Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Die Reformation hält Einzug

16.11.96 (Glaube & Religion)

Nur die wenigsten Besucher Heidelbergs wissen, daß sich unter dem
Pflaster des Universitätsplatzes die Überreste eines Klosters
befinden, das für die Religionsgeschichte von besonderer
Bedeutung ist. Es handelt sich dabei um das Kloster der
AugustinerEremiten. Mehr als einhundert Jahre vor der
Universität an der westlichen Stadtmauer errichtet, gewährte es
der jungen Ruperto Carola Unterkunft, bis die Gebäude der
Artistenfakultät in der östlichen Nachbarschaft vollendet waren.
Bekannt wurde das Kloster durch die Heidelberger Disputation vom 26. April 1518.

Die AugustinerMönche mußten im regelmäßigen Abstand von drei
Jahren eine Versammlung des Generalkapitels abhalten. So traf man
sich 1518 in der kurpfälzischen Residenz. Disputationen waren
regelmäßiger Höhepunkt dieses Treffens. Mit der Leitung der
Veranstaltung wurde der Wittenberger Professor für biblische
Theologie, Martin Luther, beauftragt. Am 31. Oktober 1517 hatte
er seine kritischen Ablaßthesen veröffentlicht und die
Beseitigung von unbestreitbaren Mißständen gefordert.

Der Ordensobere, Generalvikar Johann von Staupitz, gab Martin
Luther in Heidelberg die Gelegenheit, seine Theologie einer
gelehrten Öffentlichkeit vorzustellen und zu verteidigen. Die
Universität stellte die „Schola Artistarum“ (östlich der heutigen
Augustinergasse) zur Verfügung. Kein Wunder also, daß dort nicht
nur die aus ganz Deutschland angereisten Augustinermönche Platz
genommen hatten, sondern auch die Doktoren der theologischen und
die Magister der philosophischen Fakultät. Studenten, Kleriker,
Bürger, Höflinge und Adelige mischten sich ebenfalls unter die
neugierigen Zuhörer.

Bereits die Vorstellung der ersten Thesen führten zu Unruhe unter
den Zuhörern. Der Heidelberger Theologieprofessor Georg Schwarz,
ein steter Kritiker Luthers, rief diesem zu: „Wenn das die Bauern
hören, werden sie Euch steinigen“. Andere Zuhörer wurden von
Luther nachhaltig beeindruckt und machten die evangelische
Botschaft in der neuen Weise den Menschen verständlich. Allen
voran der Dominikanermönch Martin Bucer, der als späterer Pfarrer
in Straßburg zu einem der einflußreichsten Reformatoren wurde.
Nachdem auf dem Wormser Reichstag 1521 über Martin Luther und
alle seine Anhänger die Reichsacht verhängt worden war, bildeten
sich zwei Religionsgruppen, die noch heute das öffentliche Leben
prägen: die Katholischen und die Evangelischen.

Die Kurpfalz selbst blieb bis 1556 katholisch. Kurfürst Ludwig V.
aber ließ eine „behutsame evangelische Predigt“ zu, was die
evangelische Bewegung am kurpfälzischen Hof, in der Stadt und auf
dem Lande sich langsam aber sicher fortentwickeln ließ.
Erster Prediger an der Heiliggeistkirche wurde 1520 Wenzel Strauß
aus Alzey, der „nostra evangelica tuba“ (Trompete des
Evangeliums) genannt wurde. Zu seinem Nachfolger wurde 1526 der
aus dem kurpfälzischen Bacharach am Rhein stammende Heinrich
Stoll bestellt. Die Predigerpfründe an Heiliggeist wußte er mit
großer Besonnenheit und ein wenig Glück festzuhalten, ohne seine
Überzeugung preisgeben zu müssen. 1531 wurde er sogar noch
Professor der Theologie an der Heidelberger Universität. Heinrich
Stoll galt als brillanter Redner und Kenner der evangelischen
Lehre. 1556 wurde er zum ersten lutherischen
Generalsuperintendenten der Kurpfalz.

Kurfürst Friedrich II. der Weise, der Nachfolger von Ludwig V.,
stand der evangelischen Botschaft persönlich sehr nahe. Als
Statthalter der Oberpfalz hatte er schon 1538 dem Drängen der
Landstände nach Freigabe des evangelischen Bekenntnisses
nachgegeben. Am 3. Januar 1546, dem Sonntag nach Neujahr, fand in
der Heiliggeistkirche der erste öffentliche evangelische
Abendmahlsgottesdienst in der Kurpfalz statt, am 10. Januar auch
in der Peterskirche. Ein kurfürstliches Edikt erlaubte das
vollständige Abendmahl (also auch den Empfang des Kelches),
Gottesdienste in deutscher Sprache und die Priesterehe. Die Messe
nach dem katholischen Ritus mußte nicht mehr gelesen werden, war
aber auch nicht verboten.

Eine Ordnung für Heiliggeist und alle anderen Stiftskirchen in
der Kurpfalz wurde nach dem Vorbild der Neuburger Kirchenordnung
Ottheinrichs ausgearbeitet und am 13. April, kurz vor Ostern,
für Heidelberg erlassen. Am Palmsonntag wurde mit 200 Gläubigen
der Gottesdienst gefeiert und alle empfingen Wein und Brot. Im
April 1546 trat dann die Kirchenordnung in der ganzen Kurpfalz in
Kraft. Eine Polizeiordnung vom 17. Juni 1546 stellte
Gotteslästern und Lästern der Heiligen unter Strafe und gebot den
Gottesdienstbesuch und schränkte den Fleischgenuß ein.
Im Schmalkaldischen Krieg unterwarf Kaiser Karl V. die
protestantischen Fürsten und Städte. So wurde 1549 wieder die
Fronleichnamsprozession abgehalten, doch Laienkelch und
Priesterehe blieben erlaubt. Der Versuch, die Kurpfalz lutherisch
zu reformieren, war zunächst gescheitert.

Erst Ende 1553 wurde in Heidelberg wieder eine Kirche für den
evangelischen Gottesdienst freigegeben. Kurfürst Friedrich II.
erlebte die nach dem Augsburger Religionsfrieden nun auch
reichsrechtlich erlaubten reformatorischen Maßnahmen in seinem
Herrschaftsbereich nicht mehr. Sein Nachfolger und Neffe
Ottheinrich aus dem Wittelsbacher Zweig PfalzNeuburg erließ
bereits am 16. April 1556 ein entsprechende Verordnung zum Verbot
von heiligen Messen und aller katholischen Zeremonien. Die
Prediger wurden aufgefordert, biblische Texte auszulegen, das
vollständige Abendmahl wurde obligatorisch und in den Kirchen
erklangen deutsche Lieder. Aus den Gotteshäusern mußten alle
Bilder und Nebenaltäre entfernt werden  lediglich die
Grabdenkmäler in der Heiliggeistkirche blieben davon ausdrücklich
ausgenommen. Nach dem Tod von Generalsuperintendent Heinrich
Stoll trat am 1. Mai 1558 einer der begabtesten Schüler des
Humanisten und Kirchenlehrers Melanchton, Dr. Tilemann Heshusen
sein Amt als Pfarrer von Heiliggeist, Theologieprofessor und
oberster Geistlicher der Kurpfalz an.

Im Heidelberger Herrschaftsgebiet lebten Theologen und
Philosophen der unterschiedlichsten Meinungen und Nationen
friedlich beisammen. Ein Streit mit dem kompromißlosen und
intoleranten Heshusen um das Verständnis des Abendmahls bahnte
unter dem Nachfolger Ottheinrichs, Kurfürst Friedrich III., einen
religiösen Wechsel in der Kurpfalz an. Die Lehre des Calvinismus
fand immer mehr Anhänger.

Quelle: unbekannt

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Mannheimer Weihnachtsmarkt feiert Jubiläum

15.11.96 (Brauchtum & Tradition, Handel & Handwerk)

Pfiffige Geschenkideen, Kunsthandwerk für Sammler und Liebhaber, weihnachtlicher Lichterglanz, der Duft von heißen Maroni und Glühwein, ein buntes Programm für jeden Geschmack – auf dem Mannheimer Weihnachtsmarkt unter dem Wasserturm im Herzen der Stadt bietet für jeden etwas. Weiterlesen »

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Ein Laufrad eilte der Post davon

08.11.96 (Personalia, Straßen, Fähren & Verkehr)

Am 12. Juni 1817 wurden neue Horizonte entdeckt, die Menschheit
machte sich auf, noch mobiler zu werden. Ursache dafür war eine
Art Wettfahrt des 32jährigen Forstmeisters Karl Friedrich Freiherr
von Drais auf seinem neu konstruierten Laufrad von Mannheim nach
dem Relaishaus. Diese Umspannstation lag auf halbem Weg zwischen
Mannheim und Schwetzingen an dem ehemaligen „Kurfürstendamm“
zwischen dem Stadtschloß und der Sommerresidenz.

Der LaufradErfinder war zeitgleich mit der von Pferden gezogenen
Postkutsche losgefahren, denn Drais wollte anschaulich beweisen,
wie schnell sich ein einzelner Mensch fortbewegen konnte, wenn er
auf dem Sattel dieser Laufmaschine saß. Schließlich hatten die
Füße keine Last zu tragen und dienten nur der Fortbewegung.

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde im
Individualverkehr ein Fahrzeug, basierend auf technischen
Mitteln, eingesetzt. Das Laufradfahren kam dem Reiten zwar noch
immer recht nahe, aber immerhin war es eine ganz andere Art der
Fortbewegung. Die Art der Fortbewegung hatte Karl Friedrich
Freiherr von Drais von Sauerbronn einer anderen Methode der
Bewegung entliehen. In einem Artikel vom 17. August 1817 in der
„Carlsruher Zeitung“ hieß es dazu: „In einem Reitsitz auf nur 2
zweischühigen, hintereinanderlaufenden Rädern ist die Hauptidee
der Erfindung von dem Schlittschuhfahren genommen“.

Drais hatte zunächst eine vierrädrige „Draisine“ entwickelt, die
später zweirädrige Version nannte er dagegen Laufrad. Dies war in
einer Zeit, in der es teilweise noch die Leibeigenschaft gab,
eine geradezu revolutionäre Erfindung. Plötzlich konnte sich auch
das einfache Bürgertum anders als auf „Schusters Rappen“
fortbewegen.

Der junge Drais hatte 1806 zum ersten Mal in Schwetzingen, wo
sein Onkel Friedrich Georg Heinrich von Drais eine private
„Forstunterrichtsanstalt“ betrieben hatte, im großherzoglichen
Schloß, also der früheren Sommerresidenz der pfälzischen
Kurfürsten, ein Wägelchen gesehen, das „mit Muskelkraft von einem
Lakai getreten“ werden mußte, um „eine Adelsperson auf den
Parkwegen zu transportieren“. An der Achse des Hinterrades des
Vehikels aus England war eine Tretkurbel angebracht, die Drais
jedoch nicht übernehmen wollte. Ihm ging es besonders darum, eine
neue Art der Fortbewegung für alle Schichten der Bevölkerung zu
finden.

Im Jahre 1810 wurde das Oberhofgericht nach Mannheim verlegt.
Forstmeister Drais, inzwischen 25 Jahre alt und ohne feste
Anstellung, zog mit seinem Vater, einem Oberhofrichter nach
Mannheim nach M 1,8 in der besser situierten Oberstadt. Sein
Vater hatte es am Hof in Karlsruhe durchgesetzt, daß sein Sohn,
das Patenkind des alten Großherzoges Karl Friedrich, vom
Forstdienst freigestellt wurde und dennoch seine Dienstbezüge
weiterhin bekam. Daher verfügte der junge Mann über viel Zeit.

Der Erfinder Drais ließ von Wagnermeister Frey, der das Laufrad
baute, eine bedeutende technische Neuerung einbauen. Diese machte
es noch schneller, denn er steckte die eiserne Achsen der Räder
in Radnaben aus Messing. Dadurch wurde die Reibung enorm
reduziert.

Noch heute rätselt man darüber, warum Drais für seine erste
öffentliche Ausfahrt den Weg Richtung Schwetzingen wählte. Zum
einen lag es sicher daran, daß sich der Horizont der Mannheimer
Bürger im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts enorm weitete.
Es gab keine Stadtmauern mehr und weder Wälle noch Gräben
behinderten den Spaziergang in die freie Landschaft. Zum anderen
aber hatte sich Freiherr von Drais in dem schmucken
Residenzstädtchen vor den Toren der Stadt in seiner Jugend und
Ausbildungszeit stets wohl gefühlt. Damit lag Schwetzingen in
seinem Blickfeld und zudem auch für das neue Laufrad in
erreichbarer Ferne. Dorthin hatte Drais schon mehrere
Versuchsfahrten unternommen ehe er sich auf die Wettfahrt mit der
Postkutsche einließ.

Die beiderseits von Pappeln und Obstbäumen gesäumte „Chaussee
nach Schwetzingen“ hatte bereits um 1752 Kurfürst Carl Theodor
anlegen lassen. Dabei handelte es sich um eine herrschaftliche
Straße, denn sie galt als besonders gut ausgebaut und war mit
einer Pflasterung versehen. Die Bauarbeiten waren nicht sehr
einfach, denn im Bereich der späteren Schwetzingerstadt mußten
nach und nach Sümpfe trockengelegt werden.

In der „Carlsruher Zeitung“ war über die Wettfahrt zu lesen, daß
Drais „von Mannheim bis an das Schwetzinger Relaishaus und wieder
zurück, also gegen vier Poststunden Weges in einer kleinen Stunde
Zeit gefahren ist“. Die einfache Strecke hatte rund 7,5 Kilometer
betragen. Also brauchte Freiherr von Drais für die 15 Kilometer
lange Gesamtstrecke knapp eine Stunde. Damit hatte er eine
Durchschnittsgeschwindigkeit von 15 bis 18 km/h erreicht. Man
stelle es sich heute in der Zeit der Rennräder, Cityräder oder
Mountainbikes einmal vor: die Draissche Laufmaschine hatte
eisenbereifte Räder, keine Tretpedale oder stoßgedämpften Sattel,
auch von Zahnradübersetzungen und anderen Hilfsmitteln keine
Spur.

Dem großherzoglichbadische Forstmeister Karl Friedrich Freiherr
von Drais sollte seine Erfindung jedoch nicht den erhofften
finanziellen Segen bringen. Er starb 1851 verarmt in Karlsruhe.

Quelle: unbekannt

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Mord am Hockenheimer Forsthüter Auer

03.11.96 (Geschichten & Erzählungen, Recht & Ordnung)

Wenn von Wilderergeschichten die Rede ist, taucht fast immer das
bekannte Bild des gamsbarttragenden Wildschützen auf, der seinem
romantisch verklärten Treiben vor dem Alpenpanorama nachgeht.
Doch auch in der Schwetzinger Hardt war die Wilderei einmal zu
Hause. Nicht als exotische Randerscheinung, sondern als immer
wiederkehrende Tatsache, die recht häufig Jagdhüter, Förster und
die Polizei beschäftigte.
In einem alten Gerichtsprotokoll ist noch heute zu lesen: „Am
Radbuckel wurde am 7. August 1871 morgens vier Uhr der
Hockenheimer Forsthüter Stephan Auer, 43 Jahre alt, in der
Erfüllung seines Berufes durch Mörderhand erschossen.“ Beifügt
ist dieser amtlichen Feststellung eine Notiz des
großherzoglichbadischen Landgendarmen Heinrich Neuner: „Wir
haben heute die traurige Aufgabe einen Mord festzustellen, der im
Wald zwischen Hockenheim und Schwetzingen verübt wurde. Der
Forsthüter Stephan Auer, 43 Jahre alt, von Hockenheim, wurde
gestern Nachmittag halb 2 Uhr in der Abtheilung „Radbuckel“ todt
auf dem Gesichte liegend aufgefunden. Neben ihm lag ein brauner
Filzhut und ein Gewehrhahn mit einem Schaftfutter von der Waffe
des Thäters. Auer hatte einen Schuß in die Herzgegend und einen
Schlag auf den Hinterkopf erhalten“.
Auer war seit 1858 in den Diensten der Gemeinde Hockenheim und
erhielt ein Jahresgehalt von 300 Gulden. In der Heidelberger
Straße bewohnte er mit seiner Frau Margaretha und seinen Kindern
Martha und Martin ein bescheidenes Häuschen. Zudem betrieb er
nebenher noch eine kleine Landwirtschaft für den täglichen
Bedarf. Nach dem dem Tod begann für die Familie eine schwierige
Zeit, denn eine Hinterbliebenenrente gab es damals noch nicht.
Aus Anlaß der Ermordung des beliebten Forsthüters wurde im
Kirchenbuch der evangelischen Kirche folgender Eintrag vermerkt:
„Auer war ein pflichtgetreuer Bediensteter, Mann und Vater, wie
es nur wenige giebt, und zeichnete sich während seines Lebens
durch seine Rechtlichkeit und sein solides Wesen aus. Mit
rastlosem Fleiße und einem seltenen Muthe suchte er seine Pflicht
zu erfüllen“.
Forst und Wildfrevel war zur damaligen Zeit ein weit
verbreitetes Delikt. Das Großherzogliche MinisterialForstbureau
formulierte drastisch: „In ganzen Norden Badens ist hiernach der
Forstfrevel in jeder Beziehung weitaus am frequentesten. Dies
erklärt sich teils durch die verhältnismäßig größere Anzahl von
mit Nahrungssorgen schwer belasteten Familien, vorzugsweise aber
durch die den Mannheimer Proletariern nicht selten eigene Scheu
vor anstrengender Arbeit bei teilweiser Entsittlichung der
niedersten Volksklasse“.
Die Nachricht über den Mord verbreitete sich wie ein Lauffeuer
durch das Dorf. Ganze Volksscharen pilgerten hinaus in den Wald.
Die Landpolizei arbeitete fieberhaft an dem Fall und alle
Ermittlungen konzentrierten sich auf den am Tatort aufgefunden
Hut. Um den Mordfall aufzuklären und die Wilderei um Hockenheim
einzudämmen, setzte der Gemeinderat eine Prämie aus: „100 M. dem
Finder des Gewehres, womit der Forsthüter Auer ermordet wurde; 50
M. dem, der im hiesigen Walde oder Felde einen Wilderer, mit
einem Jagdgewehre versehen, mit Erfolg zu rechtskräftigen
Bestrafung anzeigt; 20 M. dem, der einen Wilddieb dahier auf dem
Stellen von Schlingen betrifft und zur Strafe bringt“.
Die Fahndungsarbeit der Polizei hatte tatsächlich Erfolg. Knapp
drei Wochen später stand in der Zeitung folgende Meldung: „Der
verheiratete Taglöhner Daniel Kreiner aus Walldorf, der schon am

  1. August nebst einigen Anderen verhaftet wurde, hat sich als
    Eigenthümer des bei dem ermordeten Waldhüter Auer gefundenen
    Hutes herausgestellt. Daß man nicht gleich den Kreiner, obwohl
    verdächtig, als Eigenthümer des Hutes bezeichnen konnte, hat
    seinen Grund wohl darin, daß er denselben nur zum Wildern trug,
    also mit seinem Gewehr im Walde vielleicht versteckt hatte; sonst
    trug er denselben nicht.“
    Den Mord an Waldhüter Auer nahm das Schwetzinger Bezirksamt zum
    Anlaß, die Einstellung eines zweiten Forsthüters in Hockenheim zu
    fordern, um so der Wilderei und dem Waldfrevel besser begegnen zu
    können. Diese Forderung wurde vom Hockenheimer Gemeinderat strikt
    abgelehnt. In seiner Sitzung am 14. September 1871 monierte er
    die finanzielle Belastung: „… erachten es aber auch als
    besondere Pflicht, bei den jährlich sich mindernden Einnahmen die
    jährlich sich mehrenden Ausgaben auf das Nothwendigste zu
    reduzieren, um so die meistens aus unbemittelteren Leuten
    bestehende hiesige Gemeinde vor Gemeindeumlagen zu schützen und
    dadurch den Wohlstand zu heben und beschließen einstimmig auf die
    Besetzung einer zweiten Waldhüterstelle nicht eingehen zu
    dürfen“.
    Das Wildern schien damals in weiten Bevölkerungskreisen als
    Kavaliersdelikt betrachtet worden zu sein. So konnte die Ehefrau
    des Wilderers Daniel Kreiner lange vor dem Mord an Auer ihren
    Bekannten unbekümmert erzählen, daß ihr Mann gerade weg sei, um
    nach den Schlingen zu sehen, die er gestellt habe und daß er beim
    Wildern als einen Hut trage.
    Im Oktober 1871 kam es zur Verhandlung vor dem Badischen
    Schwurgericht in Mannheim. Über den Indizienprozeß gegen den 37
    Jahre alten Taglöhner Daniel Kreiner wegen feigen Todschlags,
    Schlingenstellens und Berufsbeleidigung wurde in der „Mannheimer
    Zeitung“ ausführlich berichtet. Der Prozeß mit über 60 Zeugen war
    auf drei Tage terminiert, Kreiner wurde durch den Rechtsanwalt
    Rosenberger verteidigt.
    Der Tathergang wurde rekonstruiert: „Am Morgen des 7. August
    abhin, früh um 4 Uhr, begab sich der Forst und Jagdhüter Stephan
    Auer von Hockenheim, ohne Flinte, nur mit einem Stocke versehen
    und mit seiner Dienstmütze bekleidet, in die Abteilung Radbuckel
    des Hockenheimer Waldes, um Streufrevlern aufzupassen. Um 6 Uhr
    des Morgens wollte er seiner ausgesprochenen Absicht nach auf
    seinem Rückweg in der Waldabtheilung Eichelgärthen das Aufladen
    von Holz überwachen und dann um 8 Uhr wieder zu Hause sein. Am
    Nachmittag des folgenden Tages wurde er todt aufgefunden mit
    durchschossender Brust und eingeschlagenem Schädel. Bei der
    Leiche lag ein alter rothbrauner Filzhut und ein starker
    Gewehrhahn, sowie zwei Knöpfe und der durchschossene Rock des
    todten Mannes. Das ärztliche Gutachten ging dahin, daß der in das
    Herz eingedrungene Schrothschuß, der absolut tödtlich gewesen,
    von fremder Hand absichtlich und nicht etwa in Folge zufälligen
    Losgehens des Gewehres während einer etwa stattgehabten Rauferei
    zugefügt worden sei, daß dann Auer sofort in die Knie gesunken
    und, bereits mit dem Tod kämpfend, von dem Angreifer durch rasch
    aufeinander folgende, mit furchtbarer Gewalt geführte Hiebe mit
    einem Gewehrkolben vollends getödtet worden sei. Als
    muthmaßliche Täter wurden mehrere Walldörfer Einwohner, die als
    unverbesserliche Wilderer bekannt sind, verhaftet, jedoch bald
    wieder freigelassen mit Ausnahme des heutigen Angeklagten. Gegen
    diesen, eine außerordentlich häufig schon wegen Forst und
    Jagdfrevels bestrafte, als unverbesserlicher Wilderer bekannte
    und gefürchtete Persönlichkeit, häuften sich die Beweismomente,
    daß er den Auer um’s Leben gebracht habe, in einer Weise, daß
    dessen Verweisung vor’s Mannheimer Schwurgericht erfolgte, obwohl
    er selbst seine Schuld beharrlich läugnete“.
    Mehrere Indizien sprachen für die Schuld von Kreiner: So war er
    zur Tatzeit unweit vom Tatort im Wald gesehen worden. Außerdem
    gehörten ihm der Gewehrhahn und der Hut. Dazu hieß es in der
    Berichterstattung: „Darnach erscheint der Anklage die Vermuthung
    gerechtfertigt, daß der Waldhüter beim Zusammentreffen mit
    Kreiner diesem den Hut entrissen habe, um ein Beweismittel gegen
    ihn zu haben, und dann von jenem getödtet worden sei.“
    Obwohl Kreiner weiter beharrlich leugnete, verdichteten sich die
    Beweise.
    Nach drei Verhandlungstagen und abschließender Beratung lautete
    das Urteil der Geschworenen auf „schuldig“ mit Ausschluß
    mildernder Umstände. Kreiner wurde zu 15 Jahren Zuchthaus und auf
    Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf weitere zehn Jahre
    verurteilt. Einige Tage nach der Verurteilung gestand Kreiner im
    Zuchthaus in Bruchsal seine Schuld ein. Er sollte die
    Schwetzinger Hardt, in die es ihn immer wieder getrieben hatte,
    nicht wiedersehen. Im Herbst 1883 starb der Wilderer Daniel
    Kreiner in der Zelle 163 des Bruchsaler Zuchthauses an den Folgen
    einer nicht ausgeheilten Diphtherie. (og)

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Von Kerweborsch und Kerweschlumpel

23.10.96 (Brauchtum & Tradition)

Vor 300 Jahren beendete ein lautes Knacken wochenlange Pein, das
Übel wurde an der Wurzel gepackt und landete als fauler Zahn im
Staub des Seckenheimer Kirchplatzes. Ein paar Kupfermünzen mußte
der schmerzbefreite Bauer für die Operation in öffentlicher
Sitzung berappen. Zufrieden strich der Bader, der mit einer Zange
genauso geschickt wie mit Kamm und Schere umgehen konnte, das
Geld ein.

Nur wenige Meter weiter rissen derweil Gaukler ihre Possen, bot
fahrendes Volk seine Waren feil, Bratenduft kitzelte den Gaumen,
Musikanten forderten zum Tanz auf. Es war ein schöner Herbsttag
anno 1768, die Ernte war eingefahren, es war die Zeit der Kerwe,
dem alljährlichen gesellschaftlichen Höhepunkt im Dorfleben.

Der kurpfälzische Begriff „Kerwe“ leitet sich von dem Wort
„Kirchweihe“ ab. Im Mittelalter, also vor rund 1.000 Jahren, war
der „Tag der Kirchweihe“ gleichzeitig das Gemeindegründungsfest.
Kirche und Politik waren eins, die Gemeinde durfte damals ihren
Kirchturm selbst bezahlen. Kirchweih wurde jedes Jahr im Herbst
gefeiert, wenn das landwirtschaftliche Jahr zu Ende ging, die
Löhne ausgezahlt und die Arbeitsverhältnisse gelöst waren. Zeit
genug also, die Früchte der eigenen Arbeit zu genießen.

Friedlich und fröhlich muß es damals zugegangen sein. Ein
Gottesdienst eröffnete den Reigen, selbst der Gutsherr durfte
sich nicht lumpen lassen und mußte „Einen ausgeben“. Die Kerwe
brachte Abwechslung in den oft tristen Arbeitsalltag der Bauern.
Die im Ort zu dieser Zeit anwesenden Marketender (Händler), die
durch das ganze Land zogen, handelten schließlich nicht nur mit
Gebrauchsgegenständen, sondern auch mit Nachrichten.

Tagelang wurde gefeiert, und zwar so ausgiebig, daß im Jahr 1830
alle Kirchweihen in Baden per Dekret einheitlich auf einen
OktoberSonntag gelegt wurden. Dem „wochenlangen MüßigGang
von Kirchweih‘ zu Kirchweih'“ wurde so elegant ein Ende gesetzt.

Im 19. Jahrhundert erlebten die Dörfer gleichzeitig ihre
Blütezeit. Der ausbeuterische Feudalismus war abgeschafft, 70
Prozent der deutschen Bevölkerung lebte noch auf dem Lande. Erst
geraume Zeit später setzte die Landflucht ein. Damit freilich
verstädterten die Dörfer und verloren teilweise durch
Eingemeindung ihre Selbständigkeit.

Eine Hauptrolle in der kurpfälzischen Kerwetradition spielt dabei
die „Kerweschlumpel“. Mit ihr wurde seit alters her die Kerwe
eröffnet. Die Schlumpel ist eine Puppe eindeutig weiblichen
Geschlechts. Ein „Kerwepfarrer“ und seine „Kerweborsch“ bringen
sie zu einer „Kapelle“. einem Wirtshaus nicht unähnlich. Dort
wird sie für die Dauer der Kerwe in luftiger Höhe aufgehängt.
Auch noch heute ist ständige Wachsamkeit notwendig, denn die
„Borsch“ (Burschen) aus den Nachbargemeinden warteten damals wie
heute nur auf eine günstige Gelegenheit, die Kerweschlumpel zu
entführen. Reichlich Alkohol mußte dann als Lösegeld fließen. Mit
der Verbrennung der Kerweschlumpel, begleitet von düsterer
Trauermusik, fand das Kerwetreiben am Montag Abend ein Ende.

Berühmt, berüchtigt und beliebt zugleich war auch der KerweTanz
in den einzelnen Wirtschaften, wo die Tanzböden auf Hochglanz
poliert waren. Auch die Dorfjugend widmete sich intensiv dem
eigenen Erscheinungsbild, denn die Kerwe galt lange Zeit als
Heiratsmarkt. Alle erdenkliche Vorsicht war deshalb bei der Wahl
des Tanzpartners geboten. Wer einmal zusammen getanzt hatte, galt
fortan als Brautpaar.

Kerwe galt zugleich auch als Fest der ganzen Familie. Zu Hause
wurde gut und fein gekocht. Auf das Essen war die Hausfrau
besonders stolz, denn wenn einmal „Städter“ unter der
Verwandtschaft zu Besuch kamen, mußte man schließlich zeigen, was
man sich leisten konnte. Dabei durfte der Kerwekuchen, meist ein
dünner Hefekuchen mit Äpfel oder Zwetschgen belegt nicht fehlten.
Da damals in den meisten Häusern noch nicht selbst gebacken
werden konnte, durften die Kinder den Kuchen zum Bäcker tragen.
Diese hatten dies gar nicht gern, denn die „Brie“, die dabei aus
den Backöfen herauslief, mußte hinterher immer wieder abgewaschen
werden.

Vor allem für die Jugend war Kerwe ein unwiderstehlicher Magnet,
der sie jedes Jahr aufs Neue in den Bann zog. Doch den
Kerwefreuden konnte nur derjenige gelassen entgegensehen, der
über das notwendige Kleingeld verfügte. Beliebte Einnahmequelle
war zum Beispiel das Sammeln von Alteisen, das beim Lumpensammler
gegen Bares eingetauscht wurde. Daß sich selbst Mist zu Geld
machen ließ, bewiesen die „Knoddelbuuwe“. Der Verdienst war
allerdings abhängig von der Verdauungskapazität der Pferde von
Bauern und Fuhrleuten. Im „Knoddelkarre“ wurden die tierischen
Ausscheidungsprodukte eingesammelt und vor allem zu Gießereien
gefahren, die das dunkle Brennmaterial entsprechend versilberten.

Umgesetzt wurde der Lohn an den zahlreichen Buden, Ständen,
Karussells mit Pferden und Schwänen, Schiffschaukeln und den
„Gutselständen“. Es war auch auf der Kerwe, als den staunenden
Kurpfälzern mit „Nelle’s Kinematograph“ erstmals die Geheimnisse
des Filmes vorgestellt wurden. Von der allgemeinen
Spendierfreudigkeit profitierten aber auch Dudelsackpfeifer oder
Leierkastenmänner.

Kein Wunder, daß die ländliche Kerwe schon immer die Städter
anzog. Fast jeder hatte Verwandte oder Bekannte in einem der
Dörfer der Kurpfalz. Und so pilgerte man durch Wiesen und Felder
hinaus aufs Land. Ein beliebtes Ausflugsziel für die Mannheimer
war damals die „Gänseburg“ in den Neckargärten. „Aus dem Grünen
blickten reizende Villen, zahllose Sommerhäuschen, schattige
Lauben und chinesische Tempelchen“, war in der „Mannheimer
Zeitung“ zu lesen. Noch lauschiger ging es wohl im
„Mühlauschlößchen“ am Rhein zu: „Wem’s hier behagt, der setzt
sich zu Tische und blickt nach dem herrlichen Strom. Doch
plötzlich erschallt ein leichter geflügelter Walzer und es
schwärmen die Tänzer hinein. Dann schreitet man fröhlich die
Treppe hinab in das freundliche, liebliche Wäldchen“.

Während des Ersten Weltkrieges fiel die Kerwe an Rhein und Neckar
aus, und auch danach erwachte die alte Tradition nur sehr
zögerlich wieder zum Leben. Viel Zeit blieb jedoch nicht, denn
mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gab es erneut keinen Grund
zum feiern mehr. Und nach 1945 schien die alte Tradition
eingeschlafen zu sein. Doch zu Beginn der 60er Jahre schien die
Kerwe aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwachen. Landauf, landab
erinnerten sich Heimat oder Kerwevereine, Gesangs- oder
Musikvereine an den Brauch und erweckten die Kerwe wieder zum
Leben.

Heute gehört die Kirchweih wieder zum Jahresablauf wie Ostern
oder Weihnachten. Ein gutes Stück kurpfälzische Tradition lebt
wieder weiter  und das ist gut so.

Quelle: unbekannt

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Unter dem Kaiserdom ruhen die toten Salier

20.10.96 (Geschichte allg., Kirchen & Klöster)

Speyerer Dom als Grabeskirche der deutschen Herrscher
Es gibt nur wenige Bauwerke, die Glanz und Größe der Geschichte so vereinen wie der Kaiserdom in Speyer. Rechnet man zu der eigentlichen Bauzeit noch einmal alle Umbauten hinzu, wurde fast 900 Jahre an der monumentalen Kirche am Rhein gebaut. Und für fast 300 Jahre war sie zugleich Grabeskirche der deutschen Herrscher.
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Viermal zerstört, viermal wieder aufgebaut

17.10.96 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Als an einem stürmischen Tag im März des Jahres 1606 Kurfürst
Friedrich IV. von der Pfalz am Zusammenfluß von Rhein und
Neckar,nahe dem Dorf Mannenheim, den Grundstein zur Festung
Friedrichsburg legte, konnte niemand ahnen, daß aus dem kleinen
Dorf, das erstmals 766 im Lorscher Codex urkundlich erwähnt
wurde, einmal eine bedeutende Handels und Industriestadt
entstehen würde. Zerstörung und Wiederaufbau prägten in den
folgenden Jahrhunderten die Stadtgeschichte: Viermal wurde
Mannheim zerstört, viermal wurde es wieder aufgebaut.

Glaubensflüchtlinge aus Holland und Frankreich gehörten zu den
ersten Einwohnern. Um weitere Siedler anzuziehen, wurden der
Stadt im Jahre 1607 zahlreiche Privilegien zugestanden, so zum
Beispiel die Befreiung von Steuern und Abgaben. Die Stadtrechte
erhielt Mannheim 1652 von Kurfürst Carl Ludwig.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts verlegte Kurfürst Carl Philipp
seine Residenz von Heidelberg nach Mannheim. Unter den Kurfürsten
Carl Philipp und Carl Theodor war der pfälzische Hof Mittelpunkt
des geistigen, künstlerischen und gesellschaftlichen Lebens in
Deutschland. Die Blütezeit Mannheims endete 1778 mit der
Übersiedlung des Kurfürsten Carl Theodors nach München.

Von 1834 an entstand der große binnenländische Umschlag und
Stapelplatz für Handelsgüter und Getreide. Mannheim stieg zum
Zentrum der Rheinschiffahrt auf. Um die Jahrhundertwende
erreichte die Entwicklung Mannheims als Handelsplatz ihren
Höhepunkt. Durch die Erweiterung der Rheinschiffahrt über
Mannheim hinaus verlor die Stadt ihre Bedeutung als
Umschlagplatz. Die Stadtväter erkannten, daß nur durch die
Ansiedlung weiterer Industriebetriebe eine Weiterentwicklung
möglich war. Voraussetzung dafür war der Bau des Industriehafens,
der 1907 fertiggestellt wurde.

In den zwanziger Jahren beeinflußten einschneidende politische
Ereignisse die Geschicke der Stadt: Weltwirtschaftskrise und
Massenarbeitslosigkeit. Auch in Mannheim gab es viele, die im
Nationalsozialismus einen Ausweg aus der Krise sahen. Daneben gab
es erbitterten Widerstand gegen die neuen Machthaber, der sich
vor allem in den traditionellen Arbeiterwohnbezirken
konzentrierte.

Der Zerstörung der alten Synagoge im Quadrat F 2 in der
sogenannten „Reichskristallnacht“, mit der auch in Mannheim die
Judenverfolgung begann, sollte bald die Zerstörung der gesamten
Innenstadt, der Industrie und Hafenanlagen folgen. Dem Feuersturm
fielen sämtliche bedeutende Bauwerke aus der Barockzeit zum
Opfer. In der schwer zerstörten Stadt lebten bei Kriegsende 1945
nur noch knapp über 100.000 Einwohner, die meisten in Not und
Behelfsunterkünften.

Hauptziel des Wiederaufbaus war daher zunächst, ausreichenden
Wohnraum zu schaffen. Dabei sind vor allem in den
Stadtrandbezirken neue Wohngebiete entstanden. Bei allem Bemühen
um den Wiederaufbau kam dennoch die Kultur nicht zu kurz: Bereits
in den fünfziger Jahren leistete sich Mannheim den Luxus eines
Theaterneubaus.

Zügig ging auch der Wiederaufbau der Hafenanlage und der
Industriebetriebe voran. Neben den traditionellen Mannheimer
Industriezweigen, dem Fahrzeug und Maschinenbau, den Chemie und
Mühlenbetrieben, hat sich in den letzten Jahrzehnten der Handels
und Dienstleistungsbereich enorm ausgeweitet.

Nachdem sich durch das Entstehen von BadenWürttemberg die
geopolitische Lage zum Nachteil Mannheims geändert hatte  die
Stadt geriet in eine Randlage  weckt die Europäische Union
weitgespannte Hoffnungen. Politische Grenzen werden ihre
Bedeutung verlieren und Mannheim wird seine Standortvorteile in
die Waagschale werfen können: Die Lage an den bedeutendsten
europäischen Verkehrsadern im Zentrum eines bedeutenden
Wirtschaftsraumes mit hervorragender technologischer
Infrastruktur.

Quelle: unbekannt

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Mannheims wechselvolle Geschichte – mal vorne, mal hinten

07.10.96 (Allgemein)

„Mannem hinne“ rief der Zugführer den Einsteigenden in den
Dampfzug von Frankfurt Richtung Süden zu. Sie mußten die hinteren
Wagen benutzen, denn in Friedrichsfeld zwischen Mannheim und
Heidelberg wurden die Mannheimer Wagen abgekuppelt. Dieser Ruf
machte sich selbständig. Für die Mannheimer wurde daraus ein
„Mannem vorne“.

Mannheim ist keine gewachsene Stadt. Es entsteht auf Befehl von
oben an der Stelle eines Fischerdorfes an zwei schiffbaren
Flüssen, einer damals wie heute günstigen Lage. Gegründet durch
den Willen eines absolutistisch regierenden Kurfürsten der
Barockzeit und gebaut nach den damaligen Idealvorstellungen: eine
Stadt als Festungsanlage mit der Friedrichsburg an höchster
Stelle. Zu dieser Zeit wurde bereits der Stadtgrundriß mit
rechtwinkligen, geradlinigen Straßen in Quadrate eingeteilt.

Freies Glaubensbekenntnis, Handelsprivilegien, die Aufhebung von
Leibeigenschaft und Fron, Abschaffung des Zunftzwangs, der sich
aber erst 200 Jahre später im Liberalismus verwirklichen ließ,
die Befreiung von Zoll und Steuern für das Gewerbe begünstigten
den Zuzug nach Mannheim. Die unentgeltliche Zuweisung von
Bauplätzen und billige Lieferung von Baumaterialien seitens des
Kurfürsten förderten die Bautätigkeit.

Das Beständige, Gewachsene, die Tradition fehlte im Vergleich zu
den alten Handelsstädten. Die Festungsfunktion zog Unsicherheit
und Gefahren an, die sich beide handelsfeindlich auf die Stadt
auswirkten. So war die Lebensfähigkeit der Stadt einzig und
allein von der Politik des Kurfürsten abhängig. Schon zu Beginn
des 30jährigen Krieges wurde 1622 die Friedrichsburg
einschließlich der Stadtanlage von Tillys Truppen zerstört. 1689
nach dem Wiederaufbau wurde Mannheim auf Anordnung von Ludwig XIV
im Pfälzischen Erbfolgekrieg niedergebrannt, die Bürger verjagt.
Noch 1695 war es bei Todesstrafe verboten, sich auf den Trümmern
niederzulassen.

Um 1700 wurden wieder die ersten Häuser errichtet. Gleichzeitig
wurde mit dem Bau des Rathauses auf F 1 begonnen, dem ältesten,
noch heute vorhandenen Bauwerk Mannheims. Der Wiederaufbau
basierte auf dem alten Gründungsschema. Doch durch die
Freihaltung einiger Quadrate von Bebauung wurde das strenge
Gefüge aufgelockert. Bauplätze waren zwar unentgeltlich, aber
diesmal mit Bauverpflichtungen und Bauvorschriften versehen.
In der Oberstadt beim geplanten Schloß lagen die größeren
Grundstücke, die Unterstadt blieb dem Kleinbau vorbehalten. Diese
Aufteilung entsprach der sozialen Fürsorge im Rahmen der
Bodenparzellierung des Absolutismus und blieb bis zur Mitte
unseres Jahrhunderts erhalten.

1720 verlegte der Kurfürst KarlPhilipp seine Residenz von
Heidelberg nach Mannheim. Damit setzte eine verstärkte
Bautätigkeit ein. Zehn Jahre später war der Stadtraum vollständig
überbaut. Zur selben Zeit wurde das Schloß bis 1760 gebaut und
auf die vorhandene Stadtstruktur ausgerichtet. Neben dem Escorial
in Madrid ist das Mannheimer Barockschloß das zweitgrößte in
Europa.

Die Stadt erlebte in dieser Zeit eine Blüte. Dank der Förderung
von Kunst und Wissenschaft durch den nachfolgenden Kurfürsten
Carl Theodor wurde Mannheim innerhalb kurzer Zeit ein
europäisches Kulturzentrum: Theater, Musik, die „Mannheimer
Schule“ und eine Gemäldesammlung, die später den Grundstock für
die Münchner Pinakothek bilden sollte. Viele führende Geister
dieser Zeit besuchten die Stadt, lebten oder arbeiteten hier, wie
Goethe, Schiller, Mozart oder Voltaire.
Der kurfürstliche Hof mit Gefolge und die Garnison stellten
während dieser Zeit die Hälfte der Bevölkerung. Sie bestimmten
Konsum und Handel.

Durch die wittelsbachische Erbfolge kam 1778 Bayern eigentlich
zur Kurpfalz, Carl Theodor aber verlegte die Residenz von
Mannheim nach München. Die Stadt verlor damit ihre
Existenzgrundlage. Die einseitig ausgerichtete Struktur
verursachte nach dem Wegzug für die verbleibende Bevölkerung eine
wirtschaftliche Notlage.

Nach dem Abzug des Hofes blieb Mannheim als Hauptstadt der
Kurpfalz zunächst noch Verwaltungszentrum. 1803 wurde die
Kurpfalz aufgelöst, der Rhein zur Staatsgrenze und zur
Zollschranke. Mannheim selbst wurde zur Grenzstadt im
nordwestlichen Zipfel des von Napoleon neugeschaffenen
Großherzogtums Baden, zu dessen Hauptstadt Karlsruhe ernannt
wurde.

Bereits 1799 war unter dem Jubel der Bevölkerung mit der
Schleifung der Befestigungsanlagen begonnen worden. Nach dem
Entwurf des Mannheimer Gartenarchitekten Sckell sollte um den
Kern der Innenstadt, die bis in die ehemaligen Bastionen hinein
erweitert werden sollte, ein breiter Grüngürtel gelegt werden,
durchflossen von einem sternförmigen Bach. Dieser Entwurf kam
aber nicht zur Ausführung. Stattdessen wurden zur Erschließung
des eingeebneten Geländes die Straßen des Stadtgrundrisses
gradlinig bis zum Stadtgraben weitergeführt. Ein beträchtlicher
Teil des Geländes wurde zur Deckung der Schleifungskosten an
Privatleute verkauft und als Gärten genutzt.
Neubauten entstanden in dieser Zeit nur wenige. Die Stadt behielt
das Bild einer typischen Residenzstadt, die nun anstelle von
Befestigungsanlagen von einem romantischen Grüngürtel eingerahmt
wurde. Das vorhandene wirtschaftliche und finanzielle Vakuum ließ
keine großen Weiterentwicklungen zu.

1827 begann der badische Pionieroffizier Gottfried Tulla mit der
Korrektur des Friesenheimer Rheinbettes. Der nunmehr stillgelegte
Rheinarm wurde zum Hafen ausgebaut und 1840 eingeweiht. Im
gleichen Jahr wurde die Eisenbahnlinie Mannheim  Heidelberg als
erste badische Staatsbahnstrecke eröffnet. Baden trat 1855 dem
Deutschen Zollverein bei, so daß Mannheim dank seiner günstigen
Verkehrslage an zwei schiffbaren Flüssen wieder zu einem
Handelsmittelpunkt werden konnte.

Mit der Eröffnung des regelmäßigen Dampfschiffahrtverkehrs
zwischen Rotterdam und Mannheim wurde 1842 der Mannheimer Hafen
als Endpunkt der Großschiffahrt auf dem Rhein zum wichtigen
Umschlagplatz von Im und Exportartikeln für den süddeutschen
Raum. Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes wurde die Stadt ein
Umschlagplatz für ganz Südeuropa. Die Zahl der Handelsbetriebe
wuchs sprunghaft an, bevorzugter Standort für diese Betriebe war
die westliche Stadthälfte links und rechts der Planken. 1850
waren bereits ganze Erdgeschoßzonen, die bisher dem Wohnen
dienten, in Gewerbeflächen umgewandelt.

Die hier und in den Handelsgebieten angebotenen Arbeitsplätze
ließen die Zahl der Einwohner rasch anwachsen und bedeuteten eine
rege Bautätigkeit, die sich zunächst auf Umbaumaßnahmen im
Stadtkern beschränkte. So wurden ein und zweigeschossige Häuser
abgerissen und drei und viergeschossige gebaut. Die 1856
erlassene Bauordnung gestattete eine maximale Geschoßzahl von
vier Etagen. Sie wurde zuerst im Jungbusch vorgenommen, im
Anschluß an die am dichtesten besiedelte westliche Unterstadt.
Ansonsten brachte der wirtschaftliche Aufschwung für das
Stadtbild keine einschneidenden Veränderungen. Handel und Verkehr
innerhalb eines großen Bereiches, verbunden mit neuen
Transportmöglichkeiten und Standortvorteilen boten der Stadt eine
gesunde Basis zur Entwicklung.

Quelle: unbekannt

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Das Tischleindeckdich des Kurfürsten

04.10.96 (Speisen & Getränke)

Wenn Kurfürst Carl Theodor zu Tische saß, stand immer einer hinten dran. Majestät geruhte zu dürsten, der Lakai reichte ihm den Kelch und Hochwohlgeboren leerte ihn in einem Zug. Große Schlucke, das gehörte in jenen fernen höfischen Tagen zum guten Ton, und das Glas rückte man besser außer Reichweite der Tafelgesellschaft. Denn hatten die Mitesser in der fürstlichen Runde erstmal einen in der (pardon!) Krone, wären fallsüchtige, mit blutrotem Burgunder gefüllte Gläser auf dem Tisch fatal gewesen. Ein Fleck auf der Prunktoilette war nämlich in jener vorchemischen Reinigungszeit der textile SuperGAU, das sündhaft teure Gewand war im Eimer. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Es war also ein Gebot der Vorsicht, keine Gläser auf den Tisch, sondern eilfertige Diener hinten dranzustellen. Weiterlesen »

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Wo Mannheims grüne Lunge atmet

23.09.96 (Städte & Gemeinden)

Blicken wir einmal zurück: Im Jahre 1975 empfing der Mannheimer
Luisenpark mit wehenden Fahnen und einem in allen Farben
leuchtenden Blumen und Grünflächenteppich hunderttausende
Besucher aus ganz Deutschland. Die Bundesgartenschau hatte in
Mannheim Station gemacht und den beiden großen Stadtparks, dem
Luisen und Herzogenriedpark, neue Gesichter gegeben.

Über ein weitverzweigtes Wegenetz von über zehn Kilometern Länge
konnte man allein den Luisenpark mit seinen farbenfrohen
Blütenvielfalt erwandern. Wer aber Angst davor hatte, im rund 41
Hektar großen Park verloren zu gehen, der konnte einem Rundweg
folgen. Vorbei an einem herrlichen Baumbestand mit über 3.000
Exemplaren kam man nach einiger Zeit zu einem munter
plätschernden Gebirgsbach, der irgendwann später in den
Kutzerweiher mündete.

Wer durch den Eingang an der TheodorHeussAnlage den Park
betreten hatte, kam zunächst durch ein Staudental mit seltenen
Gehölzen, immergrünen Farnen, Gräsern und blühenden Sträuchern
zum Burgspielplatz. Hier finden sich auch noch heute immer wieder
Kinder zum Ritterspiel ein oder erfreuen sich an der rasenden
Abfahrt in der Wendelrutsche vom Burgturm.

Der Luisenpark ist eine Attraktion für die ganze Kurpfalz
geblieben und zählt heute zu den schönsten innerstädtischen
Parkanlagen in ganz Europa. Heute wie damals gehören die
Seerosenterrassen mit zu den sommerlichen Höhepunkten im Park.
Auf 2.000 Quadratmetern Fläche finden sich Seerosen in vielen
Farben und Sorten. In diesem bezaubernden Umfeld fühlen sich auch
die eleganten ChileFlamingos wohl.

Von den Seerosenterrassen aus erreicht man das Pflanzenschauhaus,
seit 1958, dem Jahr seiner Eröffnung, einer der attraktivsten
Anziehungspunkte des Parks. Unübersehbar breitet sich hier die
üppige Flora und Fauna der Subtropen und Tropen aus: Über 350
Pflanzenarten, 50 Reptilien und rund 350 Fischarten aus aller
Welt präsentieren sich in einer schier berauschenden Vielfalt.

Die Seebühne am Kutzerweiher ist im Sommer Schauplatz zahlreicher
Veranstaltungen. Musik, Ballett und Theatergruppen, Sänger und
Sportler finden sich auf der Bühne über dem Wasser ein. Der
Kutzerweiher selbst entstand in den zwanziger Jahren und wurde
zur Bundesgartenschau 1975 erweitert. Über den Uferweg gelangt
man zum Fernmeldeturm. Vom Drehrestaurant in 125 Meter Höhe oder
der darunter liegenden Aussichtsplattform bietet sich dem
Besucher ein Rundblick über die Rheinebene bis hin zum Pfälzer
Wald und Odenwald.

Die nächste Station auf unserem Rundgang läßt immer wieder die
Herzen der Kinder höher schlagen: Der Wasserspielplatz mit
Pumpen, Wasserrädern und anderen Spielgeräten lädt zum Planschen
und Matschen ein. Die ältere Generation zieht es dagegen zum
Seerestaurant mit einer vorgelagerten Seeterrasse und einer
idyllischen Uferterrasse. Von hier aus führt der Weg durch eine
Brunnenlandschaft wieder hin zum Gebirgsbach, der zwischen
Geröll, Kieseln und Findlingen aus dem Odenwald seinen Weg zum
Kutzerweiher sucht.

Über den Aussichtshügel, dem höchsten Punkt im Luisenpark,
erreicht der Wanderer die Rosenpromenade und schließlich die
Spiel und Freizeitwiese  ein Paradies für Kinder und eine Oase
der Erholung für den streßgeplagten Städter. Nach einem kurzen
Fußmarsch steht man den Tieren des Bauernhofes gegenüber. Die
Begegnung mit den Pferden, Kühen, Schweinen, Hühnern und Gänsen
wird dabei für alt und jung zu einem Erlebnis der besonderen Art
 und dies inmitten einer großen Industriestadt.

Vorbei am Freizeithaus mit seinem Spielbereich und Grillplatz
kommt man zur Festhalle „Baumhain“, wo der Rundweg schließlich
endet. Wem es jedoch zu beschwerlich ist, die über fünf
Kilometer auf Schusters Rappen zurückzulegen, dem bietet sich
eine bequeme Alternative an: Er steigt in eine der Gondolettas
und läßt die Sehenswürdigkeiten, lauschige Eckchen und die
beruhigende Natur der Parklandschaft an sich vorüberziehen.

Egal, ob man den Luisenpark, der übrigens 1896 zu Ehren der
Großherzogin Luise von Baden eröffnet wurde, zu Fuß durchstreift
oder auf dem ruhigen Gewässer leicht dahingleitend auf sich
wirken läßt: die Parkanlage ist es wert, immer wieder entdeckt zu
werden  auch viele Jahre nach der Bundesgartenschau in der
Quadratestadt.

Quelle: unbekannt

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Kühler Trip in die Unterwelt

17.09.96 (Landschaft & Orte)

Hinein in die wasserdichten, bis zur Brust reichenden
Kanalarbeiteranzüge, die Regenjacke übergezogen und in die
Gummistiefel geschlüpft. Zu guter Letzt noch den Schutzhelm auf
den Kopf gestülpt  zum Abmarsch bereit. Vor uns liegt mit dem
Trippstadter Brunnenstollen ein einzigartiges Baudenkmal im
Pfälzerwald.

Es ist ein knapp 300 Meter langer, finsterer Weg quer durch den
Berg, der auf uns wartet. Früher holten die Ritter ihr Wasser
durch tiefe Brunnenschächte von unten nach oben. Im Trippstadter
Brunnenstollen jedoch plätschert das Naß mit einem leichten
Gefälle zu Tale. Die Idee dazu hatte Freiherr von Hacke bereits

  1. Da baute er nicht nur das weithin bekannte Schloß, sondern
    ließ auch nach Wasseradern forschen, um den schon damals großen
    Ort auf der Höhe mit dem kostbaren Naß zu versorgen.

Gleich zu Beginn der Stollenwanderung muß ein Absetzbecken
durchwatet werden. Der Wasserstand mißt hier knapp einen Meter
und reicht bis zur Hüfte. Kalt schmiegt sich der Gummianzug an
die Haut, während die Blicke hilfesuchend das Gewölbe abtasten.
Doch im Schein der Grubenlampen macht sich rasch Erleichterung
breit: Da wir vom Ausgang aus in das Stollensystem eingedrungen
sind, sinkt die Wasserhöhe allmählich bis auf Knöchelhöhe.

Noch bis 1965 versorgte die Anlage zwei Dorfbrunnen. Deutlich ist
noch zu erkennen, wie sich die Steinmetze mit Schlägel und Eisen
vorgearbeitet haben. Schon damals scheint es üblich gewesen zu
sein, sich im Fels zu verewigen. „Baltzer + Strasburger 1767“ ist
da im schwachen Licht der Lampe zu entziffern. Selbst die über
200 Jahre alten Hölzer einer Verbauung in der Stollenweitung sind
noch vorhanden.

Diese Art der Wasserbeschaffung kennt man eigentlich nur aus dem
Vorderen Orient oder Nordafrika, wo chronischer Wassermangel
herrscht. So ist der Trippstadter Brunnenstollen nicht nur
einmalig in der ganzen Pfalz, sondern auch eine Rarität in ganz
Westeuropa und gilt nicht nur kulturhistorisch, sondern auch
technikgeschichtlich als eine besondere Sehenswürdigkeit.

Hochgewachsene Besucher sind zuweilen dankbar für den Schutzhelm,
denn an manchen Stellen mißt der Gang gerade mal 1,7 Meter. Im
Berg ist in den Jahrhunderten eine ganz besondere Welt
entstanden. So gibt es Leuchtmoos zu bewundern, das den
Buntsandstein an den Übergängen von Hell ins Dunkel ziert. Oder
man lauscht dem leisen Flug der Wasserfledermäuse, die hier im
Untergrund überwintern. Sogar die seltenen Bartfledermäuse wurden
hier entdeckt.

Nach einer knappen Stunde sichten wir das andere „Mundloch“, das
uns das Ende des Stollens signalisiert. Drinnen im gut belüfteten
Stollen liegen die Temperaturen konstant bei etwa neun Grad.
Vogelgezwitscher und eine fast unwirkliche Wärme empfangen
draußen den Besucher, der aus der Kühle kam.

Aus Rücksicht auf die empfindliche Tier und Pflanzenwelt finden
Besichtigungen des Trippstadter nur von Mai bis September statt.
Maximal zehn Personen verkraftet eine Führung, kleine Kinder
müssen wegen des Wasserstandes leider draußen bleiben. (PM)

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Zu Besuch bei Neckarschleimern, Sandhasen und Löwenjägern

02.09.96 (Brauchtum & Tradition, Städte & Gemeinden)

Jemanden einen „Puhlzabbe“ zu nennen, erfüllt, rein juristisch
gesehen, den Tatbestand einer Beleidigung. Handelt es sich doch
dabei um den Abflußhahn eines „Puhlfasses“  wobei „Puhl“ für das
hochdeutsche Gülle steht. Dennoch hat dieser etwas anrüchige
Namen in Mannheim nichts ehrenrühriges an sich. Die Seckenheimer,
die ihn tragen, tun dies gelassen und nicht ohne einen gewissen
Stolz im Blick. Wie wäre es auch anders zu erklären, daß auf dem
Seckenheimer Marktplatz ein Puhlzabbebrunen munter vor sich
hinplätschert?

Auch „Neckarschleimer“ (für Neckarstädter), „Sandhas“ (für
Rheinauer), „Löwenjäger“ (für Käfertaler) oder „Pilwe“ (für
Neckarauer) sind alles andere als Kosenamen. Und dennoch bekennt
man sich in Mannheims Vororten zu ihnen. Schließlich betonen sie
auch ein Stück Eigenständigkeit.

Die eingemeindeten Vororte sind, mit Ausnahme von Rheinau, älter
als die Stadt selbst. Ihre Geschichte reicht bis ins frühe
Mittelalter zurück, als Mannheim noch eine Ansammlung von
Fischerhütten auf dem Schwemmland zwischen Rhein und Neckar war.
Bei der Eingemeindung der Vororte gab es drei Etappen: 1895 bis
1899, 1910 bis 1913 und 1928 bis 1930. Chronisten berichteten,
daß es dabei nicht ohne schwierige Vorverhandlungen und heftige
politische Auseinandersetzungen abging.

Käfertal
wurde am 1.1.1897 eingemeindet und brachte der Stadt Mannheim
einen Flächenzuwachs von 17.776 Hektar. Wichtiger als der Zuwachs
an Gemarkung aber war für die Stadtgemeinde die Tatsache, daß sie
in den Besitz des Wasserwerkes kam, das 1886 bis 1888 von der
Stadt Mannheim im Käfertaler Wald erstellt wurde. Zur Gemarkung
Käfertals gehörte außerdem die Industriesiedlung Waldhof. Hier
war bereits 1835 mit der Spiegelfabrik die erste größere
Industrieansiedlung der Umgebung entstanden. Bereits im frühen

  1. Jahrhundert gab es in Käfertal zudem eine Sodafabrik, die
    älteste in Deutschland.

Neckarau
galt als das größte Dorf Badens und verlor am 1.1.1899 seine
Selbständigkeit. Als „Villa Naucrauia“ wurde die Siedlung 871
erstmals urkundlich erwähnt. Mit der Eingemeindung wurde das
Stadtgebiet nach Süden erweitert, was für die Anlage des
Rangierbahnhofes erwünscht war. Als Aussteuer brachte Neckarau
den Waldpark und die Reißinsel mit in die Verbindung.

Feudenheim
kam am 1.1.1910 zu Mannheim. Bereits seit 1848 gab es eine
Dampfbahnverbindung mit der Innenstadt. 766 wird Feudenheim im
Lorscher Codex erwähnt. 1803 kam das Dorf zu Baden. Auf
Feudenheimer Gemarkung erwarb links des Neckars die Süddeutsche
DiscontoGesellschaft 1905 Gelände, auf dem das neue Wohngebiet
Neuostheim entstand.

Sandhofen
wurde als „Villa Sunthove“ 888 erstmals im Lorscher Codex
erwähnt. Die Gemeinde kam am 1.1.1913 zu Mannheim.
Ausschlaggebend für diesen Schritt waren Probleme mit der
Wasserversorgung. Durch die 1884 gegründete Zellstoffabrik wurde
Sandhofen bereits im vorigen Jahrhundert Arbeiterwohnort. Die
später entstandenen Siedlungen Schönau und Blumenau liegen auf
ehemaliger Sandhofer Gemarkung.

Wallstadt
gilt als eine der ältesten Siedlungen im RheinNeckarRaum. 766
wurde
es als „Walahastat“ erstmals urkundlich erwähnt. Das
„Maurerdorf“ wurde 1929 eingemeindet. Wallstadt war eine arme
Gemeinde, deren Bewohner ihren Lebensunterhalt als Bauhandwerker
in Mannheim verdienten.

Rheinau
gilt als eine junge Siedlung, die auf halbem Weg zwischen
Mannheim und Schwetzingen, der Sommerresidenz des Kurfürsten,
entstand. Entlang des Damms entwickelte sich die Siedlung mit der
Zeit rund um das Relaishaus, eine Poststation mit Gespannwechsel.
Die Gemarkung wurde durch den Ausbau des östlichen Hafenbeckens
wirtschaftlich erschlossen. Zweites und drittes Hafenbecken
wurden um die Jahrhundertwende fertiggestellt.

Friedrichsfeld
ist eine Hugenottensiedlung. Flüchtlinge aus Sedan und Calais
ließen sich hier 1682 nieder. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde
die Siedlung 1688/89 zerstört. 1840 wurde der Ort
Eisenbahnknotenpunkt. Die 1890 in Friedrichsfeld angesiedelte
Tonröhrenfabrik ist heute noch größter Arbeitgeber am Ort.
Friedrichsfelder nennen sie aber nach wie vor „Die Steinzeug“.
Die Gemeinde kam mit der Kreisreform in BadenWürttemberg Anfang
der 70er Jahre zur Quadratestadt.

Seckenheim
gehörte mit ausgedehntem Grundbesitz an Ackerland und Wald zu den
reichsten Gemeinden Nordbadens. Nur ungern gab es seine
Selbständigkeit auf. Vom Neckar aus zeigt sich der Vorort noch
heute dörflich: Fachwerkhäuser und die steilen Dächer der
fränkischen Höfe bestimmen die Silhouette des früheren
Straßendorfes. Den Ortskern bilden der Marktplatz, die
Seckenheimer Planken und das barocke Rathaus. Im Osten liegt das
1768 erbaute Schlößchen des kurpfälzischen Staatsrats Georg von
Stengel. Bereits vor der Jahrhundertwende führte eine
Dampfstraßenbahn durch das Dorf  die spätere Oberrheinische
Eisenbahngesellschaft (OEG).

Die 1930 eingemeindeten Ortsteile Kirschgartshausen, Sandtorf und
Straßenheim waren ursprünglich keine selbständigen Ortschaften,
sondern Hofgüter oder Domänen. Kirschgartshausen bietet im Norden
der Stadt noch heute mit seinem Herrenhaus und den
Wirtschaftsgebäuden den Anblick eines Gutshofes inmitten
ausgedehnter Ländereien.

Quelle: unbekannt

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Mit der Burg Wersau fing alles an

23.08.96 (Städte & Gemeinden)

Betrachtet man die 710jährige Geschichte der
Spargelgemeinde Reilingen, fällt auf, daß das Schicksal
des Dorfes und auch der ganzen Umgebung von der Burg
Wersau, dem früheren Herrschaftssitz, geprägt wurde. Schon
1286, als „Villa Reitling“ zum ersten Mal urkundlich im
Lorscher Codex erwähnt wurde, lag die Gemarkung im
Grenzgebiet der beiden alten Königsforste Lußhardt und
Schwetzinger Hardt. Die Lußhardt, also die Wälder, die
sich bis zum fränkischen Königshof in Bruchsal
erstreckten, war bereits 1056 durch König Heinrich III.
dem Bistum Speyer geschenkt worden. Nur sieben Jahre
später erweiterte Heinrich IV. den bischöflichen
Waldbesitz und die heutige Schwetzinger Hardt.
Aus alten Dokumenten weiß man heute, daß bereits die
Könige an der Kraichbach eine Burg besaßen, die
„Walsrhawe“ genannt wurde. Daraus entwickelte sich in den
Jahren der Begriff Burg Wersau. Diese stand an der Stelle
der heutigen Schloßmühle und lebt als Namen im
benachbarten barocken Wersauer Hof weiter.
Die gut befestigte Burganlage hatte damals die Aufgabe,
die umliegenden Wälder und die Verkehrswege zu sichern.
Zum Herrschaftsbereich gehörten die Dörfer Reilingen und
Hockenheim sowie für kurze Zeit auch Oftersheim und St.
Leon. Da es an genauen Unterlagen aus dieser Zeit fehlt,
gehen die Historiker heute davon aus, daß die Dörfer und
die Burg mit der Schenkung der Wälder an die Speyerer
Bischöfe kamen. Das Bistum setzte dann dort zur Verwaltung
ein Ministerialengeschlecht, die Schenken von Wersau, ein.
Als erster von ihnen wurde bereits um 1155 ein Dietrich
als Schenk des Hochstifts noch ohne den Bezug zu Wersau
genannt. 1198 wird Eberhard, der Sohn des Schenken von
Hockenheim, erwähnt und erst 1236 gab es dann einen
Schenk von Wersau. Von dieser Zeit an werden die Schenken
in den Urkunden immer unter dem Namen ihrer Burg genannt
und galten als Speyerer Dienstleute.
Im Dunkel der Geschichte wechselte der Besitz an Burg
Wersau an die Schenken, denn 1286 ist zu lesen, daß
Eberhard von Wersau die Hälfte seiner Burg an den Bischof
von Speyer wieder verkaufte. Da dieser das Geld nicht zur
Verfügung hatte, gab er seinen Erwerb als Pfand an den
Pfalzgrafen Ludwig II. weiter, der bereits die
andere Burghälfte von Markward von Krobsberg und den
Brüdern von Erligheim (alles Verwandte der Wersauer
Schenken) gekauft hatte. Als Zubehör zur Burganlage wurden
auch die Dörfer Reilingen und Hockenheim wieder genannt.
Obwohl sie als Lehen des Bistums Speyer galt, diente die
Herrschaft Wersau den Pfalzgrafen immer wieder als
Pfandobjekt und wurde zur Verschreibung als Witwengut
genutzt. Die Pfandnehmer wechselten meist sehr rasch und
aus einem Wittumsbrief (Witwenbrief) ist 1386 zu lesen,
daß die Schwetzinger Hardt von der Herrschaft Wersau
abgetrennt wurde. Unter anderem gehörte der Besitz auch
Königin Elisabeth, der Gemahlin Rupprechts III., als
Witwengut (eine Art Alters und Lebensversicherung zur
damaligen Zeit).
In der pfälzischen Landesteilung kam die Burg mit all
ihrem Besitz an die Linie PfalzMosbach der Wittelsbacher.
Herzog Otto verschrieb Wersau 1429 seiner Gemahlin Johanna
von Bayern, die die Burg und die Dörfer später Stephan von
PfalzSimmernZweibrücken verpfändete. Erst nach der
Schlacht von Seckenheim kam die Herrschaft Wersau
endgültig in den Besitz der immer mächtiger werdenden
pfälzischen Kurfürsten.
Nach wechselvoller Geschichte standen am Ende des
30jährigen Krieges von Wersau nur noch einige Mauern,
Kellergewölbe, Stallungen und ein baufälliger Turm mit
alten Glocken. Die Ruine wurde nochmals notdürftig
instandgesetzt und diente über längere Zeit hinweg den
Kurfürsten als Jagdschloß. Vor allem im Herbst herrschte
auf und um Wersau ein buntes Treiben, denn die
kurfürstlichen Hirschjagden galten als gesellschaftliches
Ereignis. Während die männlichen Einwohner Reilingens und
Hockenheims als Treiber zum Dienst verpflichtet waren,
mußten die Frauen der Dörfer bis zu 600 Mahlzeiten für die
Jagdgesellschaften herrichten.
Das Schloß war, nimmt man einen Plan aus der Zeit um 1680
zu Hilfe, eine ovale Anlage, deren maroden Außenmauern
durch Strebepfeiler gestützt wurden. Im
PfälzischOrleanischen Erbfolgekrieg wurde das Schloß 1689
zerstört und auch die beim Schloß eingerichtete Mühle
brannte bis auf die Grundmauern ab. Die Gebäudereste ließ
man verfallen und 1764 erhielt Reilingen einen Teil des
Gemäuers als Steinbruch zurück. Aus diesen Steinen baute
man eine Friedhofsmauer. Mit dem pfälzischen Oberamt
Heidelberg wurde Reilingen 1802/03 durch das Kurfürstentum
Baden, dem späteren Großherzogtum, in Besitz genommen und
bereits 1803 dem beugebildeten Amt Schwetzingen zugeteilt.
Von der ganzen herrschaftlichen Anlage ist heute fast
nichts mehr zu sehen. Lediglich ein Gewölbekeller und ein
alter Tiefbrunnen erinnern an die Burg. Besonders spannend
ist es aber, einmal mit einem Flugzeug über die ehemalige
Burg Wersau zu fliegen. Je nach Stand der Sonne kann man
den früheren Verlauf der Burganlage erahnen, was auch
Fotos der Luftbildarchäologie bestätigen. Das Schloßgut
umfaßte 1686 eine bebaubare Fläche von 154 Morgen
Ackerland und 30 Morgen Wiesen in der Ketschau.
Erst im 18. Jahrhundert wurde für die Landwirtschaft und
Schäferei östlich vom Schloß der Wersauer Hof errichtet,
der zunächst unter kurpfälzischer Verwaltung stand. Später
wurde das Hofgut von Schwetzingen aus verwaltet und
lediglich ein herrschaftlicher Wiesenknecht war noch in
Reilingen eingesetzt. Nach der Auflösung des
Herrschaftsbesitzes war der Wersauer Hof zunächst in
bäuerlichem Eigentum. Um die Jahrhundertwende übernahmen
dann die Freiherren von Wamboldt das Hofgut, das
schließlich 1927 an die evangelische Pflege Schönau
verkauft wurde. In deren Besitz ist die barocke Hofanlage
noch heute.
Mit der wechselvollen Geschichte der Burganlage ist eng
die Entwicklung der Dörfer Reilingen und Hockenheim
verknüpft, aber auch das kulturhistorisch bedeutsame
Ereignis der Übergabe der päpstlichen Bulle auf der Burg
Wersau an den Kurfürsten, dem damit die Errichtung der
Universität Heidelberg genehmigt wurde. (og)

                                    

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Die delikaten Geheimnisse der Elisabeth Auguste

19.08.96 (Personalia)

Kurfürst Carl Theodor war nicht zu zähmen. Tageintagaus äugte er
nach den hübschen Töchtern seiner Untertanen und zeugte mit ihnen
 so munkelte man damals  über hundert uneheliche Kinder. Seine
angetraute Gattin saß derweil sittsam, fromm und „todttraurig“
daheim im Mannheimer Schloß und grämte sich ob der Eskapaden
„Euer Hochwohlgeboren“.

Diese Beschreibung ihres Ehelebens tischte Elisabeth Auguste als
ältere Dame bei ihren berühmten Diners regelmäßig ihren illustren
Gästen auf. Kein Wort davon ist wahr. In jungen Jahren nämlich
stand die Kurfürstin ihrem Gatten an Lebenslust an nichts nach.
In punkto Charme, Charisma und Amouren schlug Elisabeth Auguste
ihren „CT“ sogar um Längen. Und in Sachen Klugheit …

Wir schreiben den 17. Januar 1742. Das Mannheimer Schloß ist
taghell illuminiert, die barocke Stadt mit Blumengebinden
geschmückt und das neugebaute Opernhaus rüstet zu einem großen
Festabend. Der Grund für all den Jubel: Der 18jährige Kurfürst
Carl Theodor hat soeben seine um vier Jahre ältere und höchst
attraktive Cousine Elisabeth Auguste geheiratet.

Es war eine Heirat aus Staatsraison  natürlich. Kaum ein
größerer Gegensatz läßt sich denken als der zwischen dem
schüchternen, melancholischen Carl Theodor und seiner
extravertierten, durchaus frivolen und leichtlebigen Braut.
Glaubt man den feurigen Liebesbriefen der jungen Kurfürstin fing
die junge Frau schon unmittelbar nach der Hochzeit ein
leidenschaftliches Verhältnis mit ihrem Schwager Clemens von
Bayern an. Er sollte nicht ihr einziger Liebhaber bleiben. In den
Jahren um den Beginn des Siebenjährigen Krieges schien Elisabeth
Auguste so offen mit ihren verschiedenen Liebhabern Umgang
gepflogen zu haben, daß es viele Beobachter geradezu „revoltant“
fanden.

Die zahlreichen Amouren stehen für die eine Seite der
schillernden Persönlichkeit der Fürstin. Die andere bestand aus
der Fähigkeit zu Entscheiden und zu Führen  oder wie man heute
sagen würde: aus ManagementWissen.
Beispiel Eins: In den ersten zehn Ehejahren traf Carl Theodor
keine politische, kulturelle oder wirtschaftliche Entscheidung
ohne sie zuvor ausgiebig mit Elisabeth Auguste besprochen zu
haben.
Beispiel Zwei: Das Städtchen Oggersheim. Es war 1768, da
übersiedelte die Kurfürstin allein und endgültig ins dortige
Schlößchen. Kaum in Oggersheim angekommen, begann Elisabeth
Auguste auch schon zu planen und zu bauen. Mit unermüdlichem
Eifer und einer hübschen Stange Geld verwandelte sie Schloß und
Garten in Schmuckstücke, die illustre Gäste aus allen deutschen
Fürstentümern anzogen.

„Der Garten besteht aus drei aneinander hängenden Partien“,
berichtet ein Reiseführer aus dem Jahre 1770. „Der Lustgarten ist
von einem bemalten chinesischen Pavillon geziert, an welchem ein
langer mit doppelten Alleen besetzter Kanal anstößt. Im
Obstgarten prangt ein schönes OrangerieGebäude. Das marmorne
Badhaus liegt mitten in einem Lustwäldchen und hat die Aussicht
auf die Gold und Silberfasane“.

Kaum entsprach ihr Zuhause ihren ästhetischen Ansprüchen, sann
Elisabeth Auguste schon auf den nächsten Coup: eine standesgemäße
Kirche. Die berühmtesten Baumeister und Künstler, allen voran
Peter Verschaffelt, wurden herbeizitiert und die Oggersheimer
Bürger durften sich dank ihrer rührigen Fürstin über einen zuvor
nie gekannten Wohlstand freuen.

Kunsthistoriker schätzen die Oggersheimer Wallfahrtskirche als
eine der ganz wenigen gelungenen Symbiosen zwischen Spätbarock
und Klassizismus ein. Das Schloß und die Kirche würden heute wohl
ganze Busladungen voll Touristen nach Oggersheim locken  wenn
die französische Revolution nicht gewesen wäre. Im Januar 1794
brannten die Sansculotten das Oggersheimer Schloß bis auf die
Grundmauern nieder. Ein Schock, von dem sich Elisabeth Auguste
nie erholte. Im August 1794 starb sie im Exil in Weinheim.

Quelle: unbekannt

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Vom fränkischen Dorf zum Zentralort oder Wo Hockenheim noch eine Altstadt hat

12.08.96 (Städte & Gemeinden)

Noch heute wirkt das alte Hockenheim seinem Grundriß nach
als Straßendorf, das sich entlang der Oberen und Unteren
Hauptstraße längs des Kraichbachs in nordwestlicher
Richtung ausdehnt. Schmale Gäßchen, die verschiedenen
Mühlstraßen, führen von der Hauptstraße zum Bach hinunter
und bilden in diesem Teil des Straßendorfes ein enges,
verschachteltes Viertel, das sich noch heute durch einen
„bäuerlichen“ Charakter auszeichnet. Das Straßenbild wird
von Gehöften mit großen Toreinfahrten geprägt und zum Teil
durch Fachwerkbauten belebt. In der Hauptstraße fallen
noch heute die kleinen Tagelöhner und
Arbeiterbauernhäuschen auf.
Das Blättern in alten Akten und Plänen läßt das
AltHockenheim wieder lebendig werden und führt in eine
Zeit zurück, als die heutige Rennstadt fränkische Siedlung
und kurpfälzischer Grenzort war.
Bereits im Jahre 769 wurde das Dorf als „Ochinheim“
erstmals im Lorscher Codex urkundlich erwähnt. Hockenheim
ist damit eine der ältesten, amtlich bestätigten Gemeinden
in der Region. Heute kann man aber davon ausgehen, daß die
Siedlung schon viel früher entstanden ist, was vor allem
zahlreiche Grabfunde belegen.
Der kurpfälzische Geschichtsgeograph Johann Widder
berichtete 1781, daß „Hockenheim zu den gar groszen
Dörfern gehöre“. In den überlieferten 140 Häusern wohnten
damals 1.068 Menschen und es gab neben zwei Kirchen auch
ein katholisches Pfarrhaus, zwei Schulen und drei Mühlen.
Von einem Rathaus war jedoch nicht die Rede. Mittlerweile
aber weiß man aber aus anderen Quellen, daß 1717 ein
altersschwach gewordenes Gebäude durch ein neues ersetzt
worden war.
Alte Pläne und Zeichnungen lassen die gesamte Ausdehnung
des damaligen Dorfes erkennen und bieten die Möglichkeit
zu interessanten Vergleichen. So merkt man, daß der
Gebäudezuwachs in den letzten 20 Jahren fast fünfmal so
groß war, wie alles, was in 1.000 Jahren von 750 bis 1750
an Wohnhäusern in Hockenheim entstand oder davon übrig
geblieben war.
Der älteste Kern der Rennstadt ist der Bereich zwischen
Hauptstraße und Kraichbach oberhalb der Brücke in der
Karlsruher Straße. Der Bereich wurde an beiden Enden durch
herrschaftliche Höfe, zu denen auch die drei Mühlen
gehörten, abgeschlossen. Zwischen den großen Gütern
spielte sich also das Leben ab.
Die erste „planmäßige“ Ortserweiterung erfolgte im
Mittelalter bis hin zur heutigen Ottostraße, wo damals der
Ort mit einem Schutzzaun und einem Graben abschloß.
Hockenheim hatte damit den Charakter eines Straßendorfes
gewonnen und sich den planmäßigen Siedlungen im Bereich
der bischöflichspeyerischen Lußhardt angeglichen. Die
Kriegszerstörungen beeinflußten den Ortsgrundriß nicht und
die Hauptstraße nahm anfangs fast allen Zuwachs auf.
Nur wenige Häuser standen aber vor 1800 an der
Heidelberger Straße, einer wichtigen Hauptverkehrsstraße
zur damaligen Zeit. Am anderen Kraichbachufer in Richtung
Speyer stand einsam in den Feldern die noch heute
erhaltene Zehntscheuer, die später mit der „Alten
Apotheke“, dem Rupp’schen Haus (heute Metzgerei Hauser),
einen Nachbarn bekam.
Mitte des vorigen Jahrhunderts bekam die Heidelberger
Straße in der Schulstraße eine Parallele und es folgte die
Anlage der Walldorfer, Leopold und Friedrichstraße. Um
1900 begann man mit dem Durchbruch der heutigen
Rathausstraße erst richtig den Ortsetter nach Osten hin zu
sprengen. Schon 1909 reichte das bewohnte Gebiet bis zur
Hubertusstraße und 1926/28 wurden über dem Kraichbach die
Adler und Blumenstraße als letzte Straßenzüge
fertiggestellt.
Um 1931 begann die Bebauung zwischen Wasserturm und
Meßplatz, während nach dem Weltkrieg das Gelände zwischen
Schul und Karlstraße erschlossen wurde. Mit der Ausdehnung
hin zum Birkengrund setzte man die Bautätigkeit fort, die
seitdem bis heute ununterbrochen anhält. So ist der
Hubäcker und auch der Biblis längst bebaut und im Bereich
HockenheimSüd sind bereits die ersten Wohnungen bezogen.
Erst jüngst legte der Gemeinderat fest, die Ortsbebauung
über dem Südring entlang des Karletweges in Richtung
Reilingen fortzusetzen.
Eine starke Ausdehnung der bebauten Fläche, zugleich auch
große Änderungen im Landschaftsbild, brachte die seit 1957
im Gange befindliche Anlage eines geschlossenen
Industriegebietes. Zunächst einmal für den TalhausBereich
geplant, haben die Industrie und Gewerbeansiedlungen
längst die Stadt erreicht.
In nur 100 Jahren entwickelte sich so Hockenheim von einem
kleinen fränkischen Straßendorf zu einem im bedeutend
werdenden Unterzentrum mit der Chance, in gar nicht mehr
so ferner Zukunft zur Großen Kreisstadt zu werden. (og)

                                    

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Das sagenumwobene Geheimnis der Strahlenburg

08.08.96 (Landschaft & Orte)

Seit 1235 thront hoch oben auf dem Ölberg über Schriesheim die Strahlenburg. Schon von weitem grüßt sie die Besucher des Städtchens an der Bergstraße. Malerisch und geheimnisvoll liegt sie da, eingebettet in Wald und Reben. Das alte Gemäuer kündet von einer fernen, längst vergessenen Epoche, dem Mittelalter. Es war die Zeit der stets kämpfenden Ritter, der immer singenden Minnen, der naßkalten, düsteren Verließ – und die Zeit der Geheimgänge, die einfach zu jeder Burg gehörten. Weiterlesen »

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Die Fischer von Ketsch

02.08.96 (Landwirtschaft & Forsten, Städte & Gemeinden)

Da das alte Fährmannshaus am Ketscher Rheinufer baufällig
geworden war, wurde ein neues geplant und 1790 errichtet. Dieser
neuen Fergenunterkunft war aber kein Glück beschieden, denn
bereits vier Jahre später wurde es von einem schweren Sturm
beschädigt und 1801 gar vom noch ungezähmten Rhein unterspült.
Dem Fährmann Thomas Jünger und seiner Familie blieb nichts
anderes übrig, als das vom Einsturz bedrohte Haus zu räumen.
Anders als in den Jahrhunderten zuvor wurde das recht große
Gebäude aber nicht wieder erneuert. Die Auswirkungen der
Revolutionskriege mit Frankreich, die Auflösung der Kurpfalz und
des Fürstbistums Speyer und schließlich die 1820 beginnende
Rheinregulierung durch Tulla verhinderten immer wieder das
geplante Vorhaben.
Der Fährbetrieb litt nicht nur unter dem sich immer wieder
wechselnden Frontverlauf sondern auch unter einer zunehmenden
Reparaturhäufigkeit der Fähre. Auch die Umgebung der Anlegestelle
veränderte sich ständig. Aus alten Unterlagen ist zu entnehmen,
daß 1801 „die Höhen des Ufers zwischen Bronnen und Färchenhauß“
vor dem Einrutschen wegen ständiger „Schwämmungen“ geschützt
werden mußten. Dabei handelte es sich um den Bereich des späteren
Enderlegartens zwischen dem Dorfbrunnen an der Brühler Straße und
dem Bruchgraben, wo das Fergenhaus (Fährhaus) stand.
Die gesamte Uferböschung wurde mit Steinen, Erde und
Weidengeflecht aufgefüllt und bepflanzt. Bereits 1804 versuchte
das kurfürstlich-badische Rentamt das rund neun Ar große Areal zu
verkaufen, nachdem ein Teil bereits an den Einhornwirt Philipp
Jakob Knittel verkauft worden war. Um 1885 wurde diese Wirtschaft
übrigens in „Enderle“ umgenannt.
Das Gelände um das ehemalige Fährenhaus wird noch um 1815 in den
Akten als „Herrschaftliches Fischerplätzchen“ geführt, aber 1816
kaufte dann der Einhornwirt den restlichen Bereich, so daß das
ganze Fährengelände (heute in etwa der Bereich zwischen Café
Rheininsel und der Tankstelle) an ihn fiel.
Der Ketscher Heimatforscher Robert Fuchs nimmt an, daß erst
später nach 1833, als die Familie Stratthaus das „Einhorn“
übernahm, das Gelände, das Enderlegarten genannt wurde, als
Bierausschank ausgebaut wurde. Er vermutet sogar, daß der später
beliebte Biergarten erst nach der Umbenennung des Lokals in
„Enderle“ um 1885 entstand. Der Biergarten blieb bis nach dem
Zweiten Weltkrieg erhalten und wurde Anfang der 50er Jahre als
Hausgrundstück verbaut.
Eng mit dem Grundstück ist auch die Geschichte der Ketscher
Fischer verbunden. Sie nutzten das Gelände um das Fährenhaus als
sicheren Platz in der Nähe des Rheines, um ihre Geräte, Netze und
Boote aufzubewahren. Fischer und Fährleute kamen stets gut
miteinander aus, oft übte man ja beide Berufe gleichzeitig aus.
So war der bereits erwähnte Fährmann Thomas Jünger zugleich noch
Fischmeister und Rheingraf. Um 1830 schlossen sich die Fischer
Heinrich Gredel, Philipp Jakob Leiberich, Kaspar Limbeck, Adam
Gredel und Wilhelm Rohr zu einer Konsortium zusammen, um die
Ketscher Fähre gemeinsam zu betreiben.
Eines sei noch am Rande vermerkt: Es war übrigens just dieser
Enderlegarten, in dem der Angelsportverein 1928 in den 30er
Jahren seine ersten Fischerfeste feierte. Daß sich daraus einmal
das wohl bekannteste Fischerfest der ganzen Region, das Ketscher
Backfischfest, entwickeln sollte, daran dachte zu dieser Zeit
wohl noch niemand. (og)

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Ein Ausflug in die Kurpfalz

23.07.96 (Landschaft & Orte)

Nicht nur Mannheim oder Heidelberg selbst, auch ihre Umgebung ist
attraktiv und hat einiges zu bieten. Nur wenige Auto oder
Bahnminuten von den Schlössern entfernt, finden sich Burgen,
Dome, Schlösser, liebenswerte Städte, Rebhügel und Wälder.

Im Norden der heutigen Industriestadt Mannheim liegt die
Altrheininsel Biedensand, ein großes Naturschutzgebiet. Inmitten
eines breiten Schilfgürtels stößt man auf einen malerischen
Flachsee, das „Welsche Loch“. Seinen Namen erhielt dieser Weiher
nach dem Schiffer Welsch, der als erster wagte, die seinerzeit
ausgekolkte Rheinkehre mit ihrer reißenden Strömung zu
durchfahren. Hier haben bestandsgefährdete Wasser und Sumpfvögel
ihre Brutstätten. Vielen durchziehenden Vogelarten ist der See
ein willkommener Rastplatz. Gelbe Teichrose, Wasserkanne und
Wassernuß machen den heutigen Altrheinarm zur botanischen
Schatzkammer.

Auch im Süden der Mannheimer Gemarkung sind durch Tullas
Rheinregulierung zahlreiche Altrheinarme entstanden, die zusammen
mit mehreren Baggerseen den „Grünen Süden“ bilden. Ein
Freizeitparadies für Paddler, Windsurfer, Badenixen,
Sonnenanbeter und Angler. Auf den Hochwasserdämmen finden
Radfahrer ein ideales Wegenetz fern vom Autoverkehr. Wer mag,
kann die 40 Kilometer von Altrip über Neuhofen, Waldsee,
Otterstadt, Speyer bis Mechtersheim auch zu Fuß zurücklegen.

Vom Heidelberger Schloß blickt man herab in die Gassen der
malerischen Altstadt, die sich eng und verwinkelt am Neckarufer
hinzieht. Das in vielen Windungen zwischen den Hängen des
Odenwaldes eingegrabene Neckartal gehört zu den landschaftlichen
Kostbarkeiten der Kurpfalz  und darüber hinaus.

Zur Baumblüte fährt man am besten an die Bergstraße. Hier beginnt
der Frühling früher als anderswo. Man feiert den Frühlingsanfang
entlang der burgengesäumten „strata montana“ mit
Sommertagsfesten. Im milden Klima gedeihen auch Pflanzen aus
wärmeren Zonen: Zypressen, Feigen, Pomeranzen und Zitronenbäume
kann man beispielsweise im Weinheimer Schloßgarten bewundern.
Sehenswert ist auch der Exotenwald bei Weinheim mit seinen alten
Baumriesen.

Unweit der Bergstraße liegt am Neckar die Römerstadt Ladenburg.
Aus einer keltischen Siedlung und einem römischen Kastell
hervorgegangen, war es lange Zeit Zentrum des Lobdengaus. Später
wurde Ladenburg Sitz der Wormser Bischöfe. Aus dieser Zeit ist
der Wormser Bischofshof erhalten geblieben. Zahlreiche
Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert und die Reste der
Stadtmauer aus dem 12. Jahrhundert mit Hexenturm und Martinstor
verleihen der kleinen Stadt ihren besonderen Reiz. Sehenswert ist
auch die Galluskirche aus dem 13. Jahrhundert mit ihrer
frühromanischen Hallenkrypta.

Im Norden der Kurpfalz liegt Lorsch. Hier befindet sich ein
Kleinod karolingischer Baukunst: Die Torhalle der 764 gegründeten
benediktinischen Reichsabtei. Vom vergangenen Glanz weltlicher
und geistlicher Herren künden auch die mächtigen Dombauten in
Worms und Speyer.

Wer zur nahen Weinstraße und zum Pfälzer Wald aufbricht, sein Weg
führt zunächst durch die Obst und Weingärten der Vorderpfalz,
aber auch weite Gemüsefelder sind typisch für das Land links des
Rheines, dessen Dörfchen die schönsten Fachwerkhäuser im
rheinfränkischen Stil schmücken. An den sonnigen Hügeln der
Haardt finden nicht nur zahlreiche Rebsorten wie Riesling,
Silvaner, Scheurebe und Kerner sondern auch Edelkastanien ideale
klimatische Bedingungen. Mit einem Glas neuem Wein schmecken die
gerösteten „Käschte“ im Herbst besonders gut.

Mit seinen engen, kaum besiedelten Tälern, den einsamen
Forsthäusern, Höhenwanderwegen, Burgruinen und Aussichtspunkten
mit Blick auf die Rheinebene ist der Pfälzer Wald ein
vorzügliches Wandergebiet. Wer mit Kindern unterwegs ist und
deshalb keine großen Touren unternehmen kann, dem bieten sich der
Hochwildpark Kurpfalz bei Wachenheim oder der Holiday Park bei
Hassloch als Ausflugsziel an.

Den Ausflugstag kann dann ein handfestes Vesper mit
hausgeschlachteten Wurstspezialitäten mit einem Glas Wein krönen.
Vor allem im Odenwald laden viele uriggemütliche Wirtschaften
zum Verweilen ein. Gern sitzt man dort in geselliger Runde
beisammen und so vergehen schnell die Stunden. Da wird dann
selbst die Rückfahrt noch zu einem Erlebnis: Millionen von
Lichter funkeln im Dunkel der Nacht in der weiten Rheinebene.

Eine große Vielzahl an Ausflugszielen bietet die Kurpfalz dem
Besucher. Nur eines aber bleibt ihm nicht erspart: Die Qual der
Wahl!

Quelle: unbekannt

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Ein Präsident aus Heidelberg

20.06.96 (Geschichte allg., Personalia)

Friedrich Ebert als pragmatischer Reformer ein Präsident aller Deutschen
Wir schreiben das Jahr 1871: Ist ist noch nicht so lange her, dass im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles der preußische König  Wilhelm I. zum Kaiser des Deutschen Reiches von Fürst Bismarck, dem späteren Reichskanzler ausgerufen wurde. Nur wenige Tage später, am 4. Februar 1871, wurde in Heidelberg im Hause der Familie Ebert ein Knabe geboren, der auf den Namen Friedrich getauft wurde. Die Zeitungen in der Stadt am Neckar berichteten an diesem Tag wieder einmal ausführlich von den Auswirkungen des deutsch-französischen Krieges. Auf der Lokalseite beschäftigte man sich intensiv mit dem gefährlichen Eisgang auf dem zugefrorenen Neckar, der die Alte Brücke so langsam bedrohte.
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„Luftfahrende Frauen“ erregten den Zorn des Abtes Regino

18.04.96 (Personalia, Städte & Gemeinden)

Eine wahre Fundgrube für Volkskundler und Freunde der
Heimatgeschichte ist das 906 vom in Altrip gebürtigen Abt Regino
geschriebene Visitationshandbuch „Libri duo de synodalibus causis
et disciplinis ecclesiastis“. Das Gesamtwerk besteht aus zwei
Werken, deren erstes die Disziplin der Kleriker und das zweite
die der Laien enthält. Beide Werke sind wiederum in zwei Teile
gegliedert. Von besonderem Interesse sind die 454 Kanones, die
die kirchenrechtlichen Grundlagen für die Visitationsfragen an
die Laien enthalten.
Regino war kein Neuerer oder religiöser Eiferer, sondern ein
Chronist, der aus allen verfügbaren mündlichen und schriftlichen
Informationen Material für eine exemplarische Zusammenfassung
nutzte. Seine Synodalfragen basieren auf früheren allgemeinen
Konzilien sowie von Partikularkonzilien des Frankenreiches,
Spaniens, Afrikas und des Orients. 895 war er sogar persönlich
auf einem Konzil, nämlich in Tribur. Diverse Kanones entstammen
auch aus päpstlichen Dekretbriefen sowie aus Schriften der
Kirchenväter und den Bußbüchern der fränkischen und
angelsächsischen Kirche.
Über Sitten und Gebräuche des frühen Mittelalters erhalten wir
über Regino gute Einblicke. Ein großer Fragekomplex behandelt Tod
und Grab. So wollte man damals wissen, „ob jemand über einen
Toten in nächtlichen Stunden teuflische Gesänge singt und bei
Essen und Trinken sich bei der Totenwache über das Ableben des
Verstorbenen freut.“ Regino war erbost über Suff, Gelächter und
Scherze in Privathäusern angesichts eines Toten.
Eine Frage Reginos machte es den Pfarrern zur Pflicht,
nachzuforschen, ob eine Frau von sich behauptet, daß sie in der
Lage sei, durch Zaubersprüche und Zauberpraktiken den Sinn eines
Menschen zu ändern (Liebeszauber). Er forderte auch
Nachforschungen darüber, ob Frauen beim Wollspinnen oder am
Webstuhl Worte sagen oder Dinge tun, die als „nichtchristliche“
zu bezeichnen seien. Ferner wollte er wissen, ob Frauen beim
Kräutersammeln Formeln und Sprüche gebrauchen, um die Kraft der
aus der Erde gerissene Heilkräuter zu wahren.
Ausführlich befaßte sich Regino auch mit dem Schadenzauber, den
bestimmte Frauen ihren Mitmenschen mit ihren Zauberpraktiken
zufügen. Gemeint ist hier etwa ein Schadenzauber, der dafür
sorgt, daß die Ernte vernichtet wird, die Kuh des Nachbarn keine
Milch mehr gibt, das Kind eines anderen stirbt, Lebensmittel
ungenießbar werden, Krankheiten ausbrechen und dergleichen mehr.
Der Schadenzauber gehörte zum Hexentum und die Vorstellung von
„nachtfahrenden Frauen“ erschien bei Regino zum ersten Mal in
geschriebenem Recht.
Laut Regino mußte der Visitator nachforschen, ob eine Frau mit
einer Schar in Frauengestalt verwandelter Dämonen in bestimmten
Nächten auf irgendwelchen Tieren in dieser Gesellschaft reitet.
Der von Regino erwähnte „Hexenzug luftfahrender Frauen“ richtete
aber keinen speziellen Schaden an, sodaß Regino lediglich die
Tatsache des Luftfahrens tadelte und mit der Vertreibung aus der
Pfarrei ahndete.
Im Verdacht außerchristlicher Praktiken standen aber auch
Schweine und Rinderhirten sowie Jäger. Der Visitator sollte
daher erforschen, ob diese Menschen „teuflische Gesänge“ über
Brot und Kräutern anstimmten oder irgendwelche Zaubersprüche
anwandten. Drakonische Sanktionen oder gar die Todesstrafe sah
Regino nicht vor.
In den folgenden Jahrhunderten beflügelte jedoch der Hexenglaube
die Phantasie des Volkes. Höhepunkte des Hexenwahns waren jeweils
die schlimmsten Notzeiten, so zum Beispiel die Zeit während des
30jährigen Krieges sowie in Hunger und Pestjahren. Verfolgt
wurden übrigens nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die als
Hexenmeister bezeichnet wurden. Das Jahr 1582 brachte der
Kurpfalz das unter Kurfürst Ludwig VI. geschaffene Landrecht, das
Hexerei und Zauber unter harte Strafen stellte. Nach der
kurpfälzischen Malefizordnung wurde „Zauberey und Heyerey“ mit dem
Tode durch Feuer bestraft.
Regino erregte sich auch über die Tatsache, daß Kirchenfriedhöfe
oft nicht eingezäunt waren und somit verschmutzt werden konnten.
Ihn störte, daß bei Memorienfesten (Totengedenktagen) auf dem
Friedhof „geschmaußt, lachet und danzet“ wurde. Auch unsittliche
Lieder waren vielfach üblich. Ebenso üblich war auch, daß nach
dem Kirchweihhochamt auf dem Kirchhof Tänze von Frauen
in Männermasken und von Männern in Tier und Frauenmasken
aufgeführt wurden. Im Mittelalter finden sich viele Beweise von
solchen Tänzen auf den Friedhöfen, denn es mußten immer wieder
kirchliche und gesetzliche Verbote erlassen werden.
Die Kirche hat sich in den Jahrhunderten längst mit dem
vorchristlichen Brauchtum mehr oder minder abgefunden und ließ es
zu, daß die Menschen bei Kirchweih „auf den Rummel“ gingen.
Auch im heutigen Dorfbild von kleineren Gemeinden ist als spätes
Relikt dieser längst vergangenen Zeit oftmals noch der
Rummelplatz und die Dorfwirtschaft in unmittelbarer Nähe zur
Kirche zu finden. Im Grunde ist dies nur eine Verlagerung von den
früher üblichen Festivitäten vom Friedhof und Kirchhof an eine
„ungeweihte“ Stätte sowie in geschlossene Lokalitäten.

Aus: Rheinpfalz, 18.4.1996, Wolfgang Schneider

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Aus dem Altriper Bub wurde Abt Regino

18.04.96 (Personalia)

Der Vater von Karl dem Großen, König Pippin, schenkte im Jahre
762 dem Kloster Prüm in der Eifel die dem heiligen Medardus
geweihte Klosterzelle zu Altrip. Als Sohn vornehmer Eltern kam in
Alta Ripa Regino zur Welt und wurde, da man schon bald die hohe
Begabung des Jungen erkannte, in das Mutterkloster gebracht, wo
er später Mönch wurde.
892 fielen die Normannen zum zweiten Male in die Eifel ein und
zerstörten die mächtige Abtei Prüm. Dem Mord und Raubzug konnte
sich Abt Farabert in letzter Minute durch die Flucht entziehen.
Regino berichtet darüber, daß die Normannen am Tage der
Erscheinung des Herrn, durch den Ardennenwald dringend, in das
Kloster Prumia gelangt seien, nachdem sie die Aachener Pfalz und
die Klöster Inda (Korneliusmünster bei Aachen), Stablo (Stavelot,
Belgien) und Malmundurias (Malmedy, Belgien) überfallen hatten.
Mit den Bauern, die zur Verteidigung aufgeboten worden waren,
waren die Eindringlinge wegen der schlechten Kampfdisziplin
schnell fertig geworden und hätten sie grausam niedergemetzelt.
In dieser Situation legte der seitherige Abt sein Amt nieder.
Der Konvent wählte 892 Regino als siebten in der Reihe der Äbte,
allerdings gegen den heftigen Widerstand von Gerhard und Matfried
von Hennegau. Die Grafenfamilie, die im MittelmoselGebiet große
Ländereien und Einfluß besaß, hätte gerne ihren Bruder Richarius
als Abt gesehen. Das Ränkespiel gegen Regino ging in der
Folgezeit weiter und die Mönche beteiligten sich daran sehr
intensiv. Die Zeitläufe waren überdies denkbar günstig, denn das
Reich
Karl des Großen zerfiel, nachdem sich seine Enkel heillos
zerstritten hatten. Zudem fielen vom Norden die Normannen und vom
Süden die Magyaren ein.
Trotzdem gelang Regino ein beachtliches Werk: Im zweiten Amtsjahr
legte er ein Besitzstandsverzeichnis für über 119 Fronhöfe mit
1530 Bauernhöfen, den „Prümer Urbar“ an. Als er nach sieben
Jahren zur Abdankung gezwungen wurde, hatte er die Abtei nicht
nur wieder aufgebaut, sondern sie zu einer der größten und
reichsten Klöster der damaligen Zeit fortentwickelt.
Sein Nachfolger Richarius, der mit dem herrschsüchtigen Herzog
Reginar von Lothringen paktierte, betrachtete die Abtei als sein
weltliches Eigentum, sodaß der Niedergang vorprogrammiert war.
Richarius schaffte gar noch die Bischofswürde von Lüttich.
Regino hatte Glück, denn der Trierer Erzbischof nahm sich seiner
an und so wurde er 899 Abt zu St. Martin in Trier, wo er bis zu
seinem Tode 915 sehr erfolgreich wirkte.
902 schrieb er ein Standardwerk über den Chorgesang und 908
vollendete er sein Hauptwerk, die Chronica. Damit ging er als
Verfasser der ältesten deutschen Weltgeschichte in die Historie
ein. Diese Tatsache bewog die Gemeinde Altrip, Abt Regino zu
Ehren vor der Dorfkirche am 19. November 1911 ein Denkmal zu
errichten.

Aus: Die Rheinpfalz, 18.4.1996, Wolfgang Schneider

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Die beschwerliche Reise nach Canossa

10.04.96 (Geschichte allg., Personalia)

Im Dezember 1076 wurden die Speyerer unfreiwillige Zeugen einer
der bekanntesten Reisen in der Geschichte. Der 26jährige
Salierkönig Heinrich IV. brach vom Dom aus nach Canossa auf, um
bei Papst Gregor VII. Abbitte zu leisten. Es wurde ein bitterer
Bußgang für den ehrgeizigen König, der zum geflügelten Wort
werden sollte. Hoch zu Roß und nur mit einem kleinen Troß im
Gefolge zog der König nach Süden, Richtung Italien. Grund für
diese Reise war ein erbitterter Machtkampf zwischen Kirche und
weltlicher Macht im Mittelalter.
Durch den Investiturstreit, einem Konflikt über die Ernennung von
geistlichen Würdenträgern durch Laien, brach ein offener Konflikt
zwischen weltlicher und kirchlicher Macht aus. Vor allem über die
Besetzung des Mailänder Erzbistums und der Politik gegenüber den
Reichsbischöfen geriet Kaiser Heinrich mit Papst Gregor in
Streit. Er ließ 1076 durch eine Synode in Worms den Papst
absetzen, worauf Gregor ihn bannte und Heinrichs Untertanen vom
Treueeid entband. Dies war die erste Absetzung eines deutschen
Herrschers durch einen Papst.
Bisher hatten der mittelalterliche Staat und die Kirche eine
Einheit gebildet, die vom deutschen König und dem Papst
garantiert wurde. Doch Heinrich IV. und Gregor VII. brachen mit
dieser Tradition, denn der Salierfürst hatte ein sehr weltliches
Machtverständnis. Als der Papst den weltlichen Fürsten das Recht
über die Ernennung von Bischöfen aberkennen wollte, sperrte sich
Heinrich. Er ging in die Offensive und stellte die Autorität des
höchsten Kirchenfürsten in Frage.
Der Streit mit dem Papst spaltete auch die deutschen Fürsten. Den
einen war der machthungrige Heinrich ohnehin ein Dorn im Auge,
andere standen zu ihm. Gregor VII. hatte mit dem Kirchenbann zu
seiner schärfsten Waffe gegriffen. Wen der Bann traf, war aus der
Kirche ausgestoßen, exkommuniziert und vogelfrei. Der Papst
setzte ferner ein Ultimatum in Kraft, wonach ein neuer König
gewählt werden sollte. Die Mehrheit der Fürsten und Bischöfe
wandten sich nun vom König ab. In Trebur beschlossen sie seine
Absetzung, falls er sich nicht mit der Kirche aussöhnte. Jetzt
ging es um Heinrichs Kopf, denn die Mehrheit der anderen Fürsten
war bereit, einen neuen König zu wählen.
In die Enge getrieben blieb ihm letztlich nur noch eine
Möglichkeit: Er mußte den Papst umstimmen, der auf dem Weg von
Rom nach Deutschland war, um die neue Königswahl voranzutreiben.
So machte sich Heinrich im Dezember 1076 von Speyer gen Süden
auf. Heinrich reiste mit kleinem Gefolge und hatte keine Soldaten
bei sich. Ihn begleiteten seine Frau Bertha und sein Sohn, der
Thronfolger Konrad, sowie einige Bischöfe und ein paar
Bedienstete mit dem Gepäck.
Die Reise ging über Straßburg nach Besancon, wo die Gesellschaft
bei dem königstreuen Grafen Wilhelm von Burgund das
Weihnachtsfest feierte. Dieser Riesenumweg auf dem Weg nach
Italien war notwendig, da der schwäbische und der bayerische
Herzog die Alpenübergänge für Heinrich gesperrt hatte. So blieb
dem König nur der Weg über Frankreich. Er überquerte den Jura und
gelangte durch die Schweizer Alpen nach Italien. Ein
zeitgenössischer Geschichtsschreiber berichtete, wie die
Reitpferde beim Überschreiten der verschneiten Paßstraße am Mont
Cenis in Schluchten stürzten. Ortskundige Führer hätten die
Reisenden über die gefährlichen Grate geleitet und die Damen des
Gefolges auf Rinderhäuten über die Schneefelder gezogen.
Gregor war inzwischen Richtung Deutschland aufgebrochen. In
seinem Gefolge befanden sich zwei Bischöfe und vier Mitglieder
der Kurie. Weihnachten verbrachte die Reisegruppe in Florenz.
Nach der Überquerung des vereisten Pos erreichte der Papst
Mantua. Hier wartete er auf die Gesandtschaft deutscher Fürsten,
die ihn nach Augsburg bringen sollten. Doch die Gesandtschaft kam
nicht. Gregor wurde nervös, als ihm Gerüchte zu Ohren kamen,
Heinrich sei im Anmarsch und wolle seine Anhänger in Oberitalien
zum Kampf gegen den Papst aufrufen. Doch dem war nicht so.
Heinrich wollte keine militärische Konfliktlösung.
Dennoch, der Papst ging lieber auf Nummer sicher. Er suchte
Schutz in der Burg seiner treuen und mächtigen Verbündeten,
Mathilde, Marktgräfin von Tuscien. Diese Burg lag auf einem Hügel
bei der Ortschaft Canossa, am Fuß des Apennin.
Unterdessen schickte Heinrich Boten aus, die mit dem Papst erste
Verhandlungen über die Bannlösung aufnehmen sollten. Der König
und sein Gefolge nahmen Quartier in der Burg Bianello, etwa zehn
Kilometer von Canossa entfernt und ebenfalls im Besitz der
Marktgräfin Mathilde. Zunächst pendelten Boten zwischen den
beiden Burgen hin und her. Doch die Verhandlungen über die
Aufhebung des Kirchenbanns gerieten ins Stocken. Als sie zu
scheitern drohten, dachte Heinrich über seine Abreise nach.
Da bot sich der Abt Hugo von Cluny, Heinrichs Taufpate, als
Vermittler an. Er arrangierte ein Treffen zwischen Heinrich und
Mathilde, an dem er auch selbst teilnahm, in der Burgkapelle
Montezane, auf halbem Wege zwischen Canossa und Bianello gelegen.
Mit einem Kniefall bat Heinrich die Gräfin, die übrigens auch
seine Cousine war, um Vermittlung.
Doch Gregor wollte nicht einlenken. Der Papst war fest
entschlossen, in Augsburg einem Schiedsgericht über Heinrich
vorzustehen und den deutschen Thronstreit selbst zu regeln. Die
Unterhändler verhandelten trotzdem weiter. Sie boten Gregor ein
neues königliches Treueversprechen und eine angemessene Buße an.
Was nun folgte, ging in die Geschichte ein:
Am Mittwoch, dem 25. Januar 1077, erschien Heinrich vor der Burg
Canossa. Er trug zum Zeichen seiner Buße ein grobgewebtes Gewand.
Trotz des Schnees ging er barfuß. Wie es das Bußritual
vorschrieb, klopfte er an das Burgtor und begehrte Einlaß.
Das Datum war klug gewählt, denn der 25. Januar war ein
kirchlicher Gedenktag. An diesem Tag soll Saulus zum Paulus
bekehrt worden sein. Damit brachte Heinrich den Papst in eine
Zwickmühle. Als Priester konnte er sich nicht von Heinrich
abwenden, der nach dem Vorbild von Saulus um Gnade flehte. Dieser
Schachzug paßte nicht in das machtpolitische Kalkül des
Kirchenfürsten. Doch an diesem Januartag geschah nichts. Für
Heinrich blieb das Burgtor geschlossen. Der König wartete eine
angemessene Frist und ritt in sein Quartier zurück. Den Rest des
Tages verbrachte er, wie vorgeschrieben, mit Beten und Fasten.
Am nächsten Tag ritt Heinrich erneut nach Canossa. Im Büßergewand
und barfüßig stand er wieder vor der Burg und begehrte Einlaß.
Abermals blieb Gregor hart. Er ließ den Salierfürst in der
eisigen Kälte stehen. Währenddessen setzten die Unterhändler ein
Schriftstück auf, das Bedingungen zur Bannlösung beinhaltete.
Am Freitag, dem 27. Januar, erschien Heinrich zum dritten Mal vor
der Burg. Die Ablehnungsfront begann zu brökeln. Gregors Berater
fingen an, dem Papst „ungewöhnliche Härte, ja sogar Grausamkeit
einer gleichsam tyrannischen Wildheit“ vorzuwerfen.
Doch noch blieb Gregor hart. Heinrich wurde kein Einlaß gewährt.
Der König kehrte wieder nach Bianello zurück, fastete und betete
weiter.
Heinrich ließ nicht locker. Am nächsten Tag, dem 28. Januar,
stand er zum vierten Mal vor dem Burgtor. Diesmal wurde seine
Mühe belohnt. Gregor ließ das Tor öffnen. Heinrich warf sich ihm
zu Füßen und bekannte sich schuldig. Der Priester in Gregor hatte
über den Machtpolitiker gesiegt. Der Papst entließ den König aus
dem Kirchenbann. In der Burgkirche wurde Heinrich ein in
lateinischer Sprache abgefaßtes Dokument überreicht. Der König
war des Lesens mächtig und konnte sich sofort ein Bild von der
Vereinbarung machen.
In Form eines urkundlichen Versprechens gelobte er dem Papst, den
Konflikt mit den Fürsten in einer angemessenen Zeit beizulegen und
sich Gregors Urteil zu unterwerfen. Außerdem mußte er dem Papst
für seine Reise nach Deutschland freies Geleit zusichern. Die
Vereinbarung wurde von zwei Bischöfen im Namen des Königs
beschworen.
Danach las Gregor die Messe und spendete dem reumütigen Heinrich
das Abendmahl. Durch diese klerikale Handlungen war der König
wieder in der Gemeinschaft der Kirche aufgenommen worden.
Schließlich nahmen die beiden Kontrahenten ein gemeinsames
Mittagessen ein. Die Aussöhnung zwischen König und Papst war
gelungen  vorerst.
Doch die Harmonie sollte nicht lange währen. Heinrich hatte zwar
das Bündnis zwischen dem Papst und seinen deutschen Gegnern
beendet, doch hatte er mit seiner Unterwerfung unter den Papst
auch das Ende des Gottesgnadentums in Kauf genommen. Die Gegner
Heinrichs kümmerten sich wenig um die Versöhnung von Canossa und
wählten Rudolf von Schwaben zum Gegenkönig. Der Papst hielt sich
zunächst aus dem Konflikt heraus. Heinrich konnte sich mit
Waffengewalt behaupten.
Auf der Fastensynode 1080 schlug sich Gregor wieder auf die Seite
von Heinrichs Gegnern. Erneut sprach er den Bann über den Salier
aus. Doch diese Waffe hatte sich abgenutzt. Im Oktober kam es zur
Entscheidungsschlacht in Merseburg. Heinrichs Heer wurde zwar
geschlagen, aber trotzdem errang der König den Sieg. Rudolf von
Schwaben starb auf dem Schlachtfeld und hatte seine rechte Hand,
mit der er einst Heinrich die Treue geschworen hatte, verloren.
Anhänger und Gegner sahen dies als Gottesurteil an. Es dauerte
bis zum August 1081, bis sich wieder eine Opposition bildete und
einen neuen Gegenkönig wählte, Hermann von Salm.
Unterdessen war Heinrich nach Rom gezogen, um sich zum Kaiser
krönen zu lassen. Gregor mußte nach Süditalien fliehen und starb
im Mai 1085 in der Verbannung in Salerno. Doch Heinrichs Triumph
währte nicht lange, denn eine deutschitalienische Koalition
wählte seinen Sohn Konrad zum Gegenkönig. Heinrich ließ den
eigenen Sohn ächten und ernannte seinen Zweitgeborenen Heinrich
V. zum König.
Doch die Aussöhnung mit der Kirche mißlang, weil Heinrich in der
Investiturfrage nicht nachgab. 1104 erhob sich auch Heinrich V.
gegen ihn. Er nahm seinen Vater gefangen und zwang ihn, im
Dezember 1105 abzudanken. Im Februar 1106 gelang dem Kaiser die
Flucht nach Lüttich. Von dort aus wollte er die Macht wieder
zurückerobern, doch da starb er  immer noch exkommuniziert.
Es dauerte fünf Jahre, bis er, posthum vom Bann gelöst, in der
Gruft des Speyerer Doms seine letzte Ruhestätte fand.

Aus: Die Rheinpfalz, Michael Schmid, April 1996

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Von Mosbach nach Heidelberg immer am Neckar entlang

01.04.96 (Landschaft & Orte)

Wie Perlen an einer Kette empfindet man die Ortschaften. Fast
jedes Dorf hat eine Burg oder zumindest eine Ruine, hübsche
Fachwerkgebäude, malerische Winkel und stets an diesem
verführerischen Fluß entlang. Aber der Reihe nach …

Nicht selten werden die besten Ideen am Stammtisch geboren. So
auch in unserem Fall. Jeder hatte einen besseren Gedanken, wie
man das verlängerte Wochenende hätte verbringen können. Plötzlich
stand sie im Raum: die Fahrradtour von Kurpfälzern vom östlichen
Ende der Kurpfalz bis zur alten kurpfälzischen Residenzstadt. Und
das schöne an der ganzen Sache wäre, daß es immer bergab gehen
sollte  immer dem Neckar entlang. Quasi auf den Spuren von Mark
Twain und den deutschen Romantikern, die diesen Teil des
Neckartales besonders liebten. Und dann ging es doch tatsächlich
auch los:

Gestartet sind wir in Mosbach am Südrand des Odenwaldes und im
Osten der ehemaligen Kurpfalz gelegen. Hier begegnet einem
Geschichte auf Schritt und Tritt. Am meisten beeindruckte uns der
Marktplatz mit dem fünfgeschossigen Palm’schen Haus aus dem Jahre

  1. Es ist nicht umsonst eines der bekanntesten Fachwerkgebäude
    aus der Renaissance in BadenWürttemberg. Die Stiftskirche im
    Zentrum der historischen Altstadt steht schon seit 1390 und wird
    seit über 250 Jahren simultan benutzt, also von Katholiken und
    Protestanten gemeinsam. Beim Rundgang durch die idyllische
    Kreisstadt entdeckten wir etwas außerhalb das Gutleuthaus, das
    Elendshaus und die Gutleutkapelle. Es ist eine sehenswerte, weil
    sehr gut erhaltene, geschlossene Anlage aus dem 15. Jahrhundert.
    Im Elendshaus wurden einst Fremde untergebracht, die abends nicht
    mehr in die Stadt eingelassen wurden.

Nur wenige Kilometer der Elz folgend, kamen wir an die Stelle, wo
das kleine Flüßchen in den Neckar mündet. Nahebei liegt der Ort
Neckarelz, wo früher mit Wasserkraft Getreide gemahlen wurde. Die
Strecke geht gemütlich weiter und wir radelten immer am Neckar
entlang, der sich langsam durch den Vorderen Odenwald windet. Bei
Binau beschreibt der Fluß eine enge Schleife. Zuvor aber waren
wir in der Nähe von Obrigheim am ältesten deutschen Atomkraftwerk
vorbeigekommen, das seit über 25 Jahren nun Strom liefert.

Hinter Neckargerach kam dann  von Wald umgeben  Schloß
Zwingenberg in Sicht. Wir gönnten uns eine Pause und wanderten zu
Fuß durch die Wolfsschlucht. Hier soll Carl Maria von Weber
Eindrücke gesammelt und einen Teil der Oper „Der Freischütz“
komponiert haben.

Es folgte ein besonders romantischer Abschnitt, eingeklemmt
zwischen dem Neckar auf der einen und dem steil nach oben
steigenden Odenwald auf der anderen Seite. Nach nicht einmal 26
Kilometern erreichten wir Eberbach, eine Stadt mit reicher
Tradition. Von der einstigen Stadtmauer ist leider nicht mehr
viel zu erkennen. Zu erkennen sind aber noch die vier Wehrtürme
der Stadtbefestigung. Der schönste ist sicher der „Blaue Hut“ aus
dem 15. Jahrhundert. Zahlreiche Fachwerkhäuser fallen durch ihre
reiche Bemalung auf.

Bei einem herrlichleckeren Stück von der berühmten
ViktoriaTorte, mit der der englischen Königin Viktoria zur
Krönung gratuliert wurde und seitdem aus den Cafés in Eberbach
nicht mehr wegzudenken ist, beschlossen wir dann, einen weiteren
Teil der Strecke auf dem Neckar zurückzulegen. Wir mieteten uns
drei Kanadier und tauschten so die Fahrradlenker gegen Paddel
aus. Ein echtes Erlebnis, so langsam dahinzugleiten, vorbei an
Blumenwiesen, Graureihern und Schwertlilien. Kurz vor Hirschhorn
setzten wir wieder aus, und zwar genau dort, wo sich dicht am
Ufer die Ersheimer Kapelle befindet. Sie ist die älteste Kirche
im Neckartal und wurde bereits 773 gebaut.

Ohne Eile ging es jetzt mit den Rädern weiter, zum Teil auf alten
Treidelpfaden neben dem Neckar, auf denen früher die Lastkähne
flußaufwärts von Pferden gezogen wurden. Schon von weitem ist das
Schloß Hirschhorn zu erkennen. Darunter liegt der Ort, eine
außergewöhnlich gut erhaltene mittelalterliche Stadt. Sie
befindet sich übrigens auf einem zu Hessen gehörenden Landzipfel.
Vom Schloßberg aus gab es viel zu sehen, denn an dieser Stelle
beschreibt der Neckar eine doppelte Schleife.

Weiter neckarabwärts erreichten wir Neckarsteinach, das gleich
von vier Burgen bewacht wird: die Vorder, Mittel und Hinterburg
sowie die Schadeck, im Volksmund nur Schwalbennest genannt. Links
des Neckars liegt hoch oben auf dem Berg die Bergfeste Dilsberg.
Von ihr ist auf dem 330 Meter hohen Bergkegel zwar nur eine Ruine
übriggeblieben, aber der mittelalterliche Ort mit seiner
gewaltigen Ringmauer ist besonders sehenswert. Beeindruckend auch
der 47 Meter tiefe Burgbrunnen und ein unterirdischer Fluchtgang.
Erinnerungen an die Kinderzeit, an Sagen und Märchen wurden
wieder lebendig.

Unten im Tal liegt Neckargemünd, das auf eine tausendjährige
Geschichte zurückblicken kann und ein sehenswertes Stadtbild
bewahrt hat. Nach kurzer Fahrt trafen wir in jener einzigartigen
Stadt ein, die auf der ganzen Welt für Deutschland steht und beim
Nennen des Namens die Herzen aller Romantiker höher schlagen 
Heidelberg. Obwohl alle im Umkreis von Heidelberg zu Hause,
schlossen wir uns einer Stadtführung an. Am Weg lagen die Alte
Universität, der berühmte Studentenkarzer und natürlich die Alte
Brücke mit einem Bilderbuchblick über die Altstadt und das
darüber liegende Schloß. Zwar ist die einst mächtige Residenz der
Kurfürsten von der Pfalz nur noch als Ruine erhalten, doch sind
Glanz und Macht noch heute zu spüren.

Wir wären noch gerne länger in der Perle am Neckar geblieben,
aber noch galt es, die letzte Etappe unserer Radtour zu
bewältigen. Die zwanzig Kilometer nach Mannheim, der barocken
Residenzstadt der Kurfürsten, bewältigten wir recht schnell,
ließen das allein einen Ausflug werte römischmittelalterliche
Ladenburg mit seiner Neckarfähre rechts liegen. Für einen, der
zum ersten Mal nach Mannheim kommt, ist es zunächst nicht leicht,
sich zu orientieren, denn das Zentrum ist in 144 Quadrate
eingeteilt. Für uns aber kein Problem, galt doch unser letzter
Besuch zum Abschluß der an Erinnerungen reichen Tour dem
Museumsschiff am Neckar. Direkt an der Kurpfalzbrücke liegt
dieser alte Personenraddampfer, in dem es nicht nur ein
lobenswertes Restaurant untergebracht ist, sondern auch ein
kleines Museum, daß die Entwicklung der Schiffahrt auf Neckar und
Rhein darstellt.

Und bei der untergehenden Sonne, in der Hand ein kühler Riesling
 entweder von der nahen Bergstraße oder aus der Pfalz , kam uns
so der abschließende Gedanke: „Warum in die Ferne schweifen, wenn
die Kurpfalz liegt so nah!“

Quelle: unbekannt

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285 Jahre Neulußheim: Verkehrsgünstige Lage fördert Ansiedlung

23.03.96 (Städte & Gemeinden)

Neben Altlußheim darf auch die jüngere Tochtergemeinde
Neulußheim in diesem Jahr ein Jubiläum feiern. Als jüngste
Gemeinde in der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim
erinnert man sich dem 285. Geburtstag, denn die
Ortsgründung wird auf 1711 datiert. Obwohl kein
klassisches Jubiläum gefeiert wird, ist es doch wert, sich
einmal im Rahmen der Altlußheimer Feierlichkeiten an die
Zeit zu erinnern, als Bürger Julius Schickard einen Antrag
an den Herzog von Württemberg stellte, ein unbebautes
Ackerland im Osten der damaligen Gemarkung bewirtschaften
zu dürfen. Es handelte sich dabei um das Gebiet im Bereich
der Altlußheimer und Hockenheimer Straße im heutigen
Neulußheim.

Dort hatte der Landpfleger Schickard auf dem Grundstück
des Gasthauses „Zum Bären“ einen Meierhof (Molkerei) nebst
Wirtschaft und eine Bierbrauerei errichtet. Zum Bau dieses
Gehöftes wurden viele Tagelöhner aus den umliegenden Orten
eingesetzt. Die Zahl der Beschäftigten wuchs so rasch an.
Viele hatten ihre Familien mitgebracht, die sich ebenfalls
um Arbeit bemühten. Der Ansatz zu einem neuen Dorf war
gegeben. Mit der Zeit entstand eine kleine Siedlung für
die Tagelöhner. Aus alten Unterlagen geht hervor, daß
diese von Anfang an in einem regelmäßigen, kreuzförmigen
Grundriß angelegt wurde. Diese Siedlungsweise prägt noch
heute den Ort, der an historischen Bauwerken recht arm
ist.

Als Name der neuen Siedlung wurde erstmals 1716 als
„Lußhofen“ schriftlich erwähnt. Im Jahre 1735 erschien
dann zum ersten Mal der Begriff „NejLußheim“, der als
„NeuLußheim“ erst 1816 der aufstrebenden Gemeinde amtlich
verliehen wurde.
Kurios ist, daß auf vielen Landkarten und in zahlreichen
alten Dokumenten die Siedlung immer wieder als „Calabria“
erwähnt wird. Dieser Spottname geht nach Meinung vieler
Historiker darauf zurück, daß „NejLußheim“ als
Schmugglernest galt und es dort „zugegangen ist wie im
italienischen Kalabrien“. Nachgewiesen ist aber nur, daß
die Grenzlage hin zur Kurpfalz und zum Fürstbistum Speyer
den unerlaubten Handel ohne Zölle förderte. Als
württembergische Exklaven saßen die beiden Lußheimer
Dörfer praktisch „wie die Maden im Speck“. So jedenfalls
stellte sich die Situation für den Karlsruher
HofGeographen Wilhelm Greiben dar, der im Auftrag des nur
für kurze Zeit amtierenden „churfürstlichbadischen
Cabinetts“ die neuen Lande im Norden des späteren
Großherzogtums Baden bereiste.
Der junge Ort erregte schon von Anfang an die Gegnerschaft
von Altlußheim und des Hochstiftes Speyer, das bei der
Ortsneugründung nicht um Zustimmung gefragt worden war.
Bereits 1723 wurde vorgeschlagen, die Einwohnerzahl von 50
auf 30 Personen zu reduzieren. Aber trotz allem konnte
dies nicht verhindern, daß die günstige Lage an der
Kreuzung zweier wichtiger Handelsstraßen das Wachstum des
Ortes förderte. Von 1870 an kam die gegenüber Altlußheim
viel bessere Lage zur neuen Bahnstation an der
Rheintalbahn dazu. Die Gemeinde wuchs ständig und bereits
1898 wurde die Bebauung der Friedrichstraße und die
Verlängerung der Bahnhofstraße freigegeben.
Neulußheim mußte seit 1811 unter jedem Krieg leiden. Viele
Neulußheimer wurden im „Russischen Krieg“ in die
Rheinlandtruppen Napoleons gezwungen und mußten für den
französischen Kaiser an dessen Expansionskriegen
teilnehmen. Zuletzt forderte der Zweite Weltkrieg große
Opfer von der Bevölkerung. Nach Kriegsende stieg die
Einwohnerzahl von 2.960 auf rund 3.500 Personen an, denn
1946 kamen bei den Vertreibungsaktionen der Siegermächte
viele Familien aus dem Sudentenland, Ungarn und den
deutschen Ostgebieten nach Neulußheim. Nach anfänglichen
Schwierigkeiten bei der Unterbringung und Eingliederung
sind die Heimatvertriebenen längst zu „Neilossemer“
geworden.
Daß die Gemeinde auch zukünftig sich weiter entwickeln
kann, verdankt sie seiner überaus verkehrsgünstigen Lage
und der Ausweisung im Regionalplan als sogenannter
Achsenstandort. Neulußheim hat heute mit 338 Hektar den
kleinsten Gemarkungsanteil der vier Nachbargemeinden und
wird wie zu seiner Gründung noch größtenteils von
Altlußheimer Gelände umgeben. Das ist Dorf eine reine
Wohngemeinde geblieben, in der mehrere kleinere und
größere Gewerbebetriebe angesiedelt wurden.
Neulußheim hat sich in den vergangenen Jahren zu einem
immer lebenswerteren Ort entwickelt, der ob seiner
kulinarischen Lage mitten im badischen
Spargelhauptanbaugebiet vor allem in den nächsten Wochen
wieder auf dem Reiseplan vieler Liebhaber des königlichen
Gemüses stehen wird. (og)

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Reform der Feier- und Festtagsordnung

17.03.96 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Bischof Franz Christoph von Hutten sorgt im Jahr 1770 mit seiner Entscheidung für „Unruhe“ im Bistum Speyer 
Die Reformfreudigkeit deutscher Fürsten in der Zeit vor der Französischen Revolution ist in erster Linie auf die Bewegung der Aufklärung zurückzuführen. Diese Aufgeschlossenheit ist nicht nur bei weltlichen, sondern auch bei geistlichen Territorien in ganz Europa wahrzunehmen. Sie wollten die „brüchig gewordenen Werte der Vergangenheit in ihrem Wahrheitsgehalt analysieren“ und neue Maßstäbe setzen. Die Reformfreudigkeit ist auch bei dem Speyerer Bischof Franz Christoph von Hutten festzustellen. Während seiner Regierungszeit von 1743 bis 1770 hat er eine Vielzahl von Reformgesetzen im weltlichen und kirchlichen Bereich erlassen. Allein über 400 Verordnungen für den kirchlichen Bereich sind überliefert. Weiterlesen »

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