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* Speyer als ganz besonders stimmungsvolles Weihnachtsziel

25.12.07 (Speyer)

Massenandrang in den festlichen Gottesdiensten im Kaiserdom und der Gedächtniskirche / Gleich drei Kreuzfahrtschiffe und viele Reisebusse an Heiligabend in der Stadt / Kirchenmusikalische Höhepunkte
Speyer gilt inzwischen als ganz besonderer Anziehungspunkt für Reisende, Touristen und Gläubige aus aller Welt und knüpft so wieder an eine alte Tradition an, die der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe dereinst bereits mit wenigen Worten umschrieben hatte: „Macht Euch auf nach Speyer!“ Wer nun gedacht hatte, dass der vorweihnachtliche Andrang der Menschenmassen in der Domstadt über Weihnachten nachlassen sollte, hatte sich getäuscht. Waren es vor dem Hochfest der Christenheit vor allem die in die schönsten Lichter getauchte Innenstadt zwischen Dom und Altpörtel, die Einkaufsmöglichkeiten und der Weihnachtsmarkt, kamen besonders an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag viele Menschen in die Stadt, um die festlichen Gottesdienste im katholischen Kaiserdom oder der protestantischen Gedächtniskirche zu besuchen. Und da sich die besondere Stimmung über die Weihnachtstage in den Kirchen, die Qualität der musikalisch gestalteten Gottesdienste inzwischen europaweit herumgesprochen hat, hatten an Heiligabend nicht nur gleich drei Flusskreuzfahrtschiffe am Rheinufer angelegt, auch zahlreiche Reisebusse brachten die Gottesdienstbesucher in die Stadt. Traditionell nach Speyer angereist waren auch wieder verschiedene Familien aus der Schweiz, Hannover, Hamburg und Brügge, die bereits seit Jahren mit der Aufführung des Weihnachtsoratorium im Dom das Weihnachtsfest in Speyer verbringen. Ungewöhnlich auch die Verwirklichung eines Wunsches der kanadischen Familie von Bob Williamson durch einen TV-Sender, einmal im Leben Weihnachten in Deutschland, den Heiligen Abend aber ganz bewusst im Hohen Dom zu Speyer verbringen zu dürfen.
Mit ihnen drängten sich so in der Weihnachtsnacht fast 3000 Gläubige in der fast tausendjährigen und größten romanischen Basilika der Welt. Zunächst ließen sich die Besucher in die stimmungsvoll beleuchteten Kathedrale zunächst mit dem Weihnachtssingen des Domchores auf das Fest einstimmen, um dann gemeinsam die Mitternachtsmesse mitzufeiern. Als festliche Umrahmung der weihnachtlichen Gottesdienste im Dom hatte Domkapellmeister Professor Leo Krämer mit dem Domchor zwei festliche Messen einstudiert, die gemeinsam mit den Dombläsern, dem Domorchester und den Solisten Stefanie Dasch (Sopran), Michael Wagner (Tenor), Thomas Jesatko (Bass) und Elke Völker (Orgel) aufgeführt wurden.
In seiner Predigt in der Christmette bezeichnete Weihbischof Otto Georgens die christliche Weihnachtsbotschaft als unglaublich und unfassbar: „Er ist einer von uns.“ Gott habe in Jesus unter den Menschen wohnen wollen, um ihnen die Tür zum Glück, zum wahren Leben zu öffnen. Dies gelte nicht nur für die Vergangenheit. Auch heute könnten unzählige Menschen bezeugen, „dass der Glaube einem zwar nicht das Leid erspart, aber dass er hilft, das Schwere im Leben zu tragen.“
Auch in seiner Predigt am ersten Weihnachtsfeiertag stellte Georgens heraus, dass sich Gott im Kind von Betlehem ohne Abstriche und bis zum bitteren Ende auf das riskante Abenteuer „Menschsein” eingelassen habe. „Er steht Seite an Seite die Konflikte und Dissonanzen des Lebens mit uns durch.“ Und dann der deutliche Hinweis, dass in der Begegnung mit Jesus spürbar werde, dass alle Menschen ausnahmslos ein und derselben Familie angehörten. „Weder die übertriebene Verherrlichung des eigenen Ich noch das Schüren von Gefühlen der Feindseligkeit gegenüber Menschen anderer Nationalität, Rasse, Hautfarbe oder Religion seien damit vereinbar.“
Auch der protestantische Kirchenpräsident Eberhard Cherdron nutzte den Festgottesdienst in der voll besetzten Gedächtniskirche, um vor allem an die Menschenwürde der Kinder zu erinnern. So habe Gott von Anfang an die „Ohnmacht des Kindseins“ mit den Menschen geteilt. „Gott kam als Kind in eine Welt, die immer schon die der Erwachsens war.“ So habe es für Kinder keine gute alten Zeiten gegeben. Mit Sorge beobachte er, so der Kirchenpräsident, die Tendenz, dass die elementarsten menschlichen Grundbedürfnisse von Kindern nicht mehr befriedigt würden. Es sei erschreckend immer wieder erfahren zu müssen, dass Eltern jegliches Mitgefühl abhanden gekommen ist.
„Weihnachten ist ganz von dem Gedanken bestimmt, dass Gott selbst zu einem Kind wird, damit wir zu Kindern Gottes werden.“ So erinnere das Fest auch daran, dass die Würde des Menschen, nicht nur die des erwachsenen Menschen, unantastbar sei. Die Ermahnung der Erwachsenen war für Eberhard Cherdron ohne Kompromiss: „Vergesst um Gottes Willen eure Kinder nicht!“
Und wie viel Kindheit, zumindest aber Erinnerungen an die eigene Kindheit auch in den aufgeklärten und nüchtern wirkenden Menschen des 21. Jahrhunderts steckt, wurde spätestens beim festlichen Intonieren von „Stille Nacht“ im eigens für dieses Traditionslied abgedunkelten Kaiserdom deutlich. So wurde nicht nur von Herzen und mit Inbrunst mitgesungen, sondern auch so manche Träne vergossen. Weihnachten bleibt eben das gefühlvollste Fest, dass noch immer die Menschen anspricht – und dies besonders in der außergewöhnlichen Atmosphäre der über 2000-jährigen Stadt Speyer und ihren bedeutenden Kirchen.  (og)

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