Spannender Ausflug in die Geschichte einer alten Burg
08.09.10 (Reilingen)
„Freunde Reilinger Geschichte“ hatten zu einem erlebnisreichen Tag auf der Burg Wersau eingeladen / Wünschelrute und Muskete, Stockbrot und Gewölbekeller begeisterten Buben und Mädchen
Einen spannenden und abwechslungsreichen Tag auf der Burg Wersau erlebten jetzt viele Reilinger Buben und Mädchen im Rahmen des sommerlichen Kinderferienprogramms. Die „Freunde Reilinger Geschichte“ hatten bei herrlichem Spätsommerwetter quasi im Zeitraffer den Tagesablauf eines Ritters, Knappen oder Burgfräuleins auf ein paar nachmittägliche Stunden reduziert, so dass bei den Kindern tatsächlich das Gefühl aufkam, einen Tag in einer alten Burg zu verbringen. Dass es im Mittelalter gar nicht so einfach war, eine befestigte Anlage zu betreten, wurde bereits zu Beginn der Veranstaltung deutlich: Nur wer seinen Passierschein dabei hatte, durfte auch an den strengen Torwachen vorbei das Burggelände rund um den „Löwen“ betreten. Und wer das Papier nicht in seinem Beutel hatte, der musste sich eben mit „klingender Münze“ den Zutritt verschaffen.
Die Mitglieder des Arbeitskreises Burg Wersau hatten sich aus Anlass des besonderen Tages ihre beste Gewandung angelegt, so dass für die Kinder auch optisch eine richtige Zeitreise begann. Vor allem bei den Burschen standen die mittelalterlichen Waffen der Burgmänner in hohem Kurs. Frank Reeb von der Burgwache hatte immer wieder die Funktionsweise von Schwert, Dolch, Spies und Hellebarde zu erläutern, nicht ohne auf die Gefährlichkeit dieser Waffen hinzuweisen. Dies tat auch Musketier Michael Maier, der den Umgang mit einer alten Luntenmuskete demonstrierte. Und als sich dann auch noch das Pulver entzündete und sich mit lautem Knall ein Schuss (ohne Kugel) löste, fand die Begeisterung fast keine Grenzen mehr.
Diese konnte im weiteren Verlauf der Veranstaltung aber noch gesteigert werden, als Burgvogt Otmar Geiger zu einem Besuch des historischen Burggeländes einlud. Anhand von alten Gemälden und Plänen konnten sich die Kinder zunächst ein Bild von der ehemaligen Burganlage machen. Da von der inzwischen legendären „Burg unter der Grasnarbe“ derzeit nichts mehr zu sehen ist, zeigten die Burgenfreunde im Gelände, wo einst die verschiedenen Gebäude standen.
Aber was interessierte die Kinder alle Theorie als Oskar Harbich seine Wünschelrute aus der Tasche zog. Im nu war er von den Jungen und Mädchen umringt, musste immer wieder deren Funktionsweise erklären – und zeigen. Keine Frage, dass alle Kinder einmal mit der Wünschelrute über das Burggelände gehen wollten. Während diese bei den meisten keine Reaktion zeigte, schien ein Mädchen aber Talent im Umgang mit einem solchen „Gerät“ zu haben. Ohne Kenntnis der Verhältnisse vor Ort zeigte bei ihr die Wünschelrute nahezu deckungsgleich zum erfahrenen Geobiologen verschiedene Fundstellen von Wasserläufen und Mauerresten im Boden an.
Nach einem aufregenden Gang durch die alten Gewölbe der früheren Schlossmühle ging es wieder zurück zum „Löwen“, wo bereits die Burgköche Walter Astor, Hella Müller und Hildegard Bickle ein leckeres Vesper zubereitet hatten. Während die Schankmägde Birgit Maier und Susanne Müller alle Hände voll zu tun hatten, wachte Burggraf Philipp Bickle mit scharfem Auge darüber, dass beim Ausbacken des Stockbrotes am offenen Feuer nichts passierte.
Als das Schlagen der Glocke vom Kirchturm von St. Wendelin das Ende der Zeitreise ankündigte, wollte so mancher Knappe und so manches Ritterfräulein die „Wersau“ nur mit der Zusicherung verlassen, dass es möglichst bald wieder ein Tag auf der Burg Wersau geben wird. Ein Versprechen, das die „Freunde Reilinger Geschichte“ den begeisterten und an der Heimatgeschichte interessierten Kindern gerne gaben.