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* Verantwortung in der Gegenwart und für die Zukunft

18.11.07 (Altlußheim, Neulußheim, Reilingen)

Feierstunden zum Volkstrauertag / Ansprachen und Totengedenken / Kranzniederlegungen
Altlußheim: Die Botschaft des Denkmals ernst nehmen
Ansprechend und würdevoll zugleich war die Feierstunde zum Volkstrauertag, die in Altlußheim zum ersten Mal im Rahmen eines Gottesdienstes in der evangelischen Kirche stattfand. Musikalisch umrahmt vom Kirchenchor gedachten so viele Gottesdienstbesucher nicht nur den Opfern der Kriege und Gewaltherrschaften, sondern wurden von Bürgermeister Hartmut Beck in dessen Ansprache auch daran erinnert, dass sich hinter jedem Namen am Denkmal zu Ehren der Gefallenen und Vermissten der Weltkriege auf dem Friedhof sich auch viele Schicksale der Angehörigen, Freunde und Bekannten verbergen würden. „Schicksale, die sich in unserem Ort zugetragen haben.“
Die beiden Weltkriege seien zwar vergangen, nicht jedoch die Bereitschaft, Gewalt als Mittel zur Durchsetzung staatlicher, aber auch religiöser oder gar persönlicher Macht-, Gebiets- oder Besitzansprüche anzuwenden. „Deshalb ist es unsere Aufgabe, die Botschaft des Denkmals ernst zu nehmen, zu erinnern und zu mahnen“, so Beck abschließend. Im Gedenken an die vielen Toten, Vermissten und Opfer legte er zum Abschluss der Feierstunde unter musikalischer Begleitung des Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr am Ehrenmal der beiden Weltkriege einen Kranz nieder.
Reilingen: Mahnung und Grundlage für ein versöhntes Miteinander
Ausgehend von einem Gedicht der Lyrikerin Hilde Domin erinnerte in der Reilinger Friedhofskapelle Pastoralreferent Thomas Eisermann an die „sintflutartige Sinnlosigkeit des Krieges“. Allein die 65 Millionen Tote beider Weltkriege, aber auch die nahezu 56 Millionen kriegsgeschädigte Menschen seien noch immer unfassbare Zahlen. Die in Krieg und Gefangenschaft verstorbenen Menschen, die bei Flucht und Vertreibung den Tod fanden, die im Widerstand oder als Opfer eines menschenverachtenden Systems ihr Leben lassen mussten, die Opfer der Verfolgung aus politischen, religiösen und rassistischen Gründen, seien heute eine Verpflichtung, „dafür zu wirken, dass die Menschen nicht mehr aneinander sterben, sondern miteinander leben.“ Auch wenn der Aufbau einer stabilen demokratischen Grundordnung gelungen sei, müsse die Erinnerung an die Opfer der Weltkriege und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wach gehalten werden. „Als bleibende Mahnung und Grundlage für ein versöhntes Miteinander.“
Musikalisch umrahmt vom MGV 1902 und den Musikfreunden nahm Bürgermeister Walter Klein die Totenehrung vor. Nach einem Gedenkwort von Peter Schell, Beauftragter vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurden Kränze am Ehrenmal auf dem Reilinger Friedhof niedergelegt.
Neulußheim: Krieg als Mittel der Politik ächten
Der Volkstrauertag sei kein Tag des Heldengedenkens, so Neulußheims Bürgermeister Gerhard Greiner in einer bemerkenswerten Ansprache, sondern der passende Anlass, den Blick zurückzuwenden, „weil wir daraus unsere Verantwortung für das Geschehene erkennen und Konsequenzen für unser Handeln heute ableiten können“. Erinnerungsarbeit sei echte Friedensarbeit, denn sie lehre, dass Krieg kein geeignetes Mittel zur Konfliktlösung sei und dass zivile Wege der Konfliktbewältigung gefunden werden müssen.
Jeder getötete Soldat, jeder verhungerte und erfrorene Flüchtling, aber auch jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, die wegen ihrer Herkunft, ihrer Rasse, ihres Geschlechts, ihrer Religion ermordet wurden, würden verlangen, Gewaltherrschaft abzuwehren, Zivilcourage und Toleranz zu üben und den Krieg als Mittel der Politik zu ächten. Dabei gehe es nicht mehr nur um Vergangenheit oder Schuldzuweisung, sondern um Verantwortung in der Gegenwart und für die Zukunft. „Und da gibt’s auch in Neulußheim tagtäglich aktuellen Anlass zum Engagement“, so Greiner deutlich. Die Feierstunde in der Aussegnungshalle wurde vom Musikverein „Harmonie“ und Vereinigten Männergesangverein musikalisch umrahmt. Nach dem Segen durch Pfarrer Uwe Sulger fand auf dem Friedhof die Kranzniederlegung durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, den Sozialverband Deutschland und VdK-
Ortsverein statt.  (og)

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