Traditionelles Fest sichtlich genossen
07.05.06 (Reilingen)
Dorflindenfest lockte Besucher an / Einfache Gerichte und viele gute Gespräche / Aufmerksamer Service und gute Stimmung
Zu den beliebtesten dörflichen Feste in Reilingen gehörte einst das Dorflindenfest. Ein Blick in die Chronik zeigt, dass es mit den Bauern, Handwerkern sowie den vielen Mägden, Knechten und Dienstboten eigentlich die gesamte Dorfgemeinschaft war, die sich zum zwanglosen feiern traf. Diese volkstümliche Veranstaltung fand stets zur Blütezeit der großen Linde statt, die den Platz an der alten Wendelinuskirche schmückte. Nach dem sonntäglichen Wettersegen durch den Ortspfarrer trafen sich hier Jung und Alt an den Tischen und Bänken unter dem weiten Kronendach des weit ausladenden Baumes. In bester Stimmung wurde hier gegessen und getrunken, viel gelacht und gescherzt, aber auch so manche lokalpolitische Intrige gesponnen oder kleine Racheaktionen gegen Nachbarn ausgebrütet. Das Dorflindenfest endete so meist in einer mehr oder weniger wilden Rauferei. Vor allem dann, wenn Burschen aus Hockenheim oder St. Leon ins Dorf gekommen waren, um sich unter der holden Weiblichkeit umzuschauen.
Nach den beiden Weltkriegen geriet das Fest unter der Dorflinde in Vergessenheit und wurde erst wieder vor einigen Jahren von der Freien Wählergemeinschaft aus dem Dornröschenschlaf erweckt.
Längst steht die Dorflinde in der Spargelgemeinde nicht mehr auf dem heutigen Rathausplatz sondern neben dem Franz-Riegler-Haus. Und dorthin kamen am Samstagabend wie einst wieder viele Besucher, um ein paar gemütliche Stunden zu verbringen. Strahlenförmig ausgerichtet standen die Tische und Bänke unter dem jährlich größer werdenden Lindenbaum. Bei zunächst milden Temperaturen war die Erwartung auf einen lauen Sommerabend groß, aber die Kühle der Nacht ließ die viele Besucher dann doch fröstelnd enger zusammenrücken. Dies tat der guten Stimmung überhaupt keinen Abbruch, denn die Freien Wähler hatten einmal mehr für eine vielseitige Bewirtung gesorgt. Der bereits legendäre Spargelsalat, in diesem Jahr in seiner ursprünglichsten Art angemacht, fand dabei ebenso reißender Absatz wie der berühmte Baumann’sche Käsekuchen vom Herrenbuckel. Ein aufmerksamer Service und viele flotten Helferinnen und Helfer vor und hinter den Kulissen umsorgten die Besucher des Dorflindenfestes. Diese ließen sich so gerne verwöhnen und hatten ihre Freude am Gespräch untereinander – und dies über Partei- und Vereinsgrenzen hinweg ohne jede Rauferei wie dereinst sonst üblich. Ein traditionelles Fest, das ganz nach dem Motto „Manchmal darf es ruhig auch etwas weniger sein“ unter der Dorflinde sichtlich genossen wurde.