Speyer im 16. und 17. Jahrhundert
03.08.16 (Geschichte allg., Kirchen & Klöster, Städte & Gemeinden)
Ein nur zum Teil bekanntes Kapitel der Stadtgeschichte
War die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert in Speyer geprägt von einer Phase des Stillstands, um nicht zu sagen: eines schleichenden Niedergangs? Dieser Eindruck kann entstehen, wenn man sich mit der Speyerer stadthistorischen Literatur beschäftigt. Entsprechende Beiträge sind z.B. überschrieben mit „Alltag in einer Zeit des Friedens 1570-1620“, anderswo werden die Jahrzehnte bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges (1618) mehr oder weniger übersprungen. War Speyer um 1600, also zwischen den turbulenten Jahrzehnten der Reformation und den im Stadtbrand von 1689 gipfelnden Verheerungen des 17. Jahrhunderts, geprägt von einem Zustand der Passivität und bequemen Selbstbeschränkung?
War die einst so stolze Stadt Speyer in einen Zustand der schleichenden Agonie und des Verfalls übergegangen? Es scheint auf den ersten Blick so zu sein. Aber der Schein trügt. Kurz gesagt: Vieles, was wir bis heute über den Niedergang der deutschen Städte in der Frühen Neuzeit zu wissen meinen, folgt anachronistischen Geschichtsbildern. Die Quellenlage für eine intensivere Erforschung der Speyerer Geschichte an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert ist gut: Die umfangreiche reichsstädtische Überlieferung im Speyerer Stadtarchiv kann mit Fug und Recht als eine sehr dichte kommunale Überlieferung angesehen werden. Weder der derzeitige Stand der Erschließung, der weitgehend dem 19. Jahrhundert entstammt, und noch viel weniger die (allerdings langsam steigende) wissenschaftliche Nachfrage entsprechen bislang der Bedeutung und Reichhaltigkeit der reichsstädtischen Überlieferung.
Reichsstadt unter dem Kaiser
Eine kurze Betrachtung der frühneuzeitlichen Stadt Speyer kann nicht umhin kommen, zunächst auf die Stellung Speyers als unmittelbar dem Reich unterstehende freie Reichsstadt einzugehen. Speyer behielt bis zum Ende des Alten Reiches seinen Status als sogenannte „Freie Stadt“ (womit im Unterschied zu den „normalen“ Reichsstädten eine Reihe ehemals bischöflicher Herrschaft unterstehenden Städte wie Speyer, Worms oder auch Köln gemeint sind). Erst mit der Mediatisierung im Jahr 1803 verloren 45 der insgesamt 51 noch bestehenden Freien Städte bzw. Reichsstädte ihre Sonderstellung, darunter auch das bereits einige Jahre früher von den Franzosen besetzte Speyer. Lediglich Lübeck, Bremen, Hamburg und Frankfurt am Main konnten über 36 den Wiener Kongress (1815) hinaus als Freie Städte überdauern, worauf letztlich auch die bis heute fortbestehende Sonderrolle der Stadtstaaten Bremen und Hamburg zurückzuführen ist.
Die Speyerer Bürgerschaft, die bereits im frühen 12. Jahrhundert durch den Salierkaiser Heinrich V. grundlegende Privilegien erhalten hatte, erkämpfte sich in langwierigen Auseinandersetzungen mit dem bischöflichen Stadtherrn bis zum Ende des 13. Jahrhunderts ihre Unabhängigkeit. Diese bewahrte man sich auch in den oft verwirrenden Differenzen mit Bischof und Domkapitel sowie mit weiteren Territorialnachbarn (allen voran die Kurpfalz) – und trotz gravierender innerstädtischer Auseinandersetzungen. Speyer war im späten Mittelalter Veranstaltungsort von großen Reichsversammlungen, den Reichstagen, und vieler Städtetage. Die Stadt spielte unter den unabhängigen Kommunen des Reiches eine aktive Rolle.
Die „reichischen“ Beziehungen des 15. Jahrhunderts etwa können nicht nur anhand der Mitwirkung in der „Großen Politik“ nachgezeichnet werden, sondern manifestieren sich auch im umfangreichen schriftlichen Niederschlag in den Akten- und Amtsbuchbeständen des Stadtarchivs Speyer: Allein vom habsburgischen Kaiser Friedrich III. (14401493), der lange Zeit als des „Römischen Reiches Erzschlafmütze“ verspottet wurde und einen erheblichen Teil der Amtszeit in seinen vom Rhein weit entfernten Erblanden zubrachte, verwahrt das Stadtarchiv über 200 Urkunden und andere Schreiben. Zu diesen gesellt sich noch die (weit umfangreichere) Korrespondenz der Stadt und ihrer Gesandten in „Reichssachen“ während der Regierungszeit des Habsburgers.
Speyer fungierte im beginnenden Zeitalter der Reformation und Glaubenskämpfe als einer der zentralen Orte des Reiches: Reichstage, die für die Entwicklung der Reformation einschneidend wurden, fanden beispielsweise in den Jahren 1526 und 1529 in Speyer statt: Die „Protestation“ von Fürsten und Reichsstädten von 1529 wurde namengebend für den „Protestantismus“, weitere Reichstage folgten. Daneben tagten mehrfach Reichsdeputationen, reichsständische Ausschüsse, in Speyer. Für das 16. Jahrhundert und die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die Bezeichnung „nicht-permanenter“ Reichstag in der Forschung aufgekommen – seit dem Jahr 1663 entwickelte sich der Reichstag zu einem („permanent“) im Regensburger Rathaus tagenden Gesandtenkongress, dem „Immerwährenden Reichstag“. Auf dem Reichstag bildeten seit dem späten 15. Jahrhundert die Städte neben den Kollegien der Kur- und Reichsfürsten ein eigenes Kollegium: Das Reichsstädtekollegium teilte sich nochmals in eine „rheinische“ und „schwäbische“ Städtebank (insgesamt 51 Sitze).
Speyer gehörte wie Worms der rheinischen Bank an. Alles in allem kann das weit verbreitete Bild, dass in der Frühen Neuzeit weitgehend nur die großen Mächte politisch und diplomatisch aktiv waren, korrigiert werden. Das den Reichsstädten im Westfälischen Frieden von 1648 zugesicherte Gesandtenrecht bildete die bis zum Ende des Alten Reiches fortbestehende Grundlage für teils erhebliche diplomatische Aktivitäten der Städte. Die Quellen im Stadtarchiv Speyer geben einen guten Einblick in die Einbindung der Stadt in die Reichspolitik. Aber auch eine mehr „symbolische“ Ebene findet Berücksichtigung, werden doch die Zeremonien bei Ereignissen wie Wahl oder Tod des Reichsoberhaupts genauso dokumentiert, wie sich in größerem Umfang nach den einzelnen Kaisern geordnete Korrespondenzen finden.
Und auch die Herrschergräber im Dom zu Speyer, unter denen sich ja mit den Königen Rudolf I. und Albrecht I. (gest. 1291 bzw. 1308) zwei Zentralort des Reiches Das zwischen 1527 und 1689 in Speyer tagende Reichskammergericht ermöglicht es, Speyer als herausragenden juristischen und politischen Treffpunkt des Reiches, als einen seiner „Zentralorte“ zu charakterisieren – denn eine Hauptstadt im heutigen Sinn gab es damals nicht, lediglich Orte von „zentraler“ Funktion (neben Wien etwa die bereits angesprochene Stadt Regensburg oder auch Frankfurt am Main). Die umfangreichen Archivalien zum Reichskammergericht im Stadtarchiv Speyer und in anderen in- und ausländischen Archiven verdeutlichen, welche Rolle der Reichsstadt innerhalb der deutschen Verfassungsgeschichte eigentlich zukommt. Diese Rolle ist bei weitem noch nicht ausreichend erforscht.
Doch der Blick auf Speyer als Freie Stadt und zentraler juristischer Anlaufpunkt im 16. und 17. Jahrhundert gibt nur einen Teil der Realität wieder. Speyer war eingebunden in ein hochkomplexes Gefüge adeliger und geistlicher Territorialherrschaften, die oft auch konfessionell gegeneinander standen. Zu den großen territorialen Nachbarn zählten rechts- wie linksrheinisch Teile des weltlichen Territoriums des Bischofs von Speyer sowie natürlich die Kurpfalz als regionale Hegemonialmacht. Christoph Lehmann, der eigentlich aus Finsterwalde (Lausitz) stammende Speyerer Stadtschreiber und Historiker, verweist im Titel seiner berühmten „Speyerer Chronik“, die erstmals im Jahr 1612 erschien, auf Kaiser und Reich, die in den Augen der gebildeten Speyerer Bevölkerung wesentlich für das reichsstädtische Selbstverständnis waren:
Chronica der Freyen Reichs Statt Speyr: Darinn von dreyerley fürnemblich gehandelt/ Erstlich vom Ursprung/ Uffnemen/ Befreyung/ Beschaffenheit deß Regiments/ Freyheiten/ Privilegien/ Rechten/ Gerechtigkeiten/ denckwürdigen Sachen und Geschichten/ auch underschiedlichen Kriegen und Belägerungen der Statt Speyr: Zum andern/ von Anfang unnd Uffrichtung deß Teutschen Reichs/ desselben Regierung durch König unnd Kayser/ unnd was es jeder Zeit ins gemein mit demselben/ und insonders mit den Erbarn Frey unnd Reichs Stätten vor Gestallt gehabt/… Zum dritten/ von Anfang und Beschreibung der Bischoffen zu Speyr/ unnd deß Speyrischen Bisthumbs.
Wenden wir uns nun, nach dem Blick auf die reichsrechtliche Stellung der Stadt, dem Rat als nach innen gerichteter Obrigkeit in Speyer zu. Das angeführte Zitat aus der Lehmannschen Chronik bringt ebenfalls deutlich zum Ausdruck, dass die „Befreiung“ der Stadt, nämlich von der bischöflichen Herrschaft, ein langer Prozess war. Dieser war von vielfachen inneren Konflikten und Streitigkeiten um das Stadtregiment begleitet, besonders zwischen den patrizischen Münzern und Hausgenossen einer- und den städtischen Zünften (die schließlich die Oberhand behielten) andererseits. Es bildete sich eine Oligarchie ratsfähiger Familien heraus.
Seit dem späten Mittelalter verfestigte sich der Rat als städtisches Regierungsgremium immer mehr, was auch an personell-familiären Kontinuitäten gut festzumachen ist. Der „Bürgeraufstand“ des Jahres 1512/1513 gegen den Rat führte zu keinen wesentlichen Veränderungen. Im Gegenteil: Die Situation mutet aus heutiger Sicht anachronistisch an und hat relativ wenig mit dem modernen Verständnis von Demokratie (die ja gerne im historischen Rückblick mit der alten „städtischen Freiheit“ verbunden wird) zu schaffen. Die Ratsbesetzung lag auch nach 1512/1513 in den Händen der Zünfte, die damit auch politisch die Zügel in ihren Händen hielten.
Von der nichtstädtischen Form von Herrschaft (etwa auf dem flachen Land, in den größeren oder kleineren Adelsherrschaften) unterschied sich ein solches Regiment wie in Speyer allerdings erheblich. In unserer Stadt wurden „ganze“ und „halbe“ Zünfte unterschieden, die entsprechend dieser Einteilung bzw. ihrer Bedeutung zwei Personen bzw. lediglich eine Person in den Rat wählen durften. Zu den vollwertigen Zünften zählten neben den zahlenmäßig zu vernachlässigenden Großkaufleuten (Hausgenossen) beispielsweise die Weber, Tucher, Schneider und Krämer, während zu den „halben“ Zünften z.B. die Kürschner oder die Fischer gehörten. Die meisten Zünfte vereinigten dabei ganz unterschiedliche Gewerbe in sich. Zur Krämerzunft wurden etwa auch die Glaser, Apotheker, Maler, Sattler oder Bürstenbinder gerechnet.
Jährlich wählten die Ratsleute zwei Personen zu Bürgermeistern, die unter anderem auch für die städtische Sicherheit Sorge zu tragen hatten. Die städtische Verwaltung in Speyer war abgesehen davon sehr differenziert und umfasste im Prinzip alle Lebensbereiche der Speyerer Bürger, ohne dass an dieser Stelle einzelne weitere Ämter und Funktionen namentlich angeführt werden sollen. Stadtbild und Bevölkerung Über die äußere Gestalt der Stadt Speyer im 16. Jahrhundert sind wir durch einen bekannten Holzschnitt des Sebastian Münster (1488-1552) gut unterrichtet. Die Vorlage war wohl von einem Speyerer Künstler angefertigt worden. Auf dieser Grundlage hat dann Matthäus Merian später eine ebenfalls verbreitete Stadtansicht erstellt. Beide vermitteln eine sehr genaue Ansicht Speyers vor den kommenden Zerstörungen im 17. Jahrhundert.
Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurden drei der vier Speyerer Vorstädte schwer zerstört (Gilgenvorstadt, Fischervorstadt/Marxenvorstadt und Vorstadt Altspeyer); lediglich der Hasenpfuhl blieb unzerstört. Der folgenschwere Stadtbrand von 1689 sowie der Wiederaufbau im 18. Jahrhundert beendeten endgültig das im Mittelalter grundgelegte und bei Merian noch gut sichtbare Stadtbild. Dieses war neben dem Dom und den weiteren Kirchen und Kapellen natürlich in besonderer Weise durch die Stadtmauer und die zahlreichen befestigten Mauer- und Tortürme geprägt. Doch sank ihre Bedeutung im Verlauf der Frühen Neuzeit rapide ab.
Die „wehrhafte“ Stadt des Mittelalters existierte nicht mehr. Dies lässt sich beispielhaft am Dreißigjährigen Krieg verdeutlichen, als Speyer wechselweise, je nach Verlauf der Auseinandersetzungen, von den Kriegsparteien besetzt wurde. Die städtischen Befestigungen hätten dem feindlichen Beschuss nur wenig entgegenzusetzen gehabt. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg rückten französische Truppen 1688 ohne auf Widerstand zu treffen in die Stadt ein. Die Speyerer Einwohnerschaft erreichte gegen Ende des 16. Jahrhunderts, also am Vorabend des Dreißigjährigen Krieges, mit ca. 8.000 Personen einen Höchstwert, der erst wieder in der bayerischen Zeit (19. Jahrhundert) erreicht werden sollte: Im Verlauf der für Speyer katastrophalen Ereignisse des 17. Jahrhunderts sank die Bevölkerungszahl rapide ab, um sich dann langsam wieder zu erholen.
Speyer verfügte als verkehrstechnisch günstig gelegener Umschlag- und Handelsplatz auch im ausgehenden 16. Jahrhundert immer noch über eine gewisse Bedeutung als Markt. Zu den wichtigen Handelsgütern zählte der Wein – Speyer war eine Wein produzierende, vor allem aber mit dem Wein Handel treibende Stadt. Die Bedeutung des Ackerbürgertums in einer Stadt wie Speyer sollte generell nicht übersehen werden, umfasste die Zunft der Gärtner doch im 16. Jahrhundert immer noch ca. 180 Zunftbürger (bei ca. 1.000 Zunftbürgern insgesamt)! Die im späten Mittelalter dominierende Tuchherstellung ging deutlich zurück, behielt aber immer noch Bedeutung. Um 1600 können wir von etwas mehr als 100 Tuchern und Webern in der Stadt ausgehen.
Fünf Fähren im näheren Umfeld der Stadt führten über den Rhein (nach Udenheim/Philippsburg, Rheinsheim, Altlußheim, Ketsch, und Rheinhausen). Der bis heute betriebenen Rheinhauser Fähre kam auch deshalb besondere Bedeutung zu, weil über sie eine der reichsweiten Postrouten im Reich führte; eine Poststation in Rheinhausen ist bereits um 1500 erwähnt.
Verschiedene Glaubensrichtungen
Ein Blick auf die Speyerer Bevölkerung um 1600 bleibt unvollständig, wenn nicht auch die konfessionellen Strukturen in den Blick genommen werden. In Speyer hatte die Reformation im Sinne Luthers (wie in den meisten anderen Reichsstädten auch) zu eingreifenden Veränderungen geführt. Rat und Bürgerschaft der Stadt, und damit der übergroße Teil der gesamten Einwohnerschaft, nahmen nach und nach die lutherische Lehre an. Verschiedene Kirchen wurden sukzessive der neuen Lehre zugeführt bzw. umfunktioniert. 1538/1540 errichtete der Rat zunächst im Dominikanerkloster eine eigene (lutherische) Ratsschule. Der Siegeszug der neuen Lehre Luthers bedeutete für die Klöster und Stifte eine Zeit des Niedergangs – und dies nicht nur in „moralisch-sittlicher“ Hinsicht (wie der übliche, manchmal sicher überspitzte oder polemische Blick war), sondern ganz einfach auch personell oder wirtschaftlich.
Dennoch hielt sich katholisches Leben in den Klöstern und Stiften sowie natürlich am Domstift, wozu sicherlich auch die Anwesenheit des Reichskammergerichts in Speyer beigetragen haben dürfte. Die katholischen Angehörigen des höchsten Reichsgerichts sowie der Klerus und zum Klerus gehörige (laikale) Personen dürften den überwiegenden Teil der katholischen Einwohnerschaft Speyers – eine Minderheit – gebildet haben. In einem Bericht des Jahres 1576 wird, abgesehen davon, lediglich von 30 weiteren katholischen Einwohnern berichtet. Die katholische Erneuerung (Gegenreformation) im Sinne des Konzils von Trient (1545/1563) dürfte einmal mehr durch die Anwesenheit des Reichskammergerichtspersonals begünstigt worden sein. Sie wurde wie andernorts auch von den Jesuiten getragen, die im Jahr 1567 in Speyer bereits ein Kolleg samt Schule bzw. Gymnasium einrichten konnten.
Neben Lutheranern und Katholiken standen die Anhänger des Calvinismus (Reformierte), die im Jahr 1572 – zunächst protegiert von den Heidelberger Kurfürsten – die Aegidienkirche für ihre Gottesdienste erhielten. Fast zeitgleich mit der Durchsetzung der Reformation war 1534 die endgültige Vertreibung der Speyerer Juden besiegelt worden, womit eine seit Jahrhunderten in Speyer ansässige religiöse Minderheit aus der Domstadt vertrieben wurde. Nachdem der Rat noch im Jahr 1603 Handels- und Geldgeschäfte zwischen Juden und Christen unter 42 Strafe gestellt und Juden untersagt hatte, sich länger in Speyer aufzuhalten (ausgenommen waren Juden als Parteien am Reichskammergericht), ist eine neue jüdische (Kultus-)Gemeinde ab 1621 greifbar. Diese umfasste zu Beginn ca. 60 Personen; die Gemeinde (deren Mitglieder erneut gegen Ende des 17. Jahrhunderts vertrieben wurden) verfügte über eine Synagoge samt Mikwe und Friedhof. Wie man sieht, war die Geschichte Speyers in den Jahrzehnten um 1600 zwar nicht eben aufregend, doch bewegt war sie allemal – und ganz gewiss verdient sie eine eingehendere Erforschung, anhand der ungeachtet aller Katastrophen glücklich bewahrten reichhaltigen Überlieferung des Stadtarchivs.
aus: Speyerer Quartalhefte 4/2013
Dr. Joachim Kemper
[ehemal.] Leiter des Stadtarchivs – Abt. Kulturelles Erbe der Stadt