Kurpfalz Regional Archiv

Geschichte(n) und Brauchtum aus der (Kur-)Pfalz

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* Vom Grenzumgang zum Wettersegen

01.06.07 (Hockenheim)

Heimischer Brauchtum und ausgefallene Traditionen zu Pfingsten in und um Hockenheim
Pfingsten war für die Hockenheimer in der Vergangenheit schon immer ein besonderes Fest. In den Kirchen wurde an die Herabkunft des Heiligen Geistes erinnert, die Bauern trieben erstmals im Jahr ihre Kühe und Schweine auf die Weiden – und die jungen Männer des Dorfes wurden beim Gemarkungsrundgang mit einem Schlag auf den Hinterkopf daran erinnert, ja nicht die Standorte der Grenzsteine zu den benachbarten Gemarkungen zu vergessen.
Hervorgegangen sind die Grenzabschreitungen an Pfingsten aus den Flurumritten der Freibauern und des ländlichen Adels, die einst um diese Zeit stattfanden. Grund für dieses Tun war meist die Aufnahme junger Männer in die Dorfgemeinschaft. Bereits im Mittelalter hatte der König zu Pfingsten verdiente Gefolgsleute feierlich in den Ritterstand erhoben. Spektakulär war die Hockenheimer Gemarkungsschau stets im Grenzbereich zu den in der ganzen Region unbeliebten „Schwaben“. Damit waren die Bewohner der Lußheimer Dörfer gemeint, die als württembergische Exklave gar nicht so recht in das regionale Umfeld passten. Da der Herzog von Württemberg all „das unnütz Volk aus meinem Stuttengarten“ in die „Ländereien in den Rheinauen“ hatte verbringen lassen, sorgte deren Auftreten und Lebensauffassung mehr als einmal für Streitereien unter den Nachbardörfern. Vor allem die „Querulanten zu Calabria“, gemeint sind damit die Neu-Lußheimer, hätten sich ob ihrer kleinen Gemarkungsfläche immer wieder an den Grenzsteinen zu schaffen gemacht. Also tat man im alten Hockenheim alles, um die Burschen und jungen Männer alljährlich an Pfingsten daran zu erinnern, wo diese zu stehen hatten. Die etwas rohen Sitten beim Gemarkungsrundgang (die Burschen wurden mit dem Kopf an den Grenzstein gestoßen, um sich „für immer“ an den Standort zu erinnern) störten jedoch die Kirche, da sie die Rundgangteilnehmer -nicht nur wegen des immensen Genusses von alkoholisiertem Pfingstwasser – „moralisch und körperlich gefährdet“ sah. Kurzerhand wurde der Grenzumgang zur pfingstlichen Flurprozession, die stets mit dem Großen Wettersegen in Erwartung einer guten Ernte endete. Erst viel später wurde dann der Wettersegen vom Fest der Kreuzauffindung (3. Mai) bis zum Fest der Kreuzerhöhung (14. September) am Schluss eines jeden Gottesdienstes erteilt. In der Hockenheimer Georgskirche wurde dieser Brauch noch lange gepflegt. So schritt noch Dekan Johannes Beykirch am Ende der Messe mit wehendem Rauchmantel und dem Weihwasserpinsel durch das Gotteshaus, um schließlich mit der kleinen Wettermonstranz den Segen zu erteilen. (og)

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