* Verschlafen – und doch hochzufrieden …
25.09.10 (* Wersau-Forschung, * Wersauer Tagebuch)
Es ist Samstag, erster Aktionstag während der laufenden Grabung – und ich verschlafe …! Bin erst gegen 6 Uhr ins Bett gekommen, habe noch stundenlang in alten Beschreibungen über die Wersau geblättert und dabei interessante Hinweise entdeckt. War nämlich im Generallandesarchiv und wir haben dort neue, uns bisher nicht bekannte Pläne der alten Mühle gefunden. Möglicherweise decken sich diese mit den Funden im vorderen Bereich des heutigen Mühlengebäudes. Wer kann bei solchen Hinweisen schlafen?
Ich jedenfalls nicht …! Als ich aufwache und zur Uhr blicke, erschrecke ich: 10.28 Uhr! In zwei Minuten sollen die heutigen Arbeiten beginnen – und ich bin nicht da. Wer soll jetzt den Leuten das Tor öffnen?
Als ich kurz vor 11 Uhr endlich vor Ort bin, sind unsere AK-Mitglieder bereits auf dem Gelände. Ich finde es zwar nicht gut, aber clever wie sie waren sind sie „eingebrochen“, haben einfach das kleine Tor ausgehängt. Entschuldige mein Verspäten, gebe aber zu bedenken, dass es wohl besser gewesen wäre, mich anzutelefonieren oder bei mir den Schlüssel zu holen. Hätte nämlich einen schlechten Eindruck hinterlassen, wenn irgendjemand den „Einbruch“ gesehen hätte. Aber erledigt, werde zukünftig wieder pünktlich vor Ort sein!
Hella, Uwe, Richard, Benny und Willi haben die Wartezeit genutzt und den Schubkarren zusammengebaut, den Hella mitgebracht hat (VIELEN DANK!). So nach und nach wächst unsere Ausrüstung Wir machen uns an die Arbeit, um mal einen Blick in die großen Aushubberge zu werfen. Mit Schäufelchen und Spitzkelle wird Stück für Stück der Erde untersucht – und wir werden bereits nach wenigen Minuten fündig. Uwe hat sich den besten „Claim“ abgesteckt, denn er fördert nahezu ohne Unterlass Scherben, Ränder und Böden von Schüsseln, Töpfen und Krüge zutage. Aber auch die anderen freuen sich immer wieder über schöne Funde: glasierte Keramikteile, Fußbodenfliesen, Ofenkacheln oder stark verrostete Eisenteile. Sogar eine Kette mit Nagel ist dabei. Erinnert daran, dass hier wohl einst die Stallungen der Burg standen.
Um die Mittagszeit kommt Philipp und bringt uns frische Brötchen und Würstchen. Das Arbeiten an der frischen Herbstluft macht hungrig und so genießen wir während eines Regenschauers die leckere Spende. Auf unseren Philipp können wir uns eben verlassen, da ist noch niemand im Dienst verhungert. DANKE!
Wir sind kaum wieder beim Arbeiten (ich bin noch immer müde und wäre soooo dankbar, einen „Hochsitz“ zu haben, um die Arbeit überwachen und dabei ausruhen zu können …!), da kommen Sabine und ihr Reinhard auf das Gelände. Er ist das erste Mal vor Ort, aber sofort fasziniert und auch gleich vom „Buddelvirus“ angesteckt. Und als er dann auch noch fündig wird, hält ihn nichst mehr: Er bleibt bei uns – und schickt seine Sabine allein nach Hause!
Als wir gegen 14.30 Uhr unseren Einsatz beenden, haben wir einen Berg von Keramikteilen und andere interessante Funde vor uns liegen. Unser Wassermeister und „Mr. Wersau“ Willi hat inzwischen alle Fundstücke grob gesäubert, so dass unsere Grabungsarchivarin Hella ein grobes Vorsortieren vornehmen kann. Beim Anblick der Funde kommt Freude auf: „Ob wir wohl einen Topf oder Krug wieder zusammensetzen können? Wäre doch großartig.
Zurück zu Hause wollte ich mich zwar etwas hinlegen, um die kurze Nacht „nachzuholen“ – aber keine Chance! Muss erst mal meine ganzen Foto- und Textdaten der laufende Woche aufarbeiten – und darüber wird es draußen bereits dunkel. Jetzt ist wieder der Nachtwächter von Speyer gefragt – und morgen früh geht es bereits um 7.45 Uhr weiter: Regina und ich fahren mit der „Harmonie“ in den Elsass. Und da Willi, Sabine und Reinhard auch mit dabei sein werden, wird auch die Wersau an diesem Ausflug teilnehmen …