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* Touristen aus aller Welt stürmen die Domstadt

27.07.07 (Speyer)

Mit der 2000-Jahr-Feier fing alles an / Jährlich mehr als 230.000 Übernachtungen und über 3.000 Stadtführungen / Romanischer Kaiserdom als Weltkulturerbe klar die Nummer 1
Speyer ist keine Großstadt, auch kein anderes klassisches Reiseziel wie so viele Städte in deutschen Landen. Aber dennoch gehört die ehemalige Reichsstadt seit einigen Jahren zu den Topzielen im Tourismus. Warum das Interesse an Speyer seit Jahren ununterbrochen am wachsen ist, weiß keiner so genau. Sicher ist nur, dass mit der 2000-Jahr-Feier im Jahre 1990 eine Entwicklung einsetzte, wie sie nur wenige bundesdeutsche Städte und Region verzeichnen können.Dabei ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass Speyer seit Jahrhunderten von vielen Reisenden besucht wird. Bereits der Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, der die Stadt in den Jahren 1775 und 1779 besuchte, muss ein Fan der alten Reichsstadt gewesen sein. In seinem „Götz von Berlichingen“ ist nämlich die Aufforderung zu lesen, „macht Euch auf nach Speyer …“. Und dies wird noch, oder gerade in der heutigen Zeit wieder wörtlich genommen.
Die Zahl der Tagesgäste liegt inzwischen bei weit über einer Million Besucher, allein im letzten Jahr zählten die Beherbergungsbetriebe rund 230000 Übernachtungen. Damit gehört der Tourismus längst zu einem der bedeutendsten Wirtschaftszweige in Speyer. Diese positive Entwicklung hat aber auch negative Seiten, stößt bei der Bevölkerung nicht immer nur auf eitle Freude. Die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt haben längst die Kapazitätsgrenze erreicht, die Straßengastronomie in den sommerlichen Abendstunden erfreut zwar die Gastronomie, weniger aber die unmittelbar betroffenen Anwohner. Dabei könnte alles entspannter zugehen, würden die Besucher aus ganz Europa die angebotenen Parkplätze auf dem Festplatz auch nutzen, anstatt ziel- und orientierungslos bis tief in die Altstadtgassen hinein zu fahren. Wer andere Städte kennt, weiß das Park & Ride-System von Speyer zu schätzen. Wer nämlich auf dem Festplatz parkt, erhält mit dem Parkschein eine Tageskarte für den örtlichen Personennahverkehr. Aber die Wege in die historische Innenstadt oder den anderen Sehenswürdigkeiten sind eigentlich zu kurz, um mit dem Shuttlebus fahren zu müssen.
Warum die Besucher in so großen Zahlen nach Speyer strömen, weiß keiner so genau. Gründe gibt es viele, wie eine Umfrage unserer Zeitung unter den Touristen aus aller Welt ergab. Der romanische Kaiserdom ist als Weltkulturerbe klar die Nummer 1 bei den Besuchern. Viele kommen allein wegen ihm in die Stadt, sind dann aber überrascht, dass es noch viel mehr Sehenswürdigkeiten gibt. Ob deren Vielfalt ist es kein Wunder, dass auch die Stadt- und Gästeführer in Speyer viel zu tun haben. Über 3000 Stadtführungen wurden im letzten Jahr durchgeführt. Hinzu kommen noch viele weitere Rundgänge, die sich speziell mit der wechselvollen Stadtgeschichte beschäftigen. Der Ausflug ins Jahr 1462 gehört unter den Führungen in historischer Kleidung ebenso zu den Rennern wie ein Abend unter dem Motto „Gauner – Richter – Blutgericht“. Und die Rundgänge mit dem Nachtwächter haben längst Kultstatus.
Mit „Schuld“ an der Besucherexplosion sind aber auch die drei großen Museen in der Stadt. Das Historische Museum der Pfalz lockt seit Jahren mit seinen Sonder- und Dauerausstellungen, das Technik Museum Speyer ist mit seinen beiden Großkinos ein beliebtes Ziel für jung und alt. Und mit dem Sealife-Großaquarium steht direkt am Rhein die dritte museale Attraktion.
Die Verkehrsanbindungen sind, abgesehen von den aktuellen Bauarbeiten im Bereich der Rheinbrücke, geradezu ideal. Autobahnen und Bundesstraßen bringen die Besucher direkt nach Speyer, die neue S-Bahn-Strecke wirkt sich positiv aus und auch der Rhein ist längst zu einem beliebten Anreiseweg geworden. Wöchentlich kommen zahlreiche Flusskreuzfahrtschiffe an der Rheinpromenade an und bringen viele Hundert „Kreuzfahrer“ in die Stadt. So lagen allein gestern fünf große Schiffe vor Speyer vor Anker, sicher ein weiterer Beweis für die Attraktivität einer alten Stadt.
Und selbst wenn die vielen Tagesbesucher oder Stadtbummler aus dem benachbarten badischen Raum die Stadt verlassen haben, kehrt im sommerlichen Speyer erst spät Ruhe ein. Die vielen Restaurants, Kneipen, Wirtshäuser und Biergärten haben in der Region einen ausgesprochen guten Ruf, so dass es vor allem an den Wochenenden oft bis spät in der Nacht in der Altstadt recht lebendig zugeht. „Macht Euch auf nach Speyer!“ – die Botschaft des Herrn von Goethe ist angekommen – wenn auch anders als im „Götz von Berlichingen“ gemeint … (og)

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