahnaktionäre für eine Trassenführung von Ludwigshafen über Neustadt durchs Neustadter Tal ins Saarland. Die Pläne einer Lauterburger Strecke verschwanden sang und klanglos in den Schubladen.
Lediglich Speyer sollte über den neuen Verkehrsknoten Schifferstadt an die Ludwigsbahn angebunden werden. Von der geplanten Bahnlinie erhofften sich die Gründer einen wirtschaftlichen Aufschwung in der Pfalz. Schneller und preiswerter
wollten die Pfälzischen Papiermühlen, die Schuhhersteller, Brennereien, Webereien, Glashütten und Zigarrenfabrikanten ihre Ware mit der Bahn nach Ludwigshafen und Mannheim transportieren und von dort aus in die Schweiz, die Niederlande, die Länder des deutschen Bundes und später auch nach Frankreich.
Die Gienanth-Werke konnten zukünftig auf der Schiene Eisenerz transportieren. Außerdem wurden durch diese Ost-West-Verbindung die saarländischen Kohlegruben an den Umschlagplatz Mannheim angebunden. Saarländische Kohle konnte fortan mit der aus dem Ruhrgebiet konkurrieren. Aber auch die rund 40 pfälzischen Steinkohlegruben profitierten von der Bahn. Und nicht zuletzt begrüßten die steinkohleverarbeitenden Betriebe in der Pfalz die schnellere Belieferung mit dem „schwarzen Gold“. Ein weiteres Argument der Pfälzer war die damalige Holzknappheit. Nicht jede Familie konnte sich Holz zum Feuern leisten, die Bahn bot die Möglichkeit, den Brennstoff Steinkohle direkt in die Orte der Pfalz zu liefern.
Im April 1845 konnten die ungeduldigen pfälzischen Bahnpioniere zum ersten Spatenstich ansetzen. 1847 wurden die ersten Strecken nach Speyer und Neustadt eingeweiht. Die Fahrzeit von Neustadt nach Haßloch betrug damals 19 Minuten, von Schifferstadt nach Speyer 20 und von Speyer nach Ludwigshafen 50 Minuten. In Ludwigshafen brachte eine Kutsche den Reisenden dann nach Mannheim, wo er Anschluß nach Basel, Frankfurt, Straßburg oder Mainz hatte.
Große Probleme brachte die Trassenlegung durch das Neustadter Tal: Zwölf Tunnels mußten zwischen Neustadt und Kaiserslautern gesprengt werden. Erst im August 1849 konnte die ganze Linie bis ins Saarland eröffnet werden. Der Ausbau des Pfälzer Schienennetzes und die Vernetzung mit angrenzenden Bahnen beispielsweise in Hessen oder Baden folgten in den folgenden Jahren Schlag auf Schlag. 1853 ging eine Linie LudwigshafenWorms in Betrieb, 1852 wurde mit dem Bau der Maximiliansbahn begonnen, die Neustadt mit Weißenburg verbinden sollte.
Eine zweite Aktiengesellschaft, die „Pfälzische Maximiliansbahn“, wurde ins Leben gerufen. Erfolgreiche Verhandlungen mit Frankreich über Zollabfertigung und Beförderungstarife machten es schließlich möglich, daß am 26. November 1855 die ersten Fahrgäste von Neustadt über Landau ins Elsaß fahren konnten.
Zwei weitere Aktiengesellschaften wurden in den folgenden Jahren aus der Taufe gehoben: 1862 gründete sich die „Neustadt-Dürkheimer Bahn AG“, die Strecke konnte schließlich 1965 (!) eingeweiht werden. Die vierte Aktiengesellschaft „Pfälzer Nordbahnen“ erschließt insbesondere die Nord- und Westpfalz. 1868 rollten die ersten Loks von Landstuhl nach Kusel, 1871 nahm die Alsenzbahn von Hochspeyer nach Münster am Stein ihren Betrieb auf.
Damit auch wirtschaftlich schwächere Regionen mit den Vorzügen des Schienenverkehrs gesegnet werden konnten, entschlossen sich die Aktiengesellschaften 1869 zu einer Fusion  die Dürkheimer Bahn war bereits Teil der Nordbahnen. Geleitet von einer gemeinsamen Verwaltung sollte Bau und Betrieb weiterhin auf eigene Rechnung laufen. Bayern garantierte erneut feste Zinsbezüge von 4,5 Prozent. Dem Fusionsvertrag wurde allerdings nur unter zwei Bedingungen zugestimmt: Vom 1. Januar 1905 war der bayerische Staat berechtigt, das Eigentum der Gesellschaften zu erwerben, außerdem wurde der Bau bestimmter Strecken angeordnet, damit auch die Menschen in Pirmasens oder im Donnersbergkreis den Wind der neuen, mobilen Zeit schnuppern konnten.
Es folgten weitere wirtschaftlich fette Jahre, die Pfälzische Eisenbahn entwickelte sich zu einem der größten deutschen Privatunternehmen. In ihrem Besitz: 872 Kilometer Strecke, 354 Lokomotiven, über 10.000 Wagen und rund 12.000 Angestellte. 1908 reisten fast 17 Millionen Fahrgäste (1850: 95.000) per Bahn durch die Pfalz, fast elf Millionen Tonnen Güter wurden auf dem Schienenweg transportiert.
Bis 1879 trieben die Ingenieure und Planer energisch den Anschluß an die Fernverbindungen voran. Ab 1879 werden die Maschen des Nahverkehrsnetzes noch enger gezogen. Die Pionierjahre der Pfälzischen Eisenbahnen waren jetzt endgültig vorbei. Ihren Abschluß fand die Entwicklung 1909, als Bayern die Pfälzischen Eisenbahnen gemäß dem Fusionsgesetz
verstaatlichte. Ein Grund für diese Entscheidung war der Konkurrenzdruck durch die bereits verstaatlichten hessischen und preußischen Eisenbahngesellschaften. Nicht lange konnte sich Bayern an der florierenden Bahn erfreuen. 1918 dankte der König nach Ende des 1. Weltkrieges ab. Aus der „Königlichen Bayerischen Eisenbahndirektion“ in Ludwigshafen wurde die „Reichsbahndirektion“. Auch sie bestand nur kurze Zeit: 1937 wurde die Reichsbahndirektion Ludwigshafen aufgelöst, das pfälzische Bahnnetz löcherig, Teile gingen an Karlsruhe und Saarbrücken.
Nachdem das Streckennetz der Ludwigsbahn erst in privater Hand, dann Eigentum des Staates war, ist es heute in den Händen der Deutschen Bahn AG, Geschäftsbereich Netz mit Sitz in Kaiserslautern.
Aus: Die Rheinpfalz, Siegrid Becker, 10.06.1997

Kommentare deaktiviert für Wie die Eisenbahn in die Pfalz kam

Speiseeis ist keine neuzeitliche Erfindung

04.06.97 (Speisen & Getränke)

Schon seit dem Altertum war der Verzehr von „Gefrorenem“ bekannt, wie viele Quellen bezeugen. Aus den Reiseberichten Marco Polos geht hervor, dass in China bereits vor etwa dreitausend Jahren in der warmen Jahreszeit eine Art Speiseeis aus Milch und Fruchtsäften hergestellt worden sein soll, teils mit exotischen Gewürzen verfeinert. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Speiseeis ist keine neuzeitliche Erfindung

Aus dem Pflügersgrund wuchs die Neckarstadt

27.05.97 (Landschaft & Orte, Musik, Kunst & Kultur, Städte & Gemeinden)

Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Geschichte des „Stadttheils jenseits des Neckars“, der einst aus Gärten erwuchs und im 19. Jahrhundert zu einem blühenden Gemeinwesen erwachte. Während sich damals reiche und gut betuchte Bürger im Grünen vor den Toren der Stadt vergnügten, kämpfen heute er sozial schwächer gestellte Menschen um das Ansehen und die Lobby ihres Wohnquartiers. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Aus dem Pflügersgrund wuchs die Neckarstadt

Streit um Mühlenstandort

24.05.97 (Arbeit & Soziales, Handel & Handwerk, Landschaft & Orte)

Technischer Fortschritt und Veränderungen in der Volkswirtschaft haben seit Mitte des vorigen Jahrhunderts so manchen Handwerkszweig aussterben lassen. Besonders betroffen ist das Müllerhandwerk  und verschwunden sind auch die vielen Mühlen, die es in der westlichen Kurpfalz links des Rheines gegeben hat. Die Zahlen sind eindrucksvoll: 1861 gab es in der
Pfalz noch 730 Getreidemühlen mit 1.751 Mahlgängen. Auf 10.000 Einwohner kamen 29 Wassermühlen. Dazugerechnet sind die Öl, Säge, Papier, Schleif, Pulver, Loh und Hammermühlen, Hanfreiben und andere von der Wasserkraft getriebene Einrichtungen. Bilanz heute: kein einziger dieser Betriebe ist in Einrichtung und Funktion erhalten geblieben. Nur die Namen und zuweilen die Gebäude einiger Mühlen an pfälzischen Bächen halten die Erinnerung wach.
Erhalten geblieben ist lediglich die ehemals Armbrustsche Mühle in St. Julian am Glan im Landkreis Kusel. Die Mühle steht als Einzelsiedlung auf der rechten Glanseite zwischen Gumbsweiler und Hachenbach (heute Glanbrücken) und ist mit einer Brücke mit dem Dorf St. Julian verbunden. Einige hundert Meter oberhalb des Gebäudes zweigte ursprünglich der jetzt verschwundene Mühlteich vom Glan ab, wo ein Wehr das Wasser staute und Richtung Mühle lenkte. Zwar sind die sogenannten Wasserbauten nicht mehr vorhanden, ein Mühlrad hat man jedoch auf einem alten, dicken, hölzernen Wellbaum (Achse) wieder installiert.
Der Standort der Mühle brachte früher Verwirrung und Streit. Der Glan bildete in der Zeit der Feudalherrschaften die Landesgrenze zwischen dem Herzogtum Zweibrücken und der Rheingrafschaft Grumbach. Die Mühle, an und für sich zur Gemeinde und Gemarkung St. Julian gehörend, stand vom Ort aus gesehen im Ausland. Der Landesherr des Gebietes rechts des Glans aus Zweibrücken verlangte die üblichen Pacht und Wasserrechtsabgaben. Der Rheingraf aber ging leer aus. Man kann sich vorstellen, daß es da öfter Streit gab.
Wer den ersten Raum mit der historischen Ölmühle betritt, ist überrascht und fasziniert von den wuchtigen, waagrecht oder senkrecht laufenden Kamm und Stockrädern, dem kunstvollen, ganz aus Holz gefertigten Getriebe. Es gilt als ein Meisterwerk des Mühlenbaues in der Pfalz. Da ist die Ölpresse mit dem dicken Wellbaum, an dem die Noppen angebracht
sind, did die schweren Stempel heben und fallen lassen. Stempel, die die ebenfalls hölzernen Preß und Losschlagkeile im Preßraum treiben. Dieser wiederum ist aus einem einzigen dicken Baumstamm herausgearbeitet. Erhalten ist auch der von einem senkrecht laufenden Stockrad und dem waagrechten großen Königsrad angetriebene Kollergang: zwei aufrecht
laufende, schwere Mahlsteine in einem flachen Trog mit Steinunterlage, umgeben von einer Holzzarge. Hier wurden Ölsaaten  meist Raps, im Westrich Kohl genannt  fein gemahlen, bevor sie, abgefüllt in Säckchen aus starkem Tuch, in Holz oder Ledermappen der Presse mit den Stempeln eingeführt wurden. Von dem klopfenden Geräusch der Stempel kommt
übrigens auch der Ausdruck „Öl schlagen“.
Im zweiten Raum ist ein Mahlgang für Getreide und ein besonderer Schälgang für Spelz (Dinkel) untergebracht. Beide wurden über eine Kammradkombination durch ein sogenanntes Vorgelege ebenfalls vom Wasserrad angetrieben. Die Technik des Mahlgangs mit dem Bodenstein und dem Läufer ist bei uns seit der Römerzeit bekannt. Das Besondere in der Museumsmühle St. Julian ist der Schäl oder Gerbgang. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in den gebirgigen
Gegenden der Pfalz und sonstwo in Deutschland kaum Kulturweizen, dafür meist Spelz (Dinkel) angepflanzt, der auch mit mageren Böden und rauherem Klima Vorlieb nimmt. Schon Hildegard von Bingen befaßte sich mit  der „spelta“ (lateinische Bezeichnung für Spelz) sehr eingehend und bezeichnete sie als „die beste, wahrhaft herzerfreuende Brotfrucht“. Aus dem gelblichweißen Mehl wurden außer Brot auch Kuchen, Dampf und Schneckennudeln gebacken, Nudeln, Grieß, Graupen und ähnliches zubereitet.
Spelz hatte allerdings im Vergleich zu Roggen und Weizen einen Nachteil: Beim Windmühlen nach dem Dreschen lösten sich die Schalen (Spelze) nicht von den Körnern. Um dies zu erreichen, war in der Mühle ein zusätzlicher Arbeitsgang erforderlich. In seinen Grundbestandteilen ist ein Schälgang einem gewöhnlichen Mahlgang für Getreide ähnlich. Bodenstein und Läufer sind aus weißem Sandstein. Sie sind weicher als die sonst verwendeten „Franzosen“ oder Kunststeine. Der Bodenstein ist wesentlich dicker als beim Getreidemahlgang, nicht geschärft, das heißt, nicht mit eingeschlagenen Rillen versehen. Der Läufer ist höher gestellt als bei der Mehlbereitung. Die Körner sollen ja nicht zerquetscht, sondern durch
Reiben aneinander von der Schale befreit werden. Ein exzenter wirft das fertige Schälgut in eine hölzerne Schüttelrinne. Die wiederum besorgt die Masse in ein Gebläse. Diese Windmühle, die in St. Julian noch vorhanden ist, schleudert Körner und Spreu in eine vierkantige Holzröhre, die ein Stück weit unten offen ist. Hier fallen die Körner herab in den „Kernekasten“ und können in einem normalen Mahlgang zu Mehl verarbeitet werden. Die Spelze werden vom starken Windzug in die
abgetrennte Spreukammer geblasen.
Der Schälgang zusammen mit der Stempelpresse der Ölmühle und dem Kunstwerk des hölzernen Getriebes und des Wasserrads bieten Reize, denen sich der Besucher nicht entziehen kann. Zudem wird in der Museumsmühle von St. Julian ein Handwerk demonstriert, das im Leben unserer Vorfahren in Dorf und Stadt eine gvroße Rolle spielte.
Aus: Die Rheinpfalz, Friedrich W. Weber, 24.5.1997

Kommentare deaktiviert für Streit um Mühlenstandort

Um sechs Uhr kommen die ersten Kunden

21.05.97 (Handel & Handwerk, Landwirtschaft & Forsten, Speisen & Getränke)

Samstag früh, 2 Uhr: Für Ralph Hauk beginnt ein 17stündiger Arbeitstag auf dem Mannheimer Wochenmarkt vor dem alten Barockrathaus. Inmitten von Markthändlern, die Obst und Gemüse, Wurst und Käse, türkisches Fladenbrot, Oliven und andere mediterrane Spezialitäten anbieten, baut der 39jährige Mannheimer gemeinsam mit seiner Frau Ute seinen Stand auf. Mit der Farbenpracht der anderen Stände kann sich sein Angebot nicht messen: Dort stehen Marktfrauen und männer zwischen Äpfeln aller Couleur, Orangen, leuchtend violetten Pflaumen, purpurnen Tomaten und allerhand anderer gesunder Leckereien aus der Region und aus aller Herren Länder. Doch dafür hat in dem kleinen Familienbetrieb bis „Johanni“ niemand einen Sinn. Denn von Anfang April bis zum 24. Juni dreht sich bei den Hauks alles um das delikate Liliengewächs, für das die badischen und pfälzischen Anbaugebiete der Kurpfalz zurecht seit langem berühmt sind: den Spargel.
„Natürlich bieten auch die anderen Stände hochwertigen Spargel an. Unsere Familie kümmert sich bereits in der dritten Generation während der Saison ausschließlich um Spargel. Danach bieten wir wieder Gemüse und Obst, vor allem Äpfel und Birnen von der Bergstraße, an“, erzählt der Händler. Ralph Hauk bezieht die weißen und grünen Stangen hauptsächlich aus Baden, ein kleiner Teil stammt aus der französischen Camargue: „Auf unseren sandigen Böden fühlt sich der Spargel einfach wohl. Aus Bürstadt, Reilingen, Hockenheim und Neulußheim kommen besonders gute Exemplare. Den grünen Spargel bekomme ich von Erzeugern aus der Griesheimer Gegend.“ Der grüne Spargel, in Frankreich und Italien seit
langem ein fester Bestandteil der kulinarischen Kultur, fristete in Deutschland lange ein bedauernswertes Mauerblümchendasein. Doch das hat sich gründlich geändert. „Die Deutschen sind experimentierfreudiger geworden  grüner Spargel ist mittlerweile richtig „in“. Ich brauche seit einigen Jahren immer mehr als im Vorjahr“, freut sich Ralph Hauk.
Die Arbeit während der Spargelsaison ist kräftezehrend. Bereits am Vorabend müssen sich die Händler das begehrte Gemüse auf Auktionen im Großmarkt ersteigern. Dann bleiben wenige Stunden Schlaf, bevor um 0.30 Uhr der Wecker klingelt. Schon um 6 Uhr kommen die ersten Kunden. Auch an den Hauks gehen diese Wochen nicht spurlos vorbei: „Diesen Schlauch kann man dreimal die Woche nur durchstehen, weil das Ganze ein Saisongeschäft ist. Und außerdem: Geld ist schließlich nicht alles …“.

Kommentare deaktiviert für Um sechs Uhr kommen die ersten Kunden

Wiesental geprägt von Krieg und großer Not

19.05.97 (Landschaft & Orte, Städte & Gemeinden)

Wiesental, heute ein Stadtteil der Stadt Waghäusel, blickt 1997 auf eine lange und vor allem sehr wechselhafte 700jährige Geschichte zurück. Kriege, große Not und Armut prägten die Geschichte. Was mehr als 20 Kriege und Belagerungen nicht zerstörten, zerstörten Vandalismus und Naturkatastrophen. Unsägliches Leid aber brachten auch acht Pest- und
Ruhrepedemien in die Bruhraingemeinde, die gar nicht so idyllisch in einem Wiesental liegt, wie der Namen den Anschein erweckt. Selbst die heutige Geschichtsforschung weiß noch nicht so genau, woher der Ortsname eigentlich stammt. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Wiesental geprägt von Krieg und großer Not

Von Spargeln und anderen Küchengeheimnissen

14.05.97 (Geschichte allg., Speisen & Getränke)

Jetzt ist es wieder soweit und die Liebhaber des königlichen Gemüses können aufatmen: Die erntefrischen Spargel der Saison 1997 sind überall in den Gemeinden entlang der Badischen Spargelstraße und darüber hinaus erhältlich. Wer weiß, wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn nicht der kunstsinnige und trinkfreudige Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz nicht schon 1720 den Spargel im Hofgarten seiner Schwetzinger Sommerresidenz hätte anpflanzen lassen. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Von Spargeln und anderen Küchengeheimnissen

Die Geschichte des Karl-Ludwig-Sees

24.02.97 (Arbeit & Soziales, Landschaft & Orte)

Wer als Kind mit dem Fuhrwerk, zum Beispiel mit Fritz Mergenthaler, von Oftersheim aus die anderthalb Wegstunden auf dem Heuweg durch den Hardtwald in Richtung „See“ zockelte, um Heu zu holen, und über die Kraichbachbrücke kam, dem bot sich ein unvergleichlicher Anblick. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Die Geschichte des Karl-Ludwig-Sees

Der Staat muss schlanker werden

17.01.97 (* Lokalreporter-Archiv)

Neue Aufgaben für das Forstamt Schwetzingen / Noch keine endgültige Entscheidung getroffen
Der Staat muß schlanker werden, Ämter und Dienststellen sollen auch in ganz  Baden-Württemberg reduziert werden. Das Ziel der Landesregierung ist es, mit der Schließung ganzer Verwaltungsapparate die Kosten zu senken. In den zuständigen Gremien ist man sich seit einiger Zeit darüber einig, daß auch 27 der 190 staatlichen Forstämter geschlossen werden müssen. Lange Zeit hing auch über dem Forstamt in Schwetzingen das Damoklesschwert, denn niemand wußte genau, was die Zukunft bringen wird. Jetzt kann man aber im barocken Forstamtsgebäude neben dem Ysenburgischen Palais aufatmen, denn ein verwaltungsinterner Vorschlag der Forstdirektion in Karlsruhe stärkt dem Forstamt den Rücken. Sollte die Landesregierung in Stuttgart jetzt nicht noch anders entscheiden, wird das Staatliche Forstamt Schwetzingen erhalten bleiben. Weiterlesen »

Kommentare deaktiviert für Der Staat muss schlanker werden

Die Quadratur in Mannheims „guter Stubb“

23.11.96 (Städte & Gemeinden)

Wer Mannheim, die Metropole der Kurpfalz, als Stadt der Quadrate
mit ihren Sehenswürdigkeiten und Baudenkmäler kennenlernen
möchte, begibt sich am besten auf Schusters Rappen. Es sollte
aber gutes Schuhwerk sein, denn drei Kilometer Straßenpflaster
müssen schon bewältigt werden.

Am besten beginnt man den Stadtrundgang am ehemaligen
Kurfürstlichen Schloß. Es wurde in den Jahren 1720 bis 1760
erbaut und ist die größte geschlossene Barockanlage Deutschlands.
Der Schloßhof wird vom prächtigen Mittelbau beherrscht. Hier
befindet sich mit dem Rittersaal einer der am schönsten
restaurierten Repräsentationsräume im Schloß.

Beim Verlassen des Schloßhofes sieht man linkerhand die
Schloßkirche. Ihr barockes Giebelrelief stammt von Paul Egell. In
der Krypta befinden sich die Sarkophage von Kurfürst Carl Philipp
und seiner dritten Gemahlin Violante Theresia.
Nach Überqueren der vielbefahrenen Bismarckstraße erreicht man
das Palais Bretzenheim, in dem die Geliebte von Kurfürst Carl
Theodor residierte. Das 1771 bis 1788 erbaute Palais erhielt die
Gräfin bürgerlicher Herkunft zum Geschenk.

Hinter dem Palais, heute Sitz der Rheinischen Hypothekenbank,
biegt man rechts ein und erreicht den Schillerplatz mit dem
Schillerdenkmal von Carl Cauer (1861). An diesem Platz stand das
im Zweiten Weltkrieg zerstörte Mannheimer Nationaltheater.
Der Platz wird aber von dem mächtigen Kuppelbau der
Jesuitenkirche, der bedeutendsten Barockkirche
Südwestdeutschlands, überragt. Von 1733 bis 1760 erbaut, wurde
das Gotteshaus im letzten Krieg schwerst zerstört. Erst 1996
konnte die Renovierung des barocken Hochaltares abgeschlossen
werden.
Hinter der Kirche, durch die „Kalte Gasse“ zu erreichen, liegt
die ebenfalls barocke Kurfürstliche Sternwarte (1722 bis 1774),
in deren achteckigen Turm sich heute Künstlerateliers befinden.

Am Quadrat B 5 vorbei führt der Weg zum Zeughaus (1777 bis 1779).
Es ist der letzte große Monumentalbau aus der Kurfürstenzeit und
beherbergt heute die Kunst und Stadtgeschichtlichen Sammlungen
des ReißMuseums. Gegenüber dem alten Prachtbau liegt der Neubau
für die Archäologischen und Völkerkundlichen Sammlungen des
Museums. Die Verbindung zwischen Alt und Neu stellt das
restaurierte VeteranenDenkmal dar. Am Neubau des ReißMuseums
vorbei gelangt man zum Rathaus in E 5. An seiner Westseite steht
die schlichte Bürgerhospitalkirche, ein spätbarocker Saalbau
(1786 bis 1787).

Am Quadrat F 5 angelangt, biegt der Rundweg nach rechts ab. Am
1987 eingeweihten neuen Jüdischen Gemeindezentrum in F 3 vorbei
gelangt der Spaziergänger zum Marktplatz, in dessen Mitte der
restaurierte Marktbrunnen wieder frisches Wasser spendet. Die
Figurengruppe aus hellem Sandstein hat 1719 Peter van den Branden
geschaffen. Ursprünglich die vier Elemente darstellend, wurden
die Brunnenfiguren von Brandens Sohn Matthäus 1769 zu einer
Allegorie der Stadt Mannheim umgestaltet.

Die Südseite des Marktplatzes wird vom Doppelbau der Pfarrkirche
St. Sebastian und dem Alten Rathaus beherrscht, in dem heute das
Standesamt untergebracht ist. Dieser in der für Mannheim
typischen Doppelbauweise mit zentralem Turm errichtete Bau (1700
bis 1723) ist das älteste aus der Kurfürstenzeit erhaltene
Bauwerk.

Über die Fußgängerzone führt der Weg zur Konkordienkirche, einem
Doppelflügelbau, der 1685 für die reformierten Bekenntnisse
entstanden ist. Heute befindet sich in dem einen Flügel die
evangelische Kirche, in dem anderen die Mozartschule. Weiter geht
es durch die Quadrate, bis man am Friedrichsring dem 1955 neu
erbauten Nationaltheater gegenübersteht.

Über den Friedrichsring erreicht man den Rosengarten. Nach
Erweiterungs und Umbauarbeiten entstand 1974 aus dem
Jugendstilgebäude ein modernes Kongreß und
Veranstaltungszentrum, das sich harmonisch in das
Jugendstilensemble rund um den Wasserturm einfügt. Der nach
Plänen von Gustav Halmhuber zwischen 1866 und 1889 erbaute
Wasserturm ist das Wahrzeichen Mannheims.

Man überquert den Friedrichsplatz mit seinen Kaskaden und
Wasserspielen und gelang zum Neubau der Kunsthalle. Der dahinter
liegende Altbau aus rotem Sandstein wurde von Hermann Billing
erbaut und 1907 zum 300jährigen Stadtjubiläum eröffnet. Die
Städtische Kunsthalle kann mit bedeutenden Werken der Malerei,
Graphik und Plastik des 19. und 20. Jahrhunderts aufwarten.

Einen Steinwurf vom Wasserturm entfernt, beginnen die Planken,
einst Prachtstraße, heute Fußgängerzone mit eleganten Geschäften
und vielen Straßencafés. Im Vorbeigehen sollte man einen Blick
auf das Gebäude der BadenWürttembergischen Bank im Quadrat O 4
werfen. Das prächtige barocke Bürgerhaus wurde vermutlich Mitte
des 18. Jahrhunderts erbaut. Auf dem Paradeplatz, dem Zentrum der
Innenstadt angekommen, zieht das nach Plänen des Architekten
Carlfried Mutschler entstandene neue Bürgerhaus mit seiner dem
historischen Alten Kaufhaus nachempfundene Fassade die Blicke des
Passanten auf sich.

Der Paradeplatz selbst wurde wieder zur Schmuckanlage nach
historischem Vorbild umgestaltet. Das GrupelloMonument, 1738 von
Düsseldorf nach Mannheim gebracht, steht wieder als Mittelpunkt
einer Brunnenanlage im Zentrum des Platzes. Der Rundweg führt nun
entlang der Hauptpost bis zur Ecke des Quadrats O 2, dort biegt
man links ab und überquert die Kunststraße. Nächste Station ist
das Dalberghaus im Quadrat N 3. Über der Balustrade des
dreigeschossigen Barockbaues (1733) entdeckt man eine
Marienstatue. In diesem Haus wohnte von 1782 bis 1806 der Erste
Intendant des Nationaltheaters, Heribert von Dalberg.

Über die Breite Straße geht es zurück zum Ausgangspunkt, dem
Schloßhof. Wer sich aber mehr Zeit nehmen möchte, dem sei ein
kleiner Abstecher zum Neckarufer empfohlen. Dazu kehrt man nach
Umrundung der Konkordienkirche zur Fußgängerzone Breite Straße
zurück und geht weiter in Richtung Kurpfalzbrücke. Bevor man den
Kurpfalzkreisel erreicht, führt der Weg am ehemaligen Neckartor
vorbei. Der Grundriß des Stadttors ist mit andersfarbigem
Kopfsteinpflaster und mit Sandsteinquadern angedeutet, deren
größer in der Aufsicht die Vorderansicht des Bauwerks zeigt.

Beim Überqueren des Kurpfalzkreisels sieht man linkerhand am
Flußufer das Museumsschiff „Mannheim“ vor Anker liegen. Ein
Besuch auf dem restaurierten Raddampfer lohnt sich: Über 70
Schiffsmodelle stellen die Entwicklung der Rheinschiffahrt dar.
Maschinenraum und Bordküche sind im Originalzustand erhalten. Vom
Museumsschiff führt der Weg an einem alten Hafenkran aus dem
Jahre 1860 vorbei. Durch die Unterführung gelangt man auf die
andere Seite der Kurpfalzbrücke. Der Zwiebelturm jenseits des
Neckars gehört zur Alten Feuerwache. Heute ist das neubarocke
Gebäude (1912) ein Kulturzentrum mit Rock und Jazzkonzerten in
der ehemaligen Fahrzeughalle und dem Kinder und Jugendtheater
„Schnawwl“ im Turm.

Entlang dem Friedrichsring führt der Weg am Gewerkschaftshaus
vorbei zum Nationaltheater und weiter zum Friedrichsplatz. Hier
trifft er wieder mit dem Rundweg zusammen.

Zum Schluß noch ein paar Bemerkungen zum Zahlenspiel im Quadrat:
Die Einteilung ihrer Innenstadt nach Buchstaben und Zahlen
verdanken die Mannheimer dem Ingenieur Baumgratz. Er führte 1733
die BuchstabenZiffernKombination ein. Die heute noch
verbindliche Einteilung gilt seit 1811. Links der Breiten Straße
vom Schloß aus gesehen, liegen die „Quadrate“ genannten Baublöcke
A bis K, rechts heißen Sie L bis U. Die Hausnummern folgen
ebenfalls einem einheitlichen System, denn die Numerierung
beginnt immer an der Ecke des Häuserblocks, die dem Schloß und
der Breiten Straße zugewandt ist. Sie verläuft in den Quadraten L
bis U im Uhrzeigersinn und in den Quadraten A bis K
entgegengesetzt.

Quelle: unbekannt

Kommentare deaktiviert für Die Quadratur in Mannheims „guter Stubb“

Mannheims Hafen als Tor zur Welt

23.11.96 (Handel & Handwerk, Straßen, Fähren & Verkehr)

Als Großherzog Ludwig von Baden im September 1828 der Stadt
Mannheim einen Freihafen am Rhein bewilligte, wollte er den
Handel der Stadt Mannheim nach Möglichkeit fördern. Er schuf
damit die Voraussetzung für ein ungeahntes Wachstum der Stadt am
Rhein und Neckar.

In den folgenden Jahren wurden ein Winterhafen angelegt (1833)
und am Neckar zur Erleichterung des Umschlags eine Kaimauer
errichtet, während 1854 der Hafen Anschluß an die badische
Staatseisenbahn erhielt. Nachdem 1862 mit dem „Friesenheimer
Durchstich“ eine Rheinschleife nördlich Mannheims begradigt und
die Neckarmündung kurz darauf zum neuen Rheinbett verlegt worden
war, konnte das 2.100 Meter lange Mühlaubecken  das Herz des
Handelshafens  gebaut und 1875 seiner Bestimmung übergeben
werden.

Mit der Fertigstellung des 3.165 Meter langen Rheinkais im Jahre
1895 hatte der Handelshafen zwischen Rhein und Neckar mit den
50.000 Quadratmeter nutzbarer Fläche seine heutige Gestalt
gewonnen. Im selben Jahr vereinbarten die großherzoglichbadische
Landesregierung und die Stadt Mannheim den Bau des 1907
fertiggestellten Industriehafens. Dieser erwies sich als idealer
Standort für Mühlenbetriebe und entwickelte sich so zu einem der
bedeutendsten Mühlenzentren Deutschlands.

Zur gleichen Zeit baute die RheinauGesellschaft im Süden
Mannheims drei Hafenbecken mit Gleis und Verladeanlagen. Dieser
Hafen bot sich für den Umschlag von Kohle an und wurde nach dem
Konkurs der Hafenbetriebsgesellschaft im Jahre 1903 vom Land
übernommen.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hafen bei 151 Luftangriffen schwer
getroffen. Daher sahen es Land und Hafenverwaltung als
vordringlichste Aufgabe an, den Hafen möglichst zügig
wiederaufzubauen und  je nach wirtschaftlicher Entwicklung 
dieser anzupassen. So wurde wegen der wachsenden Bedeutung des
Erdöls für die Energieversorgung und die chemische Industrie 1962
bis 1964 auf der Friesenheimer Insel ein Ölhafen angelegt.

Als sich die wachsende Bedeutung des Containerverkehrs für die
Binnenschiffahrt abzeichnete, wurde 1968 am Südende des
Mühlauhafens ein Containerterminal eröffnet. Heute gehört es zu
den umschlagstärksten aller deutschen Binnenhäfen. 1985
schließlich wurde im Rheinauhafen eine RollonRolloffAnlage
als erste Einrichtung dieser Art an einem frei fließenden Strom
fertiggestellt, die 1991 noch einen eigenen
HafenbahnGleisanschluß erhielt. Um die Hafenanlage auf den Stand
der Technik zu bringen, wurden die noch vorhandenen Schrägufer zu
Senkrechtufern umgebaut, das Schienen und Straßennetz
modernisiert oder durch Rauchmelder in den Lagerhäusern erhöhten
Sicherheitsanforderungen Rechnung getragen.

Heute ist der Mannheimer Hafen ein bedeutender
Verkehrsknotenpunkt, der in seinem über elf Quadratkilometer
großen Hafenareal beste Standortvoraussetzungen für Industrie,
Handel und Gewerbe bietet. Eine weitere Aufwertung des
Knotenpunktes Mannheim brachte das kombinierte
LadungsVerkehrKLVZentrum im Handelshafen. Es ging im Herbst
1991 in Betrieb und optimiert den direkten Schienenweg besonders
für Trailer von Mannheim nach Mailand und Verona.

Aber auch als Mühlenzentrum konnte sich der Hafen behaupten. Mit
einer Lagerkapazität von mehr als 300.000 Tonnen Getreide, dem
Getreide und Futtermittelumschlag, den Mühlen (darunter eine der
bedeutendsten Ölmühlen in Europa), den Kraftfutterwerken und der
bereits 1862 gegründeten Produktenbörse konnte Mannheim seine
führende Position behaupten.

Quelle: unbekannt

Kommentare deaktiviert für Mannheims Hafen als Tor zur Welt

Wie ein Ortsteil seine Muttergemeinde „schluckte“

23.11.96 (Städte & Gemeinden)

Nach den katastrophalen Kriegen des 17. Jahrhunderts mußten die
Dörfer der Kurpfalz völlig neu aufgebaut werden. Es waren vor
allem Einwanderer aus Frankreich, Österreich und der Schweiz, die
die Städte und Dörfer neu besiedelten. Auch die Orte Friesenheim,
Mundenheim oder Hemshof wurden so wieder mit Leben ausgefüllt.
Auf Friesenheimer und Mundenheimer Gemarkung war zudem ein neuer
Ortsteil entstanden  Ludwigshafen. Erst 1853 selbständig
geworden, schickte sich die junge Gemeinde mit ihre
wirtschaftlich bedeutsamen Lage am Rhein an, sich zu einer Stadt
zu entwickeln.

Grund dafür war vor allem die 1865 gegründete BASF. An der
Gemarkungsgrenze nach Friesenheim hin gelegen, entwickelte sich
die kaum bewohnte Gegend in der Rheinniederung zu einer
qualmenden Industriestadt. Immer mehr Landbewohner aus der ganzen
Pfalz kamen zur Arbeit in das Chemieunternehmen und siedelten in
Ludwigshafen an. Die umliegenden Orten wurden so zu
Arbeitervororte, die landwirtschaftlichkleingewerbliche Struktur
wurde von einer städtischindustriellen Lebensform abgelöst.

Ludwigshafen stieß immer mehr an seine räumlichen Grenzen, der
schnelle Wachstum wurde von den engen Gemarkungsgrenzen gebremst.
Da sich die BASF nur nach Norden hin erweitern konnte, bestand
für Ludwigshafen die Gefahr der Abwanderung des
Chemieunternehmens. Um den Verlust der Gewerbesteuer zu
vermeiden, gab es für die Stadtväter nur eine Lösung: Das
Stadtgebiet mußte erweitert werden.

Ehe sich man in Ludwigshafen aber für den Schritt der
Eingemeindung umliegender Gemeinden entschließen konnte,
verlangte Friesenheim eine „Vereinigung“ beider Kommunen. Nur so
könne man, so die Friesenheimer, die die durch die Zuzüge
entstandenen infrastrukturellen Probleme lösen. Da Ludwigshafen
wegen der komplizierten administrativen Abwicklung und den
vertraglichen Zusicherungen an Friesenheim eine Entscheidung
immer wieder hinauszögerte, mußte die für die Pfalz zuständige
bayerische Staatsregierung entscheiden.

Am 1. Januar 1892 wurden die beiden Muttergemeinden Friesenheim
und Mundenheim in den vor nicht einmal 40 Jahren abgetrennten
Ortsteil Ludwigshafen eingemeindet.

Aus: unbekannt

Kommentare deaktiviert für Wie ein Ortsteil seine Muttergemeinde „schluckte“

Gericht belegt Schwarzfischer mit milder Strafe

23.11.96 (Landwirtschaft & Forsten, Recht & Ordnung, Städte & Gemeinden)

Die Altlußheimer, von altersher mit dem Fischfang eng verbunden,
wehrten sich noch im 17. und 18. Jahrhundert mit Eingaben und mit
Schwarzfischerei gegen die Beschneidung der freien Fischwaid.
Während früher Jagd und Fischfang „Allmendgut“ waren und von
jedermann frei ausgeübt werden konnten, ging nach und nach nichts
mehr ohne herrschaftliche Konzession.

Entsprechende Hoheitsrechte reklamierten bereits Könige und
Landesherren ab dem frühen Mittelalter. In speziellen
Fischereiordnungen legten die Pfalzgrafen beziehungsweise
Kurfürsten alles, was mit der Fischereigerechtigkeit
zusammenhing, fest. So wurde bestimmt, daß an Sonn und Festtagen
nicht gefischt werden durfte, welche Strafe für
Vertragsverletzungen anzusetzen war bis hin zu
Pflichtversäumnissen der Zünfte und ihrer Genossen.

Über Streitigkeiten unter den Fischern und Pflichtverletzungen
gegenüber der Obrigkeit befand ein besonderes Fischereigericht,
die „Rheinruge“. Im kurpfälzischen Einzugsbereich kamen im 18.
Jahrhundert die Fischer aus bis zu 18 Orten zwischen Altlußheim,
Speyer und Hamm in Mannheim unter freiem Himmel nahe der
Rheinbrücke zusammen. Das Erscheinen aller Fischer war Pflicht,
auch für die Fischer aus dem fürstbischöflichspeyerischen Gebiet
südlich von Altlußheim und für die „Lossemer“ selbst, die ja
Exklave ein Besitz des Klosters Maulbronn und später des Hauses
Württemberg waren.

Angeführt wurden die Fischer von ihren Zunftmeistern oder
Rheingrafen, die neben dem Hofkammeramt, dem Haushofmeister, dem
Küchenschreiber und dem Zollschreiber am Vorstandstisch saßen.
Die Fischer hingegen standen um diesen Tisch herum und bildeten
den sogenannten „Umstand“. Die Fischer mußten als Zunftbeitrag 30
Kreuzer bezahlen, Ausländer, das waren alle Nichtpfälzer (also
auch die Altlußheimer), mußten hingegen zwei Gulden entrichten.
Eine Witwe, die das Gewerbe des Mannes fortführte, zahlte jeweils
die Hälfte.

Die Altlußheimer fischten damals auf den verschlungenen
Rheinarmen, in den Altwässer wie der „Silz“ oder dem
„Salmengraben“. Dabei hatten sie die Pflicht, Fische nach
Heidelberg und entsprechendes Entgelt nach Maulbronn zu liefern.
Ein Umstand, den die Altlußheimer stets mit allerlei Tricks zu
umgehen versuchten. Sie gaben die Fische lieber dorthin, wo es
auch etwas zu verdienen gab.

Im Jahre 1700 stellte sich der ertappte Fischer Heinrich Freimann
laut Niederschrift in alten Protokollen unwissend und meinte, daß
mit der Ersteigerung der Rheinwässer es den Fischern freistehe,
ihre „Ernt an End und Orten, wo wohlgefällig“ zu verkaufen.
Dieser Meinung war die kurfürstliche Hofkammer in Heidelberg aber
ganz und gar nicht und forderte daher sehr nachdrücklich den
„Markt allkier mit Fischen zu halten, damit an Fischen kein
Mangel erscheine“.

Doch nicht nur die Hofkammer ermahnte die Altlußheimer Fischer.
1707 schrieb der Zehntmeister des Klosters Maulbronn einen
ungewöhnlich geharnischten Brief an Schultheiß und Gericht
(Gemeinderat) zu Altlußheim. Darin wurden sie aufgefordert,
„sämmtlichen Fischern zu bedeuten, daß, wenn sie den Winter über
keine Fische anhero bringen wollen, man selbigen den Sommer über
den Verkauf auch nit gestatten werde“. Die Lage spitzte sich zu
und wurde vor die „Rheinruge“ getragen.

In der Verhandlung trugen die Fischer vor, daß das Dorf jahrelang
unter durchziehenden Truppen und französischen Verbänden zu
leiden gehabt hätte. Außerdem hätten die Generalität und die
Offizierskorps einen Großteil des Fischfangs durch
Fouragierkommandos abholen lassen. Die Drangsal der Besatzer sei
gar so weit gegangen, daß man sie mitunter von Haus und Hof
vertrieben habe. „Kein Fischschwanz nicht haben wir behalten
dürffen“, so die Aussage vor dem Fischereigericht. Beim Rückzug
der Franzosen seien gar 37 Nachen beschlagnahmt worden. Die
Einwohner des Dorfes seien dadurch vollends verarmt.

Das Fischereigericht hatte mit den Altlußheimer Fischern ein
Einsehen und verlangte daher von den verarmten Genossen nur den
Pachtzins für zwei Jahre, nicht jedoch ein Ersatz für die
entgangenen Naturallieferungen. Die Klagen über das verbotene
Fischen mit Fischreusen an Son und Festtagen wurde gänzlich
niedergeschlagen.

Trotzdem hatten die Altlußheimer Pech: Bereits am anderen Tag
wurden die Fangplätze vom Kurfürstlichen Rentamt neu verpachtet.
Wegen den unsicheren Zeitverhältnissen boten die Fischer aber
recht wenig und so gingen die Fanggründe für billiges Geld an
andere Fischer.

Als 1797 das linke Rheinufer von den französischen Truppen erneut
besetzt und kurz darauf abgetreten werden mußte, fand auch das
Jahrhunderte alte Fischereiwesen am Rhein bei Speyer ein Ende.
Die Zünfte wurden aufgelöst, ebenso fanden keine Sitzungen der
„Rheinruge“ mehr statt  zumal es mit der kurpfälzischen
Herrschaft auch bald zu Ende gehen sollte.

Die Altlußheimer Fischer wären aber keine Altlußheimer gewesen,
wenn sie nicht doch einen Weg gefunden hätten, frischen Fisch zu
fangen. Man mußte halt nur bei „entsprechender Zeit“ die Netze
auswerfen und sich beim Einholen der Fischreußen nicht erwischen
lassen . . . (og)

                                      

Kommentare deaktiviert für Gericht belegt Schwarzfischer mit milder Strafe

 
error: Bitte nehmen Sie mit uns Kontakt auf: post@heimat-kurpfalz.de