Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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* Unter der Dorflinde ließ sich trefflich feiern

13.05.07 (Reilingen)

Freie Wähler hatten zum traditionellen Dorffest eingeladen / Maibock und Maibowle, Spargelsalat und viele Gespräche
Sage nur einer, es gebe die einst beliebten, heute vielleicht etwas altmodisch wirkenden Dorffeste nicht mehr. Ein Blick in die Reilinger Chronik zeigt, dass es bereits vor etwa einhundert Jahren bereits eine Hand voll Gelegenheiten gab, wo sich Bauern, Handwerker, sowie die Mägde, Knechte und Dienstboten zum zwanglosen Feiern trafen. Zumeist in einem der zahlreichen Wirthäuser stattfindet, ist aber ein einziges Fest überliefert, das im Reilinger Jahreslauf ganz bewusst hinaus ins Freie lockte: das Dorflindenfest. Diese volkstümliche Veranstaltung fand stets zur Blütezeit der großen Linde statt, die damals den Platz an der alten Wendelinuskirche schmückte. Nach dem sonntäglichen Wettersegen durch den Ortspfarrer trafen sich hier Jung und Alt an den schattigen Tischen und Bänken unter dem Kronendach des weit ausladenden Baumes.
In bester Stimmung wurde hier gegessen und getrunken, viel gelacht und gescherzt, aber auch so manche lokalpolitische Intrige gesponnen oder kleine Racheaktionen gegen Nachbarn ausgebrütet. So endete das Dorflindenfest einmal damit, dass die wackeren Reilinger mit Äxten und Sägen ausrückten, um den Hockenheimern ihre Obstbäume im Holzrott zu fällen. Eine Geschichte, die als „Holzrott-Krieg“ in die Ortsgeschichte eingehen sollte.
Nachdem das Fest über Jahrzehnte in Vergessenheit geraten war, griffen die Freien Wähler der Spargelgemeinde diese alte Tradition wieder auf und erweckten vor einigen Jahren das Fest unter der Dorflinde zu neuem Leben.
Die historische Dorflinde steht zwar nicht mehr wie einst auf dem heutigen Rathausplatz, sondern wurde neben dem Franz-Riegler-Haus neu gepflanzt. Aus dem kleinen Bäumchen ist inzwischen ein prächtiger Baum geworden, unter dem es sich jetzt wieder prächtig feiern ließ. Der zunächst noch stürmische Wind und die kühlen Temperaturen ließen die vielen Besucher Dorflindenfestes am Samstagnachmittag zunächst im Innern des Franz-Riegler-Hauses eng zusammenrutschen. Als aber am Abend die Sonne den Platz am Feuerwehrhaus in goldenes Licht tauchte, Windstille und überraschend milde Temperaturen eingekehrt waren, strömten die Menschen wie von selbst hinaus ins Freie. In kürzester Zeit waren die Plätze unter dem Lindenbaum voll besetzt und auch bei der späteren Abendkühle ließ man sich die gute Laune nicht verderben.
Wie bei den Altvorderen saßen auch in diesem Jahr wieder viele Reilinger mit ihren Gästen zusammen, stießen mit süffigem Maibock aus der traditionellen Bierflasche oder duftender Maibowle auf den Wonnemonat an. Da bewusst auf musikalische Umrahmung oder andere Programmpunkte verzichtet wurde, stand das Gespräch mit- und untereinander im Mittelpunkt. Eine seltene Gelegenheit, die nicht nur von den vielen anwesenden Kommunalpolitikern, sondern auch von den Bürgermeistern Walter Klein (Reilingen) und Hartmut Beck (Altlußheim) ausgiebig genutzt wurde. Neben den vielen bewährten Grillspezialitäten fand der bereits legendäre Spargelsalat reißenden Absatz und wurde von der stets die Gäste umsorgenden Vorsitzenden Sabine Petzold auch in der Frischhaltebox denjenigen im Heimservice zugestellt, die zwar dieses leckere Gericht gerne essen, aber dann am Dorflindenfest doch nicht hatten teilnehmen können. Eben genauso wie früher, als die nicht verbrauchten Essensportionen unter den Festbesuchern aufgeteilt und nach Hause mitgegeben wurden. Volkstümlicher hätten die Freien Wähler einmal mehr das Traditionsfest nicht umsetzen können.
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