Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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Ein ganz besonderes Spiel

19.12.92 (Geschichten & Erzählungen)

Die Wochen im Dezember waren für mich auch in der schweren Zeit des letzten Krieges voller unbeschwerter Vorfreude und geprägt von erwartungsvollem Erleben. Großmutter und die zwei Großtanten, die in der Nachbarschaft wohnten und beinahe ständig bei uns waren, packten Pakete und schrieben Briefe, eilig tunkten ihre Schreibfedern wieder und wieder ins Tintenfass, kratzten über weiße Bögen und farbige Karten. Weiterlesen »

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Sie kamen als Fremde und wurden Pfälzer

24.12.91 (Arbeit & Soziales, Handel & Handwerk, Städte & Gemeinden)

Das schönste Haus in Lambrecht ist das beispielhaft renovierte „Wallonen-Haus“. Es erinnert den Besucher daran, daß die Pfalz nicht nur ein Auswanderungs, sondern auch ein wichtiges Einwanderungsland gewesen ist. Ein Land, in dem Glaubensflüchtlinge Zuflucht und eine neue Existenz gegründet haben, aber auch ein Land, das nach dem Dreißigjährigen Krieg Ausländer gerufen hatte, um die fast menschenleer gewordene Orte wieder zu besiedeln. Weiterlesen »

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Die Hugenotten kommen

17.12.91 (Arbeit & Soziales, Glaube & Religion, Handel & Handwerk)

Hundertzwanzig Jahre nach der Vertreibung der Reformierten durch die spanische Herrschaft erlebte Europa wieder eine Flüchtlingswelle. Sie begann mit der Aufhebung des Ediktes von Nantes. Diesmal waren die Reformierten in Frankreich betroffen, die Hugenotten. Jeder zwölfte Franzose folgte in der Zeit Ludwigs XIV. seiner Glaubensüberzeugung und floh ins Ausland. Brandenburg-Preußen nahm einen erheblichen Teil dieser Asylsuchenden auf. Auch in der damaligen Kurpfalz ließen sich Hugenotten nieder  zum wirtschaftlichen und kulturellen Vorteil des Aufnahmelandes. Weiterlesen »

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Der südliche Zirkelbau des Schwetzinger Schlosses

30.11.91 (Burgen & Schlösser)

Die Zirkel in Schwetzingen wurden gebaut, weil das Schloß zu klein geworden war und ein Neubau an finanziellen Überlegungen scheiterte. Der nördliche Zirkelbau diente als Orangerie, der südliche bot sozusagen die Ersatzsäle für Feste des Hofes. Der Speise und Spielsaal erhielten daher eine besonders reiche Ausstattung, von der heute nur noch die herrlichen Stukkaturen von Guiseppe Antonio Albucci und einige der schönen, geschmiedeten Blumenlaternen vorhanden sind. Weiterlesen »

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Über das Eis zum anderen Ufer

23.11.91 (Landschaft & Orte)

Glitzernde Eismassen statt fließendes Wasser verbanden im Februar
1929 die Menschen rechts und links des Rheines. Der große Strom
war zum „Stehen“ gekommen, meldeten damals die Zeitungen, als die
ersten Eisschollen sich in der Höhe von Frankenthal verfestigten.
Das Thermometer zeigte minus 15 Grad und bei Binden war der Rhein
bereits auf über 20 Kilometern zugefroren. Am 15. Februar 1929
war dann der Rhein endgültig von Speyer bis Bingen „zu Eise
erstarrt“, wie die Schlagzeile im „Generalanzeiger“ lautete.

„Langsam aber zähe, wie es nur der gefürchtete Gegner tun kann,
trieben die mächtigen Eisschollen in den letzten Tagen vorwärts,
setzten sich an den Ufern, Buhnen und Seitenarmen fest,
verbarrikadierten sie die Häfen und würgten den Verkehr ab“,
meldete das Blatt und wertete das Geschehen als einen
„heimlichen, fast unwirklichen Vorgang“. Eine weiße Eiswüste
lagerte über dem Strom, hieß damals, und erinnert wurde auch an
den 12. Februar 1895 und an die 60er Jahre des vorigen
Jahrhunderts, als der Strom ebenfalls zugefroren war.

Das „Jahrhundertspektakel“ lockte damals unzählige Menschenmassen
an die Ufer. Ganze Schulen pilgerten zum Rhein, darunter auch die
Hockenheimer Schülerinnen und Schüler der drei Volksschulen.
Ferdinand Auer und Jakob Riedel hatten als erste sich den Weg
über den Rhein gebahnt. Sie waren vom Ufer in Höhe des Lusshofes
aus bis zum „Hammer“ auf speyerischer Seite hinübergepilgert und
dort erst einmal einen Glühwein getrunken. Weniger Glück hatte
Hermann Kleber, der sich ebenfalls aufs Eis begeben hatte,
einbrach und von zwei zufällig vorbeikommenden Zimmerleute aus
Altlußheim gerettet werden mußte.

Durch die Eisversetzung war der Rhein um 1,6 Meter gestiegen.
Doch sah man damals die Gefahr durch die starken
Temperaturschwankungen. Ein plötzlich einsetzendes Tauwetter
hätte verheerende Folgen haben können. Erinnerungen wurden damals
an das Tauwetter 1879/80 wach, als sich die zusammengeballten
Eismassen lösten, den Flußlauf sperrten und durch den dadurch
steigenden Wasserspiegel für weite Überschwemmungen bis hin zum
Insultheimer Hof sorgten.

Zunächst aber faszinierte der zugefrorene Rhein, auf dem zwischen
Speyer und Mannheim 162 Schiffe festsaßen. Eisläufer nutzten die
spiegelnde Fläche, denn nach Speyer hinüber hatte sich ein
ausgesprochener Gehweg eingerichtet. Auch ein Brezelverkäufer aus
der Domstadt hatte seinen Stand neben einer Würstchenbude
aufgeschlagen.

Am Sonntag, 17. Februar, hatten ganze Völkerscharen zwischen
Speyer und Mannheim den zugefrorenen Rhein in Beschlag genommen.
Die Polizei war dem Massenbetrieb längst nicht mehr gewachsen.
Die Gastwirte am Rhein machten Bombengeschäfte. Ein Bierauto der
Brauerei Storchen aus Speyer wagte sich mit seinen 42 Zentnern
ebenfalls über das Eis, um den Eisvorrat kostengünstig
aufzufrischen.

Am 20. Februar aber war alles schon wieder vorbei: Bei stetig
steigenden Temperaturen wurden die ersten Warnmeldungen
veröffentlicht, die Menschen fingen an, das immer dünner werdende
Eis zu meiden. Die Sachverständigen begannen sich zu streiten, ob
das Eis gesprengt oder durch einen Eisbrecher gebrochen werden
sollte. Sonntags dann, am 24. Februar, begannen dann die
Sprengungen der Badischen Pioniere aus Schwetzingen, obwohl
dadurch der Fischbestand geschädigt wurde. Tausende säumten
wiederum das Ufer, als die Sprengungen wie schweres Geschützfeuer
einsetzten.

Quelle: unbekannt

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"Der Doten Dantz" war sein berühmtestes Buch

23.11.91 (Handel & Handwerk, Musik, Kunst & Kultur)

Das Heidelberger Memento mori des Heinrich Knoblochtzer / Gründer der ersten Druckerei kam von Straßburg an den Neckar
Durch die Universität ist Heidelberg zu einer Stadt des Buches geworden: Schon bald nach der Gründung der Hochschule im Jahre 1386 fanden sich hier Buchbinder ein. Und wenige Jahrzehnte nach der Erfindung des Buchdrucks durch Johann Gutenberg betrieb Heinrich Knoblochtzer in Heidelberg die erste Druckerei. Er stammte aus Ettenheim und hatte sich 1486 an der Universität immatrikuliert, offenbar in der Absicht, für die Hochschule Bücher drucken zu dürfen. Weiterlesen »

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Licht und Schatten im regen Wechsel

09.11.91 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Die Kirche in Lußheim wurde laut Pfarrer Specht (1883) im Jahr 881 erstmals erwähnt. Sie stand damals auf dem höchsten Punkt des Ortes, an der Stelle des alten heidnischen Hains, des jetzigen Friedhofs und war dem heiligen Nikolaus geweiht. Im Jahr 946 schenkte der rheinfränkische Herzog Konrad der Rote, Ort und Kirche Bischof Reginbald I. für das Hochstift Speyer. Im Jahr 1138 schenkte Bischof Günter von Speyer Ort und Kirche dem kurz zuvor gegründeten ZisterzienserKloster Maulbronn. Die Äbte von Maulbronn waren nun Grundherren, Zehntherren und Richter für Zivilsachen in Lußheim bis 1806. Weiterlesen »

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Am "Faulen Pelz" gab's keine Faulpelze

02.11.91 (Arbeit & Soziales, Handel & Handwerk, Landschaft & Orte)

Wie ein altes Heidelberger Stadtviertel zu seinem Namen kam / Erinnerung an die Lohgerber in der einstigen Bergstadt
In der folgenden stadttopographischen Betrachtung wird von einem Straßennamen berichtet, der wohl einmalig sein dürfte. Es ist die Bezeichnung „Fauler Pelz“ für zwei Straßen in Heidelberg. Oder kennt jemand einen solchen Straßennamen in einer anderen Stadt? Um niemanden zu nahe zu treten, soll gleich zu Beginn festgestellt werden, daß der Name „Fauler Pelz“ nichts mit der dort liegenden Haftanstalt zu tun hat. Die letztere wird zwar im Volksmund so genannt, weil es nicht so eindeutig klingt wie „Haftanstalt“ oder gar „Gefängnis“. An dem besagten „Faulen Pelz“ lebten keine Faulpelze. Im Gegenteil, hier wohnten und wirkten fleißige Handwerker, nämlich Gerber. Weiterlesen »

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* Abrissarbeiten beginnen am Montag

02.11.91 (Reilingen)

Reilinger Gemeinderat tagte / Brandschäden an der Nordwand der Mannherz-Hallen noch nicht ganz geklärt
Auch nach der jüngsten Gemeinderatssitzung herrscht in Reilingen noch keine absolute Sicherheit über den tatsächlichen Schadensstand in der Ruine der ausgebrannten Mehrzweckhalle. Immer wieder stoßen die Fachleute auf neue Schäden oder stellen fest, dass Teile, die zuvor als zerstört galten, vielleicht doch noch gerettet werden können. Erst die am Montag beginnenden Abrissarbeiten an den Fritz-Mannherz-Hallen werden aufzeigen, was wirklich alles durch das Großfeuer zerstört wurde. Weiterlesen »

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* Brandruine muss abgerissen werden

23.10.91 (Reilingen)

Reilinger Gemeinderat tagte öffentlich / Hoffnungen auf baldige Freigabe der Großsporthalle zerstreut / Versicherungsleistungen
Die vor gut vier Wochen völlig ausgebrannte Mehrzweckhalle in Reilingen muß nun doch völlig abgerissen werden. Dies ist das Ergebnis der Expertenuntersuchungen in der Brandruine, das Bürgermeister Helmut Müller während der Gemeinderatssitzung am Montagabend dem Gemeindeparlament und der Öffentlichkeit mitteilte. Weiterlesen »

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Im "Lerchennest" endete die Flucht

04.10.91 (Geschichte allg., Landschaft & Orte)

Wo einst der Fluchtversuch des jungen Kronprinzen Friedrich von Preußen scheiterte
Wer einmal den landschaftlich reizvollen Kraichgau besucht, der auf der A 6 (Mannheim-Heilbronn) bequem zu erreichen ist, kann in dem zum Sinsheim gehörenden Stadtteil Steinsfurt eine interessante Entdeckung machen: Die Ortstafeln zeigen das in Holz geschnitzte Profil des „Alten Fritz“. Und das hat seinen Grund. Der Ort besitzt eine historisch interessante Stätte, das „Lerchennest“. Weiterlesen »

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Ein Bollwerk rings um die Quadrate

04.10.91 (Städte & Gemeinden)

Am 17. März 1606 legte Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz den Grundstein der Stadt und Festung Mannheim, aber bereits 15 Jahre später war schon alles wieder dem Erdboden gleichgemacht. Kein Bauwerk der Stadt, mit Ausnahme des Schlosses, dürfte so gut dokumentiert sein wie die Festung Mannheim, die frühere „Veste uff dem Rhein“. Ein Bauwerk übrigens, das die Feinde Mannheims und der Kurpfalz nicht davon abzuhalten vermochte, die Stadt gleich dreimal (1622, 1688/89 und 1795 ) in Schutt und Asche zu legen. Die wenigen noch vorhandenen Reste der Bastion St. Jakobus stammen aus dem letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts. Gleich nach dem Frieden von Ryswik beauftragte Kurfürst Johann Wilhelm („Jan Wellem“) 1698 den General Menno van Coehorn, damals der wohl berühmteste holländische Festungsbauer, mit der Planung einer neuen Festung. Weiterlesen »

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* Dankbar für die Unterstützung in der Notlage

02.10.91 (Reilingen)

Kabelschaden als Ursache des Reilinger Großbrandes vermutet / Gemeinsame Verlautbarung des Gemeinderats, Bürgermeisters und der Gemeindeverwaltung / Große Solidarität erfahren
Nahezu 14 Tage nach der Brandkatastrophe in der Mehrzweckhalle war es am Montagabend für den Reilinger Gemeinderat, Bürgermeister und Gemeindeverwaltung angebracht, zu Beginn der öffentlichen Gemeinderatssitzung eine gemeinsame Verlautbarung an die Bevölkerung zu richten. Zunächst habe das Brandereignis nicht nur alle geschockt, sondenr auch „zutiefst traurig gestimmt“. Dies zu einem Zeitpunkt, als nach mehrjährigen, über mehrere Haushaltsjahre verteilte Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten zur Kirchweih 1991 alles fertiggestellt sein sollte. Weiterlesen »

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Der mutige Müller Mack aus Schriesheim

13.09.91 (Glaube & Religion)

Es ist die Geschichte von drei Männern, von drei Kämpfern, von Glaubensbrüdern und es ist ein Stück Geschichte der Kurpfalz: Die Geschichte der Dunker, jener Glaubensgemeinschaft, die noch heute in Amerika als „German Baptist Brethren“ existiert. Aber die „Täufer-Brüder“ hatten ihren Ursprung in der Kurpfalz, genauer gesagt in Schriesheim. Der Schriesheimer Müller Alexander Mack gründete sie, der Eberbacher Bäcker Georg Conrad Beisel spaltete sie und der Ladenburger Schneider Johann Christoph Sauer gehörte zu ihren prägenden Persönlichkeiten. Weiterlesen »

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Die Schloßanlage im Spessart

21.08.91 (Landschaft & Orte)

Selbst wer noch nie das idyllisch gelegene Wasserschloß
Mespelbrunn besucht hat, kennt es spätestens aus den bekannten
Spielfilmen, die sich rund um das „Wirtshaus im Spessart“ drehen.

In die Geschichte eingegangen aber ist die Schloßanlage mitten im
Spessart durch Erzbischof Johann von Mainz, der am 1. Mai 1412
dem Ritter Hamann Echter aus dem kurpfälzischen Teil des
Odenwaldes den Platz „Zum Espelborn“ für treue Dienste als
fürstbischöflichmainzerischer Forstmeister schenkte. Sieben
Jahre später baute er sich auf dem kleinen See ein befestigtes
Weiherhaus.

Sein gleichnamiger Sohn machte wegen der unruhigen Hussitenzeiten
zwischen 1427 und 1434 daraus ein festes Fachwerkhaus mit Mauern
und Türmen. 1429 richtete er im Wehrturm eine Kapelle ein. Er
stiftete dazu ein Kaplaneigut und baute ein Haus für den
Geistlichen. Den mittelalterlichen engen Andachtsraum beherrscht
das gotische Steingewölbe zwischen Apostel und Evangelisten in
Medaillons gefaßt, die zur „Ingelheimzeit“ 1729 gemalt wurden.
Den AlabasterAltar meißelte 1611 der Bildhauer Michael Kern. Die
Untergeschosse der Türme sind noch Zeugen der Epoche Hamann
Echters des Jüngeren.

1519 wurde in der Südecke des Hofes das heute noch mit
Wappenstein erhaltene Souterrain erbaut. Das alte Wasserschloß
aus dem Mittelalter fiel dem großzügigen Ausbau zum
Ranaissanceschloß zum Opfer. 1551 begann Peter Echter von
Mespelbrunn mit dem Bauwerk. Nach achtzehn Jahren hatte er ihm
seinen Stempel aufgedrückt. Die Wappensteine mit Jahreszahlen
berichten selbst in der heutigen Zeit noch von der etappenweisen
Fertigstellung der Schloßanlage. Im Schlußstein 1569 ließen sich
Peter Echter und seine Frau Gertraud von Adelsheim als
Doppelportrait verewigen.

Schreiner, Stukkateure und Maler waren beschäftigt, das Ambiente
des Renaissanceschloß zu gestalten. Eine niederländische
Wandermanufaktur fertigte 1564 den ältesten deutschen
Familienteppich mit den Bildern der Erbauer Peter und Gertraud
Echter samt ihren Kindern, Dienern und Bediensteten. Über Geburt,
Hochzeit und Tod der darauf vorgestellten Familienmitglieder mit
Sohn Julius Echter (später Fürstbischof von Würzburg und Herzog
von Franken) besagen handschriftliche Notizen in Andachtsbüchern.
Julius Echter wurde am 18. März 1545 im Turmzimmer von Schloß
Mespelbrunn geboren.

Adolf Echters Bauwerk zwischen Bergfried und Tor, von Baumeister
Wolf Beringer aus Würzburg, ist Vergangenheit wie die Gemälde
eines Augsburger Künstlers in der Hauskapelle. 1665 erlosch der
Mannesstamm der Familie Peter Echter. Der Besitz ging, nachdem
die letzte Echterin, Maria Ottila, den Vetter Philipp Ludwig des
Mainzer Kurfürsten Franz von Ingelheim geheiratet hatte, 1648 an
die Freiherren, späteren Grafen von Ingelheim. Mit des Kaisers
Erlaubnis führen sie noch bis heute Namen und Wappen der Herrn
von Echter weiter.

Die hufeisenförmige Schloßanlage ist heute noch im
Familienbesitz. Süd und Ostflügel werden privat genutzt. Durch
den Nordflügel mit seinen Sälen und historischen Gemächern sowie
die Kapelle können Führungen gemacht werden.

Aus: Rheinpfalz, 21.8.1991 awk

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Wie Speyer zur Bezirkshauptstadt wurde

27.05.91 (Geschichte allg., Städte & Gemeinden)

ZwackhErinnerungen an den ersten Regierungspräsidenten des bayerischen Rheinkreises, Ritter Franz Xaver von Zwackh zu Holzhausen
Dass Speyer Mitte Mai 1816 Sitz der eben konstituierten „Königlich bayerischen Landesadministration am linken Rheinufer“ werden sollte, war noch vier Wochen zuvor keineswegs endgültig entschieden: Wäre etwa Worms im Zug der territorialen Neuordnung, die nach dem ersten Pariser Friedensschluss die Grenzen zwischen Frankreich und den deutschen Ländern im wesentlichen so wieder herstellte, wie sie 1792 bestanden hatten, unter Wittelbachs Szepter gekommen, dann hätte die Nibelungenstadt wohl die größere Chance gehabt, bayrischer Verwaltungsmittelpunkt zu werden.
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Die Schmuggler von Lußheim

09.05.91 (Geschichten & Erzählungen, Landschaft & Orte)

Altlußheim am 9. August des Jahres 1822: Im Auwald zwischen Altlußheim und Ketsch trifft gegen fünf Uhr morgens die entlang des Rheins eingesetzte Badische Zollschutzwache auf eine große Gruppe von Personen, darunter auch zahlreiche Einwohner Altlußheims, die illegal über die (Rhein) Grenze gebrachte Waren mit sich führen. Der Versuch der in Rheinhausen stationierten Zollschutzwache, nach dem Gesetze einzuschreiten, scheitert, da sich die Menge der Verhaftung widersetzte. Weiterlesen »

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Wasserholen war kein Vergnügen

04.05.91 (Allgemein, Städte & Gemeinden)

Wasser gehörte schon immer als wichtigstes Lebensmittel zum Alltag des Menschen
Den „Quell des Lebens“, wie bereits die Babylonier das Wasser nannten, schöpfte man zu Beginn der Menschheit und noch lange danach aus fließenden Gewässer. Schon recht früh lernten sie zudem die Technik des Brunnenschlagens. Das Wasser kam zum Menschen. Jetzt wurde es möglich, auch abseits von Flüßen, Seen und Bächen zu siedeln. Am Beispiel von Plankstadt soll einmal die Entwicklung der Wasserversorgung in der Kurpfalz aufgezeigt und ihre Bedeutung verdeutlicht werden. Weiterlesen »

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"Mannemer Eis uff de Mess"

23.04.91 (Brauchtum & Tradition, Speisen & Getränke)

Zu den größten Volksfesten in der Region zählt neben dem Brezelfest in Speyer, den Backfischfesten in Worms und Ketsch sowie dem „Amifest“ in Heidelberg vor allem die Mannheimer Maimess. Heute wie damals eine Attraktion für jung und alt. Heute längst zu einem Alltagsgericht geworden, war um die Jahrhundertwende das Speiseeis noch eine lang ersehnte Besonderheit. Kein Wunder also, daß gerade die Eisbuden einen Stammplatz auf den Volksfesten hatten. Weiterlesen »

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Der Speyerer Judenhof als architektonisches Kleinod

19.02.91 (Glaube & Religion, Kirchen & Klöster)

Über Jahrzehnte hinweg dämmerte in Speyer zwischen Hinterhäusern ein verfallenes und mit Unkraut bewachsenes Areal dahin. Lediglich ein paar Mauerreste erinnerten daran, daß hier einmal die Synagoge der alten Reichsstadt stand, die bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts abgetragen worden war. Den Einwohnern der Stadt schien vergessen, welches architektonisches Kleinod hier tief im Boden verborgen liegt. Weiterlesen »

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Pfalzgrafschaft bei Rhein

23.11.90 (Geschichte allg.)

Die Pfalz entstand durch die Verlagerung der wohl im 10.
Jahrhundert entstandenen, fränkischen Pfalzgrafschaft Lothringen
vom Niederrhein (Aachen, Köln, mit Gütern bei Bacharach und
Vogteirechten über Trier und Jülich) über die Mosel zum
Mittel und Oberrhein. 1093 wird Heinrich von Laach, der dritte
Gatte der Witwe Adelheid von Orlamünde des letzten lothringischen
Pfalzgrafen aus dem Haus der Hezeliniden als „comes palatinus
Rheni“ (Pfalzgraf bei Rhein) erstmals genannt.

Mit dieser an wechselnde Familien gelangten Pfalzgrafschaft
belehnte 1155/56 Kaiser Friedrich I. Barbarossa seinen
Stiefbruder Konrad von Staufen und erhob ihn zum Reichsfürsten.
Hinzu kamen Hausgut, Lehnsrechte und Vogteirechte über Speyer,
Worms und Lorsch sowie zunächst auch Trier. 1195 fiel die Pfalz
über Konrads Tochter Agnes vorübergehend an die Welfen. 1214
übertrug sie Kaiser Friedrich II. nach dem kinderlosen Tod des
Welfen Heinrich des Jüngeren an Ludwig I. von Bayern, dessen Sohn
über die welfische Erbtochter Agnes auch die Eigengüter der
Pfalzgrafen erwarb.

Schwerpunkte des Gutes waren Bacharach (12./13. Jahrhundert) und
Alzey (1214 vom König erlangt). Vom Bischof von Speyer nahm der
Pfalzgraf Neustadt, vom Bischof von Worms Heidelberg (1225) zu
Lehen. Weiter erlangte er die Herrschaft über die Klöster Schönau
und Otterberg. 1255 kamen durch Teilung Oberbayern und die Pfalz
an Herzog Ludwig von Bayern, während Niederbayern mit Landshut an
Heinrich XIII. fiel. 1266 wurden die staufischen Güter um
Sulzbach, 1277/89 Kaub mit dem dortigen Rheinzoll erworben.
Ludwig II. war somit angesehenster Reichsfürst und wirkte bereits
1257 als Kurfürst mit.

1329 bestimmte der wittelsbachische Hausvertrag von Pavia die
Trennung der (unteren) Pfalz (bei Rhein) und der Oberpfalz
zwischen Regensburg und Fichtelgebirge, die der älteren
pfälzischen Linie zugesprochen wurden, von Bayern, das an die
jüngere bayerische Hauptlinie kam, wobei die Kurwürde zwischen
der Pfalz und Bayern wechseln sollte. Dies hob aber die Goldene
Bulle 1356 zugunsten der Pfalz wieder auf.

Unter Kurfürst Ruprecht I. gewann die Pfalz, die 1329 die
Pfandschaft der Stadt Mosbach erlangt hatte, unter anderem
Bretten (1349), Simmern (1359), Ingelheim (1375), Kaiserslautern,
Odernheim (1407), Nierstein und Oppenheim sowie 1385 die
Grafschaft Zweibrücken mit Bergzabern, gab aber 1355 Teile der
Oberpfalz für einige Zeit an Böhmen ab.

Ruprecht II. strebte in der sogenannten Rupertinischen
Konstitution die Unteilbarkeit der Pfalz an. Nach dem Tod des
1400 zum König gewählten Ruprecht III. (1410), der die an Böhmen
gegebenen Teile der Oberpfalz zurückgewann und die Grafschaft
Kirchberg am Hunsrück sowie Sponheim (zu einem Fünftel) erlangte
wurde die Pfalz in vier Linien geteilt: Kurpfalz (Heidelberg,
Amberg, Nabburg), die restliche Oberpfalz als Pfalz-Neumarkt,
Pfalz-Simmern (bis 1685) mit der Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken
(bis 1799) und Pfalz-Mosbach. Hiervon starb die Linie Oberpfalz
1443 aus und wurde von Pfalz-Mosbach und Pfalz-Simmern beerbt.
1499 erlosch die Linie Pfalz-Mosbach, das an die Kurpfalz fiel.

Unter Friedrich I. (14491476) wurde die Vormacht der Pfalz am
Oberrhein durch den Erwerb der Reichsgrafschaft Lützelstein und
Rappoltstein, der Reichslandvogtei Hagenau, von Bischweiler,
Selz, Kleeburg und Gebieten an Nahe und Bergstraße, sowie der
Grafschaft Löwenstein (1441/64) begründet. Gleichzeitig wurde die
Kurpfalz modern organisiert.

1503/5 gingen im Bayerischen Erbfolgekrieg die Güter im Elsaß an
Habsburg, die Grafschaft Löwenstein an Württemberg und Lauf,
Hersbruck und Altdorf an Nürnberg verloren, doch wurde die neue
Linie PfalzNeuburg 1508 noch mit Gütern BayernLandshuts
ausgestattet.

1556 führte Ottheinrich die Reformation in seinem sehr
zersplitterten Herrschaftsgebiet ein. 1559 starb mit ihm die
regierende Linie Pfalz-Neuburg als alte Linie Kurpfalz aus.
Beerbet wurde sie in Pfalz-Neuburg von Pfalz-Zweibrücken und in
den Kurlanden von Pfalz-Simmern als mittlere Kurlinie. Diese
führte dort sofort den Calvinismus ein.

Infolge der Wahl zum König von Böhmen (1619) verlor Friedrich V.
Land und Kurwürde 1623 an Herzog Maximilian von Bayern, wobei
weitere Güter an Habsburg und Hessen-Darmstadt kamen. Friedrichs
Sohn erhielt 1648 die Pfalz und eine neue achte Kurwürde, während
die Oberpfalz und die alte Kurwürde bei Bayern verblieben.

1685 erlosch die Linie PfalzSimmern (Zweibrücken). Ihr folgte
die aus PfalzZweibrücken hervorgegangene katholische Linie
PfalzNeuburg. Da auch König Ludwig XIV. von Frankreich für die
Frau seines Bruders, Liselotte von der Pfalz, Erbansprüche auf
Simmern, Kaiserslautern, Germersheim und Sponheim erhob, kam es
zum Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688/97) und der damit verbundenen
Verwüstung der Pfalz (1697) durch Frankreich, das Straßburg und
Saarlouis behielt, Lothringen aber verlor. PfalzNeuburg
vermochte sich, mit Ausnahme Germersheim, zu behaupten.
Vorübergehend wurden die alten Kurrechte und die Oberpfalz
zurückgewonnen. Zeitweise gehörte die Pfalz dem Kanton Odenwald
des Ritterkreises Franken an.

1720 wurde die Residenz von Heidelberg nach Mannheim verlegt und
1743 bis 1748 eine barocke Sommerresidenz in dem 1200 erlangten
Schwetzingen eingerichtet. 1742 erlosch die Linie PfalzNeuburg.
Ihr folgte Carl Theodor aus der Linie PfalzSulzbach, der durch
Tausch die Herrschaften Zwingenberg und Ebernburg erlangte und
zur Finanzierung seiner Hofhaltung die Industrialisierung
förderte. Wegen Udenheim gehörte unter ihm die Pfalz seit 1788
zum Kanton Oberrheinstrom des Ritterkreises Rhein. 1777 fiel
Bayern an Carl Theodor, weshalb er 1778 den Hof von Mannheim nach
München verlegte. Der Versuch, Bayern gegen die habsburgischen
Niederlande an Österreich abzugeben, scheiterte 1778/79 und
1784/85 an Preußen.

Am Ende seines Bestehens umfaßte das niemals geschlossene, in
bunter Gemengelage mit anderen Herrschaften liegende, von
Germersheim bis Bacharach und von Kaiserslautern bis Mosbach
reichende Gebiet der zum kurrheinischen Reichskreis zählenden
Pfalz 8.200 Quadratkilometer (bzw. 76 Quadratmeilen) mit rund
300.000 Einwohnern.

1801 mußte Maximilian I. Joseph aus der 1799 erbenden Linie
Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld die Abtretung der linksrheinischen,
seit 1792 besetzten Gebiete an Frankreich (Departement
Donnersberg) anerkennen. Das rechtsrheinische Gebiet wurde 1803
an Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und Leiningen verteilt. 1815
kamen die linksrheinischen Teile von Frankreich zurück und fielen
1816 weitgehend und um die Gebiete Sickingens, Nassaus, von der
Leyens, Leinigen etc. erweitert als Ersatz für Salzburg,
Innviertel und Hausruckviertel an Bayern, im übrigen an Hessen
und Preußen.

Der bayerische Teil bildete zunächst die „Königlich bayerischen
Lande am Rhein“, seit 1836 den bayerischen, von Speyer aus
verwalteten Regierungsbezirk Pfalz (seit 1838 Rheinpfalz). Von
Dezember 1918 bis Juni 1930 war die Pfalz als Folge des Ersten
Weltkriegs von Frankreich besetzt. 1920 kamen Teile der Westpfalz
(Homburg, Sankt Ingbert, Blieskastel) zum Saargebiet. Bereits
1940 wurde die Pfalz aus der Verwaltung Bayerns gelöst. 1945
gehörte die Pfalz zur französischen Besatzungszone und wurde 1946
wie Rheinhessen und KoblenzTrier Teil des Landes
Rheinland-Pfalz, wobei sie bis 1968 einen eigenen
Regierungsbezirk bildete und dann im Regierungsbezirk
Rheinhessen-Pfalz aufging.

Quelle: unbekannt

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Der Pfalzgraf half mit 500 Pfund Heller nach

17.10.90 (Geschichte allg., Städte & Gemeinden)

Leimen gehört seit 1351 zur Kurpfalz, die ihrerseits auf Geheiß Napoleons 1803 zum überwiegenden Teil an Baden fiel. 1918 erfolgte der nächste politische Einschnitt: Die Epoche der badischen Monarchie ging zu Ende, wenn auch das Territorium Baden als Republik bis zur Volksabstimmung am 9. Dezember 1951 weiterlebte und danach im Bundesland BadenWürttemberg aufging. Wie aber kam Leimen zur Kurpfalz? Weiterlesen »

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In die Pfalz "verbannt"

15.09.90 (Geschichte allg., Recht & Ordnung, Städte & Gemeinden)

Speyer um 1900Weiß-blaue Erinnerungen aus vergangenen Tage, als keiner so richtig gerne in die Pfalz wollte /Aus dem Tagebuch des königlich-bayerischen Generals Heinrich Meyer

„Wen der liebe Gott will strafen,
den schickt er nach Ludwigshafen;
wen er gar vergessen hat,
den schickt er in die Kreishauptstadt.
Doch schickt er ihn nach Germersheim,
so geh‘ er lieber in den Rhein!“

Das vielzitierte Klagelied ehedem ins pfälzische „Exil“ versetzter altbayerischer Beamten und Offiziere hörte sich fürs erste zwar bewegend an, doch erfahrungsgemäß rückten die vermeintlich Verbannten meist rasch von ihrer Lamentatio ab und bekräftigten hernach, auch wenn sie längst an Lech, Isar, Inn und Donau zurückgekehrt waren, recht erinnerungsselig, dass es sich in dem weinfrohen linskrheinischen Regierungsbezirk sehr wohl gut leben ließ. Dafür gibt’s vielerlei Belege, und ein besonders unterhaltsamer blieb das Tagebuch des bayerischen Generals Heinrich Meyer, der, wenn auch 1857 in München geboren, die Pfalz nach zwölf Speyerer Jugend- und siebzehn Dienstjahren in verschiedenen pfälzischen Garnisonen zuletzt „mit Fug und Recht als mein Heimatland“ bezeichnete.
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Das Speierer Armbrustschießen von 1529

05.07.90 (Brauchtum & Tradition, Geschichten & Erzählungen)

Bereits im 16. Jahrhundert ging es in Speyer um die Brezel.
Anläßlich des dritten Brezelfestes faßte Emil Heuser 1913
Berichte über das Armbrustschießen aus dem Jahre 1529 zusammen:

Im Vorfrühling 1529 hatten die Bäcker der Freien Reichsstadt
Speier alle Hände voll zu tun, namentlich die Brezelbäcker; denn
viel fremdes Volk weilte in Speier, und es war noch Fastenzeit.
Ein Reichstag wurde wieder einmal in Speiers Mauern gehalten, und
Fürsten aus allen Gauen Deutschlands, weltliche und geistliche,
mußten sich deshalb in Speier einfinden.

Als einer der ersten war der hohe Fürst, der bei der Tagung den
Vorsitz zu führen hatte, in die Stadt eingeritten. Es war der
Bruder des Kaisers, König Ferdinand von Ungarn und Böhmen. Der
Kaiser  es war Karl V.  weilte meist in seinem Kronlande
Spanien oder in Italien und konnte sich um Deutschland nicht viel
kümmern. Er hatte darum die Regierungsgeschäfte für Deutschland
einem besonderen Statthalter übertragen, dem Pfalzgrafen
Friedrich (dem späteren Kurfürsten Friedrich II. von der Pfalz).

Dieser junge Wittelsbacher war ein Freund der Jagd und daher auch
der edlen Schießkunst. Die Anwesenheit der vielen Fremden von
Rang und Würde gab es ihm ein, zum Schluß des Reichstags ein
großes Armbrustschießen zu veranstalten und dazu die deutschen
Schützen einzuladen. Weit über 200 Schützen stellten sich in
Speier ein und natürlich taten auch die schießfreudigen Speierer
mit. Das Beste des Schießens stellte ein lebender Ochse dar, der
mit einer Decke von Tuch behängt war und einen Wert von 32 fl
hatte. Im übrigen waren Geldpreise ausgesetzt.

Das Armbrustschießen verlief in fröhlicher Weise. Leute zum
Zuschauen drängten sich beständig auf dem Schießplatz, und die
Brezelverkäufer machten gute Geschäfte. Das Volk weidete sich
daran, wie die hohen Herren mit den gemeinen Schützen aus dem
Bürgerstand um die Preise rangen. So oft die Scheibe gefehlt
ward, so oft kam der Pritschenmeister hervor und ahndete den
Fehlschuß, genannt Pritschenschuß, durch einen sanften Schlag mit
seiner Pritsche. Zugleich heischte er zwei Brezeln als Buße 
oder an deren Stelle zwei Kreutzer.

Als das Schießen beendigt und die Preise verteilt waren, wurde
noch ein Nachschießen für die Durchgefallenen angesagt. Als auch
das Nachschießen vorüber war, ereignete sich etwas Besonderes.
Ein wohlhabender, aber als geizig bekannter Bewohner der
Judengasse namens David stand in der vordersten Reihe der
Zuschauer. Ihm näherte sich der Pritschenmeister, den der
Pfalzgraf eigens für das Schießen hatte von Heidelberg kommen
lassen. Der betuchte David war unter allen in der Menge dazu
ausersehen, dem Pritschenmeister einen Tribut zu zahlen. Daß er
dazu nicht gutwillig bereit sein werde, wußten die Schützen im
voraus, und auch der Pritschenmeister war darauf vorbereitet.

Der Pritschenmeister bot dem Auserwählten zunächst sein
selbstverfaßtes Pritschenlied an und begehrte dafür einen Gulden.
Doch dem profitlichen Handelsmann war sein Gulden lieber, er
lehnte ab. Nun begann der Pritschenmeister das Gedicht laut
vorzutragen. Weiter als „… wer abkommen wäre mit
Pritschenschuß, hat baß mit zwo Brezeln zu zahlen die Buß!“ kam
er jedoch nicht. Wie der Handelsmann von den Brezeln hörte,
hoffte er auf gute Art davon zu kommen. Er unterbrach den
Pritschenmeister und rief nach dem Brezeljörg, um sich mit ein
paar Brezeln abzufinden. Doch die Brezelbuße galt nur für die
schlechten Schützen, nicht für das Opfer des derben Scherzes. Die
Schatzung ging höher als ein ganzer Korb voll Brezeln wert war.

Von zwei Gehilfen des Pritschenmeisters wurde der Mann
urplötzlich ergriffen und zum Schießberg geführt. Dort sprach man
ihm das Urteil, das lautete, daß er als Ziel dienen oder sich mit
zehn Gulden loskaufen müsse. Einige Schützen stellten sich nun im
Schießabstand vor der lebenden Scheibe auf, taten als wenn sie
die Armbrust schußfertig machten. Dann legte einer der Schützen
den Bolzen auf die Stechel und schlug an. Im nächsten Augenblick
schon war das Opfer des Scherzes nachgiebig geworden.

Der Mann versprach zu zahlen, jedoch nur so viel, als Pfalzgraf
Friedrich bestimmen werde. Lachend kam darauf der Pfalzgraf
herbei und bestimmte als Buße einen Gulden. Den zahlte der
Handelsmann mit saurer Miene dem Prischenmeister. Dieser
überreichte ihm dafür das Flugblatt mit dem Gedicht.

Nach dem Feste taten sich Speierer Bürger, die am
Armbrustschießen beteiligt gewesen waren, zusammen und gründeten
eine Schützengesellschaft, die nämliche, die noch heute besteht
und sich vor kurzem eine neue Schießstätte bei der Waldeslust
geschaffen hat.“

Quelle: unbekannt

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Kennen Sie die Brezelchristine und den Brezelferdinand?

03.07.90 (Brauchtum & Tradition)

Als „Schutzpatrone“ des traditionellen Brezelfestes in Speyer
gelten seit jeher die Brezelchristine und der Brezelferdinand. Wer
oder was aber versteckt sich hinter beiden Begriffen? Schon 1914
schrieb dazu Dr. Richard Mandler in der BrezelfestFestschrift:

„Alte Speyerer erinnern sich mit Vergnügen an eine ganze Reihe
Originale, die eine komische oder auch tragikkomische Rolle im
öffentlichen Straßenleben spielten. Meist waren das Spitäler, die
einen Sparren zu viel oder zwei zu wenig hatten; war das nicht
der Fall, dann dichtete man ihnen einen an, der an Größe und
Absonderlichkeit nichts zu wünschen übrig ließ. Mit der Zeit
schwätzte sich der Volksmund einen Kranz von Schnurren und
Legenden um diese Originale zusammen, in dem man Dichtung und
Wahrheit nicht mehr unterscheiden konnte.

So ist es auch den Schutzpatronen der Speyerer Brezelbubenzunft
ergangen, der Brezelchristine und dem Brezelferdinand. Die Lust
zum Fabulieren ging schließlich so weit, daß die beiden Gestalten
mit ihren Brezelkörben zu nebelhaften Geistern verklärt am
Brezelfesthimmel herumschwebten.

Besonders die Brezelchristine ist so zu Ehren gekommen, von denen
sie sich in ihrem armseligen Leben sicher nichts hat träumen
lassen. Man hat sie kurzerhand zu einer Art Schutzheiligen des
Festes erhaben, gegen deren Bedeutung der Ahnherr der
Brezelbuben, der Brezelferdinand, nicht mehr viel zu bestellen
hat, wenngleich auch er in der Speyerer Brezeltradition seinen
Platz immer noch zu behaupten weiß.

Außerdem ist er am Domportal, linker Hand, in Stein gehauen und
lebt so als Denkmal fort. Zwischen Engeln und Heiligen kauert er
da und hält eine Brezel in der Rechten. Mit der Linken greift er
sich an den Hals und dazu macht er ein Gesicht, als wollte er
sagen: ‚Herrjeh, ich hab jo gar ken Krage an!‘ Barfuß ist er
auch; vielleicht hat sich der Bildhauer gedacht, daß ein
Brezelbub seine Schuhe ausziehen muß, wenn er geweihten Boden
betritt.

Aber er noch auf Erden wandelte hieß er Ferdinand Hellmuth und
war ein ordentlicher, braver Familienvater, der seinen ‚Stall
voll‘ Kinder treu und redlich aus dem ernährte, was sein
Brezelkorb abwarf. Er wohnte in der Mönchsgasse hinter der
früheren Herberge ‚Zum roten Löwen‘ und verfügte als waschechter
Speyerer über eine Urwüchsigkeit, die ihn bekannt und beliebt
machte.

Und nun aber auch auf die Christine zurückzukommen: sie ist
ebenso historisch wie der Ferdinand. Alte Speyerer, die auf Sitte
und Wohlanständigkeit bedacht sind und sie noch gekannt haben,
zeigen sich von ihrem Lebenswandel nicht sehr erbaut. Richtig ist
daran jedenfalls, daß sie in ihren alten Tagen noch von galanten
Jugendeseleien schwärmte, die sie begangen haben wollte, als sie
noch jung, schön und knusperig gewesen. Das mußte aber schon sehr
lange her gewesen sein.

Geboren wurde sie in der Perle der Pfalz, in Neustadt, und zwar
am 2. März 1840. Sie scheint schon frühzeitig nach Speyer geraten
zu sein und soll sich erst mit dem Verkauf von Würstchen ihren
Lebensunterhalt verdient haben. Ihr Name war Christine Kuhn,
genannt Ginster. Sie wohnte in den verschiedensten Vierteln der
Stadt, zuletzt in der Herdgasse und starb, noch ledigen Standes,
am 11. Februar 1906.

Ihren Stammplatz als Brezelverkäuferin hatte sie, in der letzten
Zeit wenigstens, am Eingang der ‚Sonne‘. Zur Berühmtheit wurde
sie aber erst richtig, als ihr schon längst kein Zahn mehr weh
tat, nämlich durch das Brezelfest, das 1910 zum erstenmal
begangen wurde. In den Festzügen wirkte sie regelmäßig mit, indem
sie als ausgestopfte Puppe hoch auf einem Festwagen thronte.

Auch in diesem Jahre wird sie beim Brezelfest zugegen sein, aber
nicht ausgestopft, sondern lebendig. Der Festausschuß hat sie zum
Leben erweckt. Vielleicht wacht auch der Ferdinand wieder auf und
ruft im Chor mit allen Brezelbuben und frauen: ‚Frische Brezle,
meine Herre, frische Brezle!'“

Quelle: unbekannt

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